Sonntag, 28. Februar 2010

Inglorious Basterds


















Wahrscheinlich war ich, bis gestern jedenfalls, einer der letzten Menschen auf diesem Planeten der Inglorious Basterds noch nicht kannte, doch jetzt hab ich ja gerade viel Zeit. Verbringt man aber die halbe Nacht mit rumwälzen, schwitzen und wilder Husterei, kann es schon vorkommen das man Nachmittags auf der Couch beim Filmgucken irgendwann einpennt. Ganz so schlimm war es zwar nicht, aber zeitweilig hatte ich bei den Basterds schon mit ziemlich schweren Augenlidern zu kämpfen. Fairerweise mag ich aber jetzt nicht sagen das Tarantinos Nazikiller-Opus ein paar Längen hat, kann ja auch durchaus an meinem momentanen Zustand gelegen haben. Generell finde ich die Idee ja schon sehr gut, reihenweise Nazis ins Gras beißen zu lassen, von mir aus hätten es auch gerne ein paar Skalps mehr sein dürfen. So brutal wie er von einigen beschrieben wurde fand ich den Streifen aber nicht, da bin ich gerade von Tarantino anderes gewohnt, die Einstufung FSK 16 kommt schon hin.

Für Tarantinos Meisterwerk halte ich den Streifen auch nicht, Reservoir Dogs liegt da bei mir immer noch knapp vor Pulp Fiction, danach müsste ich schon länger grübeln. Für meinen Geschmack hat er es mit den Leone-Zitaten etwas übertrieben, anfänglich kam ich mir vor wie in Spiel mir das Lied vom Tod V2. Hätte nur noch gefehlt das jemand dem Führer beim Showdown eine Mundharmonika unters Bärtchen klemmt.
Christoph Waltz agiert gerade im ersten Kapitel wirklich oscarverdächtig und spielt so ziemlich alle an die Wand. Waltz war aber schon immer ein großartiger Schauspieler, gerade wenn er irgendwelche durchgeknallten Typen gespielt hat. Ich bin ja mal gespannt ob ihm jetzt eine Karriere in Hollywood droht, für die zweite Reihe wäre der Mann zu schade, der spielt definitiv in einer anderen Liga als z.B. ein Udo Kier.

Was mich in dem Zusammenhang schon immer interessiert hat ist die Frage, wie man es privat verkraftet laufend solche Rollenangebote zu bekommen. "Die Rolle des psychopathischen Frauenaufschlitzers wäre noch zu besetzen, und wir haben da natürlich sofort an sie gedacht."

Ich mach mir jetzt noch nen Tee und geh wieder auf die Couch, ne Runde schwitzen und DVD gucken. Vielleicht besser einen Film den ich schon kenne, falls ich dann zwischendurch einschlafen sollte muss ich nicht zurückspulen.

Schreibmusik: Johnny Cash - American Recordings VI: Ain't No Grave

Freitag, 26. Februar 2010

Und was ist mit Tee?



















Anfang der Woche sitzt mir der Kollege L. an seinem Schreibtisch gegenüber und erzählt von seinem Wochenende bei Freunden, irgendwo in Süddeutschland. Die Freunde waren schon seit Tagen schwer erkältet und haben munter ihre Bazillen in der Gegend verteilt, natürlich wollte er da nicht zurückstehen und hat auch welche mitgenommen. Dabei röchelt, schnieft und krächzt er, als hätte sein letztes Stündlein geschlagen. Und was mach ich Idiot, statt fluchtartig das Weite zu suchen? Ich bleib sitzen und hör mir das alles an, schließlich bin ich schon seit Jahren nicht mehr ernsthaft erkältet gewesen, ich bin inzwischen bestimmt immun gegen so etwas.

Tja, bin ich nicht. Seit zwei Tagen schon geht es bergab, heute trink ich sogar das alte Familien-Hausmittel gegen schwere grippale Infekte, Tee mit Zitrone. Das ist ein sehr ernstes Zeichen bei mir, denn normalerweise krieg ich die Plörre nicht runter. Dabei kann ich von Glück sagen, dass ich überhaupt Tee im Haus hab, der war eigentlich nur als Zutat für kalte, alkoholfreie Sommerdrinks eingeplant.

Statt mich heute endlich in die fantastische 3D-Welt von Pandora entführen zu lassen, werd ich mich also gleich auf die Couch legen und mal gucken was die DVD Sammlung so hergibt. Eigentlich müsste ich von der alten Virenschleuder wenigstens den Euro Stornogebühren für die zwei Karten zurückverlangen. Aber das erscheint mir dann doch ein wenig kleinlich, zumal es das versaute Wochenende auch nicht retten kann.


Schreibmusik: Scarlet Rivera - Behind The Crimson Veil

Dienstag, 23. Februar 2010

Berndt Almighty

























Wenn man als Schüler aus den hinteren Bänken in die erste Reihe umgesetzt wurde, dann war das meistens ein schlechtes Zeichen. Man stand dann mehr im Fokus der Lehrkräfte, saß neben den Strebern und konnte den üblichen Blödsinn nicht mehr so ganz unbemerkt veranstalten. Die Streber hingegen saßen da meistens freiwillig, weil sie das für den Platz an der Sonne hielten. Die Streber, die später in die Politik gegangen sind, haben dieses Verhalten sicher beibehalten und weiter perfektioniert. Die Arroganz der Macht führt dann aber doch schnell mal zum Absturz wenn man sich nicht nur ganz vorne, sondern auch noch ganz oben sieht.

