Freitag, 29. Mai 2015

Und was macht Ihr so am Wochenende?
















Feiern ist immer eine gute Idee. Irgend etwas. Anlässe gibt es genug, und wenn es nur die Relegationstore ehemaliger Spieler sind. Zum Beispiel.

Feierfoto mit freundlicher Genehmigung des Fotografen
Feierbier (noch): Prototyp Hamburg Style Lager
Feiermusik (noch): Frank Zappa - A Token Of His Extreme

Donnerstag, 28. Mai 2015

Zickezacke Vogelkacke




Wer sich in die Natur begibt kommt darin um. Zumindest muss er damit rechnen, dass ihm auf den Kopf geschissen wird. Das muss auch der Pappenheimer erfahren, als wir beim gemütlichen Spätnachmittagsbierchen auf der Terrasse der Fischerklause sitzen. Bei der Unmenge an Schwalben, Mauerseglern oder was immer hier durch die Lüfte schwirrt musste es irgendwann jemanden treffen. Natürlich den ohne Mütze.

Den fluchenden Pappenheimer beim Entfernen des grünen Glibbers zu fotografieren könnte eskalierend wirken, wenn der Mann schon droht arme kleine Vögel zu massakrieren lass ich das lieber. Heute ist Ruhetag, der einzige Tag in der Woche an dem ich garantiert nichts machen will, außer verstärkt zu chillen. Und auf dem Rückweg vielleicht eine extraleckere Flasche Bier zu kaufen, für die Restchillung am Abend.

Für die knappe Stunde Restsonne ist die Fischerklause jedenfalls eine gute Wahl. Wir sitzen direkt am Ufer des Lütjensees, ein frisch gezapftes zweites Frühstück vor der Nase (im Norden geht das auch), und schauen den im Wasser treibenden Booten bei ihrem Treiben zu. Den größten Lärm macht dabei ein wahrscheinlich nicht ganz kleiner Fisch, der in unmittelbarer Umgebung nach Insekten schnappt.

Eigentlich sehr beruhigend, wenn einem nicht gerade auf den Kopf gekackt wird. Soll aber Glück bringen und davon kann man nie genug haben.

Chillfoto: Lütjensee / Stormarn
Chillbier: Maisels Cocolate Bock (schon wieder)
Chillmucke: Ozric Tentacles - Technicians of the Sacred

Mittwoch, 27. Mai 2015

Bock auf Bismarck?
















Ob Johanna ihrem alten Otto jemals die Hörner aufgesetzt hat? Eher unwahrscheinlich, wenn man sich die Biografie der beiden ansieht. Dafür hat ein Wiener Künstler-Kollektiv dem eisernen Kanzler gleich einen ganzen Steinbock auf den Kopf gesetzt. Provokant, wat? Damit wollen sie eine Diskussion über dieses Denkmal und den Park anregen, dabei ist die schon längst im Gange.

Denn so manch einer in Hamburg fragt sich, ob man die 13 Millionen Euro nicht sinnvoller verwenden könnte, die für die Sanierung dieses baufälligen Klotzes aufgewendet werden sollen. Vielleicht sollte man den Bock einfach mal umstoßen.

Bockfoto: Nikkor 70-300mm
Bockbier: Maisels Chocolate Bock
Bockmucke: Fink - Mondscheiner / Haiku Ambulanz




Dienstag, 26. Mai 2015

Kleine Teufeleien im Regenwald















"Wenn Du das nächste Mal im Regenwald bist musst Du unbedingt eine Teufelscurrywurst probieren" schlug mir der Hippo vor ein paar Wochen am Telefon vor "das wäre doch mal etwas für Deinen Currywursttest." Angeblich wäre diese ultrascharfe Variante erst nach Vorlage eines Ausweises zu bekommen und nur auf eigene Gefahr zu verzehren.

Ich kann mir schon denken was die Jungs vorhaben, die wollen sich angucken wie mein Gesicht rot anläuft, der Schweiß in Bächen von der Stirn rinnt und ich fluchend nach Luft japse. Und möglichst noch fotografieren dabei. Nachdem ich in über zehn Jahren alle legendären Arten von Regenwaldpartys spielend überlebt habe, muss mich doch wenigstens eine Currywurst irgendwie aus der Bahn werfen können..

Der Stau am Anreisetag hat dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung gemacht und mir als Ersatz ein unspektakuläres Schnitzel mit Bratkartoffeln beschert, aber so ganz wollte ich mir die Geschichte nicht entgehen lassen. Als kleine Stärkung nach dem zweiten Frühstück taugt 'ne Curry mit Pommes allemal und glücklicherweise ist der Imbiss nur einen Steinwurf von der Schlagerhölle entfernt, in der man dazu ein frisch gezapftes Pils bekommt.

