Mittwoch, 25. September 2013

Scheißmontag mit Bier und Bontsche















Vorspiel
Sechs Tage Resturlaub ergeben eine satte Woche plus Spieltag, das kann ich gleich mal ausnutzen nach den letzten Wochen, ich bleib im Bett. Ausschlafen satt, hoffentlich sind die Jungs heute Abend ähnlich ausgeschlafen. Ich mache leider die gleiche Erfahrung wie beim letzten Montagsurlaub, ich komm nicht aus dem Quark. Kaffee und Kippe, Frühstück um die Mittagszeit, ein bisschen daddeln am Rechner, die Zeit totschlagen bis zum Spiel, nur nicht groß anstrengen, wer weiß wozu man die Energie noch braucht.  

Trotz der Busverspätung bin ich pünktlich am Stadion, das gibt mir die Zeit ein paar weitere Wandgemälde der Gegengerade zu fotografieren und ein wenig die Atmosphäre zu genießen. So beschissen ich Montagsspiele finde, es sind Spiele unter Flutlicht und die rocken einfach mehr als der Krampf um die Mittagszeit. Das weiß auch Scheißsport1, weshalb wir in ein paar Wochen gegen Cottbus noch eins bekommen, da fasst man sich echt an den Kopf.

Ein verschärfter Wutburger als zweites Frühstück käme gerade zur rechten Zeit, doch die Schlange vor dem Veggiemann wirkt arg abschreckend. Vor dem Stand stehen ein paar augenscheinlich desorganisierte Typen herum, darunter Kleiner Tod, der erstens überhaupt nicht klein ist und zweitens auch nicht wirklich desorganisiert sein kann, denn er hat es geschafft einen der begehrten Burger zu organisieren. Sein Gesichtsausdruck beim ersten Biss ist entsprechend zufrieden, der Burger landet spontan auf der Liste der zu fotografierenden Gegenstände, demnächst wahrscheinlich in seinem Blog zu bewundern.

Ich verzichte auf feste Nahrung, hole mir ein Bier und geselle mich zum Dartmeister, der auswärtigen Besuch dabei hat. Ein Mensch von der Insel des großen Britanniens, der (natürlich) ganz irre gut Dart spielen kann, weshalb der Dartmeister ihn gerne einbürgern würde um die Mannschaft zu verstärken. Diese Pfeilewerfer nehmen das wirklich ernst... 

Auf dem Weg zum Platz ruft man meinen Namen, eindeutig die Stimme von Herrn L., den ich nach drei halbgestolperten Pirouetten vor dem Bierstand entdecke. Wir quatschen uns fest, was mir eine Bratwurst und ein weiteres Bier einbringt, der Mann hat Durst heute. Unter den Nachbarn ein paar neue Gesichter, Profiteure der Montagsopfer, voll ist es trotzdem bis auf den Platz neben mir. Der Rabauken-Erzeuger-Erzeuger hat Familie, eine Krankheit der so manches Spiel zum Opfer fällt. Gott sei Dank bin ich inzwischen immun, nach vielen Jahren der Abhärtung.

Bei meinem Nachbarn kann ich lesen, dass es heute keine großen Choreos gibt, nicht einmal Konfetti, nur viele Tapeten gegen den Scheißmontag, was die Kameraperspektiven von Scheißsport1 erheblich einschränken wird.

Spiel (1)
Sollte ich vielleicht nichts zu schreiben um mich nicht zu blamieren, denn was ich inzwischen an Kommentaren gelesen habe muss ich woanders gewesen sein. Heute Mittag habe ich noch Herrn L. gefragt ob wir zu besoffen waren, zu euphorisch oder was immer, aber ich habe eine Mannschaft gesehen die, von ein paar schwachen Momenten abgesehen, dieses Spiel unbedingt gewinnen wollte. Die eine enorme Laufbereitschaft an den Tag gelegt hat, die gekämpft hat und die auch ab und zu ein paar richtig gute Spielzüge zu bieten hatte. Leider, das muss man zugeben, nicht immer in den richtigen Momenten und nicht immer in den Teilen des Spielfeldes, die beim Gegner für Gefahr hätten sorgen können.

