Sonntag, 29. November 2015

Straight outta Spitzengruppe


















Am siebten Tag sollst Du ruhen heißt es in der Bibel, ausschlafen wär auch nicht ganz schlecht. Fällt flach, weil die DFL ein ganz und gar unchristlicher Haufen ist. Heute sollen wir auch noch möglichst früh am Stadion sein sagt die Geschäftsleitung, damit jeder ordentlich kontrolliert werden kann, dafür wollen sie die Tore ausnahmsweise sogar eine halbe Stunde früher öffnen. Ich überlege kurz ob ich das wirklich ernst nehmen soll, breche dann aber doch etwas früher auf als üblich. Zum Frühstück reichen vorerst Kaffee und Kippe, gegessen wird im Stadion.

Die Türsteher sind tatsächlich etwas gründlicher als sonst, an einigen Stellen werde ich zweimal abgetastet. Da es sich ausnahmslos um erfahrene Kräfte handelt werden dabei Zigarettenschachtel, Smartphone, Kamera und Schlüsselbund eindeutig als solche erkannt und ich darf passieren. Diese angekündigten Großkontrollen sind eine feine Sache, ich war selten schneller im Stadion.

Frühstück im Millerntorstadion wäre machbar, die Auswahl ist so klein ja nicht. Man könnte noch einen Kaffee trinken und ein Stück Kuchen dazu nehmen, oder ein Fischbrötchen ohne Kaffee, dafür mit Bier, weils besser passt. Einen veganen Hot Dog oder ein Stück Pizza, scheißegal eigentlich, wäre wahrscheinlich alles besser gewesen als die Currywurst die ich wähle. Seit wann taugt die eigentlich nichts mehr? Könnte das nicht auch Vincent Vegan machen? Der kann wenigstens Currywurstsauce...

Der Blick vom Balkon verheißt eine schicke Gegengeradenchoreografie, die sich mal wieder schlecht fotografieren lässt, weil man selber ein Teil davon ist. Kann man sich an anderer Stelle dann in richtig schick ansehen. An jedem Sitzplatz befindet sich ein buntes Blatt Hochglanzpapier nebst zugehöriger Anleitung in drei Schritten. Hoffentlich kommen meine Nachbarn heute mal rechtzeitig, denn drei von den Dingern in die Luft halten und gleichzeitig knipsen kann ich nicht.

Der Nürnberger Block hat seine Südstaatenflagge anscheinend zu Hause gelassen, oder sie ist nicht durch die erweiterte Türkontrolle gekommen, den Fetzen kann ich jedenfalls nirgends entdecken. Ansonsten ist der Block gut gefüllt, das Stadion ausverkauft. Für die Entfernung bei einem Sonntagsspiel ist das nicht selbstverständlich, daher bekommen die selbstverständlich auch ihre Hymne. Tralalaundschonvergessen...und die Aufstellung mit Raphael Schäfer im Tor, der gefühlt schon 30 Jahre bei denen im Tor steht. Davor wars bestimmt noch Andy Köpke.

Unser Trainer Ewald Lienen hatte gestern Geburtstag und wird lautstark gefeiert, das schönste Geschenk macht hoffentlich die Mannschaft heute. Die hat ein etwas verändertes Gesicht, mit Alushi und Schnecke in der Startelf, dafür sitzt Ratsche auf der Bank und Choi ist ganz aus dem Kader gerutscht. Ich interpretiere das mal als defensive Verstärkung durch mehr Kampfkraft, so als Laie. Vielleicht ist Ratsche ja überspielt oder wie man das nennt, in München waren andere aber auch nicht doll.  

Choreo, hoho! Das könnte ein richtig schönes Spiel werden heute, trotz Sonntagmittag, jedenfalls wenn man das Herz von Sankt Pauli als Indikator nehmen kann für den Stimmungspegel. Kaum ist es verklungen erscheinen die Nachbarn, die ich mit einem schnellen "Blatt hochhalten, braun nach oben, umdrehen beim ersten Gong" begrüße, damit ich mich mit der Knipserei beschäftigen kann. Im Süden sieht es jedenfalls auch sehr schick aus und erinnert mich daran, dass ich Straight outta Compton eigentlich im Kino sehen wollte.

Das Spiel könnte ein richtig schönes Spiel werden heute, trotz Sonntagmittag, denn es wird recht ansehnlicher Fußball geboten. Nach ein paar Minuten schon ein Freistoß in aussichtsreicher Position, ideale Entfernung für Basti Maier. Schönes Ding direkt auf den Kasten, aber Schäfer ist auf eben jenem und hat seine Finger noch am Ball. Auf der linken Seite startet Buballa einen sensationellen Lauf, lässt mehrere Gegenspieler stehen, aber seine Flanke wird zur Ecke geklärt.