Die teuflische Pelle wird in vier Schärfegraden angeboten, von denen mir die zweite Variante vorerst genügen würde. Schließlich impliziert der Name "Teufelscurrywurst" schon eine gewisse Grundschärfe, eine normale steht ebenfalls auf der Karte. Von der Wurst will man ja auch noch etwas schmecken, um sie überhaupt beurteilen zu können und außerdem stehen auf dem Regal drei äußerst verdächtige Fläschchen mit gelb und grün schillernden Substanzen, die wohl für die drei Schärfegrade verantwortlich sind. Wer weiß was das ist...

Kaum kriegt der Pappenheimer mit, dass ich bei der entzückenden jungen Dame die zwo ordere, fängt er auch schon an etwas von "Warmduscher" zu krähen, obwohl er hier wahrscheinlich noch nie gegessen hat. Eigentlich sollte ich aus dem Alter raus sein, in dem man sich von so einem Blödsinn provozieren lässt. Ganz besonders sollte man sich nicht von jemandem provozieren lassen, der bisher vor dem Hassburger am Millerntor gekniffen hat. Trotzdem gehe ich auf Stufe 3, Warmduscher fiele dann schon mal weg.

Für die Saucen gibt es einen Merkzettel an der Wand, die Dame vergewissert sich sorgfältig über die zu enthaltenden Ingredienzen und Mengen, vermischt das mit der Saucengrundsubstanz und kredenzt mir das ganze mit einer zerstückelten Bratwurst vom Grill nebst Pommes/Mayo auf einem Pappteller. Zum mitnehmen, für die Schlagerhölle. Viereurozwanzich zusammen, da kannste nich meckern, woll.

Mehr isses allerdings auch nicht wert. Die Pommes sind unterer Imbissstandard, die Mayo viel zu sauer und die Wurst ist halt 'ne Wurst. Unspektakulär und relativ klein. Vom Teufel nichts zu spüren, die Schärfe eher als mild zu bezeichnen. Höchstwahrscheinlich irgend ein Tomatenketchup als Grundsubstanz, dem dann mehr oder weniger große Mengen aus den drei kleinen Flaschen zugefügt werden. Sollte ich noch einmal in die Verlegenheit kommen dort eine Currywurst zu essen, dann probier ich halt die vier. Von  mir aus auch mit Fotografenbegleitung vom Hippo, aber ohne Pommes und Mayo.

Fotos: Speisekarte (freundlicherweise zur Verfügung gestellt von xs4all): Pentax fuffziger Planar / Currywurst: Canon Kompaktknipse
Musik: Pappenheimerplayliste, derzeit etwas anstrengend

Sonntag, 24. Mai 2015

Sauerlandfrühstück
















Eine der wichtigsten Mahlzeiten im südwestfälischen Regenwald: das zweite Frühstück. Der Name täuscht dabei gewaltig, denn das zweite Frühstück kann man nicht nur zwischen erstem Frühstück und Supermarkt einnehmen, es geht ebenso zwischen Supermarkt und Heimweg, oder allen anderen Aktivitäten bei denen man eine kurze Pause einlegen sollte. Es ist auch vollkommen zeitunabhängig und kann ebenso am Nachmittag oder frühen Abend genossen werden, je nachdem wann man fähig war das erste Frühstück zu verdauen.

Um die Versorgung der Sauerländer Bevölkerung mit zweitem Frühstück flächendeckend gewährleisten zu können, befinden sich hier an jeder zweiten Ecke Frühstücksstationen mit lustigen Namen wie "Schlagerhölle", in denen man sich (anspruchsvolle Ohren vorausgesetzt) lieber an die frische Luft setzen sollte, um wenigstens den höllischen Klängen entgehen zu können.

Leider unterliegen alle anderen Unternehmungen durch die dauernde Frühstüxerei einer nicht unbedeutenden Zeitbeschränkung, aber wenn man sich einmal auf den Rhythmus des Regenwaldes eingestellt hat kommt man auch damit klar.

Donnerstag, 21. Mai 2015

Die Halle
















"Wasmachensenndaa?"
Diese Frage habe ich kommen sehen, genau wie vorher die beiden Herren von der DB Sicherheit, die meine Kamera und das Stativ nach einer guten halben Stunde erspäht hatten, sich aber erst auf den mühsamen Weg zur Aussichtsplattform der Wandelhalle machen mussten. "Ich fotografiere gerade dieses technische Meisterwerk" antworte ich höflich. Die beiden sehen sich kurz an. "Haben Sie dafür eine Genehmigung?" Ich gebe mich ahnungslos. "Äh, nein. Braucht man die denn? Ich habe mich vorher im Internet extra erkundigt und in der Hausordnung steht davon nichts. Ist ja privat und private Fotos sind laut Deutscher Bahn eigentlich gestattet."

