Montag, 28. November 2016

Im Auenwald
















Nicht zu verwechseln mit dem Auenland, obwohl es durchaus ein paar Ecken gibt in die Hobbits reinpassen würden. Das hier ist ein Tideauenwald und zwar einer der letzten Europas, das Naturschutzgebiet Heuckenlock an der Elbe. Nicht weit gelegen von der Bunthäuser Spitze, die weit weniger spektakulär ist als man sich das vielleicht vorstellen mag, obwohl sich doch hier der Fluss in Norder- und Süderelbe teilt und damit Europas größte Flussinsel schafft. Noch so ein Superlativ, heißa! Viel Gestrüpp mit links und rechts Wasser, ein winziger Leuchtturm und ein paar Bänke, die an einem sonnigen Tag erstaunlich viele Besucher zu einem Picknick an diesen abgelegenen Ort einladen.

Im Heuckenlock wird schnell klar, warum in allen Artikeln und Publikationen immer nur ein Foto davon zu sehen ist. Der Blick von der Brücke auf den Priel ist eines der wenigen lohnenswerten Motive, der Rest ist Urwald und Gestrüpp ohne Ende. Vor nicht allzu langer Zeit soll es hier noch einen abgelegenen Strand gegeben haben, aber der war wohl nur von Wassersportlern zu erreichen, den Rundweg kann man jedenfalls nirgendwo verlassen.

Wäre ohnehin strengstens verboten, weil es auch noch das artenreichste Naturschutzgebiet im Hamburger Raum ist. Auf jeden Fall ist es das erste in dem ich Libellen finde, in geradezu sagenhafter Größe. Wahre Monster, man müsste einen Libellenkenner aus dem DFN Forum dabei haben. Dem Verhalten nach würde ich auf Patrouillibellen tippen, denn sie fliegen wie blöde hin und her und hin und her, nonstop, keine Pausen eingeplant. Keine setzt sich irgendwo kurz in die Nähe um sich ablichten zu lassen. Warum sollten sie auch, sie haben 100 Hektar Auenwald zur freien Verfügung.

Damit ist das Thema Libellenfotografie für mich endgültig abgehakt. Ich war in Hamburgs artenreichstem Naturschutzgebiet und alles was ich bekam war ein lädierter Marienkäfer und ein Schleimscheißer.

Auenwaldfotos: Bunthäuser Spitze (2,3) Heuckenlock (1,4-9)
Auenwaldbier: Ratsherrn Kaventsmann, Baltic Porter, 6.6%
Auenwaldmusik: Dear Jerry - Celebrating the Music of Jerry Garcia













  

Freitag, 25. November 2016

Das kleine Buch der vergessenen Schätze














Immer wenn die Nachbarin kocht riecht es im ganzen Treppenhaus derart lecker nach guter alter Hausmannskost, dass ich am liebsten klingeln und mich zum Essen einladen würde. Wie früher bei Muddern, nur dass Muddern schon lange keine Lust mehr hat zu kochen, das angeblich gar nicht mehr kann und so gut wie alles vergessen hat.

Während mein Schwesterherz ganz geschickt einmal im Jahr so etwas wie Curryhuhn oder wenigstens ein paar Kohlrouladen für den Tiefkühler abgreift, bekomme ich auf die Frage nach speziellen Rezepten immer die gleichen Antworten: So etwas habe ich mal gekocht? Das weiß ich doch nicht mehr. Daran kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Ach was, das hat Oma immer gemacht, ich weiß nicht wie das geht.

Und dann erfährt man nach Jahren vergeblicher Nachfragen irgendwann ganz nebenbei, dass ein Kochbuch existiert in dem sie all ihre Rezepte fein säuberlich aufgeschrieben hat. Alle! Rezepte! Auch das mit dem heißen Kirschauflauf und der Vanillesauce, auch die grünen Nudeln mit Schinken, das Curryhuhn und das Quarkbrot von Oma Frieda, von dem man immer nur eine Scheibe essen konnte, weil das Zeug wie Blei im Magen lag.

Demnächst werde ich wohl etwas mehr Zeit in der Küche verbringen.

Kochbuchbier: Mashsee/Buddelship Moonshine Midnight Brew, Imperial Pils, 7.0% 
Kochbuchmusik: Widespread Panic - Street Dogs






Sonntag, 20. November 2016

Licht aus?