Durchaus spannend anzusehen alles, ich plädiere für etwas weniger Spannung, vor allem durch etwas mehr Aufmerksamkeit hinten, ey, lasst den Mann nicht laufen! Lasst den Mann nicht flanken! Lasst den Mann nicht... Tor, 0:1. Verdammte Hacke, was für ein dämlicher Fehler, offen wie ein Scheunentor und Füllkrug muss nur noch seinen Fuß hinhalten. Damit ist die Spannung erst mal raus, denn wir ackern uns an der Nürnberger Abwehr ab ohne wirklich Mittel zu finden. Lenny kommt einmal zum Schuss aber ein Nürnberger steht im Weg, das ganze Stadion brüllt Hand, nur der Schiedsrichter hat es anders gesehen. Im Gegenzug kassieren wir beinahe das 0:2, Lasse kann gerade noch klären.
Diese Nürnberger Konter sind irre gefährlich, ein bis zwei schnelle Stationen und den Abschluss suchen. Kann manchmal nur durch ein Foul unterbunden werden, die Jungs kommen schwer in die Gänge heute. Ein Nürnberger Freistoß, zentral kurz vor dem Strafraum, bleibt Gott sei Dank ohne Folgen, aber da fehlte nicht viel. Was uns fehlt sind Ideen und Pässe die ankommen, es wird solange gefummelt und quergepasst bis die Pille weg ist, keiner der mal abzieht, keiner der mal in Schussposition kommt. Nach schier unendlichen misslungenen Ballstafetten ballert Lasse mal aus der zweiten Reihe drauf, leider knapp daneben, aber eine Erlösung nach dem ganzen Hickhack davor. Alles geht über die linke Seite, während sich Hornschuh auf der rechten die Füße plattsteht, keiner sieht das.

Wie man es richtig macht zeigt Nürnberg kurz vor der Pause. Ein blind gespielter Pass nach vorne aus dem Fußgelenk, mit dem Rücken zum Tor, als Steilvorlage für Füllkrug. Der darf, von Sobiech und Ziereis begleitet, auf Robin zulaufen und eiskalt abschließen, 0:2. Scheisndreck, das wird so nix mehr heute.

Halbzeitpils dauert inzwischen gefühlt keine Minute mehr, dann bin ich wieder auf dem Platz. Bei der Halbzeitrolle mit Mattes fragen wir beide uns, wo die ganzen Leute geblieben sind, die früher so einen Lärm gemacht haben. Der Support ist heute wieder echt lausig, wenn die Süd irgendetwas initiiert um den Laden zu wecken hält die Gegengerade inzwischen keine zwei Zeilen mehr durch. Manchmal wünsche ich mir die alte Hütte zurück, halb so groß aber doppelt so laut.

Spiel geht weiter mit Dudziak für Kalla. Seit der Mann blonde Haare hat sind die auffälliger als sein Spiel, aber irgend etwas muss jetzt gehen nach vorne. Vielleicht durch einen Standard, analog zur ersten Halbzeit kriegen wir wieder einen in aussichtsreicher Maierposition, analog zur ersten Halbzeit bringt Basti den auch schön aufs Tor und Schäfer klärt. Kurz darauf verspringt dem Thytan ein Ball, es ist zum Haare raufen, wenn man welche hätte. Wir bräuchten einen Weckruf, einen Treffer, einen Hoffnungsschimmer.
Damit ist es aber sofort vorbei, weil wir die Nürnberger durch einen dämlichen Fehlpass erneut zu einem schnellen Konter einladen, drei Nürnberger spielen sich durch riesige Lücken durch und es steht 0:3.
Lust hab ich jetzt keine mehr, das Spiel ist im Eimer. Diese krampfhaften Versuche sich irgendwie durch die Nürnberger Defensive zu fummeln sind ermüdend, man kann schon vorher erkennen wann der Ball wieder weg ist. Hat man wirklich mal ne gute Chance ist sie auch gleich wieder weg. Lenny hat den Anschlusstreffer auf dem Fuss, schöne Direktabnahme, gut reagiert von Schäfer.
Das sieht alles ziemlich souverän aus was die Nürnberger machen, die werden garantiert irgendwann vor uns in der Tabelle stehen, während wir so langsam straight outta Spitzengruppe fallen. Für die fehlt uns inzwischen der nötige Biss und so langsam auch das nötige Tempo, wir waren schon in München deutlich langsamer als der Gegner, mit Ball, ohne Ball und ganz besonders gedanklich. Laaaaangsaaaam. Bringt wieder diese doofe Angewohnheit hervor, Steilpässe in einen freien Raum zu spielen in den niemand läuft.

Ewald holt Basti vom Platz, für ihn kommt Verhoek, weil Verhoek immer irgendwann kommen muss. Hätte er nach einer seinen vielen Einwechslungen auch nur den Hauch von Torgefahr ausgestrahlt könnte ich das verstehen, in meiner Umgebung löst es allenfalls noch kollektives Stöhnen aus. Gonther für Alushi, zehn Minuten vor Schluss, sieht auch nicht nach "alle Mann Attacke" aus, was soll man bei dem Spielstand noch groß machen. Es geht nichts, nixnixnix. Jeder Versuch bleibt hängen bei diesem Stolperballett, wo ist das viele Selbstvertrauen geblieben? Alles aufgeraucht?.
Nicht einmal Eckbälle anständig verteidigen geht noch, die letzte Minute läuft, das Stolperballett kriegt die Pille nicht weg, zack, 0:4, der Nürnberger Block ist am toben.
So eine Scheixxe, echt mal. Ein 0:3 kann passieren wenn es dumm läuft, aber ein 0:4 ist ein Tor über der Peinlichkeitsgrenze. 

