Samstag, 28. Oktober 2023

Zähe Hasen

 










So schön ein Sieg in der allerletzten Minute auch ist, so sehr zerrt das in den neunzig Minuten davor an den Nerven und das ist man ja überhaupt nicht mehr gewohnt beim FC St.Pauli. Gerade hat man sich eingestellt auf eine Saison, in der nur die Höhe der Heimsiege nicht vorher feststeht, da machen sie es auf einmal spannend und man hat zeitweise das blöde Gefühl, wir könnten doch nicht so ganz unschlagbar sein wie gedacht.

Dass der Matanović zum 0:1 trifft ist mal wieder was für die Rubrik "wie oft treffen ehemalige Spieler eigentlich gegen uns" und wäre normalerweise nicht wirklich beunruhigend, schließlich ist noch eine ganze Halbzeit zu spielen, aber dieser destruktive Kackfußball der Karlsruher, die mit 11 Mann in ihrer Hälfte stehen, treibt nicht nur mich zur Verzweiflung. 

Nach einer halben Stunde vergeblicher Bemühungen kommt man da schon ins Grübeln, schließlich haben wir schon ein paar Nullnummern geschoben was die Tore angeht und heute wäre es wirklich ganz übel damit wieder anzufangen. 

Diese leicht trübsinnigen Gedanken werden glücklichweise nach achtzig teils qualvollen Minuten durch Jojo Eggestein vertrieben, der gleich drei (r)umstehenden Karlsruhern zeigt, was er am besten kann wenn man ihn lässt: Tore schießen. Sieht auch in der Wiederholung noch extrem gut aus, wie sie da stehen und zugucken. Der Karlsruher Trainer fand's auch geil, ich schätze das müssen die sich noch öfter ansehen.

Was für eine Erleichterung! Nicht einmal das zwei Minuten später erzielte und nicht gegebene Tor von Simon Zoller stört da, zeigt es doch nur, dass wir immer noch gewillt sind das Ding hier zu drehen. Bis zur letzten Minute natürlich, damit es spannend bleibt. Zur Not hätte ich in der 93. auch einen missglückten Kullerball oder ein Eigentor genommen, aber der Volleyhammer von Philipp Treu zum 2:1 ist natürlich viel schöner. Vor allem eröffnet er mir vielleicht wieder die Möglichkeit dieses Wohnmobil zu gewinnen, bei Connor hat's leider nicht geklappt.

In der U-Bahn wird über den möglichen Aufstieg diskutiert und ich lerne einen neuen Spruch: Am Ende der Jagd werden die Hasen gezählt. Das war ein verdammt zäher Hase, der Karlsruher. Hätte Philipp am Ende nicht den ganz dicken Fleischklopfer rausgeholt, der wär kaum runtergegangen. 

Was sonst noch gut war: 

Jubiläumschoreo 15 Jahre NordSupport, schön dass es von der Mannschaft doch noch das passende Geschenk gab.

Man kann wieder gut U-Bahn fahren, die Hafenbaustellen sind weg.

Was nicht so gut ist:

Man kann Dienstag Abend gegen Schalke wieder schick über die Dombaustelle stolpern.

Aber andererseits:

Abendspiele mit DOM. Gewinnen wir alle. Latürnich! 


Fotos dazu: Gegengerade Millerntor - FC St.Pauli - Karlsruher SC, Endstand 2:1

Tore dazu Eggestein (80.) Treu (90+3) / Matanović (43.)

Links dazu: Nur nicht aufgeben (Stefan Groenveld) Schlechte Zeiten - Gute Zeiten (Magischer FC) Verlagert, umgestelt, gedreht (Millernton)

Musik dazu: Die Türen - Kapitalismus Blues Band



















Freitag, 27. Oktober 2023

Das Dschungelcamp

 








Würde man eine Beliebtheitsumfrage zu möglichen Haustieren starten und hätte die freie Auswahl unter der Fauna dieses Planeten, der Panda wäre mit ziemlicher Sicherheit ganz vorne dabei. Während das in der Realität kaum möglich ist, solang man sich nicht gerade für den Beruf eines Tierpflegers entschieden hat, sollte es wenigstens in Minecraft zu schaffen sein, ein paar Pandas durch den heimatlichen Garten tollen zu lassen.

