Mittwoch, 16. Mai 2012
100% Torwahrscheinlichkeit
Ab heute, und das wird alle Leser freuen die mit Fußball nichts am Hut haben, beginnt endgültig die Fußballsommerpause. Jedenfalls hier im Blog, denn die Nationalmannschaft interessiert mich nur am Rande. Aber einen Tag bevor ich die Zelte hier abbreche und in den Urlaub starte gab es noch ein Freundschaftsspiel, das ich mir unbedingt ansehen musste. El Clássicø, das Duell des Oberligisten Altona 93 gegen die erste Mannschaft des FC St.Pauli, auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn. Das alte Stadion mit dem denkmalgeschützten Haupteingang, der wohl als einziges Relikt erhalten bleiben wird, sollte das Gelände wirklich verkauft werden.
Schon einen Tag vorher zwei Karten besorgt, für mich und den Trabantenstädter, man kann ja nie wissen. Auf der Geschäftsstelle war zwar tote Hose, aber die telefonischen Vorbestellungen sollten doch recht zahlreich sein. Außerdem wollte ich ganz sicher gehen, nicht einen Tag vor der Abreise völlig durchnässt durch die Gegend zu stiefeln und hab gleich die teuerste Kategorie genommen. Sitzplatz überdacht, in weiser Voraussicht, denn die Internetwettervorhersage kündigte ab 18 Uhr für das Hamburger Stadtgebiet 100% Regenwahrscheinlichkeit an.
Möglicherweise war diese Falschmeldung dann letztlich für ein nicht ausverkauftes Stadion verantwortlich, was ich völlig unverständlich finde, denn erstens kommt man hier so nahe an die Mannschaft ran wie sonst nur beim Training, und zweitens verspricht so eine Begegnung 100% Torwahrscheinlichkeit, das war ja in der Saison nicht immer gegeben. Vielleicht ist aber auch nur die Uhrzeit mitten in der Woche völlig daneben, wenn man nicht gerade Urlaub hat.
Der Himmel machte zwar ab und zu einen recht bedrohlichen Eindruck, aber das war nur ein mieser Bluff vom Herrn Petrus. Knapp fünf Minuten hat es mal gepieselt, da aber gleichzeitig die Sonne durch die Wolken brach hat das niemand ernst genommen und wir haben auf die Tribünensitze verzichtet, ein kürzerer Weg zum Bier verringert das Risiko nicht gesehener Tore. Dafür birgt die Hintertorperspektive auf solchen Plätzen andere Risiken, wie ein Kunde am Bierstand erfahren musste, dem Torre beim Aufwärmen einen Ball ins Kreuz nagelte als er gerade sein frisch gezapftes Bier in Empfang nehmen wollte. Scheinbar hat da noch niemand dran gedacht, den Bierwagen einfach mal drei Meter weiter hinter das Tor zu schieben. In der Oberliga sind die garantiert nicht treffsicherer.
Dafür gibt es auf Adolf Jägers Kampfbahn Jever Pils, was vielleicht ein zusätzlicher Anreiz für den abtrünnigen St.Pauli Block war nach Altona abzuwandern . Gutes Bier wär auch mal was fürs Millerntor, aber solange Astra "Kult" ist wird sich das wohl nicht ändern.
Beim Spiel stellten wir zu unserem Leidwesen mal wieder fest, es ist egal welche Seite man wählt, es ist immer die falsche. Es ist zwar ganz nett, wenn Tschauner nur wenige Meter entfernt durch den Strafraum fliegt, aber das war eher selten der Fall, dafür fielen 6 Tore auf der anderen Seite, meistens so verdeckt, dass man sie eher ahnen als sehen konnte.
In der Halbzeit überlegte sich Altona einen fiesen Trick und kamen auf einmal mit blauen Trikots wieder auf den Platz. Kann natürlich auch sein, dass die so heimlich die halbe Mannschaft austauschten, ohne das es jemand bemerkte. Auf jeden Fall spielten sie wie ausgewechselt, mag aber auch daran gelegen haben, dass unsere Jungs langsam keine Lust mehr aufs Fußballspielen haben, nach so einer schweren Saison kein Wunder. Ganz besonders das letzte Wochenende auf Mallorca steckte wohl noch in einigen Knochen.
Gegen die blaue Altonaer Mannschaft reichte es dann nur noch zu einem 2:2, die Tore von Saglik und Schindler aus nächster Nähe gesehen, den Anschlusstreffer beinahe bei einer Bratwurst verpasst, das 2:8 in der letzten Minute geahnt (und fast fotografiert), was will man mehr für 12 Euronen. Sogar etwas "südländische Stimmung" kam auf, als irgendein Heiopei meinte bei diesem Spiel auch noch eine Rauchbombe auf der Tribüne zünden zu müssen.
Zwei Stunden Spaß bei ein paar Bierchen, am Ende einer teils nervenaufreibenden Saison, noch ein letztes Spiel mit Naki, Rothenbach und Kruse in unseren Trikots, das ist die Fahrt nach Ottensen wert gewesen.
Nur diesen dämlichen Wetterbericht hätte ich ignorieren sollen, vielleicht hätte ich dann die Spiegelreflex mitgenommen. Für ein paar Stimmungsbilder in der alten Hütte hats auch so gereicht.
Für Stimmung in meiner alten Hütte sorgt gerade Gov't Mule - Déjà Voodoo
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ich wünsche dir einen schönen Urlaub und vor allem viel meditative Ruhe um ein reines Herz und klaren Verstand zu haben. Beides wird nötig sein für die in der nächsten Saison zu zelebrierenden, geradezu esoterisch anmutenden Orakel ;-)
AntwortenLöschenich hab kurz überlegt ob ich mir das antu, hätts aber nur zur 2ten hälfte geschafft wg. arbeit. hätt ich gewusst das du dich da rumtreibst wär ich vielleicht sogar noch gekommen.
AntwortenLöschenschönen urlaub, komm heil wieder.
Viel Spaß im Urlaub, erhole Dich gut! :-)
AntwortenLöschenGruß Hwak
Danke, Urlaub fängt gut an.:)
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