Dabei hätte der CDU Abgeordnete und ehemalige Hamburger Bürgerschaftspräsident Berndt Röder eigentlich gewarnt sein müssen, seit er vor ein paar Jahren 2500 Euro zahlen musste, weil er die Alarmknöpfe im Rathaus betätigte. Er wollte mal wissen, wie lange die Polizei denn im Ernstfall braucht. Wäre vielleicht nicht ganz so schlimm gewesen, wenn er gegenüber den Beamten nicht auch noch den Lauten gemacht hätte, es hat ihm schlicht zu lange gedauert. Die Freunde und Helfer waren darüber nicht so amüsiert und Berndt Röder hat auf einmal gemerkt, das es auch unangenehm sein kann in der ersten Reihe. Ganz besonders dann, wenn man etwas Dummes macht und auf einmal alle Scheinwerfer angehen. Nur das es in der Schule weit weniger Leute mitbekommen haben.

Zwischenzeitlich hat Herr Röder dann sogar mal Pluspunkte sammeln können bei mir. Als er verhindert war und sein Stellvertreter Wolfgang Joithe (Linkspartei) beim traditionellen Eisbeinessen der Vereinigung Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten, "wegen zweifelhafter politischer Provenienz", ausgeladen wurde, fand er ziemlich deutliche Worte. So hätte der Mann ja gerne weitermachen können, der war nämlich keineswegs unfähig. Waren die Streber in der Schule ja auch nicht.

Fast sechs Jahre hat er sich nun zusammenreißen können, bevor er auf einmal wieder Berndt Almighty wurde. Und wenn man dann schon wieder Scheiße baut, dann kann man nicht erst sagen man habe nichts gewusst, dann gar nichts sagen, dann nur die Hälfte sagen und dafür nen Anschiss kassieren, um Ende dann festzustellen das doch alles rauskommt. Das ist extrem Blöde, gerade wenn man in der ersten Reihe sitzt. In der Schule hätten sie Berndt dafür schallend ausgelacht.

Ich hingegen konnte nicht mal über das traurige Gesicht von Berndt Röder beim Neujahrsempfang der CDU lachen. Keinesfalls aus Mitleid, ich finde so etwas nur einfach nicht mehr witzig. Mir fallen dann nämlich auf Anhieb die ganzen Klassenclowns ein, die es in die erste Reihe geschafft haben. Die bauen viel mehr Bockmist inzwischen, sind aber schon lange nicht mehr lustig. Und zurücktreten, wie Berndt Almighty vorgestern, werden sie leider auch nicht. Die haben nämlich schon in der Schule gelernt wie man Scheiße baut ohne sich erwischen zu lassen.

Abgespielt hat sich das im Hamburger Rathaus, das erklärt das obige Foto.


Schreibmusik: Tom Waits - Rain Dogs

Sonntag, 21. Februar 2010

Butschern auf'm Baui




















Als dieser Bauspielplatz 1974 entstand war ich schon zu alt für Spielplätze, ich kann mich aber noch gut erinnern, dass etliche Anwohner dieses Projekt ums Verrecken verhindern wollten. Ganz besonders natürlich die ohne Kinder und die aus den privilegierteren Wohnlagen direkt am Wald. "Weil diese Bretterhütten den Wald verschandeln" war eines der beliebtesten und blödesten Argumente, es gab aber noch genug anderen Schwachsinn. Doch eigentlich gab es nur so viel Stress weil Worte wie Alternativ, Zwanglos und Selbstbestimmt damals sofort auf politischen Widerstand stoßen mussten. Wahrscheinlich alles langhaarige Hascher und Bombenleger, und das als Betreiber eines alternativen Spielplatzes, undenkbar. Da lernen die Gören ja nur wie man Mollies anzündet, wenn der Umgang mit Feuer schon zum Angebot gehört. Zwei Jahre mussten die um ihren Spielplatz kämpfen. Kinderfeindlichkeit ist leider in Hamburg heute noch ein Problem, wenn es darum geht so etwas wie Kindergärten in Wohngegenden zu gründen, es hat sich also nichts geändert.

Heute gibt es da sogar Computerkurse, eine Fahrradwerkstatt, Video, Audio und etliches mehr. Sie feiern Karneval und Sommerfeste. Und sie sind immer noch unbequem, das freut mich ganz besonders. Denn sie bieten auch immer noch verdächtige Dinge an, wie Hilfe bei Schulproblemen, bei Gängen zum Sozialamt, zum Wohnungsamt und zum Gericht. Für die aus den nicht ganz so privilegierten Wohnlagen sicher ebenso, wie für die anderen. Wobei ich hoffe, dass der Texter der Homepage nicht auch für die Nachhilfe in Deutsch verantwortlich ist.

Jetzt gibt es den "Baui" schon seit 36 Jahren und ich musste erst Opa werden um mir das mal anzusehen, dabei hab ich da über 10 Jahre gewohnt. Auf einem Sonntag Vormittag ist da natürlich gar nichts los, aber der Prinzessin hat es Spaß gemacht, das ist ja dann auch die Hauptsache. Die sehr viel schöneren Bilder sind natürlich privat, sorry :)
Extrem blöde war allerdings, dass wir keinen Schlitten dabei hatten, man hätte auf dem Mount Rahlstedt tatsächlich noch rodeln können, womit ich nach fast drei Tagen Tauwetter nicht gerechnet habe.

Und da wahrscheinlich Fragen kommen, butschern heißt sowas wie herumstromern oder herumtreiben. Allns klor?

Schreibmusik: The Slackers - Peculiar

Samstag, 20. Februar 2010

Gerade Du brauchst Jesus



















Ich habe keine Ahnung welcher freundliche Missionar dieses Gefährt in Dulsberg abgestellt hat, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Hilfe des Herrn unerlässlich ist, sollte er noch einmal auf die Idee kommen sich mit dem Gerät zu bewegen.

