Mittwoch, 29. Dezember 2021

Von Elfies und Selfies

 









Zwei Tage blauer Himmel über Hamburg - und das an den Feiertagen. Während ich bei der Familie bin, läuft der Pappenheimer am Hafen herum und ist begeistert. Sonnenschein, Abendsonne, Polfilterwetter. Man kann ganz tolle Schwarzweißfotos machen! 

Am nächsten Tag muss ich mit, der Herr möchte die Elbphilharmonie fotografieren. Am günstigsten wäre es bei Sonnenuntergang auf der anderen Elbseite, wenn Oles Glaspalast voll im Licht steht. Sieht bestimmt schick aus, mit Glitzerfenstern und glühend rotem Backstein. Bis dahin üben wir schon mal etwas rote Fotografie mit albernen Selfies an der Cap San Diego Bordwand.

Der Plan hat leider einen Haken, denn die Fähren zu den Musicalzelten fahren nicht und ein Marsch durch den alten Elbtunnel ist mir die Sache nicht wert. Eine nachdenkliche Nachdenkpfeife später kommt der Pappenheimer auf die grandiose Idee, einfach auf den Pontons im Niederhafen herumzuturnen und mal zu gucken, wie weit man denn auf denen an die Elphie herankommt.

Mit einem 31mm Limited Festbrennweitenfeenstaubobjektiv muss man halt öfter auf den bewährten Ichgehdannmalzufußzoom zurückgreifen. Weil ich den Glaskasten zwar schon -zig Mal fotografiert habe, aber noch nie aus dieser Perspektive, klettere ich hinterher, immerhin muss man heutzutage keine Baukräne mehr wegstempeln.

Die ganze Angelegenheit erweist sich als heikles Unterfangen. Zwischen den stillgelegten Touristenschaukeln ist es stellenweise aalglatt und eine Eisfläche zu überqueren, bei der man sich allenfalls an einem leeren Rollcontainer festhalten kann, erscheint mir nicht besonders klug. Weil der Pappenheimer vorweg geht und wahrscheinlich als erster auf die Fresse fällt, sehe ich mich klammheimlich nach Rettungsringen um, aber trotz der vielen Schiffe sind die hier rar gesäht.

Selbstverständlich muss er auch noch die allerletzte Barrikade überwinden, aber da das Glück bekanntlich mit die Doofen ist geht alles gut. Wir kommen heil zurück und es gibt endlich wieder neue Fotos von der Elbphilharmonie. Mit Abendsonne. Hallelujah.

Andere Elbseite wär geiler gewesen, aber naja.


Fotos dazu: Überseebrücke, Cap San Diego, Niederhafen, Elbphilharmonie / Nikon D7200 (kein Feenstaub)

Musik dazu: Morcheeba - Who Can You Trust / Big Calm

 
















Samstag, 25. Dezember 2021

Fast weiße Weihnacht

 









Bevor ich es noch vergesse: Frohes Fest!


(Inschrift von Unbekannt, Foto vom Pappenheimer, der mir dadurch immerhin ermöglicht hat, die Anzahl der Beiträge des letzten Jahres nicht zu unterschreiten und vielleicht fällt mir ja sogar noch einer ein)


Foto dazu: Duvenstedter Brook / Pentax K-1

Musik dazu: Pappenheimermusik aka Jomucke aka Elektrogeschrammel





Montag, 20. Dezember 2021

Ellenbogendüneneigentümergemeinschaft

 









Deutschlands nördlichstes Gebirge befindet sich auf Sylt und erreicht immerhin eine Höhe von 52,5 Metern, was ganz schön hoch ist, wenn man bei 0 anfangen muss zu klettern. Ansehen wollte ich mir das schon bei meinem ersten Ausflug auf die Insel der ganz schön reichen, ist mit dem Sylter ÖPNV aber nicht zu machen, also hab ich mir für 70 Euro Autofähre ein kleines bisschen Freiheit erkauft. Mit vier Menschen im Auto ist das mit dem Fußabdruck nicht ganz so schlimm.

