Donnerstag, 30. Dezember 2010

Berlinale
















Geht es auf Silvester zu, kennen die Bäcker keine Gnade mehr. Mit viel Glück bekommt man am Mittag noch ein paar Restbrötchen, sofern man keine Ansprüche stellt, aber mit Berlinern wird man seit Montag an jeder Ecke zugeschmisssen. Hatte man früher meist nur die Wahl zwischen Zucker mit Apfelmus oder Zuckerguss mit Marmeladenfüllung werden die Konstruktionen immer abenteuerlicher, Caramel, Champagner oder Schokolade mit den absonderlichsten Füllungen, die meistens mehr versprechen als sie zu halten imstande sind, wobei der Anblick alleine schon ausreicht um Magenschmerzen zu verursachen.

Da später ohnehin noch ein wenig Urlaubsplanung anstand, hab ich auf Experimente verzichtet und mir den Hunger lieber für ein Moussaka Spezial in der Ahrensburger Taverna Santorini aufgehoben, in der uns vom Wirt augenzwinkernd ein Aschenbecher offeriert wurde, während seine Frau schon vor Vorfreude trällernd das inzwischen fast leere Lokal für die morgige Silvesterfeier schmückte. Sollte ich mal Silvester nicht wissen wohin, das Santorini kann kein schlechter Ort sein für den letzten Tag des Jahres. Selbst an ganz normalen Tagen versprühen die beiden immer einen kleinen Hauch von Big Fat Greek Wedding, sollte da mal eine griechische Hochzeit stattfinden wäre ich gerne dabei.
Und zu Silvester gibt es dort sicherlich auch schmackhaftere Snacks als quietschbunte Berliner.

Schreibmusik: DBWG Radio mit xs4all und Dorfscheff

Sonntag, 26. Dezember 2010

Weihnachtsvöllerei
















Zwei Tage konnte ich den weihnachtlichen Ausschweifungen entgehen, dafür kam es dann heute auch knüppeldick. Zuerst gelang es mir nicht, den Herrn xs4all von einem typisch portugiesischen Frühstück mit Tosta Mista, Nata und Galão zu überzeugen. Das wär ja nur Toast und überhaupt sei er es gewöhnt an Weihnachten zum (fast schon traditionellen) 16 Uhr Frühstück Fisch zu essen und Backwaren wären auch nicht so seins. Wat de Bur nich kennt...
So bestand mein Frühstück dann aus zwei Tosta Mista, während er sich mit einem Espresso und einem Galão begnügte, zu dem er sich dann wenigstens noch überreden ließ, der sah wohl ansprechend genug aus. Der anschließende Spaziergang durch Winterhude vertrieb mein Völlegefühl nur unzureichend, während der Regenwäldler ständig Ausschau nach einem Fischrestaurant hielt und schon mäkelte, dass es in Hamburg wohl nicht genug davon gäbe. Ich weiß nicht, ob man sowas noch als Déjà-vu bezeichnen kann, wenn einem das immer wieder passiert.

Mein Mitleid mit diesem Verächter der Natas hielt sich zwar in Grenzen, aber man kann seine Gäste ja nicht verhungern lassen, also hielt ich auf der Rückfahrt vor der nächsten fischigen Gelegenheit, dem El Pulpo in Wandsbek. Portugiese natürlich, was sonst. Super Fischgerichte, Seeteufel, Dorade, Schwertfisch, Seewolf - und was macht der Mann? Bestellt sich einen Tapasteller mit Calamares, Sardellen und gekochten Krabben, ohne vorher den Karola Petersen Krabbenpulerkurs gemacht zu haben, denn natürlich sind die in der Schale. Morgen sind wir da wieder verabredet, ich bin mal gespannt ob er schlauer geworden ist.

Da ich ungerne in einem Restaurant daneben sitze, mit nichts als einem Bier vor mir, fühlte ich mich eine Stunde nach dem Frühstück bemüßigt ebenfalls eine Kleinigkeit zu mir zu nehmen, also kamen zu den zwei Tosta Mistas noch eine gegrillte Chouriço, ein paar panierte Krabbenscheren und scharf gewürzte Kartoffelspalten dazu. Und schon platzen. Hinterher hätte ich noch drei Runden um den Block laufen können, besser wäre es nicht geworden.
Die zwei Natas, die ich natürlich aus dem Cafe Galão mitnahm, mussten dann noch ein paar Stunden warten.