Schreibmusik: Paul Weller - Catch-Flame! Live At The Alexandra Palace

Donnerstag, 18. Februar 2010

(Werk-)Stätten der Trauer



















Es ist ja immer wieder schön zu sehen, das es Menschen gibt die an mich denken. Aber wenn eine KFZ-Werkstatt trauert, weil ich lange nicht mehr da war, heißt das dann im Umkehrschluss, dass sie sich dort freuen würden über einen größeren Schaden an meinem Vehikel? Eine Einladung zu Kaffee und Kuchen habe ich auch auf der Rückseite jedenfalls nicht finden können. Immerhin ist das Ding mit einem Gutschein über 20 Euro verbunden, bei Ausgaben von über 100 Euro wohlgemerkt.

Wenn ich an den 1600 Euro Kostenvoranschlag für meine letzte TÜV Plakette denke, und die zähen Verhandlungen ("die Kosten für die Frontscheibe bekommen sie ja von der Kasko eh wieder") um das auf erträgliche 1000 Euro zu drücken, dann hält sich meine Trauer jedenfalls in engen Grenzen.

Meine Frontscheibe lebt zwei Jahre später übrigens immer noch, trotz der Hamburger Straßenverhältnisse.

Schreibmusik: Bozzio Levin Stevens, Aphrodesia und anderes von xs4all auf DBWG Radio

Dienstag, 16. Februar 2010

Der Rubens vom Kiez



















Die Ritze ist eine der berühmtesten und berüchtigsten Kneipen auf dem Kiez, das ist St.Pauli Pur. Hier wird schon mal ein Zuhälter vom Barhocker geschossen, während im Boxkeller gerade trainiert wird. Auf den Fernsehern laufen Pornos und Sport, eine echte "Milieu"-Kneipe die sich Touristen allenfalls einmal von außen anschauen. Hier im Boxkeller hat sich vor ein paar Jahren auch der Ex-Boxer und Ex-Zuhälter Stefan Hentschel erhängt. Der Eingang dieser Kneipe ist wohl noch berühmter als der Laden selber, findet der sich doch auf tausenden von Kiezpostkarten wieder.

Gemalt wurden diese Beine von Erwin Ross, dem "Rubens von der Reeperbahn", der nicht nur so ziemlich jeden alteingesessenen Stripschuppen mit seinen Pin-Ups verziert hat, sondern auch das Schlagzeug der Beatles und Rattles mit deren Namenszug versah. Eine der letzten alten Legenden vom Kiez.

Erwin Ross ist Freitag im Alter von 83 Jahren gestorben.

Schreibmusik: Harry Manx - Bread And Buddha

Montag, 15. Februar 2010

Eisfallen am Strand



















Da der obligatorische Verdauungsspaziergang am Sonntag Nachmittag im Stadtgebiet immer noch mit Gefahr für Leib und Leben verbunden ist, wollten wir dafür lieber einen der zahlreichen Hamburger Parks aufsuchen, die Wahl fiel dann auf das theoretisch in 10 Minuten erreichbare Wittenbergen. Da der Fährbetrieb nach Wittenbergen zur Zeit ausgesetzt ist musste diesmal doch das Auto herhalten, und schon standen wir eine halbe Stunde auf der Elbchaussee rum, alle zog es ins Grüne Weiße, Stoßstange stand an Stoßstange. Ab Blankenese wurde es dann etwas gemütlicher, da hat sich der Verkehr dann wohl auf mehrere Ziele verteilt.

Inzwischen darf man im Wald auch wieder spazieren gehen, eine Zeit lang war sogar das wegen zu hoher Schneelast auf den Bäumen untersagt. War übrigens eine ausgezeichnete Idee, auf den verschneiten Wegen ließ es sich wunderbar laufen, ohne das man befürchten musste auf tückischen Eisbuckeln auszurutschen und im Cafe Buchfink konnte man sich anschließend bei einem Espresso wunderbar wieder aufwärmen. Ich kann von dem Wetter nicht genug bekommen, von mir aus könnte es noch zwei Wochen schneien und frieren, für solche Tage nehme ich die paar Nachteile in Kauf.

Hätte man die anwesende Kinderschar im Alter zwischen 4 und 14 befragt, wäre das Ergebnis sicher auch "mehr Winter" gewesen. In dem Alter wäre ich auch mit Freuden zwischen der am Strand aufgehäuften Eislandschaft rumgeklettert oder hätte den Anlieger als Rutschbahn benutzt. Die anwesenden Erziehungsberechtigten waren in meinen Augen etwas zu sorglos, die Grenze zwischen "noch Strand" und "schon Wasser" war an einigen Stellen nicht erkennbar, aber wahrscheinlich bin ich nur zu alt für sowas, ich hätte mich wohl auch nicht bremsen lassen.
Ich hab mich trotzdem derbe erschrocken als ein etwa 5jähriges Mädchen mit spitzem Schrei zwischen den Eisblöcken verschwand und nur noch ihr Kopf zu sehen war. War aber glücklicherweise "noch Strand" und Papi stand daneben und hat sie wieder rausgezogen. Der kletterte die ganze Zeit schon etwas unbeholfen nebenher, so das ich mir eher Sorgen um ihn gemacht hab.

Wie immer hab ich mich hinterher geärgert das die Kamera nicht schussbereit war, obwohl ich sicher auch dann nicht abgedrückt hätte, dafür bin ich in solchen Momenten einfach nicht abgebrüht genug. Dafür gibts nur einen Containerfrachter und ein paar rutschende Gören.

