Montag, 28. Dezember 2015

Himalaja Light
















"Wir sind hier auf dem höchsten Punkt des Sauerlands, quasi auf dem Dach Nordrhein-Westfalens" doziert der Dorfscheff, der uns am zweiten Weihnachtstag freundlicherweise zu einer Tour durch das Hochsauerland eingeladen hat und uns dabei so eloquent und unterhaltsam wie immer durch seine Heimat führt. Geplant hatte er eigentlich eine "Drei Türme Tour" zu drei ganz bekannten Aussichtstürmen mit ganz fantastischem Blick, doch die Aussicht auf drei Türme mit jeweils 80 bis 100 zu bewältigenden Treppenstufen ließ bei uns wenig Begeisterung aufkommen, daher geht es mit der Motorkutsche direkt nach ganz oben, auf den Kahlen Asten. Laut Wikipedia ist das mit 841.9 Metern zwar nur der zweithöchste Berg Nordrhein-Westfalens, aber bei nicht einmal eineinhalb Metern Differenz zum Langenberg locker zu vernachlässigen. Immerhin soll man sogar den Kölner Dom von dort aus sehen können, wenn die Witterung es zulässt. Bei dem Sonnenschein heute könnten wir Glück haben...

Außerdem soll es dort noch drei alte Höhendörfer geben, viel Natur und auf jeden Fall viel zu fotografieren für uns. Höhendörfer, das hört sich fast an wie im Himalaja, wo die Sherpas wohnen. Tatsächlich fahren wir an kleinen Städten vorbei, die mit Schildern auf ihren historischen Stadtkern hinweisen, doch leider ist ein Zwischenhalt mit historischen Stadtkernen nicht eingeplant, den Dorfscheff treibt der Ausblick auf frische Höhenluft und das Restaurant am Ende des Weges.

"Restaurant hört sich gut an" sag ich, "da gibt es bestimmt Apfelstrudel." Der Pappenheimer meint zwar sogleich, ich könne froh sein, dort ein Würstchen mit Brot und ein Bier zu bekommen, aber was weiß der schon. Mit Berggipfeln kenne ich mich aus, zumindest mit denen, die man mit dem Auto erreichen kann, dort gibt es immer Apfelstrudel.

So natürlich auch hier, für 4.10 Euro heiß aus der Mikrowelle, mit einer sehr leckeren Vanillesauce. Bier und Würstchen haben sie ebenfalls - und einen Aussichtsturm mit 60 Stufen, die man für einen Euro per Fahrstuhl überwinden kann, worauf wir allerdings verzichten. 841.9 Meter sind hoch genug, man kann wirklich sehr weit gucken, zwar nicht bis zum Kölner Dom, aber bis zu vielen anderen Bergen. Hier oben laufen unglaublich viele Wanderwege zusammen, auf denen man diese anderen Berge sicher alle erreichen kann, wenn man denn verrückt genug ist.

Ansonsten ist es recht kahl auf dem Kahlen Asten und recht windig, fast so windig wie auf Hamburgs Straßen. Heide dominiert die Landschaft. Hochheide natürlich, hier ist alles hoch, fast wie im Himalaja, nur der Schnee fehlt ein wenig. "Hier kann man ganz fantastisch Highdelbeeren sammeln" sagt der Dorfscheff, "macht nur keiner mehr, weil sie alle Angst haben vorm Fuchsbandwurm. Ich kenne zwar keinen der jemals einen Fuchsbandwurm hatte, aber sollen sie ruhig weiter Angst haben, bleibt mehr für mich."

Wilde Highdelbeeren wären auf jeden Fall ein Grund, im Sommer noch einmal den Gipfel zu stürmen. Das Zeug hab ich ewig nicht gegessen, sch... was auf Fuchsbandwürmer. Wie ich den Dorfscheff kenne wird sich das sicher mal einrichten lassen und den Pappenheimer schleifen wir einfach mit, auch wenn er zu früher Stunde immer leicht maulig ist :D.



Das war eine richtig schöne Weihnachtsabschlusstour in meiner zweiten Heimat. Hat derbe Spaß gemacht mit Euch und wenn man bedenkt, dass der Kahle Asten zu den sonnenscheinärmsten Gebieten Deutschlands gehört, haben wir eine Menge Schwein gehabt. Danke an den Schofför für das Erlebnis und den liebsten Gastgeber der Welt für seine Gastfreundschaft. Bis demnäxt mal wieder, hier oder dort....

