Dienstag, 18. März 2014

Burg und Bürger













Die alten Raubritterburgen am Rhein sind weltberühmt, ebenso die Burgen und Schlösser in Bayern, aber wer hätte gedacht dass es auch Leute gab, die im beschaulichen südwestfälischen Regenwald Burgen bauten. Mehrzahl, denn zu den verfallenen Gemäuern der Burgruine Schwarzenberg haben mich die Freunde aus dem Regenwald schon mehrfach geschleppt, obwohl es in nahe gelegenen Altena ein vollständig erhaltenes und frisch renoviertes altes Gemäuer gibt.

Ein ziemlich imposantes Bauwerk, in dem sich nebenbei die älteste Jugendherberge der Welt befindet, dazu gleich mehrere Museen - und ein Restaurant mit recht ansprechender Speisekarte, in dem man allerdings ein Radler bestellen muss wenn man ein Alsterwasser trinken will, sonst bekommt man eine ungenießbare Bier/Fanta Mixtur kredenzt die nur unwillig die Kehle hinunter rinnen will. Diese geballten Attraktionen sind ganz bestimmt ein unheimlicher Touristenmagnet, weshalb die Bedenkenträger vor Menschenmassen warnten, die uns bei diesem Wetter laufend vor den Linsen herumlaufen würden.

Doch weit gefehlt, es ist nichts los auf Burg Altena, und das kann nicht nur am noch nicht fertiggestellten Fahrstuhl liegen, für den man sich durch 60 Meter Felsgestein senkrecht und 90 Meter waagerecht bohren musste. Die knapp 6 Millionen Euro dafür bezahlt zum großen Teil der Burgherr, aktuell das Land Nordrhein-Westfalen, den Rest spenden gut betuchte Bürger und Firmen, deren Namen dafür in Stein gemeißelt werden.

Die weniger betuchten Bürger leisten ihren Obolus eben über die Steuern, sofern es Steuerzahler sind. Davon gibt es in Altena dummerweise nicht mehr sehr viele, denn die Drahtzieher sind weg. Das war durchaus mal ein ehrenwerter Beruf in Altena, davon zeugt noch das Drahtziehermuseum. Und die vielen abgewrackten Hallen und Gebäude, in denen Drahtzieher ihrem Beruf nachgingen, bis andere billigeren Draht liefern konnten.

Der demografische Wandel schlägt hier besonders hart zu, Altena ist in Nordrhein-Westfalen die Kommune mit dem schnellsten Bevölkerungsrückgang und das merkt man der Stadt an vielen Ecken an. So ähnlich muss es im tiefsten Osten an der polnischen Grenze aussehen, da will auch keiner mehr wohnen - und die haben wahrscheinlich noch nicht mal so eine schicke Burg.

Für Fotoamateure ist Altena ein Paradies, auch wenn man keine Lust auf Burgen hat, mehr "Lost Places" auf nur wenigen Quadratkilometern dürfte man woanders schwerlich finden. Ein touristisch noch viel zu wenig erschlossenes Gebiet, ich warte schon gespannt auf irgendwelche illegalen Aktionen des Pappenheimers, der von den vielen verfallenen Fabrikgebäuden äußerst angetan schien.

Burgmusik: Jessica Lea Mayfield - With Blasphemy So Heartfelt
















12 Kommentare:

  1. so, Du bist also am Rhein... hmmmmmmmmmmmmmmmmm

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    1. Wenn der Herr gnorx mehr lesen würde als den ersten Satz, dann wäre er nicht so verwundert. Würde ich mich am Rhein rumtreiben hätte ich mich sicher gemeldet (ganz davon abgesehen dass der Rhein recht lang ist) ^^

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  2. wow, das ist mal eine schicke burg, du hast nicht zu viel versprochen. das erste foto hätte ich gerne in größer, das könnte sich als desktophintergrund ganz gut machen *liebguck*.

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    1. Mail ist raus, umgerechnet auf Bildschirmauflösung.

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    2. danke, passt perfekt. nicht mal dran schnibbeln musste ich diesmal :))).

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  3. Stimmungsvolle Fotos, die sofort anmachen!
    Lost Places? Da nimmt uns der Gastgeber nicht mit hin? - Ich bin zumindest erstaunt...

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    1. Diese Lost Places waren auch ihm vorher nicht bekannt glaube ich. Die meisten reizvollen Orte dürften zudem abgesperrt und mit Warnhinweisen versehen sein, alleine würde ich dort auch nicht rumlaufen wollen.

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    2. Absperrungen und Warnhinweise sind die Köder am Haken - gerade deshalb muss man ja dahin!!! Meine derzeitige (lokale) Einschränkung sind allerdings die Flatterbänder mit der Aufschrift "mines". Die Minenfelder in den Ländern rund um den Schwarzen Berg.
      Der überaus liebenswürdige Gastgeber braucht, so gewinne ich den Eindruck, einen ordentlichen Motivationsschub für aushäusige Lichtbildnerei. *g*

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    3. Der überaus liebenswürdige Gastgeber bräuchte einen fahrbaren Untersatz nebst Schofför. Bei Dir hoffe ich, dass die Flatterbänder ihren Eindruck nicht verfehlen, obwohl so eine Minenexplosion im Zeitraffer den überaus liebenswerten Gastgeber sicher enorm reizen würde.

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    4. Der fahrbare Untersatz für den überaus liebenswürdigen sollte aber schon raketengetrieben sein, oder?
      Und mach dir keine Sorgen um mich, ich trau mich ja schon kaum so ein Flatterband zu fotografieren *g*

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  4. Du würdest staunen, wie viele Burgen es im tiefsten Osten gibt. ;) Ob die allerdings so schick sind wie diese hier. Wirklich ein Schmuckstück. Und vom Fotografen prima in Szene gesetzt.

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    1. Och, so eine Burgruine hat ja auch was. Jedenfalls wenn noch mehr als drei Mauern stehen.

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