Ich fummle den vorsichtshalber mitgenommenen Ausdruck der veralteten DB Hausordnung aus der Jackentasche auf der Stative nicht erwähnt werden, aber damit kann ich den Sicherheitsfachmann nicht bluffen, der ist tatsächlich kompetent und kennt die überarbeitete Version. "Das ist nur zum Teil richtig" doziert er, "denn Stative dürfen Sie im Bahnhof nicht benutzen, wegen der Unfallgefahr. Ich muss sie daher bitten das Gerät abzubauen."

Die Unfallgefahr ist angesichts der drei Leute auf der Plattform natürlich ein Witz, aber derart höfliche Sicherheitsbedienstete findet man äußerst selten, daher unterlasse ich jeden weiteren Versuch der Diskussion und packe zusammen. Abgesehen davon habe ich inzwischen locker 40 Aufnahmen im Kasten, die sollten ausreichen. Hoffentlich, denn bislang waren die Erfahrungen mit der Halle nicht so doll.

Es ist mein dritter Anlauf diese gewaltige Stahlkonstruktion abzulichten. Der erste Versuch, mit Freihandfotografie und höheren ISO Werten, war die Pleite schlechthin. Massenhaft hässliche Lichtflecken an der Dachkonstruktion, die sich auch mit mühevoller photoshopperei nicht restlos entfernen ließen, ein äußerst unbefriedigendes Ergebnis. Dabei entdeckte ich jedoch einige potenzielle Ablageflächen für die Kamera, was zumindest die Fotografie mit Bohnensack möglich machen würde. Nicht ganz so flexibel und stabil wie ein Stativ, aber weit unauffälliger.

Leider half auch das in keiner Weise, die durch die zahlreichen Seitenfenster und das Oberlicht einfallende Helligkeit zauberte weiterhin haufenweise hässliche Lichtflecken auf die Deckenkonstruktion, was weder durch HDR Bilderserien noch stundenlange Retusche in den Griff zu bekommen war. Auf die naheliegendste Lösung kam ich erst Tage später: den Bahnhof in der Nacht zu fotografieren, oder zumindest nach Einbruch der Dunkelheit. 

Klappt auch ganz gut, wenn man das Equipment vorbereitet und alles schnell aufbaut ist der Vorsprung vor dem Sicherheitspersonal groß genug.

Foto: Hauptbahnhof Hamburg, Sigma 10-20mm EX DC, HDR aus 12 Aufnahmen. Klick + F11 macht Halle groß.
Musik: Mari Boine - Idjagiedas / Goaskinviellja

Montag, 18. Mai 2015

Rettungsring und Strohhalm


















Vorspiel
Sonntagsspiel, juhuu. Früh aufstehen, juhuu. Muss man gar nicht, weil heute erst um 15:30 angepfiffen wird, juhuu. Blöde nur, wenn man das nicht mehr auf der Pfanne hat, aber jetzt steht der Kaffee schon auf dem Tisch und die Kippe brennt, da leg ich mich nicht nochmal hin. Früh aufstehen ist kein wirkliches Problem mehr, nach einer Woche Urlaub mit Enkeltochter ist man Zeiten gewohnt, dagegen kommt einem 10 Uhr regelrecht human vor.  

Was tun mit der gewonnenen Zeit? Anständig frühstücken und im Spiegel die Sorgenfalten betrachten, wenn das so weitergeht brauch ich bald Botox. Da gewinnen wir unverhofft auswärts in Kaiserslautern und alle Konkurrenten ihre Spiele gleich mit, das Elend wird sich bis zum letzten Spiel in Darmstadt hinziehen, davon bin ich überzeugt.

Überall auf dem Weg findet man Zeichen des Klassenkampfs, das erste auf dem Mülleimer an der Bushaltestelle. Wir müssen heute unbedingt gewinnen, so wie schon in der letzten Woche, in der Woche davor und davor und davor... Schrecken ohne Ende. Mit Bochum kommt mal wieder eine Mannschaft die Tore schießen kann, bester Sturm der Liga und so, Terodde ist in der Torschützenliste ganz vorne dabei. Tja und dann wär da auch noch der Gregoritsch, den sie wohl den Hoffenheimern abkaufen wollen und der hier nie richtig zum Zuge kam, der hat auch schon ein paar Buden gemacht. Das wird am gefährlichsten, denn nach uralter Tradition treffen Ex-Spieler ja grundsätzlich gegen uns, heißt also wir müssen mindestens zwei Tore schießen weil Gregerl sicher treffen wird. Etwas Mut machen die Gegentore, da sieht es bei Bochum nicht so dolle aus in der Bilanz.