Fotos: Kahler Asten/Astenturm mit Hotel-Restaurant, Nikon D90
Bier: Tipsy Gypsy Pils 4.7% Gypsy Inc/DK
Musik: Steven Wilson - Hand.Cannot.Erase.










 

Freitag, 25. Dezember 2015

Sauerländer Kirchen

















Sauerländer Kirchen kann man am 1.Weihnachtstag nicht von innen fotografieren, alle Türen sind verrammelt. Also, die Kirchen mit Altar, Kreuz und Glocken natürlich nur. Die echten Sauerländer Kirchen haben selbstverständlich geöffnet, also die mit Tresen, Fußballwimpeln und Zapfhahn. Der Pastor Wirt kommt in dieser Gegend recht häufig aus Griechenland, hört auf Willi oder Elf und ist entweder Fan vom BVB oder Schalke, in seltenen Fällen auch vom 1.FC Köln, je nachdem wo die vorherige langjährige Karriere als Gastarbeiter begann, bevor man als selbständiger Kneipenbesitzer in der Provinz beim SV Blau-Weiß Hülschotten landete.

An die erste Heimat erinnert noch der selbst gezimmerte Tresen (ich bin gelernter Schreiner, sowas mach ich selbst) mit den in Acrylharz eingegossenen Muscheln, Seesternen und Drachmen, an die zweite Heimat das Kölner Trikot mit WILLI auf dem Rücken, die dritte hängt als Schal an der Wand.
Integration ist voll das Problem in Deutschland, merk ich immer wieder.

Kirchenbier: Krombacher (was sonst)
Kirchenmusik: Robert Plant - Live in Rio de Janeiro 2012


Donnerstag, 24. Dezember 2015

Ein fast orientalischer Heiligabend
















Was wären wir nur ohne unsere ausländischen Mitbürger? In Plettenberg zum Beispiel würde man an Heiligabend glatt verhungern, hätte der nette Libanese von nebenan nicht ein Herz für seine christlichen Kunden. Er ist (Allah sei Dank) noch nicht zu 100% integriert, sonst hätte er von der guten alten Sauerländer Sitte des Bürgersteighochklappens bestimmt schon gehört und würde zu Hause auf dem Sofa liegen.

Lieferservice wäre leider nicht mehr möglich, aber bis 22 Uhr stünde er noch hinter dem Tresen und würde uns etwas brutzeln. Fan-tas-tisch. Der Pappenheimer hat sogar eine Speisekarte und empfiehlt die Pizza mit Sucuk, Oliven, Schafskäse, doppelt Knoblauch und Sardellen. Typisch für den Mann, hat einen libanesischen Imbiss vor der Nase und bestellt Pizza. Mir läuft angesichts der arabischen Spezialitäten das Wasser im Mund zusammen. Falafel, Manakish, Sfiha, Laham Bil Ajeen, Kibbeh (3 Stück mit Salat), Tabbouleh, ich will das. Alles.

Ich habe absolut keinen Plan was das ist, außer Falafel kenn ich nix, aber schmeckt bestimmt alles super und ist endlich mal etwas anderes als Würstchen mit Kartoffelsalat. Man muss auch mal mit Traditionen brechen, abgesehen davon kommen Falafel dem Speiseplan von J.C. wahrscheinlich sehr viel näher als Karpfen oder Gänsekeule, so viel zu Traditionen.

Leider Gottes sind all diese leckeren Spezialitäten heute nicht mehr möglich, weil das alles frisch zubereitet wird und die frischen Zutaten fehlen, daher bleibt es bei der merkwürdig zusammengestellten Pappenheimerpizza und (in meinem Falle) überbackener Pasta, aber immerhin sind wir satt.

Trotzdem irgendwie schade, da hätte man mal so richtig stilecht Weihnachten feiern können, mit orientalischen Speisen und ohne Weihnachtsbaum. Fürs nächste Jahr wäre das echt ein Plan, vielleicht gibt es bis dahin mehr syrische Restaurants. Wäre wünschenswert, die haben Mezze, da träumste noch Nachts von...

In diesem Sinne: Refugees Welcome + Frohe Weihnachten.  