Der Elch auf dem Foto hat mit der ganzen Sache nichts zu tun, der hängt über dem Elchhimmel in der Himmelstraße und weist darauf hin, dass man dort Elche aus Papiermaché kaufen kann, denen man das Material nicht ansieht, wir haben das für Metall gehalten.

Schreibmusik: Frank Zappa - One Size Fits All 

Freitag, 24. Dezember 2010

Oh mein Gott sie haben Jesus geklaut
















Die Hamburger Altmetallmafia schreckt auch vor nichts zurück. Nachdem vor einigen Wochen schon die hinter dem Ortsamt Rahlstedt stehende Eva brutal oberhalb ihrer Füße abgesägt wurde, hat man jetzt der Eimsbütteler Apostelkirche ihren Bronzeheiland gestohlen. Jesus klauen, und das am Tag vor seinem (wahrscheinlich) 2010ten Geburtstag, das wird doch mindestens mit drei Monaten Fegefeuer bestraft, und da ist  Eva, sollte es sich um die gleichen Diebe handeln, nicht einmal mit eingerechnet.
Vielleicht sollte man einfach keine Götzenbilder mehr aufstellen, denn eins steht wohl fest: Mohammed wäre das nicht passiert.

Das Foto zeigt nicht etwa die betroffene Apostelkirche sondern das Schloss Ahrensburg, mit dem ich ein wenig weihnachtliche Stimmung hier verbreiten möchte. Damit wünsche ich allen Lesern dieses Blogs, auch den Ungläubigen und den Kommentarverweigerern, ein paar schöne Feiertage und nicht zu viel Stress, denn dieses Wochenende ist leider auch nicht länger als üblich.

Schreibmusik: Thea Gilmore - Strange Communion

Montag, 20. Dezember 2010

Pikantes Päckchen

















Zugegeben, für manchen mag der Inhalt des Paketes etwas gewöhnungsbedürftig anmuten, aber ich darf versichern, dass es sich hierbei um die wahrscheinlich weltbeste Chouriço handelt, die man käuflich erwerben kann. Auf jeden Fall die beste, die ich jemals auf dem Teller hatte, und da kommt einiges zusammen in den letzten -zig Jahren. Frisch vom Grill und in Scheiben geschnitten, würzig, scharf, unglaublich lecker.  Da Silvester ohnehin der Grill angeschmissen wird, könnte das der perfekte Abschluss meines portugiesischen Jahres werden, vorausgesetzt die hält sich bis zum 31. Dezember, ich bin da nicht so sicher.

Eigentlich sollte ich die ja am Wochenende persönlich in Empfang nehmen, was ja bedauerlicherweise nicht so klappen wollte, aber es ist doch schön zu wissen, dass man nicht vergessen wird.

 Schreibmusik: Captain Beefheart - Live in London 1974.  

Sonntag, 19. Dezember 2010

Subber Schdimmung isch des hier
















Das Pfälzer Ehepaar neben mir wollte sich vor lauter Begeisterung nicht mehr einkriegen, so ei subber Schdimmung, des hen mir ja noch nie erlebd.  Auf meine Frage, ob sie nicht zwei Wochen zu spät dran sind, nur ein verächtliches Abwinken, FCK, ah nöö. Er käm aus Rottweil, wär schon immer St.Pauli Fan gewesen und jetzt wär man mal zufällig zu einem Heimspiel in Hamburg, da muss man doch die Gelegenheit nutzen.Seine Frau hingegen ist sowohl als auch, also St.Pauli und FCK.
Wie kommt man als Auswärtiger an Karten für das Spiel, war natürlich meine nächste Frage. Hajoo, sie hätten halt mal in ner Kneipe gefragt und gegen einen kleinen Aufpreis zwei Karten erstehen können. 25 Euro ist der aktuelle Kneipenpreis für einen Stehplatz auf der Gegengerade, so etwas finden natürlich Touristen aus der Pfalz mal eben, und warum?