Schreibmusik: Richard Thompson - Front Parlour Ballads

Kaufrausch



















An einer normalen Edeka-Filiale steht zunächst einmal "Edeka", wenn man etwas sucht kann man evtl. auch noch den Namen des Pächters oder Inhabers auf einem kleinen Schild am Eingang finden. Nicht so bei Niemerszein, denn das ist zunächst einmal eine Institution, der Name des Regalbestückers ist da eher nebensächlich, früher war es Spar, heute ist es eben Edeka. Natürlich gibt es Niemerszein nicht in jedem beliebigen Stadtteil, die erste Filiale war in Eimsbüttel, der Rest befindet sich an Standorten wie Winterhude, Pöseldorf oder Rotherbaum. Für Nicht-Hamburger: Schlossallee, Parkstraße etc. und dem dort verkehrenden Publikum kann man natürlich nicht irgend etwas vorsetzen, das muss schon über das normale Edeka Sortiment herausragen.

Ich hab zwar gut 15 Jahre in der Schanze gearbeitet, bin aber nie auf die Idee gekommen nach Altona oder Eimsbüttel zu ziehen, obwohl das zumindest ein paar Jahre lang recht naheliegend gewesen wäre. Dafür genieße ich es heute um so mehr wenn ich mal ein längeres Wochenende in Altona verbringe, Kultur und Kneipen um die Ecke, und das Auto lässt man sowieso stehen wenn man das Glück hat schon einen Parkplatz zu besitzen. Das Leben wird irgendwie entschleunigt, kann ich gut gebrauchen manchmal. Am Samstag hab ich sogar gelernt das man auch einen Wochenendeinkauf per ÖPNV problemlos bewältigen kann, denn die U-Bahn Station Osterstraße befindet sich direkt gegenüber der oben abgebildeten Niemerszein Filiale, und Samstag Abend in der Osterstraße möchte ich keinen Parkplatz suchen.

Dass in dem Laden eine sehr familiäre Atmosphäre herrscht, liegt wohl nicht nur an den Schnacks der beiden Jungs vom Käsestand oder am sicherlich reichlich vorhandenen Stammpublikum, sondern ebenso an den sehr engen Gängen, die für reichlich Körperkontakt sorgen wenn man sich zu zweit da durchschlängelt. Deswegen gibt es auch nur kleine Einkaufswagen, da passen dann grad zwei nebeneinander zur Not. Blöde ist nur, das man andauernd stehen bleibt, weil man gerade etwas entdeckt hat und erstmal staunen muss was es alles gibt. Oder weil man dem selbsternannten Kundenberater begegnet, jedenfalls war der türkische Herr in Zivil, der dem etwas unschlüssig guckenden Menschen mit dem Becher "Müllers Kalinka Kefir" ein fröhliches "Schmeckt gut, trink ich auch immer" zuwarf. Auf die Nachfrage, ob das sowas ähnliches wär wie Ayran, erwiderte er "Ja. Nein. Aber schmeckt gut. Nur ist teuer." Was letztlich den Ausschlag gegeben hat weiß ich nicht, aber er hat den Kefir eingepackt, worauf sich der Kundenberater mir zuwandte. Ich begutachtete gerade diverse Sorten an Ziegenkäse mit Kräutern. "Is nix. Schmeckt wie Gras" raunte er mir zu. Mein breites Grinsen nach dem Spruch ließ ihn das etwas abschwächen, "Naja, manche mögen das. Muss ja auch sein". Ich hab den Käse aber dann doch nicht eingepackt, da Madame Z. in der Zwischenzeit schon an der Käsetheke gewaltig zugeschlagen hat, bei einer fachlichen Beratung kommt einfach mehr rum.

Dadurch haben ihr allerdings sämtliche Argumente bei meinem anschließenden Kaufrausch gefehlt. Da gibt es so ziemlich alles an regionalen Spezialitäten was ich immer schon mal testen wollte, wenn es irgend etwas wenigstens zu lokaler Berühmtheit geschafft hat, die Wahrscheinlichkeit das in einem Regal bei Niemerszein zu finden ist ziemlich groß. Da gibt es Pesto von Poletto und Flaschenweise Milch, Quark und Joghurt von Kruses Hofmilch, der Hamburger Keksbäcker ist ebenso vertreten wie der Bonscheladen aus Altona und natürlich gibt es Apfelsaft aus dem Alten Land.

Ich muss gestehen, ich hab da ziemlich zugegriffen. Was mein Herzblatt in Pyrenäenkäse investiert hat, hab ich locker noch durch allerhand Schnickschnack getoppt. Eigentlich war ich scharf auf ne Flasche von der neuen Kultbrause Cola Rebell, aber die hats noch nicht ins Sortiment geschafft, dafür hab ich endlich LemonAid und ChariTea gefunden und der Kram ist wirklich nicht schlecht. Die Marokkanische Linsensuppe mit Datteln und Mandeln, abgeschmeckt mit Ras el Hanout von Roggenkamp Organics im Pappbecher war als Vorsuppe für 2 Personen auch eine feine Sache. Natürlich hab ich Pesto Rosso mitgenommen von Flaschenweise, ich schaffs halt nie auf den Isemarkt. Und dann noch diese und jenes, über das ich hier lieber den Mantel des Schweigens ausbreiten möchte.

Wenn ihr mal die Gelegenheit haben solltet da einzukaufen, guckt nicht in die Eistruhe.