Nur weg hier. Zwei verlorene Spiele hintereinander reichen fürs erste, ein paar Minuten halte ich mich noch vor den Fanräumen bei der Tresenkurve auf, hole mir die dicke Doppelausgabe des Zeckenblattes und verzieh mich nach Hause. Drei Wochen kein Stadion von innen sehen kann bestimmt auch ganz schön sein. 

Fotos: Gegengerade Millerntor, Anleitung, Ewald, RIP Knut Friedemann, RIP Marco, Choreos,
Bier: BRLO Baltic Porter, 7.0%
Mucke: Bob Marley & The Wailers - Live at the Lyceum 1975
   



















 






























Samstag, 28. November 2015

Radioaktives Model auf der Autobahn

















Ein großer Fan von Kraftwerk bin ich nie gewesen, hier steht mit dem 78er Mensch-Maschine gerade mal ein einziges Album im Regal und das wahrscheinlich auch nur, weil es ein Sonderangebot war. Viel zu minimalistisch, sowohl die Texte als auch die Musik. Wir sind die Rrobotärr pling pling düdelüt, diese tolle Computerstimme kenne ich von meinem Commodore Amiga, der konnte das auch. Allerdings konnten Ralf Hütter und seine Kollegen das schon, als noch niemand an einen Commodore 64 dachte, geschweige denn überhaupt an so etwas wie Computer im Haushalt.

Trotzdem musste ich keine zehn Sekunden überlegen, als Herr H. vor ein paar Monaten  mit den Konzertkarten wedelte. Kraftwerk live kann man sich einfach nicht entgehen lassen, in 3D ist das ja möglicherweise nicht so minimalistisch wie der Rest und immerhin ist das eine ziemlich legendäre Truppe, wer weiß ob diese Gelegenheit je wiederkommt. 

Die Einlasskontrolle im CCH ist krasser als bei jedem Fußballspiel, personalisierte Karten, Ausweis bereithalten, Taschen öffnen, abklopfen. Suchen die Pyrotechnik, Terroristen oder einfach nur Tonaufnahmegeräte?  Herr H. und der Exilwestfale suchen ein Bier, ich finde nur Holsten und verzichte dankend. Danach gibt es noch für jeden eine schick verpackte Pappbrille für die Effekte und eine Einladung zum Konzert von Andreas Bourani, wenn man so doof ist und spontan zugreift, sobald einem jemand etwas vor die Nase hält.

Unsere Plätze befinden sich direkt neben der fetten Beamerbatterie in der ersten Reihe, was Herr H. zum Anlass nimmt auf seinem Platz herumzuturnen und die Technik genauer zu begutachten. Strahlend präsentiert er uns einen verlassenen 13er Maulschlüssel, was dem Exilwestfalen den ersten Angstschweiß auf die Stirn zaubert. Glücklicherweise findet er auf Anhieb keine passenden Schrauben, dafür aber immerhin heraus, dass die sechs Klötze ihre warme Luft nach hinten blasen. Andernfalls wäre es hier nach kurzer Zeit selbst für ein T-Shirt zu warm gewesen.

Kurz vor acht sind noch nicht alle Plätze besetzt, aber nur wenige Minuten später ist es voll und dunkel, bis auf den Kasper hinter uns, der sich mit seiner gleißend hellen Handylatüchte den Weg bahnen muss. Kann man ja nicht ahnen dass solche Konzerte pünktlich anfangen, nech?

Maine Damän und Härrän schnarrt es blechern durch den Saal, die Mensch-Maschine. Eins zwei drei vier fünf sechs sieben acht plärrt der Computer. Während uns die Nummern dreidimensional um die Ohren fliegen, stehen unten vier Herren in elektronischen Strampelanzügen fast reglos hinter illuminierten Stehpulten und machen Computermusik. Drücken mal hier und mal da, schieben irgendwelche Regler hin und her und manchmal singen sie sogar, zumindest einer, das wird der Hütter sein.

Natürlich ist, wie könnte es anders sein, auch die 3D Show minimalistisch bis ins Mark, keine Supadupalserhastenichgesehnpyroshow sondern 80er Jahre Klötzchengrafik, Sinuskurven aus dem Atari Heimcomputer und Schwarzweißfilmchen, das wirkt alles wie aus der Zeit gefallen hier - und es passt wie die Faust aufs Auge, zu jedem einzelnen Pling und Plong aus den Lautsprechern. Davon erkenne ich doch weit mehr als erwartet, nach und nach fallen einem wieder die Titel ein, Trans Europa Express, Tour de France, Metropolis, Radio-Aktivität, das schöne Neonlicht, natürlich gibt es auch das Model und die Autobahn, die Mensch-Maschine und die Computerwelt, eine vollständige Zeitreise durch die elektromusikalische Frühgeschichte.    

Das wäre vielleicht auch ohne dicke Beamer und 3D schon spannend genug gewesen, aber durch die fliegenden Klötzchen aus der Computerfrühzeit haben auch die Augen etwas zu tun und müssen nicht zwei Stunden lang (mit Zugaben) auf reglosen Herren ruhen.