Ecke Südkurve noch schnell den neuen Übersteiger kaufen, neunzig Minuten vor Anpfiff ist es schon recht voll vor den Toren, was auch ein wenig an den gründlichen Ordnern liegt. Nach der Pyroaktion gegen die Brausetruppe gibt es wohl neue Anweisungen, wenigstens funktioniert das Einlasssystem heute ohne Probleme. Ein Bier abgreifen und auf den Platz, alle schon da heute, alle optimistisch. Bochum wird wohl zu schaffen sein, wenn die Jungs so engagiert sind wie in den letzten Spielen. Der weibliche Fußballsachverstand tippt ein 3:1. "Wenn das hinkommt" sage ich, "hätte ich gerne das 3:0 in der ersten Halbzeit und den Gegentreffer in der letzten Minute." Nerven schonen. Kann mir niemand versprechen. Nicht in diesem Stadion.

Die Zeit vergeht wie im Fluge. Nicht. Von uns aus könnte es losgehn, aber da wäre noch das Rahmenprogramm. Die Gäste sollen schon auf dem Marsch zum Stadion angeeckt sein, "Scheiss Sankt Pauli" und "Dritte Liga, St.Pauli ist dabei" wollen Nachbarn gehört haben. Eigentlich müssten die dafür heute so richtig auf den Sack kriegen, vorerst kriegen sie ihre Hymne. "Tief im Wäästäähähän" tönt Herbert durch das Stadion. Ich kann den Grönemeyer ja nicht hören, als Hymne geht das trotzdem locker in die Top 5 wenn man den Rest der Liga kennt.

Dann werden wieder Bilder verteilt, in dem ganzen Abstiegsschlamassel hab ich ganz vergessen, dass das letzte Heimspiel auch immer so ein Abschiedsschlamassel ist. Dennis Daube geht zu Union, Tschauni nach Hangover, Flo Kringe beendet die Karriere und ich frage mich, wie viele der ehemaligen Spieler dieses Foto wirklich zu Hause aufgehängt haben und wie viele Bilder in den nächsten Wochen noch verteilt werden. Bei Spielern wie Lasse Sobiech mag ich gar nicht dran denken, dass ich den hier wohl nicht wiedersehe. Schnecke bekommt die nächsten drei Jahre jedenfalls kein Bild, dafür hat er inzwischen eine eigene Flagge auf der Gegengerade, das freut mich unheimlich. Unser neuer Sturmtank, Jean-Philippe Kallá, in der Form seines Lebens.

Konfetti wird wieder in rauen Mengen verteilt und ich habe immer noch keinen Becherdeckel, doch bevor mein Bier durch Papier und Druckerschwärze kontaminiert werden kann ertönt ein Ruf von oben, der Lange ist krank und ich kann auf Sitzplatz wechseln, wie günstig. So oft wie ich hier mittlerweile sitze frage ich mich, ob ich meine Dauerkarte wirklich auf Sitzplatz umschreiben lassen sollte, das lohnt ja kaum noch. Der Dartmeister zeigt stolz sein schniekes neues Hemd von den St.Pauli Dart-Piraten, mit aufgesticktem Namen. Schickes Teil, leider habe ich nicht genug Zeit und Talent zum Pfeilchenwerfen, aber das Outfit hat was.

Drei Plätze weiter sitzt dieser fabelhafte Mensch, der seit mehreren Wochen zu jedem Heimspiel einen Rettungsring mitschleppt. Wer sich mit Fußball nicht auskennt wird das vielleicht merkwürdig finden, aber wer seit Jahren ins Stadion geht weiß genau, dass solche vermeintlichen Kleinigkeiten den Unterschied machen können. Ich hab das zwar nicht mehr so im Kopf wann er damit angefangen hat, aber die letzte Heimniederlage ist länger her denk ich mal.

Schiedsrichter der heutigen Partie: Deniz Aytekin. OMG! Packt die Bierbecher weg! Den hab ich gefressen seit Schalke, meine klare Nummer 1 der Schiri-Unsympathen. Ganz schlechtes Omen, hätte der damals nicht so einen Scheiß zusammengepfiffen wär diese ganze Bierbecherweitwurfgeschichte nie passiert. Wird natürlich nicht gerade freundlich empfangen, aber die Pfiffe halten sich in Grenzen. Mal sehen wie das nachher mit seinen ist..

Geht's endlich los? Ich hab Durst, Bier is allah, verdammt. Der Dartmeister hat auch nix und jammert schon, da entdecke ich direkt unter uns bei den Stehern einen Bierfassträger beim Kippen schnorren. Klopfzeichen auf seinem Fass haben den gewünschten Effekt, es gibt Nachschub, pünktliche Kehlenölung zum Absingen. Das Herz von Sankt Pauli, Hells Bells, Konfetti und ab dafür..