Schreibmusik: Donna The Buffalo - Rockin' In The Weary Land

Samstag, 13. Februar 2010

Wherever i lay my hat



















Eigentlich bin ich ein durch jahrelange Shopping-Touren gestählter Mensch, jedenfalls hab ich das bis heute von mir gedacht, allerdings scheint sich das auf weibliche Bedürfnisse zu beschränken. Es ist eben etwas anderes, ob man sich gemütlich zurücklehnen kann um der holden Weiblichkeit bei der Anprobe zuzusehen, den Daumen zu heben oder zu senken, oder ob man selber das auserkorene Opfer ist. Dabei ging es heute nur um eine adäquate Kopfbedeckung. Ich hab mir das dummerweise selber zuzuschreiben, da ich irgendwann erwähnt haben muss, das der Dorfscheff sich einen Borsalino gekauft hat.
Frauen vergessen so etwas nicht, auch wenn es nie wieder erwähnt wird, aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem sie das aus den Tiefen des Gedächtnisses wieder abrufen können. Spätestens wenn "die doofe Fußballmütze" mal wieder zur Diskussion steht. Um etwaigen Überlegungen der Fans anderer Vereine gleich entgegenzutreten, etwas anderes als eine FC St.Pauli Kappe hätte die Diskussion eher verschärft, auch wenn meine Holde sich für Fußball eh nicht die Bohne interessiert. Aber etwas in Blau-Weiß z.B. wäre ohnehin nicht tragbar gewesen.

Ich habe solche Läden nie wahrgenommen, Schaufenster werden für mich höchstens durch elektronischen Spielkram oder Tonträger interessant, der Rest besteht entweder aus Restaurants, Bars und Kneipen oder wird automatisch ausgeblendet. Aber es gibt vereinzelt tatsächlich solche Geschäfte, und Frauen entdecken das. So fand ich mich dann heute unversehens in einem Laden für Hüte wieder, zwischen hunderten, ach was sag ich, tausenden der merkwürdigsten Kopfbedeckungen, von denen ca. 90% glücklicherweise für Damen bestimmt war. Die restlichen 10% reichten dann aber doch für eine schweißtreibende Stunde an Diskussionen und Anproben. Ein Borsalino schied schon durch die exorbitant hohen Preise aus, so etwas kann man sich höchstens als Dorfscheff leisten. Das Modell Udo Lindenberg kam ohne die passende fenstergroße Brille nicht in Frage und für Bogeys Fedora fehlt mir der entsprechende Trenchcoat. Irgendwie gut fand ich das Indiana Jones Modell von Mayser, aber der war in Schwarz leider nicht vorrätig. Meine Frage nach der eigentlich dazu gehörenden Peitsche schien den schon etwas älteren Ladeninhaber noch mehr zu verwirren, mehr als ein verständnisloses Lächeln konnte ich ihm damit nicht entlocken. Auf dem Hamburger Rathausweihnachtsmarkt wollte mir vor Wochen schon mal jemand einen Stetson aufschwatzen den ich, abgesehen vom Preis, nicht mal übel fand, aber auch hier Fehlanzeige. Entweder das Modell Buffalo Bill oder - ein Trilby!

Mir sollte dann unbedingt ein Trilby aufgedrängt werden, so nennt sich das Ding was Roger Cicero zeitweilig auf dem Kopf trägt, aber da hab ich dann gestreikt. Nicht unbedingt wegen Roger Cicero, aber das Ding sieht einfach Scheiße aus auf meinem Kopf.

Der Fachmann sah sich das die ganze Zeit über mit stoischer Ruhe an, holte einen Hut nach dem anderen aus dem Regal, ohne die geringsten Anstalten zu machen sich in die Diskussion einzumischen. War angesichts seines fortgeschrittenen Alters sicher die Erfahrung. Die Hilfestellung kam dann auch für mich etwas überraschend, als er sich räusperte und mir das oben abgebildete Lacota Outdoor Modell überreichte. Mit den unvergesslichen Worten: "je stattlicher der Herr, desto breiter muss die Krempe sein". Sein verdammtes Glück das er keinen Sombrero angeschleppt hat.

Der Rest hat dann keine 5 Minuten mehr gedauert. Ich frag mich nur, ob der eine Stunde gebraucht hat um den passenden Satz zu formulieren, oder ob er einfach froh war das er mal für eine Stunde seiner Langeweile entging. Ich glaub ohne die Derbys in Hamburg gäbs hier keine Hutmacher mehr. Ich hätte ihm vielleicht den Tipp geben sollen es zusätzlich mit Fan Artikeln zu versuchen. St.Pauli Caps gehen immer.

Schreibmusik: Thea Gilmore - Songs From The Gutter

Mittwoch, 10. Februar 2010

Straßenk(r)ampf
























Ein kurzer prüfender Blick aus dem Fenster heute vor dem Arbeitsweg war Warnung genug. Einer der beiden Müllmänner (gibt es dafür eigentlich einen spezifischen Ausdruck? Entsorgungsfacharbeiter?) der das Altpapier abholen wollte lag wie ein Käfer auf dem Rücken, während der andere vorsichtig an ihn heran rutschte um dem Kollegen aufzuhelfen. Hat dann auch geklappt und beide konnten die Arbeit fortsetzen, was in den letzten Wochen nicht gerade selbstverständlich ist hier. Als Autofahrer hat man es noch verhältnismäßig gut, die Hauptstraßen sind geräumt und halbwegs trocken und auf einigen Nebenstraßen kann man selbst auf die Lenkung verzichten, man kommt aus den Spurrillen eh kaum raus. Einzig das nervtötend laute kratzende Geräusch am Unterboden lässt mich jedes mal erschauern. Einmal TÜV brauch ich noch dieses Jahr, möglichst ohne einen Kat oder Auspuff ersetzen zu müssen.

Ich hatte ja die leise Hoffnung, das der Nachbar mit seinem tiefergelegten 3er BMW die Oberfläche des Eispanzers langsam mal weiter abschmirgelt, aber ich glaub der hat seine Karre schon seit Wochen nicht bewegt. Keine 500 Meter weiter war dann anscheinend doch jemand schwerer gestürzt, jedenfalls deutete das einsam hinter dem Rettungswagen auf der Straße stehende Postfahrrad darauf hin. Musste ja passieren, denn diese 500 Meter sind die einzigen hier auf denen kein Bus fährt, daher wird da auch nicht gestreut. An der Ampel konnte ich aber im Rückspiegel sehen, wie Mr. Postman fröhlich aus einem Hauseingang sprang, kann also auch ein Herzinfarkt oder ähnliches gewesen sein, obwohl Knochenbrüche in der Statistik gerade führend sind wenn man die Zeitungen liest.