Foto: Kompaktknipsendokumentation
Bier: Krombacher Pils (was sonst hier)
Musik: Solex vs. Christina Martinez & Jon Spencer - Amsterdam Throwdown, King Street Showdown



Mittwoch, 23. Dezember 2015

Das Erschlaffen der Macht


















Bereits vergriffen er ist, der schicke Star Wars Softdrinkbecher. Das Angebot von nur 11 Euro inklusive Popcorn war wohl zu günstig. Trotzdem herrscht noch ein gewaltiges Gedrängel vor allen drei Popcornausgabestellen im UCI Wandsbek, als der Pappenheimer und ich dort aufschlagen. Die Bar am Ende des Ganges findet glücklicherweise weniger Beachtung bei der Menge und der Preis für einen auf Eis geschüttelten Dosencocktail ist mit 5.50 Euro noch vergleichsweise günstig.

Pünktlich um 20:15 sitzen wir auf unseren breiten VIP Logenplätzen für 16 Euro pro 3D-bebrillter Nase. Pünktlich ist eigentlich schon in normalen Kinos ein Fehler, in Blockbusterpopcornschachtelkinos geradezu unerträglich. Volle dreißig Minuten werden wir mit Werbung zugeschüttet, immerhin meist
themenbezogen, von Lego bis Rewe zahlen inzwischen jede Menge Firmen Lizenzgebühren an Walt Disney, als Einstimmung auf den Film taugt das nicht wirklich.

Der Pappenheimer verzieht sich schimpfend und fluchend nach draußen und besorgt sich einen neuen Cocktail. Jetzt wird langsam klar, wieso die Softdrinks hier bei 0.75 Litern anfangen, 0.33 haben die Leute schon weg bevor der Film anfängt. Als er wieder auf seinem Platz sitzt laufen die Trailer. Ein Western von Tarantino, im Sommer kommen Kirk und Spock mit dem dritten Star Trek, die X-Men gehen entweder in eine Neuauflage oder die x-te Fortsetzung und mit Warcraft hat endlich einmal jemand ein Computerspiel verfilmt, bei dem sich Menschen und Orks zwei Stunden lang um irgend etwas prügeln können. Wird bestimmt arg spannend..

Es zieht sich endlos in die Länge, der Pappenheimer ist merklich ungehalten und auch bei mir beginnt die Macht der Geduld langsam zu erschlaffen, doch endlich wird die Leinwand schwarz.
Täterätäää ein Todesstern. Zwei Todessterne. Die neuen Star Wars Lampen von Ikea. Hätte ich mir wenigstens das kleine Menü für schmale 9 Euro geholt könnte ich jetzt mit irgend etwas werfen, mir wäre gerade danach.

Fünfundvierzig Minuten Werbung, Filmtrailer und nochmal Werbung sind bei diesen Preisen eine Unverschämtheit, die mir die folgenden knapp vierzig(!) Minuten Film versauen, von denen der Pappenheimer auch noch die zehn Minuten verpasst, in denen endlich Han Solo und Chewbacca auftauchen, weil er nach zwei Cocktails seine Blasenbeherrschung verliert und nebenbei noch ein Bier holen muss. Sonderlich interessiert an der wirren Handlung scheint er eh nicht zu sein, kaum sitzt er wieder auf seinem VIP-Sessel geht das Licht an. Pause. Fünfzehn Minuten.

[Spoilerwarnung]
Das Zwischenfazit ist vernichtend. Hauptsächlich wegen der unverschämten Werbeorgie, aber auch der Film haut mich bisher nicht aus den Latschen. Darth Vader Junior ist nicht halb so unheimlich wie das Original und es wird auch ziemlich schnell klar, wer unter der Maske steckt. Das Schrottsammlermädel ist ganz niedlich und soll neben dem Sturmtruppendeserteur wohl die neue Hauptrolle auf der guten Seite der Macht spielen, Han Solo ist immer noch toll, aber ziemlich alt und der Imperator durch Gollum ersetzt worden. Nichts, was man nicht schon vorher hätte wissen können.

Die restlichen knapp eineinhalb Stunden aber sind allerfeinste Sternenkriegersaga, eine schöne Mischung aus dem Märchen von Skywalker un sien Vader und dem Actionbombast der Klonkriegerfilme, mit zumindest einer deftigen Überraschung. Der Rest ist allerdings ziemlich vorhersehbar, wenn man weiß in welcher Familie die Macht immer ganz stark vertreten ist. Aber vielleicht fällt dem nächsten Drehbuchschreiber ja mehr ein, als ein noch größerer Todesstern.