Von Gosch City aus in Richtung Kampen, da war irgendwo die Stelle, an der ich gerne aus dem Bus gestiegen wäre und da biege ich heute einfach mal rechts ab. Gerechnet habe ich eigentlich mit einem Parkplatz und ausgeschilderten Dünenwanderwegen, statt dessen führt die Straße etliche Kilometer durch die Sylter Wanderdünenlandschaft. Betreten verboten, wandern dürfen hier nur die Dünen, aber anhalten und ein Foto machen geht, es ist wenig los im Oktober.

Am Weststrand gibt es eine Aussichtsplattform, eine Bar, eine Strandhalle und eine Abzweigung in Richtung Ellenbogen. Ich entscheide mich für letzteres, was mich 5 Euro Mautgebühr kostet, denn von hier bis zum nördlichsten Punkt Deutschlands ist alles PRIVATBESITZ! Leckomio, das ist mal ein fettes Grundstück und da sind erst drei Häuser und zwei Leuchttürme drauf. Was man da für Hütten hinklotzen könnte, wäre das nicht ein riesiges Vogel- und Naturschutzgebiet, in dem außer Schafen niemand frei rumlaufen darf.

Daher gehört der ganze Spaß auch nicht etwa irgendwelchen stinkreichen Invasoren Investoren, wie man vielleicht denken könnte, sondern der Listland-Eigentümergemeinschaft, den Erben der ursprünglichen  Besitzer, die von den kärglichen Einnahmen der Maut zehren müssen. Kärglich, weil diese Einnahmen auch für die Instandhaltung von Straßen und Parkplätzen verwendet werden und wenn man sich den Zustand der Straße ansieht, ist da in den letzten 20 Jahren nichts mehr verdient worden. 

Da es am Ellenbogen gefährliche Strömungen gibt, kommen wahrscheinlich auch im Sommer nur Surfer und Menschen, die gerne Leuchttürme fotografieren, weil der beste Strand nichts taugt bei Badeverbot.  


Fotos dazu: Wanderdünen, Leuchtfeuer List West, Ellenbogen / Nikon D7200

Musik dazu: Weather Report - Black Market

 








 


Freitag, 19. November 2021

Der wunderbare Marktplatz

 









"Was wollt ihr denn in Coburg?" fragt der Schwager, "da ist doch nix." Der Mann ist Franke und sollte sich eigentlich auskennen, vielleicht ist eine Stadt mit einer Burg, mehreren Schlössern und ein paar sehr alten denkmalgeschützten Fachwerkhäusern einfach zu normal in Franken, als dass man ihr zu viel Aufmerksamkeit schenken müsste. Möglicherweise wusste er nicht, dass es eine Spezialität namens Coburger Bratwurst gibt, die auf dem Marktplatz in einer stark räuchernden Kiefernzapfengrillhütte zubereitet wird. Da man den Franken ja gemeinhin eine starke Affinität zu allerlei Worschd nachsagt, hätte das vielleicht eher sein Interesse geweckt.

Für "da ist doch nix" sollte man sich jedenfalls mehr als einen Nachmittag vornehmen, will man das alles sehen. Für die Veste Coburg hat es nicht gereicht, aber man kann eine schön kurvige und enge Einbahnstraße den Berg hoch und hinten wieder runter fahren, wenn man den Schildern folgt. Ohne dabei eine Burg zu sehen natürlich, dafür muss man entweder per pedes auf den Festungsberg, oder sich auskennen. 

Besser ist der Blick auf Schloss Ehrenburg, wenn man die Treppen der Arkaden zum Hofgarten erklommen hat. Kommt rein äußerlich nicht ganz an den Style von Ludwigs Märchenschlössern ran, aber wer weiss wie prachtvoll das drinnen aussieht. Ich jedenfalls nicht, weil Eisdielen bei Sommerwetter einfach verlockender sind und man die Pracht möglicherweise nicht einmal fotografieren darf und wenn, dann garantiert nicht mit Stativ. Prioritäten, so wichtig.

Alte Fachwerkhäuser fand ich ohnehin immer schöner, leider kann man die selten vernünftig fotografieren ohne die andere Straßenseite abzureißen, was schade wäre, weil da meist auch alte Fachwerkhäuser rumstehen. Dazu noch ist das Münzmeisterhaus ein ziemlich großer dreigeschossiger Klotz und der einzig mögliche Standpunkt für ein Foto befindet sich in einer Baustelle. Man kann nicht alles haben, vielleicht komm ich ja noch mal her.

