Montag, 8. Februar 2010
Eiszeit - fast
Die paar restlichen Eisschollen, die hier noch auf der Elbe rumschwimmen, sind inzwischen nicht mal mehr für Barkassen der Hafenrundfahrt ein Hindernis. Trotzdem hat die Kälte hier alles noch fest im Griff, im Elbpark gegenüber vom Landhaus Scherrer waren frühmorgens (d.h. vor 12) die Unentwegten schon beim Rodelsport. Dabei stand die Kinderbespaßung keineswegs im Vordergrund, mindestens die Hälfte der ca. 20 Schlittenbesitzer waren Erwachsene ohne Anhang. Da kamen doch gleich die schönsten Jugenderinnerungen hoch, hätte ich so ein Ding gehabt, ich hätte mich sofort den Abhang runtergestürzt, der übrigens wesentlich steiler ist als es das Bild vermuten lässt. Aber auch wenn einige der Anwesenden recht stabil aussehende Teile dabei hatten, und selbst wenn mir jemand einen geliehen hätte, das Verhältnis von vielleicht 30 bis 40 Sekunden Spaß und anschließend ca. 10 Minuten äußerst beschwerlichem Aufstieg, das stimmt einfach nicht mehr. Aber Skilifte wären am Elbhang doch etwas überdimensioniert, jedenfalls bis zur Eiszeit.
Nachmittags wurde ich dann noch mitgeschleppt in die HafenCity, da die bewegungssüchtige Madame Z. sich unbedingt die AIDAblu ansehen musste. Mir persönlich geben Kreuzfahrschiffe ja nichts, ich find die Dinger nicht interessanter als große Containerschiffe, und davon gibts hier jede Menge. Ausnahme ist vielleicht die Queen Mary II, die ich bis jetzt noch nie anständig vors Objektiv bekommen hab, aber eigentlich auch nur fürs Foto. Die versprüht irgendwie noch einen Hauch Titanic, während die ganze Aida-Flotte aussieht wie Mainstream-Touristenschaukeln für Pauschalurlauber. Egal wie Superluxuriös die vielleicht sein mögen. Meine Einwände wurden allerdings auf die übliche Weise abgeschmettert, ich bin gegenüber bestimmten weiblichen Argumenten einfach machtlos. Dabei hätte ich mich diesmal besser durchsetzen sollen.
Denn leider gibt es die U-Bahn Linie 4 in Richtung HafenCity erst irgendwann 2012, was nichts weiter heißt als U-Bahn Baumwall aussteigen und laufen. Normalerweise auch das kein Problem, aber die "Fußwege" in der HafenCity sind in einem ebenso erbärmlichen Zustand wie in der restlichen Stadt. Ein einziger, buckeliger Eispanzer, auf dem alle 100 Meter mal jemand eine Alibischaufel Sand verstreut hat, was die Tour zu einer Tortour werden ließ. Es wohnen entweder noch nicht genug Millionäre da, oder die bewegen sich nur vom Appartement zur Tiefgarage. Wie gut, das unser Bürgermeister für nächstes Jahr Abhilfe versprochen hat, wahrscheinlich fangen sie damit in der HafenCity an. Noch wahrscheinlicher aber, dass so ein Winter wie dieser nicht noch einmal in seine Amtszeit fällt.
Meine ungefähre Beschreibung des Schiffes erwies sich dann auch als zutreffend, es sieht halt so aus wie alle anderen Schiffe der Flotte die von der Meyer Werft in Papenburg gebaut wurden. Weiß mit ein bisschen bunt, vorne ein großer Mund. Trotzdem waren eine ganze Menge Leute auf den Beinen um sich das Ding anzusehen, wofür ich allerhöchstens Verständnis gehabt hätte, wenn die Bordrestaurants geöffnet gewesen wären. Den Luxus den das Innenleben zu bieten hat, dürfen sich dann nach der Taufe in der nächsten Woche die ersten Gäste ansehen. Dann gibts auch wieder Feuerwerk im Hafen, Jette Joop darf eine Flasche zertrümmern, moderiert wird das alles von Babs Schöneberger und Musik gibt es von Marquess. An dem Programm kann man schon sehen, das Kreuzfahrtschiffe maßlos überschätzt werden.
Wenigstens war das Kreuzfahrtterminal geheizt und der Kakao mit Rum war da auch ganz anständig. Spätestens da hat sich wenigstens der Weg mit dem ÖPNV gelohnt, da Frauen zum Auftauen ja immer etwas länger brauchen, konnte ich davon gleich drei trinken. Was den Rückweg bei gefühlten -10 Grad und Kenntnis der gefährlichen Stellen auch weit angenehmer gestaltete.
Schreibmusik: Nick Lowe - The Abominable Showman
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