Freitag, 22. November 2013

Im Oarsch, des samma mir















Neulich hat Inchtomania sich in ihrem Blog Sorgen gemacht um diesen Planeten und sich angesichts der aktuellen Katastrophen gefragt, was die Experten noch für Expertisen brauchen um einen Klimavertrag zu basteln und zu unterzeichnen.

Diese Sorgen habe ich mir auch mal gemacht. Die macht sich jeder der Kinder hat – und ich habe wie Inch schon ein Enkelkind, ich müsste mir noch mehr Sorgen machen. Unter anderem deshalb habe ich damals gegen Brokdorf demonstriert, in Menschenketten gestanden gegen Atomkraftwerke und bin gegen Nazis auf die Straße gegangen (was ich weiterhin machen werde). Ich habe ein Patenkind in Ruanda, dem dadurch hoffentlich irgendwann eine Flucht über das Mittelmeer erspart bleibt und selbstverständlich beziehe ich Ökostrom und kaufe mein Bier nur in Pfandflaschen.

Aber ich kann und will mir nicht mehr Sorgen um diesen Planeten machen, so derbe viel Jahre werde ich hier eh nicht mehr verbringen und der ist auch viel zu groß für mich. Es regt mich auch nicht mehr auf, dass in einem Monat soundsoviel Bundesländer Regenwald vernichtet werden, denn das habe ich schon vor Jahren gelesen. Inzwischen müssten sie mehrfach Regenwald in der Größenordnung Deutschlands vernichtet haben, solche Mengen an Wald kann sich eh kein Mensch wirklich vorstellen, so wenig wie 100 Millionen Tonnen an Plastikmüll im größten Meeresstrudel. Aber jeder Idiot kann sich ausrechnen, dass das irgendwelche Auswirkungen haben wird, trotzdem holzen sie fröhlich weiter und es wird sie niemand daran hindern. Die 100 Millionen Tonnen Plastikmüll im Meer werden ebenfalls nicht weniger, nur weil wir überlegen ob wir eventuell demnächst die Plastiktüten verbieten oder wenigstens teurer machen.

Wer soll denn den Planeten retten? Mutti Merkel und Barack Obama, zusammen mit wem? Kim Jong-un, Xi Jingping, Robert Mugabe und dem lupenreinen Demokraten aus Moskau? Der eine interessiert sich mehr für Schneekanonen und Skilifte, die anderen veranstalten mittelalterliche Hexenjagden auf Schwule, Öko-Aktivisten und kleine Punkmädchen - und Mutti muss gerade mit dem dicken Sigmar verhandeln, die hat keine Zeit für globale Probleme. Ich kann mich täglich über die kleinen und großen Arschlöcher dieser Welt aufregen, aber außer erhöhtem Blutdruck bringt mir das nichts ein, das lerne ich langsam. Unternehmen kann ich höchstens etwas gegen die Arschlöcher in meinem Umfeld, und das auch nur sehr begrenzt, will ich mich nicht strafbar machen.

Auf das Schicksal der Menschheit wird das alles keinen Einfluss haben, der Planet ist im Eimer, früher oder später. Ganz egal ob ich meinen Müll trenne oder nicht, ganz egal ob ich ein Elektroauto fahre oder einen Porsche Cayenne oder nur Fahrrad und ÖPNV. Klimaprotokolle werden uns nicht retten, das sind alles Alibiveranstaltungen ohne Wert. Wir haben den Planeten ausgebeutet bis zum Exzess und wir werden ihn weiter ausbeuten, bis nichts mehr geht. Es werden weiter Wälder gerodet für irgendeinen Mist, für Ölpalmenplantagen oder was auch immer, es werden weiter ganze Landstriche vergiftet um Edelmetalle oder Öl aus diesem Planeten zu pressen. Kein Protokoll wird daran etwas ändern. Eher kommt jemand mit einer neuen bahnbrechenden Idee um die Ecke wie Fracking, gegen die man dann wieder auf die Straße gehen muss, weil die das-ist-alles-ganz-harmlos-Experten schon immer daneben lagen mit ihrer Einschätzung.

Die Auswirkungen dessen, was wir heute tun oder nicht tun, werden wir vielleicht in zehn oder zwanzig Jahren zu spüren bekommen, das was wir heute erleben ist doch nur die Quittung für die letzten zwanzig Jahre unseres Daseins. Oder fünfzig, hundert, was auch immer irgendwelche Wissenschaftler herauszufinden geglaubt haben. Die Menschheit ist viel zu träge um auf globale Bedrohungen reagieren zu können, das funktioniert nur in Roland Emmerich Filmen. Die Menschheit ist der Frosch der im Kochtopf sitzt, und trotz seines Wissens um die Auswirkungen den Regler immer weiter aufdreht. Zu blöd für diese Welt.

