Was macht man nur an einem frostig kalten Wochenende im März, wenn die Frau wieder zur Arbeit muss, die eine Hälfte des Freundeskreises mit Grippe oder sonstigen Wehwehchen im Bett liegt und die andere Hälfte spontan den Resturlaub in Dänemark verbringt? Man setzt sich in die Karre und fährt hinterher. Herr L. lockt mich mit der Aussicht auf schöne Fotos und hofft wahrscheinlich auf anständige Verköstigung am Wochenende, der alte Fuchs. Durch die Spätschicht muss ich erst Montag früh wieder abreisen, kann also einen Abend der wahrscheinlich nötigen Erholung widmen und kaufe deshalb spontan auf dem Hinweg eine Flasche Whiskey und etwas Amibrause, weil ich den Jungs nicht ihre Vorräte für die Woche wegsaufen will.
Außerdem bin ich gerade unsicher ob wir da oben jetzt drei oder vier Personen sind, für die geplante Bolognese könnten etwas mehr Nudeln vonnöten sein. Die Teigwaren kosten einsachtzig, der Preis für Jack Daniels ist inzwischen auf zwanzig Euro gestiegen. Unverschämtheit denk ich mir und kauf stattdessen eine Pulle Gentleman Jack für fünfundzwanzig. Wenn schon Wochenende, dann richtig. Bei den Benzinkosten für die knapp 400 Kilometer Hin- und Rückweg spielt das keine Rolle mehr, eigentlich hätte ich auch gleich den Single Barrel nehmen können, Dekadenz allez.
Die Wegstrecke erweist sich als nicht ganz ohne Herausforderungen, Schneeverwehungen auf der Autobahn, Schneeverwehungen auf den Landstraßen und das Navi schickt mich schon vor der dänischen Grenze von der Autobahn, dabei hatte ich mich auf einen Hotdog und einen Hamburger an der Stammraste gefreut. Eigentlich bräuchte ich eine Grundlage, keine Ahnung was die Jungs an Vorräten eingekauft haben.
Wie beinahe erwartet haben wir die Wahl zwischen Nudeln mit Fertigsauce (Packung) und Nudeln mit Fertigsauce (Glas), blöde nur, dass ich für Sonntag schon Nudeln und Bolognesesauce (nicht fertig) eingeplant habe, das wird etwas eintönig. Gott sei Dank gibt es eine Packung Eier und ich backe Pfannkuchen, was besonders Herrn L. so dermaßen erfreut, dass ich irgendwie das Gefühl habe er hat das geplant.
Der Abend verläuft dann so wie der erste Abend in Dänemark halt immer verläuft, wir geben uns gepflegt die Kante, qualmen Zigarren und artverwandte Dinge im Schnee auf dem Balkon (weil von Ferienhäusern inzwischen nur noch Nichtrauchervarianten existieren) und morgens um drei geht der letzte in die Koje. Am nächsten Tag folgt die Erkenntnis, dass ich das vor zwanzig Jahren besser verkraftet hab. Mag aber auch am Gentleman liegen, der ist deutlich milder im Geschmack als der normale Jack und schmeckt am besten in der 40:60 Mischung, die Pulle ist jedenfalls leer.
Nach dem Frühstück lockt uns die Sonne nach draußen, es ist prächtiges Fotowetter. Allerdings geizt Egernsund etwas mit Motiven, nicht einmal die Klappbrücke will heute klappen, nix los an einem Sonntag im März. Motive gibt es dafür reichlich in Sønderborg, das mir
von der Wasserseite aus schon recht vielversprechend schien. Ein typisches dänisches Städtchen mit bunten Häusern, Schloss, Mühle, Fischerbooten und allem was so dazugehört, außer Menschen. Dieser Mangel wirkt sich auch auf die Verpflegung aus, eine geöffnete Hotdog Bude lässt sich nicht finden, dafür müssen wir tatsächlich noch Umwege fahren, die Tradition verlangt auch in Kurzurlauben nach wenigstens einem Pølserbrötchen.
Wat mutt, dat mutt.
Mutt:
Nick Lowe - Labour Of Lust/Nick The Knife/The Abominable Showman
Für größere Fotos ist leider immer noch mausklicken angesagt. Fehlerbehebung ist nicht gerade eine Stärke von Google.