Spiel (1)
Wir auf die Nord, doch das Spiel macht Bochum. Alles vor der Nase, das Aux Armes ist kaum verhallt da verliert Buchti den Ball, Konter Bochum, 0:1. Nach vier Minuten, ich glaub es nicht. "Das war so klar" sagt der Dartmeister und ich weiß sofort was er meint. Torschütze für Bochum: Michael Gregoritsch. Keine zwei Minuten später ist es wieder Gregoritsch der völlig frei zum Abschluss kommt, waaaa was zum Teufel machen die da in der Abwehr? Das hätte schon das 0:2 sein können, seid ihr irre? Wo ist die stabile Defensive hin? Das ist ein Sauhaufen da unten!

Die Jungs sind völlig von der Rolle, wir kriegen überhaupt keinen Zugriff auf das Spiel, nach zehn Minuten mal eine Ecke, das war es auch schon. Nach einer Viertelstunde der erste Wechsel bei uns, Gonther muss angeschlagen raus, für ihn ist Ziereis auf dem Platz. Sorgt das etwa für mehr Stabilität? Scheint beinahe so, denn so langsam schütteln wir den Rückstand ab und finden besser ins Spiel. Nicht sonderlich gefährlich aufs Tor, aber deutlich aktiver als in den ersten zwanzig Minuten. Aktivposten Nummer 1 ist Schnecke mal wieder, geht in Vollblutstürmermanier auf den Bochumer Torwart los und der lässt ihn ganz lässig aussteigen. Er is halt kein Ronaldo, hat Ewald ja schon gesagt, aber Einsatz Digger, Einsatz! Das isses. Und genau das wird langsam wieder vom Rest der Bande begriffen. Einsatz, Kampf und Leidenschaft, da war doch was?

Was dabei rausspringt sind auf jeden Fall Standards. Ecken und Freistöße. Kopfball Halstenberg, gehalten. Schuss von Buballa, gehalten. "Alles hält der nicht, da muss nur noch mehr kommen" sag ich und kurz darauf ist es so weit, Ratsche wird gelegt, es gibt wieder Freistoß für uns. Mittelfeld, weit weg vom Tor und ausführen wird Schnecke Kalla. Isser jetzt auch noch Freistoßspezialist? Ball segelt rein, wird per Kopf irgendwie weiterbefördert und dann liegt Lenny Thy plötzlich quer in der Luft, Direktabnahme per Seitfallzieher, BÄM, ab in die Maschen, 1:1. Wooohooo, was für ein selten geiles Tor. Was für ein fantastisches THYTOR. Das ist auch so einer den ich mag und der für meinen Geschmack oft zu hart kritisiert wird von den Sofatrainern, sehr geil Lenny, weiter so.

Bochum ist jetzt fällig. Ratsche wird im Mittelfeld gelegt und hält sich das Gesicht, war das ne Tätlichkeit? Bochum einer weniger? Diskussion auf dem Feld, Diskussionen auf den Sitzen, so genau gesehen hat keiner was, am Ende gibt es nur Gelb für Bochum und Ratsche steht wieder. Noch fünf Minuten, wir sind deutlich besser im Spiel inzwischen als die Bochumer, aber in der Defensive gibts trotzdem den einen oder anderen Wackler. Der Dartmeister wünscht einen Führungstreffer noch vor der Halbzeit, das wäre latürnich ideal, aaaaaaber bitte auf der richtigen Seite. Meine Fresse, noch eine Minute und wieder ist ein Bochumer frei vor dem Tor, Kopfball geht drüber. Schweiß vonne Stirn wischen, weitermachen. "Gibt eh nur eine Minute Nachspielzeit" ist der Dartmeister sicher "in der ersten Hälfte gibts nie mehr als ne Minute." Eine Minute Nachspielzeit wird angesagt, Bochum kassiert die zweite gelbe Karte und Freistoß. Wieder ein weiter Ball von Kalla, Kopfball von Lasse, nochmal per Kopf verlängert und dann kommt Halstenberg völlig frei zum Schuss, mit Wucht in die Ecke geballert, 2:1. Woohoo. Führung, Halbzeit und auf den Rängen tobt der Bär. Endlich mal wieder ein Spiel gedreht, das müssen wir jetzt nur noch nach Hause schaukeln.

Zwischenspiel
Hier oben geht laufend jemand Bier holen, man muss sich nicht selber bemühen. Bliebe genug Zeit sich fotografisch um Halbzeittapeten zu kümmern, doch leider schwächelt der Akku, weil die dämliche Kamera seit einer halben Stunde meine Jackeninnentasche filmt. Bedienelemente sinnvoll anordnen geht besser, Canon. Alles wartet gespannt auf die anderen Halbzeitergebnisse, München liegt zurück, Aalen ebenfalls, Aue hält ein 0:0 gegen die Region, passt. Mir wäre es ganz recht wenn wir am Ende auf 15 landen und Aue sich über die Relegation rettet, ich muss nächste Saison echt mal ins Erzgebirge, aber bitte in Liga 2, ohne die Spacken aus der Umgebung.
Die Halbzeit vergeht wie im Fluge, diesmal wirklich. Kaum hat man am frischen Bier genippt geht es weiter.

