Samstag, 28. März 2020

Menschenleer am Wattenmeer

















Eine erholsame Woche in Dänemark, Füße hochlegen, Bücher lesen, Wattwandern und Menschenmengen aus dem Weg gehen, was im März auf Rømø kein Problem sein sollte bei den 20 Einwohnern und 30 Touristen, wird durch die Coronakrise erbarmungslos zunichte gemacht. Grenzen dicht am Anreisetag, da kann man sich das Benzin auch gleich sparen hab ich mir gedacht.

Herrn L. nimmt das weitaus mehr mit, der will ums verrecken raus aus dem Haus und in die Einöde. Die findet er auch recht schnell und bucht eine Ersatzhütte bei den wilden Nordfriesen im heimeligen Dagebüll, von wo aus die noch anwesenden dreieinhalb Touristen zwar auch nicht mehr nach Sylt oder Amrum dürfen, aber man kann die Inseln immerhin vom Deich aus sehen.

Am Dienstag teilt man uns dann mit, dass Touristen eigentlich überhaupt nicht mehr gerne gesehen sind und wir doch bitte am Mittwoch wieder verschwinden möchten. Der kürzeste und sinnloseste Kurzurlaub meines Lebens, aber hey, wir haben 2020 und werden voraussichtlich noch sehr viel schlimmere Dinge ertragen müssen als zwei abgebrochene Urlaube in einer Woche.

Die können wir laut Ferienhausvermietung irgendwann nachholen wenn wir den ganzen Mist überstehen und ich weiß dann immerhin schon, was ich als erstes mache: Fleischsalat vom Schlachter Hansen aus Ladelund kaufen und zum Kaffee dieses halbe Kilo Quarkbüddel aus der Niebüller Backstube besorgen.

Um die berühmten lokalen Spezialitäten kennenzulernen reicht halt auch ein Urlaubstag, wenn man mit den richtigen Tipps versorgt ist.


Fotos dazu: Dagebüll Nordfriesland: Nikon D7200 - Futterkram: Smartphone
Musik dazu: Tamikrest - Tamotaït












 










Sonntag, 15. März 2020

Brückentag (4)

















Auf die alten Elbbrücken hatte ich schon immer Bock und seit man da mit der U-Bahn hinfahren kann sind die endlich auch wirklich bequem zu erreichen. Selbstverständlich fahren der Pappenheimer und ich trotzdem mit dem Auto, zum einen weil die Bahnen in dieser Zeit echt zu voll sind für Risikopatienten wie uns, zum anderen gibt es diesen tollen neuen Bahnhof und davor doch sicherlich aus ein paar Parkplätze.

Natürlich nicht, denn viel mehr als von der U- in die S-Bahn umsteigen kann man hier nicht. Das machen ungefähr 50% der wenigen Passagiere, die anderen kommen um sich den Bahnhof anzusehen, Instagramer, Selfieknipser, Analogfotografen, das volle Programm. Demnächst gibt es dann auch hier natürlich ein paar Fotos vom neuen tollen Bahnhof, aber zur Überbrückung der anstehenden Nordseeurlaubswoche erst einmal ein paar von der alten Stahlkonstruktion, wegen der ich eigentlich gekommen bin.


Fotos dazu: Freihafenelbbrücke / Eisenbahnbrücke - Nikon D7200
Musik dazu: Florence + the Machine - Ceremonials 





 

Sonntag, 1. März 2020

Doppelderbysiegersonntag



















Ein Wetter wie gemacht für Derbysieger, jetzt gilt es nur noch den Derbyfluch zu brechen und einen Sieg gegen Osnabrück einzufahren, damit sich das auch tabellarisch ein wenig auszahlt. Das könnte außerdem bedeuten, dass sich der Derbyfluch inzwischen umgekehrt hat, wenn man die Leistung der Vorstadt in Aue betrachtet gar nicht so unwahrscheinlich. Allerdings kann man im Erbsgebirge schon mal verlieren, wie wir aus eigener leidvoller Erfahrung wissen.

Heute muss ich mal nicht alleine zum Stadion fahren, für den Pappenheimer konnte ich zwar so kurzfristig keine Karte ergattern, aber er will ins Jolly oder in die Fanräume und das Spiel da verfolgen, was ich für eine ausgezeichnete Idee halte, da ist er in guten Händen, solange er nicht auf die Idee kommt am Tresen zu fotografieren.

Auf der Tribüne strahlende Gesichter, geballt gute Laune und purer Optimismus, einzig die Höhe des Sieges ist umstritten. Ich wünsche mir zwei Tore in der ersten und eins in der zweiten Hälfte, hinten zu null ist Satz. Die Tore bitte recht früh, damit man ohne die üblichen Sorgenfalten 90 Minuten lang singen und feiern kann bis zum Abpfiff.

Wochenlang gespielt wie 'ne Wurst, aber so ein Doppelderbysieg ändert natürlich alles, ab heute beherrschen wir jeden Gegner, wer sollte jemals daran zweifeln? Ist aber echt mal ein schönes Gefühl in lauter entspannte Gesichter zu blicken, die bekommt man sonst immer erst zu sehen wenn die magischen 40 Punkte erreicht sind.