"29.546 Zuschauer, damit ist das Millerntor wieder einmal ausverkauft." Werden wir in der nächsten Saison selten hören schätze ich, Sonnenhof Großaspach oder Sportfreunde Lotte sind halt nicht ganz so zugkräftige Namen wie Fortuna Düsseldorf, Nürnberg oder Kaiserslautern und nach dem heutigen Spiel leg ich mich mal fest: Wir gewinnen in diesem Jahr keins mehr. Ich wüsste nicht gegen wen und ich wüsste noch viel weniger mit welchem Personal.

Mit etwas Glück gehen wir mit 8 Punkten in die Winterpause und müssten demnach in der Rückrunde bummelig an die 32 weitere holen, was höchstens gelingen könnte wenn wir Gareth Bale für das halbe Jahr ausleihen. Der kann zur Not auch Ecken und Tore im Alleingang, wir kriegen ja nicht einmal Einwürfe an den eigenen Mann. Wie kann man als Profifußballer eigentlich so viel Angst vor dem Ball haben? Dabei trainieren die doch täglich mit dem Ding und angeblich sogar gut.

Hört man vor jedem Spiel wieder. "Die Mannschaft hat unter der Woche gut trainiert." Nach dem Spiel hört man es wieder, dass man das leider nicht umsetzen konnte was man so gut trainiert hat und das man weiter hart arbeiten und gut trainieren will. Allerdings frage ich mich langsam auf welchem Niveau das Training ist und ob man demnächst anfängt Einwürfe einzustudieren, damit wenigstens die nicht nach wenigen Sekunden beim Gegner landen.

Was wir gut können sind Eigentore, das müssen wir nicht mehr üben. Zwei Spiele hintereinander mit 0:1 verkacken weil man sich die Dinger selber reinsemmelt ist mehr als deutlich. Was wir auch super gut können ist den Torwart unter Druck setzen. Den eigenen wohlgemerkt, mit dämlichen Rückpässen. Macht Robin heute wahrscheinlich zum Spieler mit den meisten Ballkontakten.

Was mir aber noch viel mehr stinkt als die ganzen technischen Unzulänglichkeiten und die nicht erkennbaren Spielideen sind die falschen Versprechungen. Was soll so ein Spielerkreis vor dem Anpfiff, wenn hinterher nicht im Ansatz so viel Herzblut, Kampf und Leidenschaft zu erkennen ist, wie es im Abstiegskampf nötig wäre? Schwören die sich aufs Spiel ein, oder erzählt jemand den neuesten Witz?

Wenn Boller früher einen Kreis gebildet hat auf dem Feld wurde anschließend das Spiel gedreht. Zumindest wurde gerannt und gekämpft bis das Blut in den Buffern stand. Und weil das trotz lausigen 6 Punkten und Platz 18 immer noch nicht alle begriffen haben geht diese Saison voll in die Hose.

29.546. Der letzte macht das Licht aus.

Was sonst noch schlecht war:
Kein Aux Armes beim Anpfiff. Scheinbar haben wir die Waffen auch auf den Rängen gestreckt.
Kein Klönschnack nach dem Spiel, weil.. worüber?

Was sonst noch gut war:
Fünf Minuten Herbstsonne auf der Nordkurve, der einzige Lichtblick des Tages.


Lichtausfotos: Gegengerade Millerntor, Südkurventapeten, Nordkurve im Herbstlicht, Michel mit DOM.
Lichtausbier: Gröninger Pils, 5.1%
Lichtausmusik: Leonard Cohen - I Want It Darker





















Sonntag, 13. November 2016

Ein Zeichen der Götter
















Lemmy ist dieses Jahr gestorben und jetzt leider auch noch Lenny, in den USA regiert demnächst Donald Duck Trump und in vielen deutschen Straßen versucht es der braune Mob, der magische FC steht auf dem letzten Tabellenplatz und das Wetter wird auch immer beschissener. Es wird Zeit diese schnöde Welt (zumindest zeitweilig) wieder zu verlassen und in diese andere einzutauchen, in der man den fiesen Trumps einfach einen Pfeil ins Herz jagen oder sie mit dem Schwert enthaupten kann, ohne dass jemand Fragen stellt. Zwar ist es auch in Himmelsrand derbe kalt und die Blizzards fegen einem in manchen Gegenden nur so um die Ohren, aber beim daddeln kann man ja glücklicherweise die Heizung anmachen.