Spiel (2)
Anpfiff, endlich die Abteilung Attacke direkt vor der Nase, geht auch gleich gut los. Kalla wieder mit einer Flanke die zur Ecke geklärt wird, Bochum ist nervös. Ausnutzen. Ecke bringt nichts ein, aber kurz darauf erobert Buchti den Ball schön im Mittelfeld und rennt mit der Kirsche Richtung Bochumer Tor. Da kommt keiner so richtig mit verdammt und dann stehen da noch zwei Abwehrspieler und der Torwart und zwei andere laufen hinterher, das wird doch nix. "Das mussu wohl alleine machen Buchti" denk ich so und knack zack schlägt das Ding ein, ganz trocken abgezogen, 3:1, wooohooo, geiles Ding. So etwas können wir also auch wieder inzwischen?
Drei Minuten Jubel und Fassungslosigkeit, dann steckt Daube im Strafraum durch auf Lenny Thy, der zieht ab und klingelingeling, 4:1. Woohoo, Song 2, Song 3, Song 4. Was ist auf einmal los da unten? Hat die wer geimpft?
Nehmen wir Bochum jetzt komplett auseinander? Nicht so ganz, aber anbrennen wird hier wohl nichts mehr. Entsprechend entspannt lässt sich gerade Fussi gucken, mal was ganz neues nach den letzten engen Heimspielen. Die Ränge beschäftigen sich mit Wechselgesängen, sogar die von Bochumern besetzte Nordkurve fällt mit ein, das hab ich selten erlebt.
Koch kommt für Buchtmann, Ergebnisverwaltung ist angesagt, Plätscherfußball mit kleinen Nadelstichen, die sollen bloß nicht anfangen zu pennen auf dem Platz. Ja, jetzt, Schnecke der Sturmtank. Jean-Philippe Kallá uuuuuund doch nicht das 5:1, schade. Im Gegenzug fast der Anschlusstreffer, doch Teroddes Schuss geht knapp daneben. Auf der anderen Seite ist es Schachten, der den Ball leider in die Wolken drischt statt in die Maschen. Gutes Chancenplus für uns und noch zehn Minuten. Von mir aus könnense tropsdem abpfeifen Herr Aytekin, ich brauche auch keine Nachspielzeit heute.
Letzter Wechsel bei uns, Schnecke geht vom Platz und das erste mal höre ich mehr als drei Stimmen, die seinem Namen ein "Fußballgott" anhängen. Mensch Schnegge, wo soll das noch hinführen? Sobota kommt für ihn, heißt das jetzt mehr oder weniger Offensive? So wie das aussieht: mehr. Keine zwei Minuten auf dem Platz dribbelt sich Waldi durch die Bochumer Abwehr, einmal kurz nach links, einmal kurz nach rechts, einmal abziehen und drin is der Fisch. 5:1 Woohoo das kann echt keiner mehr fassen hier. Was für ein Spiel, was für ein Ergebnis. Nach der ersten Viertelstunde fast schon erledigt und dann so etwas. Fünf Minuten vor Ende kann Dennis sich hier richtig gut verabschieden, doch leider geht der Ball direkt auf den Keeper. Schade, wahrscheinlich sehen wir das nächste Tor von Daube erst wenn er gegen uns trifft, beim nächsten Spiel gegen Union. Die letzte Minute läuft, Ratsche macht fast das halbe Dutzend voll, aber auch der geht daneben, dann ist Ende. 5:1. Der Wahnsinn. Was ist mit den anderen Ergebnissen? Kommt da mal was?

Nachspiel
Aytekins Kollegen sind Fans längerer Nachspielzeiten, es dauert etwas bis klar wird: wir sind immer noch nicht gerettet. Verdammt. Drei Siege hintereinander und trotzdem ist nächstes Wochenende in Darmstadt erneut ein Endspiel angesagt. Siegen oder fliegen, anders geht es wohl nicht mehr.

