Freitag, 8. August 2014

Vierradwandern im Frankenländla
















Am Tag nach der Bamberg-Tour bin ich wieder auf mich alleine gestellt. Der graue Himmel lockert erst nach Stunden auf, was mir immerhin ein sehr ausgedehntes Frühstück verschafft. Mein Schwesterherz sorgt sehr rührend dafür, dass immer eine Auswahl exquisiter Konfitüren auf dem Tisch steht und der Kaffee aus diesem Kapselding ist auch nicht übel.

Was macht man mit so einem angebrochenen Tag? Viel laufen auf keinen Fall, viel gelaufen bin ich in den letzten Tagen genug. Ein paar Stunden durch Städte latschen geht immer, sogar wandern geht, wenn es ein klar definiertes und reizvolles Ziel gibt. Einen Wasserfall oder Gletscher zum Beispiel. In Franken kenne ich mich nicht aus, aber Wasserfälle und Gletscher fallen als Attraktion ganz sicher flach. Mach ich es halt wie in Norwegen, ins Auto setzen und einfach durch die Gegend gondeln.

Spontanes Vierradwandern ist was für Faulpelze, man entdeckt dabei möglicherweise nicht die ganz spektakulären Ecken, aus den langweiligen kommt man dafür schneller wieder weg. Die Wahrscheinlichkeit ein paar nette Orte zu entdecken ist dabei relativ hoch. Am besten die Hauptstraßen meiden und wenn man doch auf einer landet immer die Richtung nehmen, die von der nächsten größeren Stadt weiter wegführt.

In Franken geht es mir wie in Norwegen, ich finde kaum langweilige Ecken, dafür muss ich alle Nase lang wieder meine Karre in irgend einen Feldweg steuern um die Fränkische Kornkammer zu fotografieren. Unglaublich was hier alles wächst, Roggen, Weizen und alles andere an Körnerzeugs, Hopfen (natürlich) und jede Menge anderer Kram, den ich natürlich nicht identifizieren kann, weil ich das damals in der Schule für unnützes Wissen hielt. Dazwischen ohne Ende Kirschplantagen, die ich an den zahllosen Leitern gut erkennen kann - und an den Verkaufsständen die garantiert in der Nähe stehen, an denen aber nie jemand hält und Kirschen kauft. Den Stundenlohn der Pflücker rechne ich mir lieber nicht aus.

Bei Richtungsänderungen lasse ich mich spontan von den Namen der jeweilig erreichbaren Orte inspirieren. Anders als in Norwegen enden selbst Straßen in das entlegenste Kaff selten als Sackgasse, man kann immer in irgend eine Richtung weiterfahren. Etwas mit Mühle, Bach, Burg, Wald oder Berg im Namen ist meistens nicht verkehrt. Oder Stein. Hiltpoltstein vielleicht. Hätte mich vorher jemand gefragt wo Hiltpoltstein liegt, ich hätte es irgendwo im Nirgendwo verortet, und richtig, hier ist es auch. Mitten im Nirgendwo, aber immerhin mit Burg und altem Stadttor.

Das ist der große Vorteil beim Vierradwandern, zu Fuß wäre ich gar nicht erst nach Hiltpoltstein gekommen. Oder nach St.Helena, obwohl ich nächstes mal eine anderen Weg wählen würde. Wenn man auf unbefestigten Waldwegen auf richtige Wanderer trifft kommt man sich nämlich schon ein bisschen albern vor. Aber Hamburger Kennzeichen und kein Navi an der Scheibe, die haben sicher gedacht ich hätte mich verfahren. Vierradwandern ist noch nicht so bekannt.


Bekannter: Bruce Cockburn - The Trouble With Normal / Stealing Fire / Big Circumstance















10 Kommentare:

  1. wunderschöne Bilder! Und die Wolken zu dem unten, ganz Klasse. Im Fränkischen ist es schon sehr schön. Und Danke für den Tipp mit dem Vierradwandern, das muss ich mir merken. Unbedingt. Vielleicht kann ich die Freunde ja mal überreden... wenn ich fahre

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    1. Selber fahren ist dabei ganz wichtig, es sei denn man hat einen Fahrer der auf spontane Kommandos reagiert und nicht beim zehnten Wasserfall schon genervt ist von der Knipserei *g*.

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  2. Gelatscht bin ich die letzten Tage auch mehr als genug. Teils auf Wegen, die ich vor Jahrzehnten selbst gebaut habe ! doch dazu die nächsten Tage an anderer Stelle mehr.
    Heute gibts dann erstmal 400-Rad-Wandern (DB) zurück gen südwestfälischem Regenwald.
    Sofern das 400rädrige Stahlungetüm mich pannenfrei transportieren mag.

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    1. Du hast vor Jahrzehnten Wege "gebaut" die man heute noch benutzen kann? o0

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  3. Das erste gefällt mir richtig gut, das man aus Weizenfeldern so faszinierende Motive heraus holen kann hätte ich nicht erwartet. Man sollte öfter mal über die Dörfer fahren.

    Gruß, N.

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    1. Ich bin hier gerade über die Dörfer gefahren am Wochenende, 300 Kilometer und alles was ich gesehen habe war scheiß Mais. Hier oben wächst doch gefühlt nichts anderes mehr als scheiß Mais. Einzig im Frühling fällt auf dass es hier noch was anderes gibt, wenn der Raps blüht.

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  4. Für Weizenfelder hättest du nicht unbedingt nach Franken fahren müssen, auch wenn die Foto sehr hübsch sind, so etwas gibt es hier auch :p

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    1. Ja, ich kenne tatsächlich zwei bis drei hier um die Ecke, ist aber alles nicht so dolle, ansonsten s.o.

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    2. Bei mir um die Ecke im Central-Café gibt es sogar WeizenBIER.
      Vom Fass ! ;-p

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    3. Ich weiß, hast Du oft genug schon fotografiert :p

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