Dabei hätte meine Karriere als Held und Weltenretter fast in Vergessenheit geraten können, wäre ich nicht beim Sortieren der Urlaubsfotos über ein Zeichen der Götter gestolpert. So ungefähr, wie vor ein paar Monaten in Avsallar über das Hotel Azura. Eindeutig benannt nach der gleichnamigen Göttin, auch wenn die nachgeahmte Statue ihr wertvollstes Artefakt in der falschen Hand trägt.

Scheinbar finden sich Freunde des gepflegten virtuellen Schwertkampfes auch unter türkischen Hoteldesignern. Sollte ich tatsächlich jemals wieder nach Avsallar reisen wollen, die Wahl des Hotels stünde fest - und das nicht etwa, weil ich so ein Fan von kitschigem Hoteldesign bin. 

Aber das Azura hat Zimmer ohne Hauptstraße, nur mit Wellengeräuschen, fast wie die Wirtshäuser in Himmelsrand und der Weg in Bakis Sportsbar ist auch kürzer. Noch ein Zeichen der Götter, möglicherweise.

Göttliche Statuen: Schrein von Azura, Winterfeste / Hotel Azura, Avsallar
Göttliches Bier: Maisel & Friends Citrilla, Weizen IPA, 6.0%
Göttliche Musik: Leonard Cohen - New Skin For The Old Ceremony / Various Positions / I'm Your Man / You Want It Darker

Donnerstag, 10. November 2016

Hobbys für Bekloppte















Es gibt sie noch, die Herrenbekleidungsfachverkäufer, die mit einem einzigen Blick die richtige Größe schätzen, mit einem einzigen Griff die richtige Hose aus dem Regal greifen und auch sonst die richtigen Tipps parat haben wenn man welche braucht. Dummerweise befindet sich der beste Herrenbekleidungsfachverkäufer am Rathausmarkt und ich brauche neue Jeans. Dummerweise brauche ich die jetzt sofort, zwei Tage vor Weihnachten. Oder sind es doch noch zwei Monate?

Der Unterschied kann nur marginal sein, denn die Innenstadt ist gestopft voll mit Menschen, die mich zu einem ständigen Richtungswechsel zwingen. Entweder sie gucken in die Luft oder aufs Smartphone, manchmal sind sie auch nur vom Gesabbel mit der Begleitung abgelenkt, aber auf eventuellen Gegenverkehr achtet niemand außer mir. Das geht mir schon nach hundert Metern gewaltig auf die Nüsse.

Als Höhepunkt kommt mir an der Kreuzung Alstertor eine ganze Menschenkette entgegen, fehlt eigentlich nur noch, dass die sich alle an die Hand nehmen. Ich entschließe mich, den schwächsten Punkt der Kette anzusteuern und den einfach wegzurammen, ernte dafür ein empörtes "Eeeey" von einem pickelgesichtigen Jugendlichen, der dabei beinahe sein Eierphone verliert. "Guckstu Straße Digga" mahne ich ihn noch zu etwas mehr Aufmerksamkeit, bin aber nicht sicher ob das noch ankommt. Ich will hier wieder weg, so schnell wie möglich, einkaufen in der City ist die Pest. 

Das Beste an dem ganzen Stress ist der Herrenbekleidungsfachverkäufer, da bin ich in nicht einmal fünfzehn Minuten wieder weg. Zwei Büxen, beide passen, fertig. Die böse Überraschung lauert im Parkhaus. Normalerweise kaufe ich bei Saturn immer eine Kleinigkeit um die Parkgebühren zu sparen, besser sechs Euro für 'ne gute BluRay latzen, als die Hälfte davon für den Parkplatz.

Dass es für Kunden keine Vergünstigungen mehr gibt erfahre ich allerdings erst, als ich den zweiten Teil der Boondock Saints schon bezahlt habe. Wenn ich das Parkhaus jetzt voll bezahlen muss wird mein kleiner Einkauf in Zukunft also auch wegfallen und damit die ellenlange Wartezeit an der Kasse, gut zu wissen. An der ellenlangen Wartezeit im Parkhaus ändert das freilich nichts, wann immer die Ampel an der Steinstraße rot leuchtet staut es sich hoch bis zur Schranke, nächstes Mal teste ich ein anderes. Eins mit Kundenrabatt und ohne rote Ampel direkt hinter der Ausfahrt.