Es werden weiterhin Menschen durch Tsunamis sterben, den Amis werden weiter ihre Hütten um die Ohren fliegen, die Eisbären werden immer weniger Eis haben und das alles könnten wir wahrscheinlich nicht einmal verhindern, wenn wir JETZT SOFORT aufhören würden, so viel Unsinn auf diesem Planeten zu veranstalten. Aber das werden wir nicht.

Daher wird irgendwann etwas passieren, was uns (oder den Menschen, die dann noch auf diesem Erdball herumlaufen) ganz und gar nicht gefällt. Je nachdem welcher „Wissenschaftler haben gerade herausgefunden“ Meldung man glaubt, kann das alles mögliche sein. Große Dürren sind sehr beliebt in der Vorhersage, nicht nur dort, wo sie jetzt schon auftreten und Menschen entweder dadurch sterben, oder auf der Flucht nach Lampedusa. Mehr Überschwemmungen sowieso, ein Wohnsitz in unmittelbarer Nähe von Flüssen und Meeren ist folglich keine gute Investition.  Größere Ozonlöcher. Noch viel schlimmere Stürme als sich selbst Roland Emmerich vorstellen kann. Und am Ende liegen sogar noch die Wissenschaftler richtig, die den Golfstrom abreißen sehen und die nächste Eiszeit vorhersagen.

Die tritt idealerweise genau dann ein, wenn wir sämtliche fossilen Brennstoffe verfeuert haben und die Wahl haben zwischen Arsch abfrieren oder der Flucht nach Afrika. Ob die uns da mit offenen Armen empfangen oder sich dran erinnern, dass wir ihnen x-hundert Jahre vorher den Mittelfinger gezeigt und sie wieder zurückgeschickt haben, wäre eine spannende Frage.

Nein, diesen Planeten wird nichts retten. Schon gar keine Gespräche über Termine für nächste Gespräche, keine Umweltbeauftragten, keine Arbeitsgruppen, keine Klimavertragbastler. Bis die den letzten Satz im Protokoll ausgehandelt haben ist kein Regenwald mehr da. Der Homo Sapiens wird sich in Rekordzeit selbst abschaffen, es war definitiv ein Fehler von den Bäumen herunterzukommen, wir wissen ja was in der Natur mit den Fehlentwicklungen passiert. 

Und jetzt ist auch noch Dieter Hildebrandt gestorben. Im Oarsch, des samma mir.


Arschtrittmusik: But Alive - Bis jetzt ging alles gut.../ Hallo Endorphin

Das Foto zeigt ein, von meinem alten Weggenossen Slartibartfass edel gestaltetes, Stück dieses Planeten, den wir gerade zu Grunde richten. Archivbild 2005, erste Digitalknipse.

7 Kommentare:

  1. Bei den zehn-thumbs-up für deine Überlegungen frage ich mich, wo ich meinen täglichen Optimismus eigentlich noch hernehme. Vielleicht wabert in meinem Hinterkopf das alte jüdische Sprichwort herum: Ein Gaul, der nicht alt werden will, soll sich beizeiten aufhängen.
    Ich hoffe, wir werden uns dieses Jahr ums Fest der Liebe herum treffen und dann eins,zwei,drei Bierchen schlürfen beim gemeinsamen Erzürnen über die Garnisonen von Schwachmaten und Vollpfosten, woll!

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    1. Der Odenwald soll ja ganz in der Nähe sein, das erhöht die Chancen auf ein, zwei, drei Bierchen. Ich würde mich freuen.

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  2. irgendwie ist das deprimierend, weil es stimmt, wir werden den planeten auf lange sicht gesehen nicht retten. aber man kann die lange sicht eventuell ein wenig verlängern indem man weniger unsinn veranstaltet, ökostrom bezieht, müll trennt, fahrrad fährt etc.
    sonst würdest du das ja auch nicht machen oder?

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    1. Wenn man das Elend erkennt greift man halt auch nach Strohhalmen, mir ist nur kein Fall bekannt bei dem Strohhalme auf Dauer geholfen haben. Und Fahrrad fahren...

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  3. ist zwar traurig, aber wahre worte

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  4. Du rauchst zuviel komischen Tabak :p

    Gruß, N.

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    1. Ich weiß, es wäre sicherlich sinnvoller sich jeden Tag die Birne wegzusaufen und nicht nachzudenken, daher ist Alkohol ja auch legal und komischer Tabak nicht *fg*

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