Das Pfälzer Ehepaar neben mir wollte sich vor lauter Begeisterung nicht mehr einkriegen, so ei subber Schdimmung, des hen mir ja noch nie erlebd. Auf meine Frage, ob sie nicht zwei Wochen zu spät dran sind, nur ein verächtliches Abwinken, FCK, ah nöö. Er käm aus Rottweil, wär schon immer St.Pauli Fan gewesen und jetzt wär man mal zufällig zu einem Heimspiel in Hamburg, da muss man doch die Gelegenheit nutzen.Seine Frau hingegen ist sowohl als auch, also St.Pauli und FCK.
Wie kommt man als Auswärtiger an Karten für das Spiel, war natürlich meine nächste Frage. Hajoo, sie hätten halt mal in ner Kneipe gefragt und gegen einen kleinen Aufpreis zwei Karten erstehen können. 25 Euro ist der aktuelle Kneipenpreis für einen Stehplatz auf der Gegengerade, so etwas finden natürlich Touristen aus der Pfalz mal eben, und warum?
Weil sie einfach überall mal reinplatzen. Vorher waren sie irgendwo gegenüber der Davidwache, in einem Stripschuppen. Der Mann an der Tür hätt was gesagt von 6 Euro für ein Bier und dafür könnt man sich scho ein paar nackerte Frauen anguggen, des isch ja auch so kalt gewesen und man wollt sich auch mal aufwärmen.
Die Endrechnung belief sich dann auf 178 Euro, womit unser Held aus Rottweil nicht so ganz einverstanden war, was ja auch durchaus verständlich ist.
178 Euro für zwei Astra sind auch auf dem Kiez ein durchaus ungewöhnlicher Preis, da muss also mehr gelaufen sein. Hajoo, da hätt sich eine Dame dazugesetzt, die wollt einen ausgegeben haben. Und da der Pfälzer an sich wohl recht spendierfreudig ist, hat er ihr tatsächlich einen Drink bezahlen wollen, aber er dachte eher an was kleineres. Nach längeren Diskussionen und der Drohung sich an die Polizei zu wenden, hätt man sich dann auf 60 Euro geeinigt. Klar, sag ich, der will ja wenigstens seine Unkosten wieder reinkriegen.
Wie naiv kann man eigentlich sein? Und ich meine durchaus mich, denn ich habe doch tatsächlich geglaubt, so etwas gibt es nicht mehr. Da fällt niemand mehr drauf rein, das hat jeder schon einmal in einem Jürgen Roland Krimi gesehen, das ist der älteste Trick auf dem Kiez.
Aber natürlich gibt es das noch, wovon sollten die wenigen verbliebenen Schmuddelschuppen auf der Reeperbahn leben, wenn nicht von Pfälzer Touristen.
Bei denen hat dann der vierte Mainzer Treffer doch soweit zur Stimmungsabkühlung geführt, dass sie das Stadion frühzeitig verlassen wollten. Es gibt leider immer mehr Touristen im Stadion, weil man den Kneipenverkauf nicht im Griff hat.
Tja. Zum Spiel. Kann man nur anerkennen, dass die Mainzer einfach besser waren. Immer einen Schritt schneller, agiler, und vor allem weniger Fehlpässe. Der Schiri war eine unglaubliche Pfeife, aber das wäre als Entschuldigung zu billig. Müller war bei einigen Szenen zu gut im Kasten, mit mehr Glück hätte es auch ein Unentschieden werden können, unverdient.
Und schweinekalt war es, mit dem Abstieg unter die Tribüne der Gegengerade sank die Temperatur noch einmal schlagartig um gefühlte fünf Grad, was uns dann ebenfalls in die Flucht trieb, -8° sind für ein Bier nicht mehr gemütlich genug. Unterwegs wieder die üblichen Fragen. Wie isses ausgegangen? Wer hat die Tore geschossen? Wer hat die Mainzer Tore geschossen?
WTF?
Was interessieren mich Mainzer Torschützen, waren eh zu viele.
Beim Skatabend hab ich dann auch nichts gerissen, war nicht ganz mein Tag. Kann nur besser werden. Walk On!
Schreibmusik: Yonderboi - Shallow & Profound