[Spoilerwarnung Ende]


Der neue Star Trek kommt erst im Sommer in die Kinos und von dem verspreche ich mir inzwischen weit mehr, auch wenn der letzte mit dem grandiosen Benedict Cumberbatch schwer zu toppen sein wird. Eins weiß ich aber ganz genau, im UCI sehe ich den nicht und ganz egal welches Kino es dann wird, ich komme mindestens eine halbe Stunde später.


Foto: UCI Smart City Hamburg Wandsbek
Bier: Kirschenholz Helles Landbier, 4.8%
Musik: Kat Onoma - Billy the Kid

Sonntag, 20. Dezember 2015

Trübwetterspaziergang mit Pandakuh
















Ab und zu muss man die Bude auch mal verlassen meint der Pappenheimer, die verbleibende Stunde Tageslicht nach dem Frühstück ausnutzen und ein paar Fotos schießen. Bleibt eigentlich nur das nahe gelegene Naturschutzgebiet bevor das große Licht ausgeht, sofern man bei dieser trüben Witterung überhaupt von "Licht" sprechen kann.

Das reicht leider nicht mehr für kurze Belichtungszeiten, sonst hätte ich hier schöne Actionfotos einer äußerst agilen und spielfreudigen Pandakuh veröffentlichen können, die vergeblich versuchte ihren langhornigen Begleiter zu Ringkämpfen und Wettläufen zu animieren. So bleibt es leider bei einem eher ruhigen Pandakuhporträt und etwas flacher Wechseleiszeitlandschaft mit Trübwetterhimmel. 

Aber immerhin sind wir mal rausgekommen aus der Bude.

Fotos: NSG Höltigbaum, Haus der Wilden Weiden 
Bier: Sangrita Picante
Musik: Sofa Surfers - Superluminal






Samstag, 19. Dezember 2015

Kein Weihnachtsgeschenk


















Ein dicker Schädel schon vor dem Spiel, geschuldet der vorabendlichen Begrüßungssauferei mit meinem Vorfeiertagsbesuch, wird mit einer großen Portion Rührei, Toast und Kaffee bekämpft. Danach könnte ich auch gleich wieder in die Kiste steigen, für ein Mittagsschläfchen reicht die Zeit aber leider nicht. Dank einer über das Forum ergatterten Stehplatzkarte kann ich den Pappenheimer mal wieder mit ins Stadion nehmen, was allerdings eine möglichst frühe Anreise vonnöten macht. Wenn ich schon stehen muss, dann wenigstens auf meinem Stammplatz der letzten Saison, endlich mal eine Gelegenheit die alten Nachbarn wiederzusehen.

Prognose: Heimsieg. Jedenfalls trage ich fünf Minuten vor der Abfahrt noch ein 2:1 im Forumstippspiel ein. Das letzte Heimspiel so derbe verkackt, da ist Wiedergutmachung angesagt. Karlsruhe sollte zu schlagen sein, wo Rouwen doch jetzt in England spielt und keine Tore mehr gegen uns schießen kann. Ich überlege kurz, ob die Anwesenheit des Pappenheimers irgendwelche positiven oder negativen Einflüsse auf das Ergebnis haben könnte, aber der ist bisher weder als Glücksbringer noch als Seuchenvogel aufgefallen. Dem legenderben 1:8 gegen Bayern stehen ein Auswärtsunentschieden in Köln, ein Heimsieg gegen Werder II und Tschaunis Kopfballtreffer zum 2:2 gegen Paderboring entgegen, diese Bilanz ist durchaus verbesserungswürdig. Am besten heute.

U-Bahn fahren mit Auswärtsfans. Gibt es eigentlich eine Städtepartnerschaft zwischen Karlsruhe und Hanoi? Die Stadt scheint jedenfalls allgegenwärtiges Thema zu sein, fast jeder Satz beginnt mit Hanoi und endet in seltsam unverständlichem Kauderwelsch, einzig die deutliche Warnung vor einem Herrn Diamantdingens erreicht mein Ohr, auf den sollen wir schauen. Ist wohl der Karlsruher Torjäger, der Ersatz für Rouwen, der uns den Tag versauen soll. Ewald wird mit dem Namen sicherlich mehr anfangen können als ich und entsprechende Gegenmaßnahmen besprochen haben, außerdem hat unsere Innenverteidigung schon ganz anderen Namen die Zähne gezogen.

