Dienstag, 10. Januar 2012

Homer, 1999 - 2012
















Das ist ja mal ein origineller Name für einen Kater, sagte der Tierarzt vor Jahren bei einem unserem ersten Termine, nach einem Blick in die Akte. Homer, wie der griechische Dichter? Ähm, nein, erwiderte ich, eher wie Homer J. Simpson, der verfressene Dicke aus dem Fernsehen. Im ersten Moment schien er ein bisschen enttäuscht ob der Klarstellung, aber das hielt nicht lange an, denn wenn der Dicke eines noch besser konnte als Futter aufspüren, dann Herzen erobern, und wir mussten oft zum Tierarzt. Schon nach einem halben Jahr das erste mal, als er unter krampfartigen Anfällen litt und sich herausstellte, dass wir uns einen Epileptiker ausgesucht hatten. Die Anfälle waren glücklicherweise relativ selten, aber ein Grund, ihn nicht auf die Straße zu lassen, das war viel zu gefährlich. So blieb er Zeit seines Lebens Stubenkater und sehr auf Menschen fixiert.
Da war er auch nicht wählerisch, wer ihn gestreichelt hat war bester Freund, für Menschen mit einer Katzenallergie oder Phobie konnte das sehr anstrengend sein, aber selbst ängstliche Naturen haben irgendwann gemerkt, dass der keiner Fliege was tut. Naja, Fliegen waren die Ausnahme, die hat er schon mal erledigt, sogar Wespen gehörten zum Spielzeug, was mich zeitweilig sehr beunruhigt hat, doch da konnte er wohl sehr geschickt mit umgehen, ich hab immer nur die Leichen gefunden.
Überhaupt wurde er anfänglich oft unterschätzt, das hörte meistens auf, wenn er mit einem Affenzahn angerannt kam und den großen Kratzbaum im Wohnzimmer hochgetobt ist, bis unter die Decke. Er konnte auch ganz elegant die rechte Lautsprecherbox als Absprung benutzen, um auf den Schrank zu kommen. Auf die Idee kam er irgendwann, weil er unbedingt wissen wollte, was sich hinter den geöffneten oberen Schranktüren verbarg. Als er dann anfing auf der wackeligen Türkante zu balancieren, um eventuell auch noch IN den Schrank zu gelangen, wurde es mir dann zu bunt und ich hab ihn da wieder runtergeholt.


Häufig hat er mich mit irgendwelchen Klopsen zum Lachen gebracht, manchmal leider auch erschreckt. Ich werde nie vergessen, wie er auf einer Geburtstagsfeier zwischen den ganzen Gästen, leeren und vollen Bierflaschen, Aschenbechern und Tellern durchgerannt ist, weil endlich mal Fenster UND Tür zum Balkon gleichzeitig auf waren, und man da ganz toll rein und raus laufen konnte, über Tische und Stühle, leider auch über eine brennende Kerze, die prompt sein dichtes Fell in Brand setzte. Bevor ich richtig in Panik geraten konnte war das Feuer glücklicherweise wieder aus, scheinbar brennt Katzenfell nicht gut.

Für meine Wohnung war er eine Katastrophe. Möbel haben ihn nicht weiter interessiert, aber heile Tapeten hab ich nur im Bad. Manchmal hab ich ihn dafür verflucht, aber keine zehn Minuten später hat er mir leid getan, wenn er mich mit großen Augen ansah, weil er sowieso nicht verstand, was ich von ihm wollte.
Was er wollte, das wusste er genau, und das hat er auch meistens bekommen. Wenn ihm der Inhalt seines Napfes missfiel, dann hat er ihn konsequent ignoriert und so lange gequakt, bis er etwas anderes bekam. Und der konnte quaken, ohne Ende. Quaken und meckern, das ging schon an der Tür los, wenn man nach Hause kam. Er stand immer an der Tür, sein Meckern war manchmal schon ein Stockwerk vorher zu hören. Entweder er lief dann voran in die Küche, das hieß Napf auffüllen, oder er sprang aufs Bett und schmiss sich auf den Rücken, dann gab es mindestens 30 Minuten intensive Streicheleinheiten, darunter hat ers nicht getan.


Und wenn nachts eine Seite des Bettes frei war, dann war das seine, wenigstes für weitere 30 Minuten. Kneifen konnte man da nicht, denn wenn ich mich schlafend stellte robbte er langsam näher, drückte mir seine kleine Nase ins Gesicht, und schnurrte in allen möglichen Tonlagen, bis ich endlich aufgab.
Heute hab ich ihn aufgeben müssen und das tut so verdammt weh.


Musik: Sandy Denny - No More Sad Refrains
Warum hört man eigentlich auch noch traurige Musik wenn man traurig ist?

16 Kommentare:

  1. Auweia, das tut echt weh. Keine guten Frühstücksnachrichten. Ich hatte über Weihnachten schon kein gutes Gefühl. Scheiße !

    R.I.P. Homer

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  2. Welch liebevollen Worte als Abschied... Mein Beileid für diesen Verlust. Der Gewinn im Herzen bleibt zum Glück in der Erinnerung.

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  3. Och, Mensch. Das ist traurig. Klingt aber, als hätte er ein schönes Leben bei Dir gehabt. Damit solltest Du Dich versuchen, über den Verlust hinweg zu trösten.

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  4. ... ohne Worte ...

    Fühle mit Dir.

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  5. das haben wir alle schon länger befürchtet.
    fühl dich in den arm genommen, wir werden ihn alle vermissen.
    lg, meike

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  6. tut mir leid das zu lesen.
    kann dich gut verstehen, ich musste meine katze auch erst letze woche aufgeben.
    auch wenn es eine erlösung ist, schmerzt es immer sehr.
    sicherlich hast du ihm ein schönes leben ermöglicht und diese tatsache tröstet einem zumindest ein wenig, wie ich finde.....

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  7. Ich fühle mit Dir!
    Hab es irgendwie schon befürchtet.
    :(

    Hawk

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  8. Der süße Knödel hatte das höchste Leben bei dir Zaphod. Hau dir die traurigste Musik rein, die es gibt und fühl dich von mir gedrückt.

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  9. Fröschl ich meld mich morgen bei dir.

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  10. Waaaas? Oh, nein! :-(
    Das tut mir so leid!

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  11. Auch von den Mädels viele Knuddler. Alle sind sehr gerührt, wie schön Du das geschrieben hast.

    Ute meinte:

    Kiki, er hat sich soooo toll gelesen!!! Es war so lebendig und liebevoll, obwohl man ja die ganze Zeit schon ahnt, dass er nicht von ungefähr in der Vergangenheit schreibt.... Aber man liest trotzdem ganz amüsiert irgendwie; es klingt so schön augenzwinkernd!

    Ich möchte hiermit ganz offiziell sein 1. Buch bestellen!!!!
    ---------

    Ich habe auch ein kleines bißchen amüsiert gelesen... und nebenbei geflennt...

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  12. Für ein Buch reicht es wohl nicht. Aber das hat auch seine Vorteile, denn ein Blog kann man immerhin kostenlos lesen.

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  13. Tut mir ehrlich leid!!! :-(

    Sorry, dass meine "Medizin" nun doch nicht wundersam anschlagen konnte.

    Mr. T

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