Am Ende wird es dann auch noch emotional, die Spieler holen ihren Nachwuchs auf den Platz, dass Schnecke gleich zwei davon hat wusste ich gar nicht. Bei den Sprechchören für Tschauner muss ich mir dann beinahe tatsächlich eine Träne verkneifen, ich mag den Mann einfach und sein Tor in der letzten Minute gegen Paderborn wird unvergesslich bleiben. Tschauni hat hier verdammt gut gepasst, aber vielleicht hat er ja mehr Glück in der Provinz, an Himmelmann käme er hier wohl momentan eh nicht vorbei, muss man so hinnehmen.
Etwas merkwürdig eigentlich, dass Daube hier nach weit mehr Jahren für den Verein nicht ein mindestens ähnliches Standing hat. Ewald muss ihn beinahe in Richtung Tribüne schubsen, damit er sich den verdienten Beifall abholt. Noch einmal die Welle machen, viel Glück bei Union, außer gegen uns. Ewald Lienen Trainergott wird natürlich auch abgefeiert, obwohl es nur ein Etappenziel war, und zeigt uns dafür den Vogel. Hätten wir den Mann doch nur ein halbes Jahr früher geholt, aber zur Not geh ich mit Lienen auch in Liga 3. Jetzt geh ich ersma Bier holen..

...und vor die Fanräume, Klönschnack mit der Tresenkurve. "Nenn mich Gott" brüllt Koschi mir zur Begrüßung entgegen. Ist das nicht ein wenig übertrieben? Was is los? Ergebnis richtig getippt oder wie? Er deutet auf den merkwürdigen Anhänger um seinen Hals und ich brauche ein wenig Zeit um zu begreifen, dass er sich einen Strohhalm an die Kette gebastelt hat. Der letzte Strohhalm oder so. Aus der Kneipe in der er das Spiel gegen Kaiserslautern gesehen hat glaube ich, denn eigentlich bin ich gerade viel zu breit um mir die Story merken zu können. Was ich mir jedoch sicher merken kann ist sein großzügiges Angebot, diesen Strohhalm am Ende der Saison dem St.Pauli Museum zu stiften, falls wir dadurch die Klasse halten. Die werden sich nen Ast freuen im Museum, ganz sicher.

Und mit Rettungsring und Strohhalm wird das schon irgendwie klappen. Wer sich mit Fußball nicht auskennt wird das vielleicht merkwürdig finden, aber wer seit Jahren ins Stadion geht weiß genau, dass solche vermeintlichen Kleinigkeiten den Unterschied machen können.

Erst recht beim FC St.Pauli.

Fotos: Mülleimer Meiendorfer Weg - Gegengerade Millerntor - Kalla 27 - Bochumblock - Abschied
Aftermatchchillout: Morcheeba - Who Can You Trust? /  Big Calm
























Mittwoch, 13. Mai 2015

Action!
















Im Urlaub sollte man sich vom harten Alltag ausruhen. Oder Sport treiben, was nicht unbedingt ein Gegensatz sein muss. Jedenfalls nicht für die Menschen, die Angeln für eine Sportart halten.


Urlaubsbier: Grolsch Premium Pilsner, 5%
Urlaubsmusik: Vogelterror Gang feat. Maschinengewehrvogel: Tschiep Tschiep Tirili Keckeckeckeckeck

Montag, 11. Mai 2015

Wischen Impossible
















Ein zerfetztes Gummi schraddelt über meine Frontscheibe, vor dem Urlaub muss das weg. Defekte Wischerblätter auswechseln? Dafür müssen selbst Menschen mit zwei linken Händen nicht in die Werkstatt, das kann man auch auf dem Parkplatz vom Baumarkt eben selber erledigen. Auf dem aushängendem Scheibenwischersuchaufklappdings ist mein Modell leider nur bis zum Baujahr 1998 aufgeführt und selbst für den ist nur der Heckscheibenwischer vorrätig, den ich eh so gut wie nie benutze.

Muss wohl doch der Fachhandel helfen, also auf zum nächsten Autoteilehöker. Dort bekommt man bei der Suche sogar elektronische Hilfe, ein Scheibenwischerfinder mit Touchscreen, wie praktisch. Die Suche über Marke, Modell und Baujahr ergibt keinen Treffer, ich fahre entweder einen Exoten oder der Fahrzeugschein ist gefälscht. Ach ja, Fahrzeugschein. Kann man auch nach suchen, hab ich sogar im Portemonnaie. Nummer eingeben und: Treffer! Modell, Baujahr, PS, Anzahl der Türen, stimmt alles. Meine Wischer befinden sich im Karton 116312.

116310, 116311, Lücke, 116313. Verdammt. Zurück im Menü, da gab es doch noch dieses andere Modell. Mit Superluxusdoppelgummiwischlippe und Anpressdruckverstärker aka Scheibenwischerspoiler. Das ist in Karton 119210. Mal gucken, 200, 205, 212, 213, 215. Kein Karton 119210. An der ganzen verdammten  Scheibenwischerwand fehlen vielleicht vier oder fünf Modelle und da muss ausgerechnet meins dabei sein?