Die Terrorgefahr ist scheinbar beseitigt, heute gibt es jedenfalls keinen früheren Einlass und auch keine speziellen Kontrollen. Sogar der Pappenheimer mit seinen drei Jacken und Westen und Extrataschen mit analogem Kamerageraffel wird zügig abgefertigt, zwei Bier gegriffen und ab auf die Tribüne. Zwei Plätze am Wellenbrecher sind noch frei und die bekannten Nasen am Platz. Großes Hallo und erstaunte Blicke, hatte man mich doch nach der Fertigstellung auf der Nordtribüne vermutet. Könnten die morschen Knochen das auf Dauer noch mitmachen, ich würde hier immer noch stehen, fühlt sich gleich viel besser an als Sitzplatz mit Nachbarn, die erst fünf Minuten vor dem Anpfiff kommen.

Alles Optimisten hier, 2:1 ist der Tipp des Tages, egal wen man fragt. Kann überhaupt nicht anders ausgehen das Spiel. Die Lautsprecheranlage ist heute sehr leise, ich frag mich wer da immer in den Spielpausen an den Reglern dreht, kann man die nicht einfach mal festschrauben? Hat den Vorteil, dass man von der Karlsruher Hymne nicht so viel mitbekommt, das piepsige Stimmchen reicht schon, da muss man den Text nicht auch noch verstehen. In der Mannschaft der Badenser steht tatsächlich der gefürchtete Diamantakos, auf den wir ganz besonders aufpassen müssen. Der Name Torres hört sich auch gefährlich an, aber wahrscheinlich verwechsle ich den immer nur mit dem Torres aus Spanien, der mal bei Liverpool gespielt hat - und der weiß wahrscheinlich nicht einmal wo Karlsruhe liegt..   

Ewalds Elf ist inzwischen selbstaufstellend. Schnecke verletzt, Ziereis gesperrt, Ratsche erkältet, also Lasse und Gonther in der Innenverteidigung, Alushi und Nehrig defensiv, Maier, Choi, Buchti und der Thytan offensiv. Sobota? Nicht mal auf der Bank? Kann ja wohl nur eine vorweihnachtliche Grippewelle sein, normal ist der gesetzt. Die Bank ist dafür voll mit Nachwuchskräften, Keller, Eden, Rosin, Litka - entweder ist die Grippe voll durchgeschlagen oder es ist eine Belohnung für die Jungs, am Ende des Jahres noch mal die Atmosphäre am Millerntor genießen zu dürfen. Das könnte sich heute lohnen, denn schon weit vor dem Anpfiff ist alles in Singstimmung, sogar der Pappenheimer singt beim Herz von Sankt Pauli ein paar Zeilen mit, was man so aufschnappt im Laufe der Jahre. Hachja, Stehplätze halt, ich sollte öfter mal wieder stehen, macht mehr Laune.

Erste Halbzeit. Macht auch Laune, die Karlsruher suchen zwar ab und zu die Nähe unseres Strafraumes und haben relativ viel Ballbesitz, aber alles wird vorher von unserer Defensive gelöst, meistens sogar richtig elegant. Kommt dennoch etwas durch, hat Robin wenig Mühe damit. Unsere Überfallkonter bei Ballgewinn sind deutlich gefährlicher, etwas mehr Präzision auf den letzten Metern..
Nach einer Viertelstunde haben wir Karlsruhe dermaßen im Griff, dass die Nachbarin ihren 2:1 Tipp am liebsten ändern würde. Feine Spielzüge ohne Ende, aggressives Spiel nach vorne und Toooorchancen, THY! Mann! Beinahe zu früh gejubelt. Buchtiiiii! Wahnsinn, geiler Einsatz, schnappt sich die Pille von einem Karlsruher Fuß und marschiert auf den Torwart zu, das muss eigentlich die Führung sein, aber der Keeper kriegt die Finger dran. Zwei Meter mehr gelaufen und er hätte in die Röhre geguckt, verdammt. Stadion geht jedenfalls voll ab heute, hier vorne hört man auch die Südkurve viel besser. Sportzigarette, frisches Bier, schigges Gekicke.. "Fehlt eigentlich nur noch ein Tor" meint der Pappenheimer, "sehr lange kanns ned dauern."  Und?
Toooooooooor! 1:0! Woohoo! Gerochen oder wat? Der war eigentlich schon weg der Ball, schöne Spielverlagerung durch Choi, aber der Pass von Maier auf Nehrig eher suboptimal. Nehrig macht das beste daraus, drehen und aus 20 Metern einfach mal abziehen. BANG! Was für ein Hammer, genau in die Ecke.
Maier ist der nächste, Ball mitnehmen, übers halbe Feld marschieren, abziehen. BANG, daneben. Knapp nur, aber daneben. Meine Nachbarin ist euphorisiert. "Letztes Jahr haben wir auch ein Weihnachtsgeschenk bekommen" erinnert sie an das 3:1 gegen Aalen. Leider beschenken wir gerade Karlsruhe, stehen das erste mal völlig schlecht, nach einem völlig unnötigen Ballverlust und ermöglichen denen die erste Chance überhaupt in diesem Spiel. Torres nutzt das zum Ausgleich. Ist das vielleicht doch der aus Spanien, der mal bei Liverpool war? Schei...
Eigentlich aber egal, wir sind sooo viel besser, das wird schon. Nehrig ist stinkig dass sie ihm seinen schönen Führungstreffer versaut haben und versucht es noch einmal aus ähnlicher Entfernung, satter Schuss, aber der Keeper ist mit den Fingern dran. Gnaaaaa....  und Choi über die Kiste und der nächste Kopfball sitzt auch nicht richtig und dann ist Halbzeit. Mist. Wenn man nur darauf vertrauen könnte, dass die in der zweiten Halbzeit weiter so spielen, dann müsste man sich keine Sorgen machen.