Fotos: Canon 280SX Taschenknipse, Kraftwerk/Congress Centrum Hamburg
Bier: Brewers & Union Unfiltered Helles Lager, 5.0% 
Musik: Kraftwerk - Die Mensch-Maschine










Dienstag, 24. November 2015

Ochsentour


















Ochsentour, 1.Etappe. Die 750 Kilometer von Hamburg nach Straubing muss ich glücklicherweise nicht ans Lenkrad, nach der Spätschicht vom Vortag fällt es mir schon schwer genug auf dem Beifahrersitz wach zu bleiben. Wir treffen Mr.T wie üblich am Lohfelder Rüssel in Kassel, setzen die Fahrt zu viert fort und endlich kann ich auf der Rückbank vor mich hindämmern und von Garnelen mit Knoblauch und Cashews träumen. Wenn es mehr bayrische Vereine in der zweiten Liga gäbe, könnte ich auch mal wieder dieses Gericht in der halben Ananas bestellen, das war auch saulecker, aber seit Regensburg ab- und Ingolstadt aufgestiegen ist komme ich nur noch einmal im Jahr zu meinem Lieblingschinesen. Danach noch ein Bier und ab auf die Matratze, wenn zur Mittagszeit Fußball droht ist die Nacht schnell vorbei.

Ochsentour, 2.Etappe. Im Vergleich zum Vortag sind 130 Kilometer ja nix, aber ein vernünftiges Frühstück mit frischen Brezn und Weißwurst dauert eben. Mittendrin ruft der Pappenheimer an und warnt vor extremen Kontrollen an den Stadien, gestern wäre auch ein Spiel eine halbe Stunde verspätet angepfiffen worden. Nach meiner Erfahrung mit den bayrischen Sturmtruppen verzichte ich schweren Herzens auf meine Halbzeitpausenrolle und dampfe die lieber nach dem Frühstück als Verdauungshilfe weg. Leicht angeschickert genieße ich die Fahrt durch das bayrische Flachland, dass am Horizont mit Feuchtgebieten und Atomkraftwerken droht. Das Radio liefert den passenden Soundtrack, dauernd sabbelt jemand etwas von "unserer schönen bayrischen Heimat", fehlt nur noch Jodeln mit Zitherbegleitung. Wenn Hotte irgendwann die bayrische Unabhängigkeit ausrufen sollte, werden Isar I und II garantiert noch fuffzig Jahre glühen.

Schlauchbootarena Fröttmaning. Wenn man im Stadionparkhaus ganz oben parkt muss man zwar keine Treppen steigen, sitzt nach Spielende aber als letzter blöd im Auto rum, weil es sich auf mehreren Etagen staut. Herr L. wählt den Mittelweg, halbe Treppe, halber Stau. Wir müssen noch Karten kaufen, die Schlangen an den Kassen sind übersichtlich, gleich drei Kassen für Gäste sind geöffnet, das ist hier auf ganze andere Dimensionen ausgelegt alles. Sogar den Block kann ich mir aussuchen und nehme die Plätze links von den Stehern, das ging fix. Die Schlange vor dem Stadion ist allerdings erschreckend, 45 Minuten vor Anpfiff. Es geht überraschenderweise dennoch relativ zügig voran, allerdings für mich nicht zügig genug weil...

...Auswärtsfans, ey. "Kommt ihr aus Hamburg? Ist ja cool, ich komm aus Dresden." Ich hab zwar nicht gefragt, aber die blonde Zahnspange im Auswärtstrikot fängt trotzdem an mich vollzutexten. "Ich bin eigentlich Dünamofan, aber Pauli find ich auch geil." Das heißt Sankt Pauli. "Dünamo und Pauli haben ja jetzt Fanfreundschaft." Schon klar, und morgen haben wir eine mit Hansa Rostock. Er lässt sich nicht beirren, er war bei der Zeremonie dabei. Wer auch immer da mit wem auch ein Bier gezischt haben soll, es war ganz sicher eins zu viel. "Bei Dünamo und Pauli ist immer die beste Stimmung." SANKT! Himmelarschundzwirn. "Ich muss noch was verstecken." Mit Verschwörermiene zeigt er mir einen kleinen Glasbehälter. "Moonshine. Kennste?" Er fingert in seiner Unterhose herum, findet aber scheinbar nicht den richtigen Halt für das Gläschen. Seinem Kumpel wird das mit den  Kontrollen zu unheimlich, er schlägt vor das Zeug doch lieber vorher zu trinken. Angesichts des vorherigen eher fragwürdigen Aufenthaltsortes dieses Gläschens hätte ich eher ganz darauf verzichtet, aber vielleicht stehen die sich ja besonders nahe, der Inhalt wird jedenfalls brüderlich mit seinem Kumpel geteilt, dann bin die endlich los. Kontrolle...

Die Terrorkontrolle ist ein freundlich lächelnder, aber sichtlich erschöpfter älterer Herr, der durch diesen Knochenjob wahrscheinlich seine karge Rente aufbessern muss. Von der Hüfte bis zu den Knien werde ich abgetastet, in der Jacke hätte ich eine Flak mitschleppen können, von ein paar harmlosen Spaßzigaretten ganz zu schweigen. Die Terrorismusbekämpfung in der zweiten Liga ist halt auch zweitklassig. Wenn das meine kleine Schwester wüsste, die hat mich doch noch gestern gebeten auf die Tour zu verzichten, wegen der Terrorgefahr. Wenn sie was von Unfallgefahr gesagt hätte, bei über 1700 Kilometern Strecke, wäre ich eventuell ins Grübeln gekommen.