So eins wie das der Rindermarkthalle St.Pauli, die ich noch anfahre um ein paar Spezialitäten einzukaufen. Eine selten blöde Idee während auf dem Heiligengeistfeld der DOM tobt. Die Schranke vor der Einfahrt wird von parkplatzsuchenden Touristen blockiert, die lieber mit zwei Autos ein äußerst umständliches Wendemanöver auf engstem Raum versuchen, statt einfach ein Ticket zu ziehen und wieder rauszufahren. Bis die fertig sind mit ihrer Aktion müssen mein Hintermann und ich dreimal den Rückwärtsgang einlegen. Auf der Budapester stehen sie garantiert schon bis zum Stadion, aber wenn man nicht selber in dem Stau steckt den man verursacht kostet es ja nur die Nerven anderer Leute.

Angeblich ist "Shopping" inzwischen die Lieblingsbeschäftigung in weiten Teilen der Bevölkerung und wie ich erfahren musste ist das keineswegs auf die weibliche Kundschaft beschränkt, so ganz verstanden habe ich dieses "Hobby" allerdings immer noch nicht.

Es gib tatsächlich Menschen, die Spaß daran haben in vollen Städten, schlechter Kaufhausluft und überfüllten Einkaufszentren ihr sauer verdientes Geld auf den Kopf zu hauen, egal wie, egal ob man wirklich etwas braucht, irgendwas findet sich schon? Oder zählt allein die Anwesenheit und man muss gar nichts kaufen? Dann ist das eindeutig ein Hobby für Bekloppte, ganz bestimmt jedenfalls in der Hamburger City.

Ein einziger gezwungener Aufenthalt reicht mir jedenfalls, um für mindestens ein Jahr wieder die Schnauze voll zu haben vom "Shopping". Da warte ich lieber auf DHL.

Shoppingfoto: Schaufenster an der Mönckebergstraße, Samsung S5
Shoppingbier: Ratsherrn Beef! Dry Hopped Pilsener, 4.9%
Shoppingmusik: Kasey Chambers & Shane Nicholson - Rattlin' Bones - The Max Sessions

Dienstag, 8. November 2016

Windiges Westküstenwürstchen
















Bei meinem ersten Besuch der portugiesischen Westküste vor sechs Jahren war eines der erklärten Ziele der Verzehr einer Bratwurst. Nicht irgendeiner Bratwurst natürlich, sondern der letzten vor Amerika, deren Bratwurstbratstation in den letzten zwanzig Jahren zu einer recht bekannten Touristenattraktion wurde - und das muss man erst einmal schaffen als Bratwurstbudenbesitzer.

Außer der lustigen Aufmachung der Bratwurstbude und dem exorbitant windigen Standpunkt am Cabo de São Vicente, dem magischen Ort am Ende der Welt, an dem die Götter wohnen und die Sonne im Meer versinkt, hilft dabei auch die Qualität der Wurstwaren. Die Thüringer Rostbratwurst stammt selbstverständlich aus Thüringen, die Nürnberger Rostbratwürste logischerweise aus Nürnberg, nur über die genaue Herkunft der Bratwurst schweigen sie sich auf der Webseite aus.

Die Verkäuferin jedenfalls stammt aus Hamburg, wie sie mir beim Anblick meines St.Pauli Shirts sogleich versichert. Ihrer Empfehlung folgend probiere ich die Thüringer und bekomme, außer einer wirklich recht schmackhaften Wurst im Brötchen, auch noch ein Zertifikat überreicht, welches meinen Besuch am südwestlichsten Punkt des europäischen Festlandes beglaubigen soll.

Natürlich fährt man nicht nur für eine Wurst und ein zweifelhaftes Zertifikat in diese Ecke, die Steilküste ist schließlich auch recht ansehnlich. Man sollte ihr nur nicht zu nahe treten wenn man kein Vogel ist, es ist dort wirklich exorbitant windig.