Interessanterweise gibt es aber seit kurzem eine kleine Nebenstraße die komplett geräumt wurde, die Frustbergstraße in Groß-Borstel. Da kam am Freitag mal kurz ein Räumfahrzeug vorbei und dann wurde gestreut. Kein Frust mehr am Frustberg. Alles hat sich gewundert. Sogar Bürgerschaftspräsident Berndt "sie wissen wohl nicht, wer ich bin" Röder, der zufällig in der Frustbergstraße wohnt, konnte sich das nicht erklären. Den Mann hab ich das erste mal wahrgenommen, als er angeblich im Rathaus den Alarmknopf gedrückt hat, weil er wissen wollte wie lange die Jungs in Blau brauchen im Notfall. Als es ihm dann nicht schnell genug ging musste man ihm erst erklären, das auch Bürgerschaftspräsidenten nicht aus Spaß mal den Alarmknopf drücken dürfen. Ich krieg ganz nasse Hände wenn ich mir vorstelle, an welchen Alarmknöpfen sonst noch irgendwelche Spaßvögel rumsitzen mögen.

Aber ist sicher nur Zufall mit der Frustbergstraße, ich hätte da vielleicht noch eine denkbare Erklärung, vielleicht liest Herr Röder das ja zufällig.
Da der Bürgermeister ja versprochen hat das im nächsten Jahr alles besser wird, muss die Stadtreinigung irgendwo anfangen zu üben. Dann muss ja auch irgendwie gewährleistet sein, das die wichtigsten Männer im Notfall problemlos ins Rathaus kommen, bei Schneekatastrophen zum Beispiel. Da gibt es bestimmt einen geheimen Notfallplan. Irgendwer muss uns ja regieren falls mal alles zusammenbricht, das weiß man ja seit Helmut Schmidt. Wenn sie mal nen neuen Ghostwriter brauchen Herr Röder, übers Gehalt ließe sich verhandeln.

Tja, das Angebot kam zu spät wie es aussieht Very Happy


Schreibmusik: Jeff Beck, The Tea Party u.a. auf DBWG Radio mit xs4all.

Montag, 8. Februar 2010

Eiszeit - fast



















Die paar restlichen Eisschollen, die hier noch auf der Elbe rumschwimmen, sind inzwischen nicht mal mehr für Barkassen der Hafenrundfahrt ein Hindernis. Trotzdem hat die Kälte hier alles noch fest im Griff, im Elbpark gegenüber vom Landhaus Scherrer waren frühmorgens (d.h. vor 12) die Unentwegten schon beim Rodelsport. Dabei stand die Kinderbespaßung keineswegs im Vordergrund, mindestens die Hälfte der ca. 20 Schlittenbesitzer waren Erwachsene ohne Anhang. Da kamen doch gleich die schönsten Jugenderinnerungen hoch, hätte ich so ein Ding gehabt, ich hätte mich sofort den Abhang runtergestürzt, der übrigens wesentlich steiler ist als es das Bild vermuten lässt. Aber auch wenn einige der Anwesenden recht stabil aussehende Teile dabei hatten, und selbst wenn mir jemand einen geliehen hätte, das Verhältnis von vielleicht 30 bis 40 Sekunden Spaß und anschließend ca. 10 Minuten äußerst beschwerlichem Aufstieg, das stimmt einfach nicht mehr. Aber Skilifte wären am Elbhang doch etwas überdimensioniert, jedenfalls bis zur Eiszeit.

Nachmittags wurde ich dann noch mitgeschleppt in die HafenCity, da die bewegungssüchtige Madame Z. sich unbedingt die AIDAblu ansehen musste. Mir persönlich geben Kreuzfahrschiffe ja nichts, ich find die Dinger nicht interessanter als große Containerschiffe, und davon gibts hier jede Menge. Ausnahme ist vielleicht die Queen Mary II, die ich bis jetzt noch nie anständig vors Objektiv bekommen hab, aber eigentlich auch nur fürs Foto. Die versprüht irgendwie noch einen Hauch Titanic, während die ganze Aida-Flotte aussieht wie Mainstream-Touristenschaukeln für Pauschalurlauber. Egal wie Superluxuriös die vielleicht sein mögen. Meine Einwände wurden allerdings auf die übliche Weise abgeschmettert, ich bin gegenüber bestimmten weiblichen Argumenten einfach machtlos. Dabei hätte ich mich diesmal besser durchsetzen sollen.

Denn leider gibt es die U-Bahn Linie 4 in Richtung HafenCity erst irgendwann 2012, was nichts weiter heißt als U-Bahn Baumwall aussteigen und laufen. Normalerweise auch das kein Problem, aber die "Fußwege" in der HafenCity sind in einem ebenso erbärmlichen Zustand wie in der restlichen Stadt. Ein einziger, buckeliger Eispanzer, auf dem alle 100 Meter mal jemand eine Alibischaufel Sand verstreut hat, was die Tour zu einer Tortour werden ließ. Es wohnen entweder noch nicht genug Millionäre da, oder die bewegen sich nur vom Appartement zur Tiefgarage. Wie gut, das unser Bürgermeister für nächstes Jahr Abhilfe versprochen hat, wahrscheinlich fangen sie damit in der HafenCity an. Noch wahrscheinlicher aber, dass so ein Winter wie dieser nicht noch einmal in seine Amtszeit fällt.