Weil sie einfach überall mal reinplatzen. Vorher waren sie irgendwo gegenüber der Davidwache, in einem Stripschuppen. Der Mann an der Tür hätt was gesagt von 6 Euro für ein Bier und dafür könnt man sich scho ein paar nackerte Frauen anguggen, des isch ja auch so kalt gewesen und man wollt sich auch mal aufwärmen.
Die Endrechnung belief sich dann auf 178 Euro, womit unser Held aus Rottweil nicht so ganz einverstanden war, was ja auch durchaus verständlich ist.
178 Euro für zwei Astra sind auch auf dem Kiez ein durchaus ungewöhnlicher Preis, da muss also mehr gelaufen sein. Hajoo, da hätt sich eine Dame dazugesetzt, die wollt einen ausgegeben haben. Und da der Pfälzer an sich wohl recht spendierfreudig ist, hat er ihr tatsächlich einen Drink bezahlen wollen, aber er dachte eher an was kleineres. Nach längeren Diskussionen und der Drohung sich an die Polizei zu wenden, hätt man sich dann auf 60 Euro geeinigt. Klar, sag ich, der will ja wenigstens seine Unkosten wieder reinkriegen.

Wie naiv kann man eigentlich sein? Und ich meine durchaus mich, denn ich habe doch tatsächlich geglaubt, so etwas gibt es nicht mehr. Da fällt niemand mehr drauf rein, das hat jeder schon einmal in einem Jürgen Roland Krimi gesehen, das ist der älteste Trick auf dem Kiez.

Aber natürlich gibt es das noch, wovon sollten die wenigen verbliebenen Schmuddelschuppen auf der Reeperbahn leben, wenn nicht von Pfälzer Touristen.

Bei denen hat dann der vierte Mainzer Treffer doch soweit zur Stimmungsabkühlung geführt, dass sie das Stadion frühzeitig verlassen wollten. Es gibt leider immer mehr Touristen im Stadion, weil man den Kneipenverkauf nicht im Griff hat.

Tja. Zum Spiel. Kann man nur anerkennen, dass die Mainzer einfach besser waren. Immer einen Schritt schneller, agiler, und vor allem weniger Fehlpässe. Der Schiri war eine unglaubliche Pfeife, aber das wäre als Entschuldigung zu billig. Müller war bei einigen Szenen zu gut im Kasten, mit mehr Glück hätte es auch ein Unentschieden werden können, unverdient.

Und schweinekalt war es, mit dem Abstieg unter die Tribüne der Gegengerade sank die Temperatur noch einmal schlagartig um gefühlte fünf Grad, was uns dann ebenfalls in die Flucht trieb, -8° sind für ein Bier nicht mehr gemütlich genug. Unterwegs wieder die üblichen Fragen. Wie isses ausgegangen? Wer hat die Tore geschossen? Wer hat die Mainzer Tore geschossen?
WTF?
Was interessieren mich Mainzer Torschützen, waren eh zu viele.

Beim Skatabend hab ich dann auch nichts gerissen, war nicht ganz mein Tag. Kann nur besser werden. Walk On!

Schreibmusik: Yonderboi - Shallow & Profound

Freitag, 17. Dezember 2010

Wenn der Nussknacker dreimal knackt
















Heute hab ich es endlich geschafft das Weihnachtspaket nicht zu vergessen, das uns jedes Jahr zum Fest vom Chef spendiert wird. Außer der üblichen Flasche Nero D'Avola und den Niedereggerschen Kalorienbomben war diesmal ein Nussknacker nebst einem Beutelchen diverser hartschaliger Spezialitäten dabei, damit man das schicke Gerät aus lackiertem Metall mit den hübschen Holzgriffen auch gleich ausprobieren kann.
Cool, denk ich, endlich hat der schäbige alte Nussknacker ausgedient, den ich ohnehin nie benutzt habe, weil der meistens die Schale samt Inhalt pulverisiert hat, wenn man seine Kräfte nicht genauestens dosieren konnte. So einen glänzenden neuen Knacker wollte ich immer schon mal haben, sah der doch so aus, als hätte sich wirklich mal jemand Gedanken gemacht. Immerhin gibt es seit etwa zehn Jahren schon vernünftige Weihnachtsbaumständer, die Entwicklung wird ja dann bei Nussknackern nicht stehen geblieben sein.
Ernüchtert musste ich aber sehr schnell feststellen, dass die Nussknackertechnik in den letzten dreißig Jahren keine Fortschritte gemacht hat, die Dinger taugen immer noch nichts. Eine Walnuss und eine Haselnuss hat er überstanden, bei der Mandel dann kläglich versagt. Die Natur ist uns immer noch über. 

War ein kurzes Vergnügen, aber Nüsse haben sowieso zu viele Kalorien.