Westküstenfotos: Letzte Bratwurst, Cabo de São Vicente Steilküste, Mahnmal & Leuchtturm, Surfer am Praia do Amado
Westküstenbier: Maisel & Friends IPA, 6.3%
Westküstenmusik: Gordon Lightfoot - Cold On The Shoulder / Sundown












Samstag, 5. November 2016

Sechs Stufen zum Paradies














In den Genuss sterneverdächtiger Küchenglanzleistungen komme ich in Hamburg eher selten. Das ist entweder zu abgehoben oder zu teuer, zu nervig überhaupt einen Platz zu reservieren - oder ich mag den Küchenchef nicht, egal wie toll er Sushi rollen können soll. Abgesehen davon waren meine vor langer Zeit gestarteten Versuche mit Luxusfresstempeln nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Alles ganz nett, ganz lecker und ganz schick dekoriert, aber wenn die Rechnung einen am Ende mehr vom Sockel haut als das Essen stimmt das Verhältnis irgendwie nicht.

Außerdem können sie dem Chefkoch eh alle nicht das Wasser reichen. Seit der Mann vor ein paar Jahren ein perfekt an meine Geschmacksnerven angepasstes 10(!) Gänge-Menü aufgefahren hat, ist er das Maß, an dem sich alle anderen zu messen haben. Allerdings dürfte es auch für ihn selber relativ schwierig sein, das jemals zu übertreffen. Was zu beweisen wäre..

Bei jedem meiner Besuche in Portugal gibt es einen Abend, auf den ich mich ganz besonders freue, das fast schon traditionelle Urlaubsschlemmen beim Chefkoch im Vivendo. Seit Jahren die unangefochtene Nummer 1 in Lagos, trotz der scheinbar immer noch vorherrschenden Meinung, so etwas wie eine eigene Internetseite bräuchte man nicht, auch wenn man sich seit diesen vielen Tripadvisorrezensionen vor Gästen kaum noch retten kann. Neumodisches Zeugs, das.

Im letzten Urlaub ist dieser Abend leider widrigen Umständen zum Opfer gefallen (auf die ich hier nicht näher eingehen werde), aber diesmal ist das Fahrzeug richtig betankt und ungezügelten himmlischen Genüssen steht nichts mehr im Wege, außer dem ewigen Problem mit der begrenzten Aufnahmefähigkeit des menschlichen Magens vielleicht.

Man muss sich zügeln, leider, doch schon bei den Horsd’œuvre ist das nahezu unmöglich. Die berühmten eingelegten Chefkochkarotten, von denen ich ein ganzes Einmachglas vertilgen könnte, sind wie immer binnen weniger Minuten weggeatmet, gefolgt von vielen leckeren dunklen Oliven, die man in dieser Qualität in Deutschland einfach nirgendwo bekommt. Diverse Scheiben knusprigen warmen Brotes warten derweil darauf mit Butter und einer Art Leberpastete bestrichen zu werden und zwar mit der eindeutig besten Leberpastete meines Lebens.

Hammer! Das muss dieses berühmte ethisch verwerfliche Gänsestopfleberzeugs sein von dem die Gourmets immer so schwärmen, aber aus dem obersten Regal französischer Gänsequäler, denn das aus Polen kenn ich schon, das kann nicht mal die Hälfte.
Ist es natürlich nicht, wie ich später erfahre. Weil der Chefkoch selbstverständlich ethisch verwerfliche Lebensmittel nicht verwenden würde und so eine Leberpastete mit Hilfe von Sahne, Portwein und einer Knoblauchzehe ohnehin viel schmackhafter gestalten kann als jede Foie gras. Worauf ich jederzeit meine Leber verwetten würde.

Dummerweise unterbricht der freundliche Kellner meinen Appetit auf weitere fantastisch mundende Leberwurstbrote mit einer winzigen Frühlingsrolle an Sweet Chili Sauce, noch bevor ich das tönerne Töpfchen vollständig leeren kann. Ist vielleicht auch mein Glück, wer weiß ob ich nicht irgendwann schlapp gemacht hätte. Denn dieses Mal beschränkt sich der Chef zwar auf "nur" sechs Gänge, aber auch dieses Mal führen diese Stufen direkt ins Paradies.

Vom äußerst delikaten in Presunto gebratenen Ziegenkäse mit Oliven-Trüffel-Vinaigrette und Kräutersalat zum Basilikumschaumsüppchen mit Tempuragarnele, von der Cataplana vom Silberbarsch mit Herzmuscheln, Chouriço und Garnele bis zum Filet vom St.Petersfisch unter der Kartoffelkruste auf glasierten Gemüsen an Weißweinschaum, es ist ein Fest für die Sinne.

