Mittwoch, 25. März 2015

Stadtansichten: Winterhude (2) - Jarrestadt
















Ende der 20er Jahre wurde sie gebaut, die kleine Stadt in der Stadt, gelegen zwischen Osterbek- und Goldbekkanal, geplant vom damaligen Hamburger Oberbaudirektor Fritz Schumacher. Klinkerbauweise mit rotem Backstein natürlich, wie fast alles von Schumacher. Modern sollte es sein, hell, freundlich, familiengerecht, mit Küche, Bad, grünen Plätzen und Innenhöfen, in der Nähe des ebenfalls unter Schumachers Ägide entstandenen Stadtparks - und dazu bezahlbar. Moderner Städtebau als Antwort auf die Wohnungsknappheit und die schlechten Wohnbedingungen in dieser Zeit. Die besten Architekten der Stadt sollten sich einem Wettbewerb stellen, fünfzehn Architekten bzw. Architekturbüros waren am Ende beteiligt, u.a. Schumacher selbst, der die Schule Meerweinstraße entwarf. Die günstigen Mieten sollten dann allerdings den Mitgliedern der Baugenossenschaften vorbehalten bleiben, Qualität hatte auch damals schon ihren Preis.

Achtzig Jahre später, inzwischen unter Milieu- und Denkmalschutz, bröckelt der Backstein langsam vor sich hin, sind die Eckgeschäfte in der Jarrestadt fast alle verschwunden, die kleinen Schaufenster mit vergilbten Gardinen verhängt, der nächste Supermarkt außerhalb der Siedlung. Was damals modern und geräumig erschien ist heute überholt, Bad, Küche, fließend Wasser sind Standard und zwei bis zweieinhalb Zimmer mit 50 bis 60 qm² Wohnungsgröße eher was für Singles, Pärchen oder Alleinerziehende.

Auf den ersten Blick erschien mir die Jarrestadt nie besonders attraktiv, fährt man an diesen dunklen Backsteinklötzen vorbei, möglichst auch noch im Winter oder bei anderen schlechten Wetterbedingungen, wirkt das nicht besonders einladend. Erkundet man das Areal bei Sonnenschein zu Fuß sieht das schon ganz anders aus. Es ist sehr grün und es ist vor allem sehr ruhig im Gewirr der vielen kleinen Einbahnstraßen, da merkt man erst was kein Durchgangsverkehr ausmachen kann. Es ist auch, den fünfzehn Architekten sei Dank, nicht das befürchtete langweilige Bauklotzsystem modernerer Siedlungen, sondern eine fabelhaft rundeckigverwinkeltgerade Mischung. Man kann also auch in Legosteinbauweise durchaus abwechslungsreiche Gebäude und Fassaden gestalten.

Fotos: Hamburg Winterhude, Jarrestadt, Kranzhaus der Schiffszimmerergenossenschaft
Musik: Nils Petter Molvær - Khmer / Hamada

















8 Kommentare:

  1. Sehr schick in Szene gesetzt hast Du die Häuser. Diese Bewegung gabs wohl damals deutschlandweit. Hier in Leipzig scheinen das die Meyrischen Häuser zu sein. Natürlich auch alles Baugenossenschaft

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    1. Ui, die sehen sehr interessant aus die Meyerschen Häuser. Hattest Du die schon mal im Blog oder hab ich was verpasst?

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    2. Nein, ich muss das noch nachholen. Hab aber schon mal geguckt und gesehen: Ich habe verwechselt. Die Häuser, die ich meine, hat ein Herr Bühring bauen lassen. Aber die Meyrischen sind trotzdem auch schick. Ich werde bei wärmeren Wetter mal beide in Szene setzen

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  2. Macht mehr her als vermutet, ich kenne die Jarrestadt auch nur vom vorbei fahren. Wirkt auf jeden Fall ziemlich gemütlich, nur die Balkons wären mir zu klein.

    Gruß, N.

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    1. Man müsste zwei Wohnungen zusammenlegen können, wie ich gelesen habe ist das hier und da auch gemacht worden, aber dann dürfte die Miete entsprechend sein.

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    2. Eigentlich wäre das ideal für dich, du solltest über eine Wohnung da nachdenken. Kurze Wege (auch zum Stadion sparst du locker 30 Minuten) und garantiert mehr los als in Meiendorf *g*

      Gruß, N.

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  3. Superschöne Bilder! Man kann nur hoffen, dass eventuelle Energiesparmaßnahmen sensibel gehandhabt werden und immer mal wieder angedachte Fassaden-Isolierungen nicht den schönen Klinker mitsamt der historischen Klinkerstickerei unter sich begraben. Leider sieht man das nämlich immer häufiger, im besseren Falle mit roter Mauertapete drübergepappt. :(

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    1. Danke für das Lob. Ich habe bisher ja die leise Hoffnung gehabt, der Denkmalschutz würde diesen Unsinn verhindern.

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