Halbzeitstress aber echt mal. Neben dem Dartmeister und Twieli sind zwei Plätze in der ersten Reihe frei, wir könnten auf Sitzplätze wechseln, doch der Pappenheimer ist unentschlossen. Jetzt wo man sich gerade ans Stehen gewöhnt hat und noch keine Beschwerden hat, außerdem sind die Nachbarn alle nett, die Stimmung gut und die Treppe nach unten dermaßen überfüllt...
Kaum hab ich dem Dartmeister seine Dauerkarte zurückgegeben ändert sich die Meinung meines Gastes, eventuell könnten die alten Knochen doch irgendwann zwacken und dann ist so ein Sitzplatz nicht ganz schlecht.. also doch wieder Karte geben lassen und ab nach oben. Drängeldrängel, ist das voll heute, sogar an den Bierständen im Obergeschoss ist noch reichlich Betrieb. Falls es irgendwann mal relevante Halbzeittapeten gegeben hat, davon bekomme ich heute nichts mit.
Eng ist es auf jeden Fall hier oben, "wie Hühner auf der Stange" schimpft der Pappenheimer und das ist nicht von der Hand zu weisen. Schon seit längerem habe ich das Gefühl, dass die Sitze in Block 4 deutlich mehr seitlichen Platz bieten. Kann natürlich auch an den Nachbarn dort liegen, die schon ein wenig weniger breit sind als der Veteranenverein. Körperlich natürlich nur. Immerhin muss ich ihnen zugestehen, dass sie die Bierbecherhalter geschickter angebracht haben. Wenn der Becher nach außen hängt stört er weniger den Durchgangsverkehr, muss ich nächstes Jahr wohl noch einmal Werkzeug mitbringen.

Zweite Hälfte muss die Führung wieder her und das möglichst schnell. Der erste der anfängt negativ aufzufallen ist der Schiedsrichter, der sich bei den Karlsruhern durchaus mal Respekt verschaffen könnte, die Karte aber selbst dann stecken lässt, als die über Gebühr anfangen zu lamentieren wenn ihre Fouls gepfiffen werden. Hornschuh versucht es aus der Distanz, leider drüber, die nächste Chance ist ein Kopfball von Sören Gonther, einen Zentimeter neben den Pfosten, maaaan ey, ausgerechnet jetzt wo man so gut auf das richtige Tor gucken kann, da kann auch mal eins fallen. Wir sind weiterhin voll am Drücker, der KSC nur noch mit Defensivarbeit beschäftigt. Der Keeper hat jede Menge Gelegenheiten sich auszuzeichnen, leider macht er das auch, fischt eine Distanzgranate von Maier ab und hat wenig später noch das Glück, dass der Thytan mit seinem Kopfball nur den Pfosten trifft. Nur Choi gefällt mir immer weniger, der Junge hat irgendwie kein Glück heute, was er auch versucht geht immer mehr daneben, zu viele Ballverluste, zu wenig Torgefahr, ich würde ja.. hm. Wen denn? Dudziak ist auch verletzt, eigentlich bleibt nur Picault. Oder Verhoek. Lieber rechtzeitig Picault als später Verhoek.
Bevor ich meine Gedankengänge zu Ende geführt habe wechselt Ewald aus. Picault für Choi. Das ist glaube ich das erste Mal, dass der Trainer etwas ähnlich sieht wie ich, kann nur gut sein. Muss gut sein, Fafa flankt....in die Arme des Torwarts. Fafa setzt sich durch... nicht. Nicht gegen drei Karlsruher. Der Thytan auch nicht, drei Karlsruher sind immer zu viel. Wieso werden eigentlich nur noch Leute angespielt, bei denen gleich drei Gegner rumstehen? Viel zu viele Ballverluste inzwischen und alles was im Strafraum der Karlsruher herumsegelt wird vom Torwart abgefischt.