Mit der unfassbar köstlichen gebratenen Perlhuhnbrust auf Balsamicogemüse mit Thymiangnocchi an Madeiraschaum übertrifft er sich dann mal wieder selber. Sa-gen-haft! Hätte ich sehr gerne mehr von, nur nicht mehr heute. Schließlich wartet noch das Paradies.

Die Nougatschnitte mit dem Ragout von Portweinbirne und Pistazie an einer Kugel Birnensorbet.
Alta!
Wer war noch dieser Bocuse?

Gourmetfotos: Samsung S5 Handyknipse
Gourmetbier: Firestone Walker Union Jack, West Coast IPA, 7.5%
Gourmetmusik: La Caravane Passe - Canis Carmina











Dienstag, 1. November 2016

Insgesamt zu wenig


















Das sagt jedenfalls Herr B. nach dem Spiel und was die Punktausbeute angeht ist das zweifellos richtig, wir brauchen eine Siegesserie wenn wir aus dem Keller kommen wollen. Dass wir gegen Nürnberg gleich damit anfangen hab ich trotzdem nicht erwartet, höchstens erhofft. Ein dreckiges 1:0 in der letzten Minute hätte mir dabei völlig gereicht, aber wir müssen wieder einmal nach wenigen Minuten in Führung gehen. Mit immer dem selben Effekt, wir verlieren die Ordnung, sind nicht mehr nahe genug am Mann, lassen den Gegner spielen, der dabei immer ballsicherer wird, sich dem Tor immer weiter annähert - und schon ist der Ausgleich nur eine Frage der Zeit.

Am meisten auf den Sender gehen mir Cenk Sahin, dessen lockerer Trab sich nur mit Ball ein wenig beschleunigt und Vegar Hedenstad, der in der Defensive gegen Burgstaller völlig überfordert ist. Ausgerechnet diese beiden hätten das Spiel sogar noch drehen können, wenn Vegars Freistoß gesessen oder Cenk vor dem gegnerischen Torwart keine Nerven gezeigt hätte.

So ist das fast ein Rückfall in präherthanische Zeiten, mit dem Unterschied, dass sie sich heute wenigstens in der zweiten Halbzeit den einen Punkt redlich erkämpfen, ganz besonders Lasse, Buchti und Nehrig als unermüdliche Antreiber, von denen jetzt einer für das nächste Spiel wieder ausfällt wegen Gelbsucht, sowie Ryo Miyaichi wegen Kopfschmerz und Ziereis schon vor dem Spiel durch Oberschenkelprobleme, es reißt einfach nicht ab...

Dass es hier und da Diskussionen um Trainer und Sportchef gibt ist nicht zu überhören, dass Ewald auf St.Pauli ein Standing hat wie kaum ein Trainer vor ihm (den Supermarktleiter vielleicht ausgenommen) nicht zu übersehen. Daher sind die schon auf dem Heimweg aufgeschnappten Gerüchte über die Entlassung vom Meggi nicht so ganz überraschend, abgesehen vielleicht vom Zeitpunkt. Eine schnelle Besserung auf dem Platz wird man dadurch aber nicht erwarten können, bleibt also nur die Hoffnung dass Ewald es noch packt, wenn er endlich mal auf einen komplett gesunden Kader zurückgreifen kann.
 
Wäre ich auch nur annähernd religiös würde ich dafür sogar beten, ich will keinen anderen Trainer.

Was sonst noch schlecht war:
Dass die Waffelbudenschubser vom DOM ihre Waffelbuden rumschubsen müssen, während 15.000 Leute über das Heiligengeistfeld in Richtung Stadion stolpern.
Dass der Skipper krank zu Hause bleiben musste.

Was sonst noch gut war:
Dass ich den Sitzplatz des Skippers für dieses Spiel geerbt habe.
Der geile KFDF-Aufkleber an seinem Platz, den ich unbedingt auch an "meiner" Stange brauche. Für sachdienliche Hinweise wäre ich dankbar.

Spielberichtfotos:Gegengerade St.Pauli, Block 2.
Spielberichtbier: Jever Pils, 4.9%
Spielberichtmusik: Beginner - Advanced Chemistry