Dann eben die andere Wand, mit den blauen Kartons. Von Bosch, einem Hersteller besonders hochwertiger teurer Autoteile - zwar ohne elektronische Suchhilfe, dafür mit dem bewährten Scheibenwischersuchaufklappdings in dem diesmal sogar mein Auto verzeichnet ist, mit korrektem Baujahr und allem Pipapo. Der Fahrerseitenwischer im Karton AU017, der Beifahrerseitenwischer in Karton AU033. Beide Kartons sind vorhanden, juhu! Aber warum steht das Modell nicht auch auf der Verpackung? Ach, war bestimmt nur Platzmangel, die passen bei so vielen Autos...

Bei meinem nicht, da hat sich das Aufklappdings geirrt. Wundert sich das Mädel an Kasse 1 auch drüber, gibt mir aber ohne Umschweife die Kohle zurück. Ich kann unmöglich 200 Kartons von der Wand nehmen und nachsehen, ob da irgend etwas an meinen Wischerarm passt, also versuche ich es online. Bei Bosch.de, einem Hersteller mit veralteten Scheibenwischersuchaufklappdingern. Der empfiehlt, eine Scheibenwischer App zu installieren, für Android oder iDings verfügbar. Ich soll ernsthaft eine Scheibenwischer App installieren, um die passenden Gummilippen für ein Fahrzeug zu finden, dass höchstwahrscheinlich eine kürzere Lebensdauer hat als die neuen Wischerblätter? Die Leute kommen auf Ideen..

Ab in die Werkstatt. Für einen Scheibenwischerwechsel eigentlich peinlich, aber die richtige Entscheidung, denn zehn Minuten später ist wischen nicht mehr impossible, der Regen kann kommen.

Wischerbier: Buddelship Great Escape IPA 6.5%
Wischermucke: Paul Weller - Stanley Road

Freitag, 8. Mai 2015

Frühling mit Gelbsucht
















Wenn auf den Feldern vor der Haustür im Frühjahr das erste grüne Gestrüpp aus dem Boden guckt, frage ich mich jedes Mal was der Bauer da angepflanzt hat. Letztes Jahr war es Weizen, davor Mais, vor ein paar Wochen hätte ich bei dem bodennahen Gewächs glatt auf Kartoffeln getippt. Waren wohl doch keine, denn das bodennahe Gewächs ist inzwischen gut einen Meter hoch und leuchtet in der Sonne. Raps.

Für meine ersten Rapsfeldfotos musste ich noch stundenlang in der Gegend rumfahren, aber wenn das Zeugs schon vor der Haustür blüht ist das enorm praktisch, man muss nur noch auf das richtige Wetter warten.

Rapsfeldfotos: B75 
Rapsfeldbier: Crew Republic 7:45 Escalation Double IPA, 8.3%
Rapsfeldmusik:  Say Zuzu - Bull




Mittwoch, 6. Mai 2015

Stadtansichten: Lübeck
















Im letzten Jahr bin ich noch sechshundert Kilometer weit gefahren, um mit Bamberg und Rothenburg o.d.T. mal ein wenig Mittelalterweltkulturerbengedöns fotografieren zu können, dabei ist das nächste Weltkulturerbe gerade mal eine halbe Stunde entfernt. Nach Lübeck brauche ich auf der Autobahn keinesfalls länger als bis an die Elbe, und mit den über 1000 denkmalgeschützten Gebäuden auf der Lübecker Altstadtinsel kann man sich schon mal einen Nachmittag vertreiben.

Will man wirklich alles sehen wahrscheinlich sogar zwei, doch frühere Erfahrungen mit der Travetouristik lassen mich auf eine Bootstour verzichten, vier Stunden Fußmarsch durch die Altstadt mit Rucksack und Stativ sind ergiebig genug, zumal die wichtigsten Gebäude alle in vertretbaren Entfernungen liegen.

Abgesehen von der fotogenen Kulisse und der herausragenden Qualität Lübecker Marzipans kann ich der Stadt jedoch wenig abgewinnen, es gibt irgendwie zu viele Parallelen zu einer anderen Hansestadt: Ich mag den Fußballverein nicht, seinen Anhang noch weniger und dann wär da noch die Sache mit den brennenden Asylbewerberheimen....

Sehenswert isses trotzdem (und als kleinen Ausgleich zu den Idioten hatten sie immerhin Günter Grass und Thomas Mann)

Fotos: Holstentor (1-4), Salzspeicher (5), Marzipan-Speicher (6,7), Buddenbrookhaus (12), St.Jakobi/Königstr. (13), Haus der Schiffergesellschaft (14), Lübecker Gänge Glockengießerstr. (17,18),  Marienkirche (19), Rathaus (21-28)
Bier: Prototyp Hamburg Lager, 5.9%, Kreativbrauerei Kehrwieder
Musik: The Screamin' Cheetah Wheelies - Magnolia