Freitag, 4. Juli 2014

Wildes Wasser und Verkaufstalente

















Auf eigene Faust das Landesinnere zu erkunden hat zwar seine Vorteile, aber dafür bekommt man bei geführten Touren häufig Erlebnisse geboten, die man alleine schwer planen kann. Dazu noch oft gute Tipps und Informationen von den ausgezeichneten Reiseleitern, die man sonst irgendwo mühsam sammeln müsste. Der Ausflug in den Köprülü Nationalpark erschien mir schon im letzten Jahr recht interessant, so dass ich nicht lange überlegen muss als Junior mir den vorschlägt. "Unsere Türkei" nennt sich das Programm und verspricht Kultur, Abenteuer und Landschaft satt, inklusive Besuch einer Moschee, Minikochshow mit türkischen Spezialitäten (die Deutschen lieben so etwas, die gucken das dauernd im TV) und eine Wildwasserfahrt für Anfänger durch den Köprülü-Kanyon. Dabei könnte man etwas nass werden, daher nehme ich vorsichtshalber ein zweites T-Shirt mit.

Knappe zwei Stunden dauert die Fahrt ins Taurusgebirge, ist aber recht kurzweilig, weil Hakan sehr amüsant über Land und Leute zu berichten weiß. Außerdem kennt er die besten Aussichtspunkte auf dem Weg und lässt dort regelmäßig eine Fotopause einlegen. Dabei habe ich den ersten Kontakt zu johlenden und kreischenden Menschen in Gummibooten, die allesamt sehr nass aussehen. Sehr sehr nass. Wie gut, dass ich auch noch die Jeans eingepackt habe.

Der Moscheebesuch fällt leider aus organisatorischen Gründen aus, Freitags wird viel gebetet, da bleibt keine Zeit für neugierige Touristen. Zwischendurch gibt es einen kleinen Fußmarsch, weil der Bus für die alte römische Brücke über den Köprüçay etwas zu breit ist und einen Umweg machen muss. Trotzdem muss das alte Ding eine enorm hohe Verkehrsfrequenz erdulden, ganze Kolonnen an Fahrzeugen der am Fluss ansässigen Raftinganbieter überqueren hier den Canyon, um die Ausrüstung wieder nach oben zu schaffen.

Unterwegs erfahren wir nützliche Dinge über die antiken Brücken nebst umliegender Vegetation, Olivenbäume und Olivenöl, über Johannisbrot, Myrrhe, Granatäpfel und was sonst noch so alles wächst hier unten. Ganz besonders die Kirschen sind Weltklasse sagt Hakan. Die besten Kirschen überhaupt, man sollte hier unbedingt die Kirschschorle probieren. Macht natürlich auch fast jeder, Hakan ist ein guter Verkäufer. Wer danach noch einen Happen verzehren möchte stellt sich bei der obligatorischen Fladenbrotmutti an, ich wähle Schafskäse-Spinat, die Prinzessin Apfel-Zimt und Junior schwarzen Tee. Mich würde schon interessieren, was Hakan so an Prozenten bekommt hier, und wie er wohl Kirschen aus dem Alten Land finden würde. Dafür bietet er eine gute Show und bewacht meine Kamera sowie alle anderen Wertsachen als wir in die Boote steigen, denn Hakan kommt nicht mit. Zu kalt und zu nass erklärt er grinsend, aber er hätte volles Vertrauen in die Bootsführer. Alles gute Jungs, am Fluss aufgewachsen, da kann nichts passieren.

Der gute Junge befördert mich sofort nach vorne, da muss scheinbar mehr Gewicht drauf. Junior sitzt mir gegenüber, die Prinzessin darf sich als einziges Kind in die Mitte kauern und keine zwei Minuten später sind wir klatschnass. Ganz ohne wildes Wasser, nur durch die Unsitte der Bootsführer einen Krieg mit anderen Booten anzuzetteln. Hurra, was für ein Spaß, wenn der Hintermann durch seine unkoordinierten Bewegungen mehr die eigene Besatzung trifft als den auserkorenen Gegner.

Ich bin mir noch nicht sicher ob ich das Programm jetzt lustig finden will, aber bei den ersten Stromschnellen wird mir klar, dass die uns mit dem Blödsinn nur an die Wassertemperatur gewöhnen wollten. Die erste Welle trifft mich voll, die Kälte raubt mir fast dem Atem. Ich hätte auch einen zweiten Satz Unterwäsche mitnehmen sollen, verdammt. Mein Hintermann trottelt immer noch mit seinem Paddel in der Gegend herum, es wird nur besser wenn der Bootsführer mal kurz den Takt vorgibt. Wo läuft das Wasser eigentlich wieder ab was hier laufend reinschwappt? Die Prinzessin findet das alles recht spannend, zittert aber inzwischen wie Espenlaub. Keine Ahnung was Gebirgsquellwasser so gemeinhin an Temperaturen hat, aber mehr als 10° sind das hier nicht.

Eine halbe Stunde später ist der Jux vorbei und wir gucken Hakans Minikochshow, es gibt in Weinblättern gegrillte Forelle und Tomaten-Zwiebel-Salat mit Sumak, von dem sogar die Prinzessin einen Nachschlag haben möchte. Sehr viel kochen muss Hakan dabei nicht, "hat die Küche alles vorbereitet" grinst er "wie bei euch im Fernsehen." Ebenfalls sehr lecker ist das Granatapfeldressing für den gemischten Salat, sollte man unbedingt mal probieren sagt Hakan, zusammen mit dem guten Olivenöl. Wirklich sehr schmackhaft alles, die gute Sumakmischung, Olivenöl und Granatapfeldressing kann man praktischerweise alles an Ort und Stelle erwerben, was viele natürlich ausnutzen. Hakan ist ein guter Verkäufer, ich habe jetzt auch einen Beutel Sumak zu Hause. Fehlen nur die guten Tomaten, daran habe ich natürlich in dem Moment nicht gedacht.

Ein wenig ärgerlich ist es natürlich, dass man bei der Wildwassertour nicht fotografieren kann, aber auch diesem Umstand wird abgeholfen, denn seit unserem kurzen Aufenthalt an der Moschee haben wir einen ständigen Begleiter (die Jungs aus dem Dorf wollen sich halt ein paar Euro dazuverdienen sagt Hakan), der mit zumindest semiprofessioneller Foto- und Videoausrüstung den ganzen Spaß festgehalten hat. Für nur 25 Euro kann man am Ende seine komplette Fotoserie inklusive DVD mitnehmen, was auch fast jeder macht. Hakan ist ein ziemlich talentierter Verkäufer, allein dafür hat er sich am Ende ein Trinkgeld verdient.


Gebirgsmusik: Hubert von Goisern & die Alpinkatzen - Live..wia die Zeit vergeht


















3 Kommentare:

  1. heizdecken gab es nicht? hätte sich doch angeboten *fg*
    der canyon ist super, echt schöne gegend, da hat sich die tour gelohnt. für uns ist das als tagesausflug wohl zu weit weg, mal gucken ob es in alanya ähnliche angebote gibt.

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  2. Schicke Fotos, da will ich auch hin!

    Gruß, N.

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    1. Dürfte von Alanya aus eine Stunde mehr Fahrt sein, aber in dem Umkreis gibt es auch ein paar interessante Ecken, die waren für mich wieder zu weit weg. Generell würde ich das Taurusgebirge wenigstens einen Tag besuchen, das ist schon nicht übel da.

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