Unser Bayrisches Bier, da samma stolz drauf. Dann schenkts doch ma aus das Zeugs, aber nein...
Den Kassenmenschen hab ich extra noch gefragt ob es richtiges Bier gibt heute und gleich 40 Euro auf die Stadionkonsumkarte geladen und was is? Helles, leicht, 2%. Plörre. Wenn das für den Typen an der Kasse "richtiges Bier" ist dann wundert mich nix, ist genau so ein Beschiss wie mit dem Gesabbel über die tolle Landschaft während man an einem AKW vorbeifährt.
Eine Stadionwurst für Herrn L. und drei Dünnbiere ziehen trotzdem gleich 16 Euro ab, noch den Zehner fürs Parkhaus abrechnen dann geht noch eine Runde Dünnbier, mehr brauch ich davon auch nicht.

Innenraumfolklore. Drinnen bietet sich das in München übliche Bild. Die obersten Ränge abgehängt, damit die Leere nicht ganz so peinlich ist. Die Heimkurve war auch schon voller, auf den Stehrängen für die Auswärtsgäste sind komischerweise deutliche Lücken zu sehen, da ist noch massig Platz, dabei sind die Karten alle weg. Die Fahnenschwenker schwenken ihre Schwenkfahnen, die Plüschlöwen hüpfen über den Rasen und unsere Aufstellung haben wir wohl verpasst, es gibt nur noch die vom TSV. Die heißen alle "Arschloch" mit Nachnamen, der Meinung ist jedenfalls die Dresdner Zahnspange, die ein paar Plätze entfernt von uns sitzt. Nah genug um sein Krakeelen zu hören und zu weit weg um ihm ein paar Dinge zu erklären. Ist vielleicht auch gut so, Lehrer für Doofe brauchen bessere Nerven, ich verlier die zu schnell. In der Schweigeminute für die Opfer von Paris hält er immerhin die Klappe, danach gibt es wichtigeres.

Das Spiel läuft nämlich ganz gut für uns, so ungefähr wie erhofft. Breite Brust und so. Ball laufen lassen und überfallartige Ausflüge in Richtung Strafraum, einer davon mit Pfostentreffer von Waldi. Yeah. Spiel gut, Support nichso. Wat isn mit Aux Armes? Von den Stehern kommt ungewohnt wenig heute, keiner auf dem Zaun. Spiel lenkt aber auch ab, Lenny hat die nächste Chance, leider noch ein Fuß dazwischen. "Wir legen uns die jetzt schön zurecht" erklär ich Herrn L. "und dann Zack! schlagen wir zu. Den Gegner bespielen nennt man das. Geduldig auf die Chance warten und Zack! 1:0."  Beinahe isses dann auch so weit, schöne Flanke auf Lenny, Kopfball, daneben. Mist. Doch kein Thytan. Ist ja nicht so, dass die Münchner nicht auch was versuchen, aber hey, bei unserer Abwehr, was soll da passieren?
Auf den Stehplätzen gibt es Beifall für Neuankömmlinge, der Block füllt sich. Banner werden aufgehängt, Trommeln geschlagen, USP ist da, endlich Lala. Aux Armes auch ganz gut, jetzt die Führung und ab geht die Luzie..
Nach einer halben Stunde wandelt sich jedoch langsam das Bild, weil die Münchner als momentaner Abstiegskandidat das einzig richtige machen, sie fangen an zu laufen und zu kämpfen, mit dem Messer zwischen den Zähnen, setzen hinterher, geben die Bälle nicht mehr verloren und nutzen die Räume für den einen oder anderen schnellen Konter. Dabei sehen wir nicht immer gut aus, aber noch bin ich ganz gelassen. Nach dem letzten Spiel hier muss ein Auswärtssieg einfach drin sein. Kurz vor der Halbzeit fängt Robin einen Freistoß ab und schlägt einen schönen langen Ball nach vorne, Ratsche geht steil...Highspeed.. "Ratsche laaaauf" brüll ich, aber der Keeper ist schneller dran. Mist. "Geil wie der Kleine abgeht" grinst Herr L. "das ist echt mal Einsatz." Muss nur noch belohnt werden.

Pausentee, Dünnbier Runde zwei, dazu Unterhaltungswerbeprogramm. Pärchenspiele, wer am schnellsten mit dem Ball zwischen den Beinen über den Parcours hüpft gewinnt irgendwas. Die Lautsprecheranlage war bestimmt teuer, das Werbegebrüll ist gefühlt doppelt so laut wie am Millerntor und glasklar. Dafür ist der Werbeblock auch gleich dreimal so lang. Anstrengend, das ganze Drumherum hier. Ich will...