Schreibmusik: Toufic Farroukh - Drab Zeen

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Schneemobil
















Meinen Parkplatz werde ich morgen sicherlich wiederfinden. Wenigstens in der Firma haben sie aus dem letzten Winter gelernt, aber sollte es die nächsten Tage schlimmer werden, muss ich meine Karre wohl irgendwann ausgraben.
Angesichts der Wetterlage bin ich jetzt nicht so ganz unglücklich, dass ich mir die 450 Kilometer morgen sparen kann. 

Schreibmusik: Papa Wemba - Le Voyageur

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Wieder mal ein Wochenende (fast) versenkt
















Die moderne Form der Lohnsklaverei sieht so etwas wie selbstbestimmte Freizeit nicht vor. Samstags gehört Vati mir, das war einmal. Als der DGB mit dieser Forderung für die Fünf-Tage-Woche kämpfte lag ich selber noch im Kinderwagen, als Berufstätiger konnte ich später die erkämpften freien Wochenenden genießen.
Heute werden die Arbeitszeiten ganz einfach von der Auftragslage bestimmt, Flexibiliät ist Trumpf,  Survival of the Fittest wie in der Natur, anpassen oder untergehen.

Seit einigen Wochen überlege ich (nicht wirklich ernsthaft), ob ich den Besuch bei Freunden zugunsten eines Fußballspieles sausen lasse. Wäre mir natürlich nie eingefallen, auch nicht für den FC St.Pauli, aber da glaubte ich ja auch noch die Wahl läge bei mir. Welch fataler Irrtum, denn völlig unverhofft kommt das Weihnachtsfest auf uns zu, einhergehend mit reichlich Bescherungen Bestellungen, ein Umstand mit dem wirklich keiner rechnen konnte. Das ist zwar jeden Dezember wieder der gleiche Kampf, aber mit zwei Tagen Resturlaub und Vollbesetzung kann eigentlich nichts schief gehen, denkt man sich so. Bis der Kollege F. anruft und seinen Urlaub eine Woche verlängern muss, weil er in Frankreich irgendwo eingeschneit ist, die Firma Loddl ihre Bestellungen verdoppelt und der verbleibende Kollege einem klarmacht, dass er nicht gedenkt 3 bis 4 Stunden dranzuhängen, nur weil ich seit ein paar Monaten eine Verabredung in Köln habe.

Vielleicht hätte ich ihm mit ewiger Verdammnis drohen sollen, aber das zieht ja schon bei mir nicht. Wenigstens kann ich jetzt ohne Gewissensbisse ins Stadion und mir den Arsch abfrieren, Astra statt Rotwein,  wer braucht schon rosa gebratene Ente und einen lauschigen Platz vor dem Kamin. 

Schreibmusik: Warren Zevon - Sentimental Hygiene auf DBWG Radio

Sonntag, 12. Dezember 2010

Currywurst für Pellenallergiker
















Die Wurstbudengentrifizierung treibt echt seltsame Blüten. Ob edel, kultig, königlich, ob Curryonkel oder Curryfreibeuter, wer heutzutage noch eine Wurstbude eröffnet muss sich etwas einfallen lassen, eine simple Bratwurst mit Ketchup verkauft sich wohl nicht mehr.
Im Körri haben sie sich etwas ganz besonderes einfallen lassen, sie haben die Wurst von der Pelle befreit. Wem also beim Wort Darm, egal ob Kunst oder Natur, immer etwas unwohl wurde, der kann hier befreit aufessen. Erwähnen sollte ich vielleicht, dass Wurst ohne Darm nicht etwa günstiger ist, die Einsparung wird an den Kunden nicht weitergegeben, denn 8.50 Euro für ein Körri mit Salat und Pommes halte ich schon für einen ziemlich stolzen Preis, auch mit hausgemachter Sauce und liebevoll dekoriertem Teller.
Dabei handelt es sich noch um die Standardversion, ein Körri lässt sich auch aufrüsten, bis hin zur "Surf and Turf" Version mit Black Tiger Riesengarnelen, ab 14.50 zu haben. Zwar dürften die auf dem Teller besser zur Geltung kommen als lägen sie neben einer normalen Currywurst, aber diese Zusammenstellung soll wohl eher den Strombergs der umliegenden Büros die Gelegenheit geben, im After Work Club ihre neue Sekretärin zu beeindrucken.
Geschmacklich waren wir weder vom Körri noch von der hausgemachten Sauce beeindruckt, da hätten auch ein paar Black Tiger Garnelen nicht viel dran geändert, zumal die Pommes wirklich extrem knusprig waren, für Gebissträger wahrscheinlich nicht geeignet.