Meine ungefähre Beschreibung des Schiffes erwies sich dann auch als zutreffend, es sieht halt so aus wie alle anderen Schiffe der Flotte die von der Meyer Werft in Papenburg gebaut wurden. Weiß mit ein bisschen bunt, vorne ein großer Mund. Trotzdem waren eine ganze Menge Leute auf den Beinen um sich das Ding anzusehen, wofür ich allerhöchstens Verständnis gehabt hätte, wenn die Bordrestaurants geöffnet gewesen wären. Den Luxus den das Innenleben zu bieten hat, dürfen sich dann nach der Taufe in der nächsten Woche die ersten Gäste ansehen. Dann gibts auch wieder Feuerwerk im Hafen, Jette Joop darf eine Flasche zertrümmern, moderiert wird das alles von Babs Schöneberger und Musik gibt es von Marquess. An dem Programm kann man schon sehen, das Kreuzfahrtschiffe maßlos überschätzt werden.

Wenigstens war das Kreuzfahrtterminal geheizt und der Kakao mit Rum war da auch ganz anständig. Spätestens da hat sich wenigstens der Weg mit dem ÖPNV gelohnt, da Frauen zum Auftauen ja immer etwas länger brauchen, konnte ich davon gleich drei trinken. Was den Rückweg bei gefühlten -10 Grad und Kenntnis der gefährlichen Stellen auch weit angenehmer gestaltete.



Schreibmusik: Nick Lowe - The Abominable Showman

Samstag, 6. Februar 2010

Heaven is right here



















Von Robert, Steve und der Sweet Dreams Confiserie hab ich vor Monaten mal was im TV gesehen, irgend ein Report auf NDR3 meine ich mich zu erinnern. Irgendwo in Eppendorf, genauer gesagt ist es Hoheluft-Ost. Nicht gerade eine Gegend in die es mich häufig verschlägt. Eigentlich bin ich nicht so der Torten und Kuchenmensch, aber die Jungs verkaufen auch selbst gemachtes Lemon Curd und da gibt es hier fast nur noch Regalware von Chivers. Sehr unbefriedigend, aber natürlich kein Grund durch die halbe Stadt zu fahren, schon gar nicht bei dem Wetter.
Manchmal kommt einem aber der Zufall zu Hilfe, zum Beispiel wenn man gerade in Altona weilt und nach Lurup zum Kaffee eingeladen wird, dann liegt das ja quasi auf dem Weg. Wenn man dann auch noch gebeten wird, den Kuchen doch bitte selber mitzubringen, damit die alten Leute nicht mehr aus dem Haus müssen, dann kann man auch mal gucken ob es am Lehmweg einen Parkplatz gibt. Der Laden selber ist nur Freitags, Samstags und Sonntags geöffnet und in dieser NDR Reportage wurde auch drauf hingewiesen, das man nicht mit dem Gedanken spielen soll Nachmittags noch viel Auswahl zu haben, oder gar noch etwas von seiner Lieblingstorte zu erwischen. Da stehen die Leute schon vor Ladenöffnung an, um auch garantiert ihre Favoriten zu bekommen. Insofern war es etwas riskant meine Liebste davon zu überzeugen, diesmal nicht den Bäcker von nebenan zu nehmen.

Die Auswahl um 16 Uhr hielt sich dann auch in den erwarteten Grenzen, aber es waren immerhin noch ca. sechs verschieden Torten dabei, so das ich nicht mit leeren Händen wiederkommen musste. Das wäre mir auch extrem peinlich gewesen, ich hätte irgendwie mein breites Grinsen trotz völligem Tortenfehlschlag erklären müssen, denn - Triumph! - es war noch ein (1!) Glas Lemon Curd für mich da, das hat auf mich gewartet. Aber nur mit einem Glas englischer Zitronencreme aufzutauchen, um danach noch irgendwo in Eppendorf einen Bäcker zu suchen, das hätte auch durchaus in die Hose gehen können.

So war ich dann aber unvermutet der Held des Tages, denn das, was noch da war an Torten, kann man nur als Göttlich bezeichnen. Absolut unglaublich. Heaven is right here, der Spruch über dem Eingang stimmt. Allerdings hätte Gott, so man denn an die Theorie des Allmächtigen blabla etc. glaubt, den Menschen dazu befähigen sollen viel mehr essen zu können. Die Idee mit den Kalorien und dem Energieverbrauch ist eindeutig eine Konstruktionsschwäche. Was hab ich für ein Glück das ich da nicht in der Nähe wohne, es wäre nicht auszuhalten an dem Laden vorbei zu gehen.
So hab ich denn ein wenig von der Vielfalt profitiert heute, konnte neben meinem Stück Schokoladen-Birnen-Tarte und meinem Stück Lemon Meringue Pie auch noch etwas von der Schwedischen Apfeltorte und irgend nem Rhabarberdingens probieren. Alles absolute Spitzenklasse.
Der völlige Hammer aber war das Stück Lemon Meringue Pie, ich hab ja wohl in meinem Leben noch nicht so eine geile Zitronentorte gegessen. Da die ja sicher mit dem hauseigenen Lemon Curd bestrichen wurde, hab ich also jetzt wahrscheinlich die wohl göttlichste Zitronencreme im Kühlschrank, die ich mir vorstellen kann. "Hält sich ungefähr 14 Tage im Kühlschrank" hat Steve (oder war es Robert?) noch gesagt. Und er hat dabei übers ganze Gesicht gegrinst. Wahrscheinlich kennt er es nicht anders, einige kommen sicher schon am nächsten Tag wieder.


Schreibmusik: DBWG Radio, Double XL mit xs4all und dorfscheff.

Donnerstag, 4. Februar 2010

Heute schon Mail geordert?



