Fußball. Kriegen wir auch, nur anders als erhofft. Keine zehn Minuten läuft die zweite Hälfte, da lassen die Liendl ungehindert laufen und wenn man schon mal ungehindert laufen kann, dann kann man auch mal ungehindert schießen. Was für ein Kracher, echt mal, 25 Meter und Bäng, keine Chance für Robin. Voll der Sonntagsschuss. Kann natürlich passieren, aber muss nicht, wenn man da vorher engagiert zu Werke geht und seine Gräten etwas schneller bewegt. Scheisndreck das.
Und kaum isses passiert, weiß man auch wieder was die größte Scheiße an Auswärtsspielen ist: die Stadionsprechertorabfeierorgie. In Hi-Fi, mit den teuren Lautsprechern und alle Regler nach oben. Tooooooor Tortortortortortor Toooooooor füüüüüüüür achtehn: SECHZICH! Müüüünchen:EINS! Pauli: NULL! Und noch dreimal den Torschützen und Dankebittetralala, äääätzend.    
Kaum erholt von dem Schreck muss man sehen, wie Okotie ebenfalls alleine gelassen wird und wenn man dem so viel Platz gibt nutzt der das, Bäng, 2:0. Verdammte Hacke. Können die jetzt machen was sie wollen? Was ist denn mit unserer Abwehr? Granit, Madrid und so..nochmal die ganze Scheiße, bitte schießen sie auf den Stadionsprecher. Jetzt.
Und was ist mit unserer Offensive? Da klappt ja gar nix mehr. Waldi wird im Strafraum gelegt, der Schiri pfeift. Elfmeter? Nee, gelbe Karte wegen Schauspiel. Ich weiß ja nich, der Waldi ist eigentlich kein Schauspieler, soll auch Situationen geben wo man einfach mal wegrutscht oder stolpert. Ähnlich unglücklich verlaufen fortan alle Offensivaktionen, wenn überhaupt welche stattfinden, der Ball ist zu oft zu schnell weg. Ich hätte gerne Jean-Phillipe Kallá jetzt auf dem Platz um ein wenig schneggische Kampfkunst zu demonstrieren. Ewald reagiert und holt Choi und Maier vom Platz, Alushi und Dudziak kommen. Besser wird nix, die Abwehr ist völlig überfordert von den schnellen Münchner Angriffen. Wo ist die breite Brust geblieben? Es könnten schon locker 3 oder 4 Dinger drin sein mit etwas Pech. Dann geht auch noch Ratsche vom Feld und Ewald bringt Verhoek. Na gut, der rennt wenigstens, Ratsche hatte auch nur in der ersten Hälfte ein paar Szenen, aber das hatten eigentlich alle. Und alle dann abgebaut.
"Das wird heute nix mehr" sagt Herr L."da ist nichts zu merken von aufbäumen oder so" und das stimmt leider. So wie die Jungs da unten rumlaufen haben die das Ding abgeschenkt. Wenige und fruchtlose Bemühungen nach vorne, am Ende kriegen wir noch das 3:0, aber Abseits. Zwei Stadionsprecherorgasmen reichen auch für heute.

"Willst Du noch die Mannschaft feiern?" fragt Herr L. Ist das jetzt Sarkasmus? Natürlich bleiben wir bis zum Schluss, klatschen ähnlich lustlos wie die Mannschaft heute gespielt hat und haben alle einen ähnlichen Gesichtsausdruck wie Ewald. Dafür so eine Ochsentour? Etwas mehr Mühe könnte man sich da schon geben. Andererseits weiß man auch vorher worauf man sich einlässt und dass es Garantien nicht gibt, schon gar nicht wenn wir auf Platz zwei der Tabelle stehen und die anderen auf sechzehn.    

Ochsenfilet. "Ach" fragt die nette Kellnerin im Wirtshaus in der Au, "ihr seid scho ma hiagwesen? Kommts ihr öfter nach München?" Als sie erfährt, dass wir verloren haben wundert sie sich kurz über unsere gute Laune, aber was soll man sich die auch verderben lassen, wir sind schließlich als die lustigen Paulis überall berühmt. "Außerdem" sag ich "wissen wir halt genau, wenns Spiel Scheiße ist, ist das Essen hinterher wenigstens lecker." Zwar würde ich weder für das ausgezeichnete mit Meersalz und Kräutern marinierte Ochsenfilet an Limettenbutter und Schalotten-Balsamico-Sauce oder den batzigen Schokobatz mit beschwipster Vanillebirne extra nach München fahren, aber wenn man schon mal da ist... 

Ochsentour, Schlussetappe. 130 Kilometer zurück zu Bier und Bett, vorbei am nur noch zehnmal blau leuchtenden Fröttmaninger Schlauchboot und am Sonntag 750 Kilometer zurück nach Hamburg, den Magen füllen mit minderwertigem Süßkram aus Macs Café und fränkischer Currywurst an Hamburger Curryketchup, man kann ja nicht immer nur schlemmen. Die Schlussetappe ab Kassel darf ich mal wieder Golf fahren und nach der ersten halben Stunde fällt mir auch sofort auf, warum ich mir ein neues Auto kaufen wollte. Mit meiner alten Karre hätte ich auf solche Ochsentouren einfach keinen Bock mehr.

Zum nächsten Spiel Gott sei Dank wieder mit dem HVV, da weiß man was man hat. 