In meiner Rangfolge ändert sich wieder nichts, die Curry Pirates sind immer noch ungeschlagen Nummer 1 in Hamburg.

Schreibmusik: Hassan Hakmoun and Zahar - Trance

Samstag, 11. Dezember 2010

Endlich Cannabis auch bei Edeka
















Der große Ansturm blieb bisher wohl trotzdem aus, was an den fehlenden Warnhinweisen auf der umweltfreundlichen  Pappdose liegen mag.  Auch wenn mir durchaus klar ist, dass der Effekt dieses Getränkes im besten Fall ausreicht um den Durst zu stillen, das konnte ich mir nicht entgehen lassen, auch wenn 250ml Wasser mit etwas Hanfblütensirup und Teeextrakten für 1.50 Euro natürlich völlig überteuert sind.

Schmeckt nicht mal schlecht, ein Verkaufserfolg wird es trotzdem nicht schätze ich, da Hanfblätter im allgemeinen nicht mit Durstlöschern assoziiert werden. Wäre das Zeug wenigstens in der Schweiz etwas gehaltvoller auf dem Markt, hätte das ja vielleicht auch positive Auswirkungen auf die dortige Gesetzgebung haben können, aber auch dort: Fehlanzeige. Keine Warnhinweise.
Dabei würde ich gerade jetzt etwas mehr Entspannung bei einigen Menschen durchaus befürworten.

Schreibmusik: Brenda Fassie - Brenda Fassie / Myekeleni

Dienstag, 7. Dezember 2010

In der Zwickmühle
















Das hier ist die letzte der drei Karten, für die ich vor einigen Wochen fast 5 Stunden in eisiger Kälte ausharren musste. Will ich mehr Spiele sehen (und ich will mehr Spiele sehen), dann werde ich noch öfter solche Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, mit etwas Pech bei ähnlich üblen Witterungsverhältnissen. Nur sollte ich nächstes mal darauf achten wann die Spiele angesetzt sind, dann wäre ich jetzt nicht so arg in der Zwickmühle. Ausgerechnet am 18. Dezember ist das Spiel gegen die Narrenkappen, ausgerechnet an diesem Wochenende bin ich schon seit Monaten mit Freunden in Köln verabredet.
Dabei dürfte es das geringste Problem sein die Karte wieder loszuwerden, zur Not kann ich die einen Tag vorher noch im AFM Container abgeben, nur um die Abgabe in würdige Hände zu gewährleisten. Aber ist der neue Besitzer der Karte ein ähnlicher Glückspilz wie ich? Wenn ich im Stadion war hat der magische FC noch nie verloren, und gerade jetzt ist jeder Punkt wichtig. Und was ist, wenn ich die Karte frühzeitig weggebe, und am 17. sind alle Autobahnen dicht wegen Schneefall und Blitzeis? Dann sitze ich hier und höre AFM Radio, oder gucke ein Spiel im Vereinshaus von Concordia, für das ich mal eine Karte hatte. Höre die anderen brüllen, statt mir selber die Stimme zu ruinieren.
Entscheide ich mich aber frühzeitig für das Spiel, dann sehe ich ein paar Leute nicht, an denen mir erstens viel liegt und die ich zweitens wohl länger nicht wiedersehen kann. Und normalerweise pflege ich lange geplante Verabredungen einzuhalten.
Falls jemand noch ein paar Argumente für oder gegen irgend etwas aufführen kann, nur zu. Aber egal wie ich mich entscheide, in Zukunft werden Verabredungen nur noch streng nach Bundesligafahrplan geplant, Heimspielwochenenden sind tabu.

