Montag, 1. März 2010

Fieberwahn


















Vor ziemlich genau zwei Jahren habe ich mit diesem Bild mal einen Fotowettbewerb zum Thema "Krank" gewonnen. Gestern musste ich nun feststellen, dass mein Fieberthermometer die Feuerzeug-Aktion damals anscheinend nicht überlebt hat. Weder heftiges herunterschütteln noch 10 Minuten im Tiefkühler haben irgend etwas an den angezeigten 42 Grad geändert, das Ding ist wohl hinüber. Wäre ich bei 42 Grad wohl auch, aber ganz so schlimm sieht es bei mir noch nicht aus. Trotzdem war an Arbeit nicht zu denken, wenn selbst einfachste Handlungen schon übelste Konditionsschwächen offenbaren. Da die selbstverordnete Vitamin-, Tee- und Schwitzkur am Wochenende nicht angeschlagen hat, musste ich mir heute doch professionelle Hilfe holen, dabei wollte ich genau das eigentlich vermeiden, denn es gibt fast nichts was ich so sehr hasse wie Wartezimmer.

Geschlagene 8 Jahre war ich jetzt nicht mehr beim Onkel Doktor, was vielleicht auch ein wenig zur Selbstüberschätzung geführt hat, schließlich hab ich in den 8 Jahren so manche familiäre Epidemie als Fels in der Brandung überstanden. Während andere im Fieberwahn röchelten lief mir allenfalls mal die Nase. In Zukunft werde ich jedenfalls deutlich vorsichtiger sein.

Mein alter Hausarzt ist in den letzten Jahren auch irgendwann in Rente gegangen und hat die Praxis seinen Nachfolgern überlassen, sonst hat sich allerdings so gut wie nichts verändert. Man muss - immer noch - eine Engelsgeduld haben am Telefon und darauf hoffen, irgendwann die freie Sekunde zwischen zwei anderen Terminsuchenden zu erwischen. Man bekommt - immer noch - nur am gleichen Tag einen Termin, wenn man glaubhaft machen kann das es einem wirklich äußerst dreckig geht und ein Termin am nächsten Tag die Sache wahrscheinlich unverhältnismäßig verschlechtern würde. Und das Wartezimmer ist - immer noch - zu 90% besetzt von den Bewohnern des nahen Altersheims, die einem die Wartezeit mit Weisheiten wie "Gesundheit ist ja alles was man sich noch wünschen kann" versüßen. Wenigstens hatte der späte Termin um 17:30 einen gewaltigen Vorteil, ich musste tatsächlich keine 5 Minuten warten. So blieb mir wenigstens die hoffnungslose Suche nach irgend etwas lesbarem zwischen Bunte und dem Goldenen Blatt erspart. Den Spiegel gab es da glaube ich noch nie.

Und jetzt pfeif ich mir 20 Tropfen Codeingedöns rein, spül den Geschmack mit nem halben Liter Apfelsaft runter und geh ins Bett, denn das ich gerade Fieber habe merk ich auch ohne funktionierendes Thermometer.


Schreibmusik: Leonard Cohen - The Future

2 Kommentare:

  1. Mon Capitain !
    Sie wollen ja nicht auf einen alten Freund hören... nundenn...
    Nichtsdestotrotz konstatiere ich hiermit noch einmal, daß exzessiver Genuss von sog. "Landmusik" das Risiko einer Kontamination mit "H1N1" (Schweinegrippe) exorbitant erhöht !

    Trotzdem, gute Besserung !

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  2. Landmusik ist mindestens so gesund wie Landluft und von H1N1 war keine Rede. Aber ich weiß schon, wer den Schaden hat...

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