Fotos: Bayrisches Hinfahrwetter, Bayrische Energiegewinnung, Schlauchbootarena Fröttmaning, Bayrisches Brauchtum, Mannschaften, Schweigeminute, Plüwe (Plüschlöwe), Münchner Countdown, Mannschaft (not amused), Ewald (not amused), Wirtshaus in der Au, Ochsenfilet, Schokobatz, Schlauchbootarena Fröttmaning (blau), Rückfahrwetter.
Bier: Bayreuther Aktien Zwick'l Kellerbier, 5.3%
Mucke: Bruce Cockburn - Big Circumstance / Nothing But A Burning Light







































































Donnerstag, 19. November 2015

Wenns um die Wurst geht
















München ist wahrscheinlich das einzige Auswärtsspiel, zu dem man auch mal ganz locker fahren kann ohne Karten zu besitzen. Die Gästeblockstehplätze sind zwar schon seit Wochen ausverkauft, aber an der Tageskasse dürfte es noch reichlich Sitzplatzkarten geben. 

Überhaupt ist die ganze Situation sehr viel entspannter als in der letzten Saison, als es für uns noch um die Wurst ging. Damals tat es doppelt weh, dass ich die traditionelle Auswärtssiegfrühstücksweißwurst im Kofferraum vergaß, was bekanntlich mit etwa 14:2 Torchancen und 1:2 Toren endete. Zumindest ersteres wird diesmal nicht passieren.

Wenns um die Wurst geht wirken nur Hamburger Reimporte. Falls das wider Erwarten auch diesmal nicht klappen sollte kann ich wenigstens mein Münchner Lieblingsmädel wieder knuddeln und einen batzigen Schokobatz im Wirtshaus in der Au vertilgen.

Irgendwas geht immer. Und wenn es 'ne Wurst ist.

Foto: Super Auswärtsweißwurst
Bier: Super Kuehn Kunz Rosen Mystique Weizen IPA, 7.0% 
Mucke: Super Skinny Bitch - Chubby Girl/Holidays In The Gutter

Sonntag, 15. November 2015

Zwanzig Jahre Tresenkurve

















Eimsbüttel ist Braun-Weiß und das jetzt schon seit 20 Jahren! Damit ist die Tresenkurve vielleicht nicht der älteste existierende Fanclub des magischen FC, darf sich aber mindestens zu den Urgesteinen der Szene zählen - und das muss gebührend gefeiert werden. Da die Stammkneipe zu klein ist für die erwartete Anzahl an Gästen (und erst recht für die drei Bands, die den Abend musikalisch befeuern sollen) findet der ganze Spaß in den Fanräumen des Millerntorstadions statt. Wo auch sonst sollte man ein Fanclubjubiläum stilvoll feiern können, wenn nicht im Stadion?

Seit Wochen schon verteilen die Jungs und Mädels ihre Flyer, wobei Herr B. nicht vergisst mich jedes Mal nachdrücklich auf die Anwesenheit seiner Lieblingsband hinzuweisen, da ich sämtliche Termine mit Skinny Bitch in der Vergangenheit aus diversen Gründen verpasst habe. Außerdem soll ich Fotos machen und das lasse ich mir ja nicht zweimal sagen. Sogar ein Blitzgerät darf ich mitnehmen und obwohl ich es hasse bei Konzerten zu blitzen steck ich das Ding ein, wer weiß wie dunkel das in der Höhle ist, Scheinwerferbatterien sind da eher nicht zu erwarten.

"Die erste Band spielt nicht vor 20:30", den Satz von Koschi hab ich noch im Ohr und gönne mir auf dem Dom eine schreckliche Grundlage, die schlechteste Krakauer aller Zeiten wird nur noch getoppt von einer minderwertigen Friteusencurrywurst und schon kenne ich wieder zwei Läden, die ich in Zukunft meiden kann. Dafür bekomme ich am Fanräumetresen gleich eine eiskalte Knolle Astra zum runterspülen, sooo leer kenne ich den Laden jetzt nicht, vielleicht vierzig Leute und davon die Hälfte draußen am qualmen. Herr B. scheint auch etwas geknickt, immerhin hatte man schon mit hundert bis hundertfuffzig gerechnet, von anderer Seite war sogar etwas von zweihundert zu hören. Gibt aber ja noch die Klientel, die zu solchen Festivitäten grundsätzlich erst ein bis zwei Stunden nach offiziellem Beginn erscheint, weil pünktlich irgendwie uncool ist. Außerdem spielt die erste Band ja eh nicht vor 20:30..

Die bolzen dafür auch gleich derbe los. Man muss sich immer wieder vor Augen führen, dass Punk inzwischen auch schon vierzig Jahre alt ist. Wenn also ein paar augenscheinlich gesetztere Herren mit lichterem Haar und Saxophon die Bühne betreten, dann heißt das erst mal gar nichts. Bis zur Zündung. Alter Falter, die gehen ab, wenn man jetzt noch die Texte verstehen könnte wärs nicht schlecht. Deutsch ist es immerhin, so viel kann ich heraushören. Ich wusste gar nicht, dass Herr B. so ein Punker ist. In einer Rauchpause werde ich über meinen Irrtum aufgeklärt. Ach, das sind gar nicht Skinny Bitch? Kein Wort der Reue heißen die und sind tatsächlich noch fünf Jahre älter als die Tresenkurve, wie geil. Wenn man 25 Jahre Punkrock spielt kann man das auch irgendwann, vor allem der Schlagzeuger begeistert mich, was bei Schlagzeugern eher selten der Fall ist. Das Tier aus der Sesamstraße hat ernsthafte Konkurrenz bekommen, jedenfalls was den Showteil betrifft.