Schreibmusik: Achim Reichel - Solo mit Euch

Montag, 6. Dezember 2010

Natürlich voll verarscht
















Erdbeeren lösen bei mir, besonders in der erdbeerfreien Zeit, fast augenblicklich einen Kaufreflex aus. Diese knubbeligen roten Beeren (die genau genommen eigentlich keine Beeren sind) sind einfach zu lecker, als das ich da widerstehen könnte. So musste ich neulich an der Kasse des Supermarktes sofort zugreifen. Erdbeeren!  100% Frucht! Ohne Zuckerzusatz, Süßungsmittel und Konservierungsstoffe! Das kann ja nur großartig schmecken, zumal das alles ganz natürlich ist.
Dumm nur, dass man in Supermarktkassenschlangen selten Zeit hat die Inhaltsangaben genauer zu studieren. Sonst hätte ich mich schon gefragt, wie man aus 92% Äpfeln und 5% Erdbeeren einen Erdbeersnack machen kann, der nach Erdbeeren schmeckt. Die Lösung für das Rätsel befand sich in der letzten Zeile, natürlich durch Aromen. Natürlich durch natürliche Aromen, schließlich hat man ja 100% Frucht versprochen.
Trotzdem fühlte ich mich ziemlich verarscht, als ich später im Auto auf ein paar seltsamen Plättchen von gummiartiger Konsistenz herumkaute und dabei die Zutatenliste las.
Dabei habe ich mich eigentlich selber verarscht, schließlich predige ich bei jedem angeblichen Lebensmittelskandal, lest das Kleingedruckte. Nur wo Schinken drauf steht ist auch Schinken drin.

Vielleicht sollte ich mich da selber mal dran halten, auch wenn Erdbeeren auf der Packung abgebildet sind, denn für die gilt das meist noch mehr als für Schinken.

Schreibmusik: Heartless Bastards - Stairs & Elevators

Samstag, 4. Dezember 2010

Die Bratwurstkoberer vom Millerntor
















Auf St.Pauli stehen Koberer vor jedem Bumslokal, versuchen Touristen und andere willige Opfer mit sensationellen Angeboten zu ködern. Sensationelle Sexshows, sensationell scharf, sensationell billige Getränke dazu. Da die Etablissements der Fleischeslust nicht mehr so zahlreich sind auf dem Kiez mussten sich einige wohl beruflich verändern, einer hat scheinbar einen Job am Bratwurststand vor dem Millerntorstadion erwischt.

Eeeey, komm rüber hier, die letzten Würste, Stück 1 Euro, bevor wir sie wegschmeißen müssen brüllte er mir entgegen. Da man auf Dauer von Bier alleine nicht leben kann hab ich das glatt angenommen, doch scheinbar war das mit dem Grillmeister nicht abgesprochen, denn der wollte von mir dann doch auf einmal Zweifuffzich für die Thüringer. Angesprochen auf das Angebot seines Kompagnons, brüllte er nur kurz Aaaalder, ein Euro? Spinnst Du? in die Menge, ging dann immerhin auf zwei Euro runter mit dem Preis.
Da der Koberer in der Menge nicht auszumachen war zahlte ich äußerst zähneknirschend, bekam dafür aber immerhin noch eine Rostbratwurst zusätzlich, die allerdings auf dem freien Markt keine 50 Cent mehr erzielt hätte.
Nach eingehender Betrachtung entschied ich mich dann auch, das Teil lieber dem Mülleimer zu überantworten. Nachdem ich mehrere Stunden bei Minusgraden und den FC Kaiserslautern überstanden hatte, wollte ich kein unnötiges Risiko mehr eingehen. Der Tag war bis dahin ziemlich perfekt.

Schreibmusik: Bruce Springsteen - Darkness On The Edge Of Town / The Promise

Freitag, 3. Dezember 2010

Rausgehen - Warmmachen - Weghauen
















Rausgehen. Werde ich gleich, ein paar letzte Handlungen zur Spielvorbereitung, noch einen heißen Kakao mit Rum, dann geht es los. Kälte und Schnee erwarten mich. Super Wetter, kommt mir vor als wäre es gestern erst gewesen, als die Straßen noch von zentimeterdicken Eisschichten überzogen waren. Endlich wieder Winter.

Warmmachen. Darüber muss ich mir erst im Stadion Gedanken machen, immerhin habe ich die Trainingshose nach viel Kampf unter die Jeans bekommen, dazu zwei weite T-Shirts unter den Hoodie, Lederjacke, Kutte, Schal, Kappe. Muss reichen. So ausgepolstert komm ich mir vor wie eine Kampfmaschine, hoffentlich färbt das auf die Jungs ab. Hoffentlich nur psychisch, denn ich kann mich kaum bewegen, geschmeidig ist was anderes. Bier ansetzen im Trockenversuch geht aber noch, die Bierleitungen an den Ständen werden diesmal sicher nicht eingefroren sein, es war schon bedeutend kälter. Warmsingen ohne flüssige Unterstützung wäre ein Handicap, zur Not geht auch Glühwein.