Die Suche nach den knuffigen Bärchen gestaltet sich dann leider aufwendiger als gedacht, der erste Bambusdschungel liegt so weit südlich, dass an einen Transport der Tiere nicht zu denken ist, zumal ich nur die Hälfte des Weges mit dem Boot zurücklegen könnte. Bei dem atemberaubenden Tempo, das die Viecher an Land zurücklegen, würde es Tage dauern auch nur einen einzigen Panda nach Hause zu schaffen. Leider sind die nicht nur unglaublich drollig sondern auch furchtbar dumm, so dass ein Purzelbaum an der falschen Stelle das Vorhaben auch auf den letzten Metern noch zunichtemachen kann.

Diese Zeit kann man auch sinnvoller investieren, wenn das Haustier nicht zum Haus kommt, muss das Haus halt zum Haustier. Eine normale Hütte kommt dabei nicht in Frage, da man im Dschungel den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen würde und in den dichten Bodenbewuchs müsste man Schneisen schlagen, damit man sich da überhaupt bewegen kann, was aber unfein aussehen würde.

Des Rätsels Lösung ist eine mittelgroße Flussinsel, die vorerst von jeglichem Grünzeug befreit wird, dann ein paar Riesentropenbäume gepflanzt, unter deren Blätterdach man jeweils ein schönes Zimmerchen zusammendengeln und mit Hängebrücken verbinden kann, ein paar Tropenbäume für die Kakaoernte, massig Bambus für die Tierchen, fertig ist das Dschungelcamp. 

Auf der anschließenden Tierfangexpedition gleich noch drei Papageien aufgegabelt, die sich gut im Wohnzimmer machen und der Ausblick von da oben ist auch nicht zu verachten. Alles was mir noch fehlt ist ein Name für den Nachwuchs, den MaoTse und LaoTse inzwischen in die Welt gesetzt haben. 

Screenshots dazu: Minecraft Forge 1.19.2

Musik dazu: The Rolling Stones - Hackney Diamonds




 

 

 


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Freitag, 20. Oktober 2023

Stadtansichten: HafenCity

 









Unser heutiger Ausflug führt uns in die Hafencity, weil der Pappenheimer meint, man könne dort sicher gut Architekturfotografie üben, wegen der vielen Linien. Mal abgesehen von den wenigen halbwegs interessanten Gebäuden ist das für mich auch im zweiten Anlauf noch das nackte Grauen, wenn man zweimal hinsehen muss, um die Wohn- von den Arbeitsbunkern zu unterscheiden. 

Auch nach Jahren ist die ganze Gegend noch eine einzige Baustelle, Baukräne bestimmen das Stadtbild und die spartanisch angelegten Grünflächen wirken so einfallslos wie die gesamte Klötzchenarchitektur, wer sich hier eine Bude leistet muss wohl schon eine gewisse Bunkermentalität mitbringen.

Hätte ich mir eine der Wohnungen im sündhaft teuren Marco-Polo-Tower gekauft und müsste nach zehn Jahren immer noch auf Baukräne gucken würde mir das schon stinken, aber möglicherweise interessiert das die Asamoahs, Klitschkos und Owomoyelas nicht, weil sie dort eh nicht selber wohnen. Ob das als Spekulationsobjekt taugt, wenn man heutzutage so nah am Wasser gebaut hat, da hab ich so meine Zweifel.

Immerhin könnte man das im Jahr 2077 bestimmt ganz wunderbar als Kulisse für eine Verfilmung von Cyberpunk nutzen, wenn die Klimakrise weit genug fortgeschritten ist halten die Elbfähren vielleicht vor der Haustür.

Fotos dazu: HafenCity Hamburg / Nikon D7200

Musik dazu: The Orb & David Gilmour - Metallic Spheres In Colour

 










 

Samstag, 14. Oktober 2023

Das beste Eis der Welt und wo es zu finden ist

 









 

Der Herbst steht vor der Tür und das ungastliche Wetter wird so manchen italienischen Eiscafébesitzer dazu bewegen den Laden zu schließen und für ein paar Monate in die Heimat zurückzukehren. Zeit für ein kurzes Zwischenfazit meines Tests, bei dem ich eigentlich die fünf besten Sorten vorstellen wollte, mich jetzt aber auf drei beschränken werde, damit ich mir auch im nächsten Jahr noch mit ungewöhnlichen Kreationen den Magen verrenken kann.