Dann kriegen die Karlsruher einen Freistoß für einen angeschossenen Arm(!), aber niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten, weil, aus der Entfernung? Wo ist Walter wenn man ihn braucht? Die Pille segelt durch den Strafraum, es folgt ein einziges Gestocher da vorne und auf einmal ist die Kugel im Netz, 1:2. Doll, echt. Wasn das für ne Verteidigung bidde? Und wer war das? Der Diamantdingsda aus Griechenland, auf den wir achten sollten. Was für eine Scheixxe. Kacktor des Monats bei Zeigler, ganz bestimmt. Es folgt was folgen muss, der KSC steht hinten dicht, lange Bälle bekommt alle der Keeper und nix geht mehr. Inzwischen machen die Jungs auch einen ziemlich platten Eindruck, die Pause war wohl doch etwas kurz. Dazu glänzen die Karlsruher mit Schauspieleinlagen und der Schiedsrichter mit einer Schlafbrille. Same procedure... Ewald holt Bernd Nehrig vom Platz und bringt John Verhoek. Kein kollektives Stöhnen diesmal, auf den Rängen ist es eh inzwischen viel zu ruhig.
Dabei versuchen die Jungs es unermüdlich, scheitern aber immer wieder am Torwart, der souverän alles im Strafraum wegfängt. Dass die so einen guten Mann zwischen den Pfosten haben wusste ich auch nicht, ist der neu? Buballa zieht noch mal schön ab, der Ball nimmt mit Wucht die richtige Richtung, Keeper ist unten. Verdammte Hacke.
Kurz vor Schluss kriegen wir fast noch den dritten, versuchen in der Nachspielzeit den Ausgleich, aber leider - kein Weihnachtsgeschenk dieses Jahr von der Mannschaft.
Aber 30 Punkte zum Jahresende eingetütet, mit denen ich sehr gut leben kann, wenn ich an das letzte Jahr denke.


Abschiedstournee. Wie lang ist diese dämliche Pause eigentlich? Bis Februar kein Fußball, das werden schön langweilige Wochenenden. Den Pappenheimer im Schlepptau und ein frisches Bier im Gepäck suche ich die Tresenkurvengang für ein paar Jahresabschlusssportzigaretten nebst zugehöriger Fußballfilosofie, bekomme von der lieben Doro außer guten Wünschen für das Weihnachtsfest auch noch einen sensationell thytanischen Thysticker für meine Sammlung und habe das spontane Bedürfnis demnächst im Urknall einzukehren, damit der Pappenheimer neben der Schlagerhölle endlich mal eine anständige Kneipe kennenlernt. Wird wohl aus zeitlichen Gründen eher nix, aber für die Zukunft wäre das schon eine Idee...



Fotos: Gegengerade Millerntor mit Kinderbürotechnik, Südkurve mit den Verbannten.
Bier: Firestone Walker Union Jack IPA, 7.5%
Mucke: Automat - Automat/Plusminus 































Dienstag, 15. Dezember 2015

All colours are beautiful
















Die Einzelhandelsfeiertage haben alles im Griff, selbst wenn man nicht in einer ausgesprochenen  Einzelhandelsfeiertagsbranche arbeitet. Aus diesem Grund passiert hier gerade nicht sehr viel. Ich hätte höchstens die superleckere Fischsuppe fotografieren können, die Herrn H. und mir am Wochenende bei Freunden kredenzt wurde, aber der Geschmack von Fischen, Krustentieren, gebuttertem Toast und Aioli aus rosa Knoblauchzehen lässt sich fotografisch ohnehin nicht reproduzieren. Manche Sachen müssen auch privat bleiben, ganz besonders wenn es auch noch politisch höchst unkorrekte Vorspeisen gibt, bei denen man ob des lieblichen Aromas leider Gans und gar nicht nicht widerstehen kann. Ich schäme mich immer noch, falls das ein Trost ist.