Weghauen. Ist bitter nötig dieses mal, egal wie. Aux Armes! Allez Braun-Weiß! Forza Sankt Pauli! 

Schreibmusik: Slime - Alle gegen Alle

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Der Kranz des Grauens
















Jedes Jahr, wenn es mal wieder auf das Fest der Liebe zusteuerte, spendierte unser ehemaliger Chef einen von seiner Frau gebackenen Nusskranz. Jedes Jahr zu Nikolaus saßen wir dann in trauter Eintracht zusammen, lobten überschwänglich dieses Backwerk, und versuchten gleichzeitig mit viel Kaffee wenigstens ein Stück dieses furztrockenen und halb rohen Machwerks herunterzuwürgen, das einem noch Stunden später wie Blei im Magen lag.
Glücklicherweise generiert mein Job Ausreden am Fließband, so dass ich in den seltensten Fällen an dieser Veranstaltung teilnehmen musste. Unglücklicherweise gedenkt er diese Tradition auch als Rentner beizubehalten, ein unerwünschter Nebeneffekt der ewigen Lobhudelei, jedenfalls brachte er uns heute wieder den vermeintlichen Lieblingskuchen der Abteilung vorbei. Glück für uns nur, dass sein Zeitplan es nicht erlaubte an der Verteilung teilzunehmen.

So fehlte dann heute nach Feierabend auch nur ein Stück, das mir sein Nachfolger mit einem uralten, saublöden, aber wenigstens bei mir immer noch wirksamen Trick (und unter schamloser Ausnutzung seiner Machtposition!) in den Mund schob. Wahrscheinlich seine Rache für alle Jahre in denen ich mich verpissen konnte.

Ich hätte es auch noch schlucken sollen, das wäre ein guter Grund für mindestens eine Woche Arbeitsunfähigkeit gewesen, aber man hat ja eine gewisse Verantwortung gegenüber seinem Arbeitgeber.
Ich hoffe das wird demnächst honoriert. 

Schreibmusik: Lucinda Williams - World Without Tears

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Bei mir piept's hoffentlich nicht
















Wenn ich etwas hasse, dann sind das diese friss-oder-stirb Ankündigungen von Handwerkern, ganz besonders wenn ich die nicht bestellt habe. Wir kommen am 1.Dezember von 14:30 bis 15:30, wenn sie nicht im Hause sind geben sie dem Hausmeister oder einem Nachbarn den Schlüssel, andernfalls berechnen wir eine zweite Anfahrt. Ganz ehrlich, ich mag meine Nachbarn überwiegend, einen Haustürschlüssel hinterlasse ich dort trotzdem ungerne, jedenfalls seit mich eine Nachbarin mal eingeladen hat das neue Badezimmer ihres Gegenübers zu besichtigen, während der ahnungslos seiner Arbeit nachging.
Eben jene musste ich heute also für knapp zwei Stunden verlassen, jetzt frag ich mich natürlich, wem ich das in Rechnung stellen kann. Wahrscheinlich niemandem, denn Rauchmelder sind Pflicht geworden. Trotzdem hätte es vollkommen ausgereicht, wären die Dinger per Post angeliefert worden. Einen Schutzstreifen von der Klebefläche abziehen und das Teil an die Decke kleben kriege selbst ich noch fertig. Wenigstens konnte ich verhindern, dass der Rauchmelder im Wohnzimmer an die falsche Stelle geklebt wurde. Direkt oberhalb meiner Shishasammlung wollte er den anbringen, ich glaub es piept.

Die knappe Anleitung des Monteurs, "wenn es piept einfach mit dem Besenstiel leicht dagegen drücken" steht ebenso in dem knappen Faltblatt, das er mir vorher wortlos in die Hand drückte. Auf meine Ankündigung, dass ich den Quälgeist spätestens beim dritten Fehlalarm mit der Keule von der Decke entfernen werde, regierte er jedenfalls nur mit einem müden Lächeln. "Wir kommen nächstes Jahr wieder um die zu überprüfen."
Na prima, jetzt hab ich außer den Heizungsablesern noch einen am Hals der jährlich mit Terminen droht. Dabei hat es bei mir nur einmal in der Küche gebrannt, als ich den Topf mit Fett vergessen habe. Aber in der Küche haben sie keinen angebracht, die Dinger sind wohl zu empfindlich.

Schreibmusik: Rachid Taha - Safi auf DBWG Radio bei Wünsch Dir was mit Bembelbär