Montag, 22. Dezember 2014

Pettersson, Findus, teure Fotos und Wadenkrämpfe


















Seit ein paar Jahren bin ich für das Weihnachtstheater zuständig, also nicht für das Theater zu Hause, für die Kultur. Kinderkultur. Die Auswahl fiel leicht in diesem Jahr, da mich der Don nach dem Heimspiel gegen Heidenheim rechtzeitig auf sein Theaterschiff aufmerksam machte, so konnte ich für den vierten Advent gerade noch ein paar Karten online ergattern. Die Freiluftveranstaltung mit Pippi Langstrumpf war damals ein voller Erfolg, man muss dafür nicht unbedingt die großen Theater besuchen.

Pettersson und Findus. Den Namen hab ich schon mal irgendwo gelesen, ist wohl eines der bekannteren Kinderbücher, aber das ändert sich ja von Generation zu Generation. Unterwegs klärt mich die Prinzessin auf, über Herrn Pettersson und Findus, seinen frechen Kater, dumme Hühner und kleine Kobolde. Ich kriege knapp die Hälfte mit, weil die Navitante einen Teil meiner Aufmerksamkeit einfordert, von Barmbek nach Wedel war mit einer Stunde doch etwas knapp berechnet, auf unbekannten Routen verlasse ich mich lieber auf den Kasten.

Meine Befürchtung das Kind könnte sich auf der Fahrt langweilen ist glücklicherweise unbegründet, der Gesprächsstoff geht ihr niemals aus. Gibt auch viel zu entdecken auf der Strecke, eine Giraffe an deren Hals jemand hochklettert, eine bunte Ente ohne Kotflügel, ein beleuchtetes altes Flugzeug und Einkaufszeilen mit unfassbar viel blinkendem Weihnachtsklimbim. Nebenbei soll ich ihre Mutter überreden dieses Jahr nicht in die Kirche zu gehen, weil das voll langweilig ist und immer genau dann der Weihnachtsmann kommt und den will sie endlich mal sehen. Morgen muss sie in den Hort und das ist auch voll langweilig, weil keine Schule ist. Schule ist besser, da lernt man lesen. "Da steht Becker" ruft sie entzückt als ich das Navi anschalte. Das ging verblüffend schnell, sag ich ihr auch. "Ich bin ja auch schlau" erwidert sie darauf ganz selbstbewusst. Kann gut sein dass sie gerade bis über beide Ohren grinst, weil ihre Lehrerin Becker heißt und das deswegen so flutscht, aber das ist im Rückspiegel nicht auszumachen. Ich liebe dieses Kind.

Leider lenkt das alles ein wenig ab, ich werde erst wieder konzentriert als es blitzt. Waaaaaas für eine verfiiiiiiiichrrröchelhust, nicht mal fluchen kann ich jetzt, den Fehler hab ich schon mal gemacht. Wo zum Geier sind wir überhaupt?  Osdorfer Landstrasse, stimmt, da steht ein teurer Fotoapparat. Hab ich auch schon mal gelesen. Die Prinzessin will wissen was das kostet, würde ich auch gerne. Irgendwas zwischen 40 und 100 schätze ich. Könnten mit etwas Pech noch ein paar Euro dazukommen, weil ich mit dem Handy telefonieren muss als Junior anruft, und das auf den letzten zwei Kilometern. Sind aber keine Udels zu sehen und wird eh langsam dunkel.

Am Theaterschiff warten schon die großen Kinder und ein dichtes Gedränge vor den schmalen Eingängen. Die Onlineplatzreservierung wird hier noch analog weiterverarbeitet, ein Heft nebst Kugelschreiber, Namen durchstreichen, fertig. Sehr sympathisch und sehr voll. Die ersten drei Reihen sind für die Kinder, nur sind heute mehr Erwachsene als Kinder da, es muss umdisponiert werden. Wir kommen so unverhofft in den Genuss der vierten Reihe, alte Kinoklappsessel, fest im Boden verankert. Leider so ungeschickt, dass man seine Füße nicht unter den Sessel des Vordermannes schieben kann. Beinfreiheit null, das ist härter als Ryanair, was für ein Segen dass der Flug hier keine drei Stunden dauert.

Verglichen mit Pippi Langstrumpf ist das Stück nicht der Reißer, aber die Akteure, allen voran der Don als Herr Gustavsson, sind mal wieder große Klasse, die Hühner ein echter Brüller. Die Kinder sind entsprechend begeistert, die Prinzessin hält es manchmal kaum auf dem Sitz, dann klammert sie sich an die Lehne des Vordermanns. Theater scheint immer noch zu faszinieren, zumindest wenn man kein völlig fernsehverseuchtes Kind hat. Nach 40 Minuten gönnen wir der Lütten eine Brezel und uns eine Rauchpause, sehr viel länger hätte ich es auch kaum ausgehalten. Der zweite Akt ist dann deutlich spannender, sogar das Bühnenbild wird mehrfach gewechselt, alles irre aufregend und fleißig kommentiert von den lieben Kleinen. Super Theater. Wenn man nicht laufend versuchen müsste seine Beine irgendwie zu entknoten um dem drohenden Wadenkrampf zu entgehen wär's noch superer.

Aus dem Musikfindus, äh, Fundus: Joe Cocker - Mad Dogs & Englishmen / Sheffield Steel, R.I.P.

4 Kommentare:

  1. falls es dich tröstet, der blitzer in osdorf hat uns schon drei mal erwischt. hauptsache der lappen ist nicht in gefahr *fg*

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    1. ps: schöne feiertage, treibs nicht zu wild, erhol dich, und rutsch gut rein falls wir uns nicht mehr sehen sollten.

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    2. Keine Sorge, Meike.
      Er kommt ja extra für ein paar Tage zu mir in den Regenwald, damit ich auf ihn aufpassen kann.
      Wir machen auch garantiert nix Schlimmes und feiern ganz im Sinne der christlich-jüdisch-abendländischen Tradition den Burzeltach von J.C.
      Versprochen, vallah ! *fg*

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    3. Mich hat der nur erwischt weil ich abgelenkt war und den noch nicht kannte. Wie man sich dreimal vom gleichen Blitzer erwischen lassen kann ist mir ein Rätsel :P

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