In der Pause bleibt Zeit für den einen oder anderen lärmbedingt verhinderten Klönschnack und eine sportliche Zigarette vor der Tür, inzwischen ist es deutlich voller geworden, wenn ich mir ansehe was nur hier draußen los ist, kommt das mit hundertfuffzig wohl langsam hin. "Hat schon ein bisschen was von Heimspielatmosphäre" sagt Herr B. Drinnen auf jeden Fall, was die Innenraumfotografie langsam problematisch macht, vor einer Stunde hätte ich die ganze Kachelwand noch mit nem Stativ fotografieren können, inzwischen reicht es nur noch für die wahrscheinlich schönste Zapfsäule der Welt, aus der leider heute kein Bier fließt. Das wäre natürlich noch das Tüpfelchen auf dem i gewesen, kalte Knolle geht aber auch gut weg.

Herr B. freut sich derweil auf seine Lieblingsband und ich bin gespannt wie'n Flitzbogen. Ist das Bandlogo eigentlich ähnlich sexistisch wie der Bandname? Darf so etwas hier hängen? Was auf jeden Fall hängen darf ist die Siempre Antifa Flagge daneben, das gleicht es vielleicht aus *fg*. Gibbet jetzt wieder Punk? Nix da, die Bitch hardrockt mit leicht bluesigen Anteilen. Klassische Besetzung, Gitarre, Bass, Drums, fettes Riff und ab dafür. Steht und fällt bei mir meist mit dem Sänger, der Skinny Bitch Frontmann ist ziemlich genau meine Kragenweite, ein amtliches Organ und der englischen Aussprache mächtig, das kommt nicht so häufig vor. Kommen die echt aus Hamburg? Wieso kenne ich die nicht? Achja, ich war immer verhindert. 


Dummerweise ist der teure Blitzapparat nach wenigen Aufnahmen am Ende, weil ich ihn mit billigen Batterien gefüttert habe. Wenn man vergisst die Akkus zu laden sind Batterien von Aldi auch für nur einen Abend kein adäquater Ersatz, ich hätte es ahnen können. Etwas ärgerlich, weil die Jungs am Ende eine ziemlich mitreißende Show abliefern, die mit den drei Funzeln an der Decke kaum einzufangen ist. "Wie isn das eigentlich mit der Zeit?" fragt der Sänger "dürfen wir noch eins spielen?" Es werden drei Stücke, als letzte Zugabe noch eins auf Deutsch, zum mitsingen. Ein Liebeslied an den magischen FC, dazu noch ein echt gutes, da schmilzt mir doch glatt das Herz. Muss ich haben.

Gleich mal den Sänger anquatschen, ob die zufällig mal so eine silberne Scheibe produziert haben. Es gibt sogar zwei Stück, allerdings ohne das schöne Liebeslied, weil sie das erst vor ein paar Tagen geschrieben haben, extra für diesen Abend. Kann man demnächst downloaden, in der Proberaumversion. Das rührt mich fast noch mehr als der Preis von fünf Euro pro CD, "weil die schon älter sind und wir die Kosten inzwischen wieder drin haben, kauft ja eh keiner mehr CDs, dann kann man die auch für nen Fünfer weggeben." Das ist ganz fantastisch, dann kann man gleich mal beide kaufen und sich trotzdem noch ein paar Bierchen leisten.


"Na" fragt mich Herr B. gespannt "wie fandst?" Ich zeig ihm wortlos meine Ausbeute. Das war tatsächlich ein richtig guter Tipp, sehr geiler Auftritt. Bei den Scheiben bin ich zwar skeptisch, weil ich zu viele gute Livebands gesehen habe die ihre Energie im Studio nicht umsetzen konnten, aber bei zwei für zehn kann man das riskieren. Diese Amateurproduktionen für schmales Geld kennt man ja, live guck ich mir die ganz sicher wieder an bei Gelegenheit.

Überhaupt ist das eine wirklich ganz fantastische Feier hier und gleich gibt es auch noch Skapunk mit Bläsern, den ich auch noch unbedingt fotografieren soll, nur leider bin ich auf den Busverkehr angewiesen und muss mich langsam vom Acker machen. Für Skapunk mit Bläsern reichen inzwischen auch weder Licht- noch Platzverhältnisse aus, denn der Laden platzt bald aus allen Nähten, wer hätte das anfänglich gedacht. Ich kann mich nicht einmal von jedem verabschieden, weil man in dem Gewusel nur noch die hinter dem Tresen findet, aber man sieht sich ja spätestens beim nächsten Heimspiel.

Bis dahin kommen mir die beiden Scheiben von Skinny Bitch wahrscheinlich zu den Ohren wieder raus, hoffentlich kommt bald die dritte auf den Markt. Geiler Scheiß.

Tresenkurvenfotos: KWDR/Bollerzapfstelle/Fanräume Millerntorstadion/Kachelwand/Skinny Bitch
Tresenkurvenbier: Astra
Tresenkurvenmusik: Skinny Bitch - Chubby Girl/Holidays In The Gutter