Schuld an der ganzen Eisvöllerei in diesem Jahr ist das Eiscafe Venezia in Darmstadt, das wir bei unserem Aufenthalt im Mai beinahe täglich für eine Portion Zitrone-Basilikum besucht haben. Obwohl ich kein großer Fan von Basilikum bin erwies sich diese Kombination als absolut perfekt, der hohe Suchtfaktor trieb mich dann die letzten Monate dazu, einen passenden Ersatz in Hamburger Eisdielen zu finden.

Leider vergeblich, obwohl es hier an Eisdielen mit kreativen Namen und kreativen Sorten nicht mangelt, aber Aprikose-Curry und Blueberry-Sourcream werden sicher nur ein einmaliges Erlebnis bleiben. Hätte es nicht ein paar wirklich leckere Sorten bei einigen kleinen Manufakturen gegeben, würde ich beinahe dafür plädieren, die Eisherstellung in italienischer Hand zu lassen.  

Im nächsten Jahr muss ich deutlich weitere Kreise ziehen, es sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn es in einer Stadt wie Hamburg nicht ein Eis gibt, dass es wenigstens bis in die Top 5 schafft.

Das beste Eis der Welt und wo es zu finden ist:

1. Campari-Orange / Eiscafè Bassanese, Bamberg

2. Schoko-Orange-Chili / Gelateria Pinocchio, Lagos Portugal

3. Zitrone-Basilikum / Eis Venezia, Darmstadt

Da man auch für das beste Eis keine Weltreisen unternimmt, hier noch ein paar Empfehlungen: Limette und Schoko-Kirsche (Eiswerk Poppenbüttel) Erdbeere und Rumkugel (Nice Cream Dulsberg) Rhabarber (Eisbär Ohlstedt) Pink Grapefruit (Eis Insel Finkenwerder) und falls mal wer an der Algarve Urlaub macht und das Schoko-Orange-Chili probieren möchte: unbedingt zusätzlich eine Kugel Crema di Limoncello nehmen, das eigentlich auf Platz 4 gehört.

Fotos dazu: Samsung A33

Musik dazu: Steven Wilson - The Harmony Codex






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Sonntag, 8. Oktober 2023

Wie der Fuchs im Hühnerstall

 









 

Eine Stunde vor dem Spiel unfassbare Schlangen an den Eingängen der Gegengerade, als hätten die gerade erst die Tore geöffnet. Die Menge ist trotz des Nieselregens recht fröhlich gestimmt, es geht einzig um die Höhe des Sieges, präferiert wird ein 4:0, aber 5 würde man auch für realistisch halten und ich denk noch so, der Grat zwischen Optimismus und Großkotzigkeit ist ein gar schmaler.

Doch wie soll man denn nicht abheben, so wie die in den letzten Spielen aufgetreten sind? Was hat man nicht schon alles gesehen am Millerntor, Kampf und Krampf, Leidenschaft und geschaffenes Leid, manchmal sogar Fußball, aber so einen Fußball wie diesen? Kann mich nicht erinnern. Ich hab schon mal bei Spielen ganz verzweifelt unsere Ballkontakte gezählt, bis der Ball wieder beim Gegner war. Oft waren es nur zwei oder drei, was einen zur der Frage trieb, welchen Beruf die da unten eigentlich ausüben.

Heute wird in den letzten Minuten jeder Ballkontakt frenetisch abgefeiert und wenn es nur ein Pass über zwei Meter ist. Kann man mal machen, wenn man einen Gegner so im Sack hat, mit 3:1 führt und die Nachspielzeit läuft. Dann kann man ein wenig den Ball hin und her kicken und ohne jetzt wirklich zu zählen ist der eins-zwei-drei wieder vorne und Eti macht die vierte Bude. Wie der Fuchs im Hühnerstall, es ist schier unglaublich was hier abgeht.

Jaa woohoo, 4:1 hört sich auch irgendwie dem Spielverlauf angemessener an, das Gegentor war eh nur ein Unfall, der bei unserer Spielweise halt passieren kann, dann schießen wir eben eins mehr. Da hat inzwischen auch niemand mehr die geringsten Zweifel, dass das passieren wird. Zwangsläufig, wenn man jeden Gegner dominiert.