Meistens begegne ich zufällig im Internet gefundenen Versendern mit einer gehörigen Portion an Misstrauen, manchmal hilft es aber nix. Zum Beispiel dann, wenn man ein lang gesuchtes Buch oder eine DVD eben nur da findet, wo sich schon seit Äonen der Staub auf dem Regal gesammelt hat. In diesem Fall bei Mail Order Kaiser aus München, bei dem ich letztes Jahr einen alten Film auf DVD gefunden habe, von dem wohl Deutschlandweit nur noch in besagtem Laden ein kleiner Restbestand vorhanden war. Seither macht Mail Order Kaiser seinem Namen alle Ehre, denn ich bekomme Mails ohne Ende. Allerdings nicht die billigen elektronischen, die ungelesen im Spamordner landen, sondern richtig viel buntbedruckte Post mit vielen fast unschlagbaren Angeboten. Leopold von Rankes "Zwölf Bücher Preußischer Geschichte", zusammengefasst in einem Standardwerk in hochwertiger Ausstattung für nur 7.99 Euro, Johann Sebastian Bachs "Weltliche Kantaten" auf 8 CDs für nur 9.95 Euro oder ein Langschwert aus der Zeit Karls des Großen für 98 Euro. Das Schwert wird glücklicherweise nur an Personen über 18 Jahren abgegeben, was den Kreis potenzieller Amokläufer mit Langschwertern ein wenig eingrenzt. Friedlichere Naturen greifen doch eher zur Buddha-Statue aus Alabastermehl für 19.95.

Neben eher harmloser Literatur, wie Charlottes Feuchtgebieten und Goethes erotischer Sammlung, finden sich da auch häufig sehr dubiose Schriftsteller und Bücher, etwa über Ritterkreuzträger 1941-45 oder Jagdbomber des 2.Weltkrieges. Die Tendenz noch einmal etwas bei Mail Order Kaiser zu bestellen geht jedenfalls gegen Null, es sei denn ich finde da irgendwann Pepe le Moko zufällig auf DVD. Das werde ich aber sicherlich auch rechtzeitig im Internet recherchieren können, ich brauche keine Mail mehr von Mail Order Kaiser. Verschont mich, bitte. Ich habe nämlich auch einen Spamordner für Mails mit Porto, das nennt man Papierkorb. Selbst wenn von den 9.90 für meine DVD mehr als 5 Euro an Gewinn hängen geblieben sind, das habt ihr schon längst durch Papier-, Druck- und Portokosten wieder verschleudert. Die beiden anderen Kollegen, von denen ich merkwürdigerweise nach der Bestellung ebenfalls Post bekam, haben es nach dem ersten Versuch wohl eingesehen das hier nichts mehr zu holen ist.

Anfang der 90er hat das schon mal einer versucht, der Name Göde dürfte dem einen oder anderen Formel 1 Fan noch in den Ohren klingen. Damals konnte man sich noch einen Michael Schumacher leisten (heute schon mit Göde telefoniert?) um seine idiotisch überteuerten Modellautos im "günstigen Abo" zu verkaufen. Neben Franz-Beckenbauer-Gedächtnisbriefmarken aus Burkina Faso und auf sensationelle 9.999 Stück limitierte Tante-Erna-Gedächtnismünzen mit garantierter Wertsteigerung, die wahrscheinlich nicht mal im Wert gestiegen wären, hätte man die anderen 9.998 Münzen wieder eingeschmolzen. Ich bekomme heute noch einen Lachflash wenn ich an die ganzen Irren denke, die sich damals auf bunte Telefonkarten gestürzt haben. Allein daran muss Göde sich Blöde verdient haben.

Von mir hat Göde damals knapp 10 DM bekommen für das Einstiegsangebot, den F1 Benetton Ford von Schumi, den Junior damals unbedingt haben musste. Die Preisvorstellung, die Herr Göde für die restlichen Modelle hatte, war allerdings derart schwachsinnig das ich von weiteren Bestellungen absah. Dafür wurde ich noch jahrelang mit Altpapier beliefert, mit schöner Regelmäßigkeit fand sich ein neuer dicker Umschlag von Göde im Briefkasten, mit schöner Regelmäßigkeit flog der ungeöffnet in den Müll. Wenn ich mir vorstelle das z.B. Quelle zwei mal im Jahr einen dicken Katalog an jeden Kunden verschickt hat, der irgendwann einmal ein paar Socken da gekauft hat, dann wundert mich der Niedergang der Versandhäuser nicht wirklich. Frau Schickedanz war offensichtlich im Champagnerschlürfen deutlich geübter als im Kopfrechnen.

Göde allerdings gibt es immer noch. Die Telefonkartensammler haben ihr Hobby wohl irgendwann an den Nagel gehängt und sammeln jetzt Handyverträge oder ähnliches, und selbst blutige Anfänger unter den Philatelisten wissen inzwischen, das Briefmarken aus Burkina Faso meistens hübsch bunt sind, aber als Wertanlage nichts taugen.
Münzsammler aber gibt es immer noch, deswegen heißt Göde wohl heute auch Bayerisches Münzkontor. Wider Erwarten gibt es da nicht nur Geschichtsträchtige Gedenkprägungen, mit Gold veredelte Friedrichstaler und Prinzessin Diana Gedächtnismünzen, sondern zwischendurch echte Wertanlagen.

Allerdings würde ich den Preis für einen Krügerrand wohl erst einmal bei meiner Hausbank erfragen, nicht das ich wieder zu viel Mail Order. Nebenbei hoffe ich das selbst der dümmste Münzsammler das Wort "Replik" einigermaßen einschätzen kann und auch weiß, das man einen Double Eagle nicht für 49.90 bekommt. Es gibt aber bestimmt noch den einen oder anderen, der sich Blöde telefoniert.


Schreibmusik: Pearl Jam - Live At The Gorge July 23rd 2006