Kurz die Südkurven Stadtmeisterchoreo bewundert, dann wird der Blick massiv eingeschränkt durch eine gewaltige Blockfahne, an der sehr viele Jungs und Deerns sehr lange genäht haben müssen. Stadtmeisterstyle, über die komplette Gegengerade. Das fabelhafte Ergebnis von der richtigen Seite fotografiert gibt es natürlich bei Gröni (Link unten)  

Das entspannt glückselige Gefühl der Unbesiegbarkeit, befeuert von den Derbysieger-Rufen bei der Mannschaftsaufstellung (und allen anderen anderen möglichen Gelegenheiten) übersteht die überraschenden ersten Minuten, in denen Osnabrück auffallend engagiert zu Werke geht, geradeso als wollten sie den Hamburger Stadtmeister ärgern.

Verstärkt wird dieses gute Gefühl dann recht schnell, weil Henk Derbysieger wieder Henkderbysiegersachen macht. Ein Eckenkopfballtor! Wir können inzwischen sogar Eckenkopfballtore, kaum zu glauben. Die Euroliga ruft nach uns! Zehn Minuten später erhöht Waldi Derbysieger auf mein Halbzeitwunschergebnis, das auch durchaus höher hätte ausfallen können, aber man will ja nicht unbescheiden sein. Bisher hab ich genau das bekommen, was ich mir für einen entspannten Derbysiegersonntag gewünscht habe, gute Laune, Sonnenschein, eine deutlich überlegene Mannschaft, eine ausbaufähige aber beruhigende Führung und schön viel Chorgesang.

Kurz vor der Halbzeit rumort mein Smartphone, der Pappenheimer wünscht ein Halbzeittreffen vor dem Bierstand. Kaum lässt man den Mann alleine, findet er ganz selbständig einen freundlichen Tippgeber, der ihn auf den AFM Container vor der Südkurve hinweist. Dadurch bekommt er fünf Minuten vor Anpfiff tatsächlich noch eine Karte für G1 und ist, wenig verwunderlich beim bisherigen Tagesverlauf, ebenfalls in Feierlaune. In Zeiten mit Corona wüsste ich auch niemanden, mit dem ich meine letzte Sportzigarette lieber teilen würde und so haben wir wenigstens für fünf Minuten ein gemeinsames Stadionerlebnis.

Die zweite Hälfte beginnt ebenfalls wunschgemäß mit dem frühen dritten Treffer durch Dimitriooooos DiamanTAKOS Derbysieger und man könnte sich mit einem breiten Derbysiegergrinsen lässig zurücklehnen um die durch den Körper strömenden euphorisierenden Glückshormone zu genießen. Was hatte ich gesagt? 3:0, frühe Tore?

Das Wetter hat etwas dagegen, es pisst wie aus Eimern, mit Auswirkungen auf unser Spiel, die haben alle auf Slicks gesetzt wie's aussieht. Waldi Derbysieger hat die fetteste Chance ever, kann sich die Ecke aussuchen, stolpert dabei über seine eigenen Füße und fliegt auf's Maul aber irgendwie ist der Ball trotzdem drin. "Das Glück ist mit die Doofen" jubelt Z. neben mir kurz, aber dann hat der Schiri auch schon abgepfiffen wegen Hand oder so. Ein 4:0 wäre schön gewesen, dann hätte Boris T. Derbysieger das 5:0 erzielen können, doch was Henk versenkt macht Boris nimmermehr.

Zu allem Überfluss gerät unsere Defensive ins schwimmen, obwohl inzwischen partiell wieder die Sonne scheint. Bestimmt direkt in die Augen, sonst kann man nicht so blind verteidigen. Osnabrück stolpert sich den Anschlusstreffer zwar mehr oder weniger zusammen, aber so etwas macht gleich mutig und dann sieht man das Spiel nicht mehr ganz so entspannt wie in der ersten Halbzeit. Ein Eckballfestival in unserer Hälfte kann ich bei diesem Spielstand nicht mehr goutieren, das regt nur unnötig auf.

Viktor Gyökeres Derbysieger könnte den Deckel draufmachen, scheitert leider an mangelnder Zielgenauigkeit und dann ist auch bald Schluss. Drei Punkte, Heimsieg, Derbyfluch gebrochen. Uns kann quasi nichts mehr passieren jetzt.

Wenn sie nicht wieder anfangen wie 'ne Wurst zu spielen könnte das sogar stimmen.


Was sonst noch gut war:
Keiner hat gehustet in der U-Bahn.
Der Regenbogen am Stadion nach dem Spiel
Der Regenbogen an der Endstation

Was richtig schlecht ist:
Henk ist verletzt und so Schultersachen habe ich irgendwie in ganz schlechter Erinnerung


Fotos dazu: Gegengerade Millerntor / FC St.Pauli - VfL Osnabrück 3:1
Musik dazu: Klangstrahler Projekt - Im Rausch der Sinne / Transglobal Underground - Psychic Karaoke
Links dazu: Wir haben den Derbyfluch besiegt meint auch Stefan Groenveldt