Ganz unwahrscheinlich ist das nicht, denn der Marktplatz ist ganz wunderbar. Der beste Marktplatz aller Marktplätze. Das Rathaus ist schon ganz schick, das gegenüberliegende Stadthaus vielleicht sogar noch etwas schicker, das Pfannkuchenhaus bestimmt auch nicht übel, der sprudelnde Brunnen ein Spaß für spielende Kinder und im (sonst so sittenstrengen) Freistaat Bayern hat man sogar an ein Denkmal für den Erfinder des gleichnamigen Piercings gedacht, welch eine Freude.  

Was diesen Marktplatz so wunderbar macht ist aber vor allem der selbsterzeugende Obsthändler, der am letzten Septemberwochenende noch Bühler Zwetschgen hat, nachdem ich in Hamburg schon seit zwei Wochen keine mehr bekomme. Für den weiten Weg zurück bekomme ich dann auch noch ein Kilo handverlesener Früchte, die garantiert den Rücktransport überdauern. 

Für diesen Service komme ich wieder, die Fichtenzapfengrillbratwurst muss ich eh noch probieren und vielleicht gibt es nächstes Mal weniger Baustellen, das wäre nett.

Fotos dazu: Stadthaus, Spitaltor, Rathaus, Prinz Albert, Coburger Erker/Cafe Pfannküchle, Münzmeisterhaus, Zwei Gurkenverkäufer, Lorenverleih, Prinz Friedrich, Arkaden, Schloss Ehrenburg

Musik dazu: Neil Young - Weld / Mirror Ball

  














Sonntag, 31. Oktober 2021

Heiliger Klotz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Heiliges Gebimmel, was zur Hölle ist das für ein Klotz, dass man selbst mit 10 Millimeter Brennweite den halben Weg zurücklaufen muss, um den mit Mühe und Not auf den Chip zu bekommen und dann muss man noch eine halbe Stunde im Labor an den Ecken zerren, um ein halbwegs zufriedenstellendes Ergebnis zu bekommen. Ich und Kirchen, ey. Keine Ahnung was mich immer wieder in solche Lokalitäten treibt, die Faszination des Übernatürlichen vielleicht.

In der Basilika Vierzehnheiligen gab es der Überlieferung zufolge gleich mehrere Erscheinungen, was mich überhaupt nicht wundert, weil Cannabis anno 1445 ja noch nicht verboten war und wenn der Stoff richtig ballert kann man schon mal das Jesuskind erblicken. Dass in seiner Begleitung gleich 14 andere Heilige erschienen, lässt mich allerdings auf stärkere Substanzen schließen, die Schäfer haben damals bestimmt nice Pilze gekannt.

Der Forderung, für diese 14 Nothelfer eine Kapelle zu bauen, kam man dann auch nach und im Laufe der Jahrhunderte und mehreren Wiederaufbauten nach mehreren Kriegen, wie es damals Sitte war, hat man letztendlich 1772 diesen Klotz fertiggestellt.

Herzstück der Basilika ist der frei im Raum stehende Gnadenaltar, von dem aus man den besten Blick auf die Erscheinung haben soll, falls die noch mal auftauchen sollte. Da wir ja demnächst Cannabis legalisieren geht da vielleicht wieder was...

 

Fotos dazu: Basilika Vierzehnheiligen Bad Staffelstein, Nikon D7200

Musik dazu: 17 Hippies - Sirba







 

 

Freitag, 15. Oktober 2021

Zu Gast bei Adam Riese

 









Nach mehreren Wochen Urlaub hat man auch in Franken so langsam alles an Sehenswürdigkeiten abgegrast, von Bamberg bis Rothenburg o.d.T., von Nürnberg bis Neunkirchen am Brand, die fränkische Schweiz rauf und runter, was geht da noch? Eine Tour nach Aschaffenburg wird wieder verworfen, weil alle zwar wissen dass Aaaaschebersch existiert, aber niemals jemand einen Grund sah, sich das genauer anzusehen und es sich vielleicht doch nicht lohnt, nur für eine Brizza mehrere Stunden Fahrt auf sich zu nehmen.