Die Einzelhandelsfeiertagsfestbeleuchtung wäre ebenfalls eine Option gewesen, zumindest die Weihnachtstanne auf der Alster, die außer mir wahrscheinlich schon jeder einmal fotografiert hat, daher habe ich mir auch das geschenkt.

Beschauliche Ruhe schon vor den beschaulichen Feiertagen, das wäre mal was. Jetzt, wo die Bude endlich geputzt und aufgeräumt ist, könnte ich mich endlich in eine beschauliche Ecke zurückziehen, oder weiter an meiner Karriere als Weltenretter und Drachenbändiger feilen. Doch das wird spätestens ab Donnerstag ganz sicher vom Pappenheimer verhindert werden, der mich Freitag ans Millerntor und Sonntag zu Han Solo begleiten wird. Spätestens dann gibt es wieder etwas zu schreiben. Und auch aktuellere Fotos als mein Makroerstversuch von anno dunnemals.

Den passenderen Text zur Überschrift gibt es übrigens hier.

Farbenbier: Peter, Pale & Mary, American Pale 4.6%, Mikkeller/DK
Farbenmusik: Cassandra Wilson - New Moon Daughter

Sonntag, 6. Dezember 2015

Der beste Burger der Welt...
















...ist mir wahrscheinlich noch nicht ganz gelungen, aber seit ich anständige Brötchen entdeckt habe bin ich auf dem richtigen Weg. Ein paar kleinere Schwachstellen müssen noch eliminiert werden, so ist zum Beispiel der Franco Zappata (Bild oben) mit der doppelten Lage besten Bio-Rindfleisches nur für Leute geeignet, die ihre Kiefer beim Essen ausrenken können und denen hohe Werte auf der Scoville-Skala relativ egal sind. Denn die restlichen Zutaten, wie Guacamole South of the Border, Habanero-Aioli, alter Cheddar, schwarze Tomate und Eisbergsalat sind schwerlich zu verbessern, bei diesem Namen ist die Schärfe jedenfalls relevant.

Beim Nat King Cole Slaw BBQ Pork (Bild unten) mit Pulled Pork, Coleslaw und Hickory-Honey BBQ Sauce hängt die Schärfe sehr stark von der Lagerzeit des Coleslaw ab. Nach zwei Tagen im Kühlschrank haben die drei kleinen Chilis ihre Wirkung erst richtig entfaltet, nicht auszudenken wenn ich mehr genommen hätte. Glücklicherweise habe ich vor der Herstellung des Salates noch eine kleine Chilispitze gekostet, was mich dann noch eine halbe Stunde gekostet hat bis ich wieder ohne Schmerzen atmen konnte. Einziger Schwachpunkt bisher ist die Konsistenz des Krautsalates, weil man (also ich jedenfalls) einen Weißkohl auch mit dem schärfsten Katana nicht so fein häckseln kann wie es nötig wäre.

Nur für harte Jungs und Mädels gedacht, der Name sagt es schon, ist der Mike Thai-Son. 100% Chicken gegrillt vom Hähnchengriller mit Sriracha-Mayonnaise, Eisbergsalat, Tomate, roter Zwiebel und Roasted Peanut Garlic Sauce. Ein Fest für extrascharfe Nussliebhaber, aber wahrscheinlich nicht tauglich für den Massengeschmack. In Holland würde ich den glatt anbieten, Deutschland ist noch nicht reif dafür.

Den kritischen Selbsttest zu 100% bestanden hat bisher nur die Alpine Zabine, die kommt zwar vergleichsweise harmlos daher, mit 200 Gramm Angusrind, aromatischem Schweizer Bergkäse (doppelte Lage), Eisbergsalat, Oliventomate, Mayonnaise und Balsamicozwiebelrelish, wäre aber ganz sicher der Topseller, würde ich es jemals in Erwägung ziehen eine Burgerbude zu betreiben. Vorher müsste ich allerdings die Frau wiederfinden die das Balsamicozwiebelrelish verhökert...

..bis dahin gehe ich wieder auf die Jagd. Karnickel, Hirsche, Bären, Drachen und so.. Kalorien virtuell ablaufen *g*

Burgerbier: Kuehn Kunz Rosen Mystique Weizen IPA, 7.0%
Burgermusik: Zabine - Transalpin