In der ersten Halbzeit hab ich noch gedacht der Glubb leistet tatsächlich Widerstand, weil wir mal über fuffzehn Minuten kurz den Faden verloren haben, aber wenn wir den wiederfinden ist auch gleich Schicht im Schacht. Was die da unten an Ballstafetten zelebrieren sieht man sonst höchstens auf der Playstation, wenn man einen guten Tag erwischt.

Jooohannes JoJo Eggestein, bei dem der Trainer immer eine unfassbare Abschlussqualität gesehen hat, so häufig, dass ich mich gefragt hab warum der nie spielt wenn's doch vorne so hapert, macht einfach mal zwei Buden innerhalb von sieben Minuten und Nürnberg ist platt. Hier gewinnt nur einer, St.Pauli und sonst keiner, aber es spielt halt auch nur einer, die anderen gucken staunend zu.

Und weil Hürzillas gnadenlose Bande nie genug bekommt, staunen sie dann noch über den fünften Treffer. Kann man auch Sekunden vor Schluss noch machen, denn die Party ist erst vorbei wenn der Schiri abgepfiffen hat.

Wer in dieser Saison aufsteigen will der muss an uns vorbei, aber wenn man die Respektsbekundungen der gegnerischen Trainer nach den Spielen hört, hat bisher keiner eine Idee wie das zu schaffen ist. Ich bin schon sehr gespannt ob der Trainer des Weltvereins eine hat, das werden wir im Dezember sehen.

Was sonst noch gut war:

Der Support war mal wieder extrem geil, Abendspiele sind einfach ein ganz anderer Schnack als dieser Mittagsfußball. 

Mats ist immer noch beliebt und wird nur bei Eckbällen ausgepfiffen.

Was sonst noch schlecht war:

Nix. Nada. Nothing. Reines Fußballfest.


Fotos dazu: Gegengerade Millerntor, FC St.Pauli - 1.FC Nürnberg, Endstand 5:1

Tore dazu: Saad (4.) Eggestein (49./56.) Amenyido (94.) Metcalfe (95.) / Okunuki (24.)

Links dazu: Fußballgötter allesamt sieht der Millernton und dann war da noch der Gegengeradebesetzerblog im Hypetrain

Musik dazu: Steven Wilson - The Harmony Codex















Mittwoch, 4. Oktober 2023

Altmetall statt Dudelsack und Scones

 









Wochenendveranstaltungen sollte man nicht unbedingt am letzten Tag besuchen und schon gar nicht erst zwei Stunden vor dem Ende, wenn die Tische und Bänke schon abgeräumt werden. Trotzdem müssen wir für die British Days auf Gut Basthorst noch den vollen Eintritt berappen, aber wenn man den Weg schon auf sich genommen hat...

Der Pappenheimer steuert schnurstracks auf das teure Altmetall zu und ignoriert dabei geflissentlich die noch geöffneten Verpflegungsstationen, weshalb ich es wieder einmal verpasse Scones mit Clotted Cream zu probieren. Mit Lemon Curd, verdammt!

Da die traditionell urbritischen Darbietungen wie Polo, Rugby, Gummistiefelweitwurf, Damensattelreiten oder Hunderennen alle schon durch sind, bleiben als Motiv für diesen Tag nur noch Jaguar, Rolls Raus, Morgan und/oder deren stolze Besitzer. 

Leider habe ich mich früh auf das lange Tele festgelegt und so ist die Kühlerportraitfotografie nur sehr eingeschränkt möglich, also konzentriere ich mich auf Emily und Schwabensterne, die ja eigentlich mit Britannien nichts am Hut haben, aber das hat auch der 56er Buick Roadmaster aus den alten Kolonien nicht.

Vereinzelt sind noch ein paar Kiltträger auf dem Gelände zu sehen, die sehen zwar aus als könnten sie mit Dudelsäcken umgehen, aber so etwas wie ein Schlusskonzert ist scheinbar nicht geplant und statt Scones gibt es für uns zum Abschluss nur ein Kaltgetränk im Pferdestall. Der wurde zum Restaurant umgebaut, daher klingt das erst mal ungemütlicher als es ist.

Die British Days in Klein Flottbek waren irgendwie britischer als die im freiherrschaftlichen Garten, aber das kann natürlich auch an der besseren Zeitplanung gelegen haben. Die hätte wenigstens noch Scones mit Clotted Cream möglich gemacht.


Fotos dazu: British Days Gut Basthorst 2023 - Nikon D7200

Musik dazu: Eels - Hombre Lobo