Schwesterherz schlägt die Basilika Vierzehnheiligen vor, die wohl ziemlich beeindruckend sein soll, was man besonders auf Luftaufnahmen sehen kann, aber nicht in Bad Staffelstein. Wo die eigentlich liegen soll, aber im Stadtgebiet nicht einmal ausgeschildert ist. Dafür stößt man überall auf Adam Ries, den berühmten Staffelsteiner Rechenmeister, dessen schönes Denkmal mit dem rechnenden Knaben genau zwischen den Tischen eines Eiscafés platziert wurde, statt es mitten auf die Straße zu stellen und dadurch zusätzlich eine schöne Fußgängerzone mit noch mehr Eiscafétischen zu bekommen. 

Dann hätten wir nämlich auch noch einen trinken können.


Fotos dazu: Bad Staffelstein, Rathaus, Adam Ries(e) / Nikon D7200

Musik dazu: Tamikrest - Chatma / Taksera

 







 

Die Lebkuchenstadt









 

Was ich bisher über Nürnberg wusste: 

Eine Spezialität der Stadt sind ganz kleine Bratwürste und irgendwo mittendrin steht eine Burg, auf der ich vor ungefähr 30 Jahren mal ganz kleine Bratwürste gegessen habe, die ziemlich gut geschmeckt haben. Eine andere Nürnberger Spezialität sind Lebkuchen und zwar die allerbesten Lebkuchen der Welt, was ich nicht beurteilen kann, da ich Lebkuchen nicht mag, auch nicht die allerbesten der Welt. Die Lebkuchenconnaisseure und -connaisseusen in der Verwandtschaft sind sich in diesem Fall allerdings einig, deswegen gebe ich das mal so weiter.

Berühmte Söhne der Stadt sind Albrecht Dürer und Max Morlock, dem einen haben sie ein mittelprächtiges Denkmal und eine Bratwurstküche spendiert, dem anderen gleich ein ganzes Stadion und ich fand Fußball auch schon immer wichtiger als Malerei, da hab ich schon Verständnis. Warum eine ganze Gasse in der Altstadt nach meinen Schwiegereltern benannt wurde, konnte ich aber immer noch nicht herausfinden.

Was ich dieses Jahr über Nürnberg erfahren habe:

Man kann die kleinen Bratwürste auch mit Zwiebeln in Essigsud kochen, dann nennen sie sich Sauere Zipfel und manchen Menschen schmeckt das, erstaunlicherweise sogar mir, zum Bier. Möglicherweise hätten mir ja sogar Sommerlebuchen in den Geschmacksrichtungen Limette, Mango, Maracuja oder Orange geschmeckt, aber wer den Namen seines Produktes nicht einmal richtig schreiben kann, der macht beim Backen bestimmt auch ganz viel falsch, das muss jemand anders testen.

Vor der gewaltigen Frauenkirche steht ein schöner Brunnen, der nicht nur so aussieht, sondern ganz einfach auch so heißt: Schöner Brunnen. Das ist völlig in Ordnung, schließlich hat man sich beim Brunnen selber schon genug Mühe gegeben, da muss man nicht noch lange überlegen wie man das nennen könnte.

Die eigentliche Überraschung für mich allerdings war die Pegnitz. Dass hier so etwas wie ein Fluss durch die Stadt mäandert war mir doch bisher glatt entgangen. Ein fließendes Gewässer kann jede Stadt enorm aufwerten und Nämberch, wie der Franke sagt, ist ohnehin schon recht hübsch, mit den vielen historischen Fachwerkhäusern und der Kaiserburg. Dazu noch ein nettes Flüsschen mit vielen Brücken und Cafés direkt am Wasser, was will man mehr.

Hätten die noch einen coolen Fußballverein könnt man beinahe hier leben.


Fotos dazu: Weißgerbergasse-Altstadt-Kaiserburg-Pegnitz-Schreckliches Denkmal-Schöner Brunnen-Frauenkirche / Nikon D7200

Musik dazu: Tinariwen - Amassakoul / Imidiwan