Weil Düsseldorf tief und eng steht, damit sind wir in den letzten Jahren nie klargekommen. Da fehlen die Ideen und wenn mal jemand eine gute Idee hat, dann landet der Ball leider nicht da wo er eigentlich hin soll. Oder die Idee ist doch nicht ganz so brillant, weil Hackentricks einfach nur brotlose Kunst sind wenn der Ball zum Gegner kommt. Ein Grund, warum wir meistens in der zweiten Liga spielen. 
Dazu kommt noch sportliche Fairness (oder Naivität), weil Bartels nie in Düsseldorf trainiert hat weiß er nicht, dass man sich bei einer Gegnerberührung im Strafraum fallen lassen kann, da kann man nicht einmal von Elfer schinden sprechen. Dabei bekommen sie heute allerfeinsten Anschauungsunterricht, denn die Düsseldorfer haben auch unter Büskens nicht verlernt was in der Meierschen Bibel des theatralischen Abflugs steht. Den schönsten Abflug verpasst  Herr L. beim Nachschub holen, Nehrig sieht gelben Karton, der Gegner die sechskommanull für die eingelegte vertikale Doppelschraube. Beides gerechtfertigt.
Ende der ersten Halbzeit haben wir gefühlte 90 Prozent Ballbesitz, aber irgendwie nur anderthalb  Chancen, das muss sich ändern. Es kann doch nicht immer ein Fuß dazwischen sein, wenn mal jemand abzieht.
  
Zwischenspiel
Frisches Bier, Pausensportzigarette und jede Menge Tapeten in der Süd, die eine zusätzliche Hand für die Kamera erfordern. Man könnte sich einen Bierhalter häkeln, könnte man häkeln...
Was die A-Jugend des hsv mit den Kölner Einlaufkids zu tun hat weiß möglicherweise jemand von der St.Pauli Mafia, ich gehe allerdings davon aus, dass die A-Jugend nicht bei uns in der Südkurve steht, also ist das wieder einer dieser Scherze die verpuffen, wenn man die Hintergründe nicht kennt.
Bei den Frankfurter Fischern und Duisburger Jägern fällt der Groschen auch etwas langsam, aber da komm ich noch mit, weil ich Duisburger Jäger ebenfalls zum kotzen finde. Einer der Gründe, warum man Sozialdemokraten nicht trauen kann.

Spiel (2)
Aristide Bancé, verdammte Hacke. Bontsche mit der Bontschefrisur. Einmal gepennt da hinten und schon macht der das 0:1. "Das wird genau die gleiche Scheiße wie gegen Bielefeld" unkt Herr L.  und auf einmal habe ich kein so gutes Gefühl mehr. Das trügt nicht, denn wir verlieren kurzzeitig den Faden, oder die Nerven. Kann ich verstehen, ich verliere meine auch gerade. Trotzdem kämpfen sie sich wieder rein, Düsseldorf verlegt sich auf Konter, steht ansonsten hinten drin und hat immer noch einen Fuß dazwischen, wenn von uns mal etwas kommt. Zu ungenau alles, zum verzweifeln. Die Zeit verrinnt wie im Fluge, die Meiersche Bibel des theatralischen Abflugs kommt verstärkt zum Einsatz, meist als Mittel zur Spielverzögerung. Büskens hat keinen positiven Einfluss gehabt bisher, Düsseldorf ist immer noch eine unsympathische Kackmannschaft. Den Schwerverletzten sollten sie mit der Bahre abholen, zu Fuß braucht der eine Ewigkeit. "Das sind ja wohl mindestens 5 Minuten Nachspielzeit inzwischen" sag ich, "das können wir unmöglich verlieren heute. Das wäre einfach scheiße ungerecht." Vielleicht hab ich wirklich ein Bier zu viel inzwischen und sauf mir das schön, aber die Jungs kämpfen wenigstens.
Boller geht vom Platz und Kringe übernimmt die Binde, guter Wechsel, der hat vielleicht noch mal ne Idee nach vorne. Auf dem Feld gibt es wieder ellenlange Diskussionen am anderen Spielfeldrand, außer einer Traube von Spielern um den Schiri seh ich nix. "Elende Scheiße verdammt, wir haben nur noch zehn Minuten, hört auf zu labern, geht ackern" brüll ich rum, da sagt mein Nachbar was von "Torre ist runter". Was? Rote Karte? Für was denn? Keiner weiß warum, außer wahrscheinlich die Scheißsport1gucker. Toll, die letzten Minuten und dann das, es ist nicht zu glauben.
Dafür steht hier oben inzwischen jeder und brüllt die Mannschaft nach vorne, meine Stimme ist bald im Arsch, scheißegal, Sankt Pauli, da segelt der Ball hoch in den Düsseldorfer Strafraum und wird mehr oder weniger kontrolliert durch die Gegend geköpft bis er bei Kringe landet. "JETZT! JETZT! JETZT!" schrei ich wie am Spieß und Kringe zieht volley ab, aus 25 verfluchten Metern fett in den Winkel gesetzt. Woohoo. 1:1 und noch mindestens zehn Minuten Zeit das Ding zu drehen.
"Den hab ich aber auch echt reingebrüllt diesmal" grins ich Herrn L. an, der mir dafür aus tiefstem Herzen dankt. Klingt richtig ernst wie er das sagt, aber jetzt konzentrieren wir uns auf den Siegtreffer.

Die Jungs versuchen weiter alles, auch mit zehn Mann. "Attacke" brüll ich, da wechselt Frontzeck aus. Kalla kommt für Verhoek. "Waaaas? Ein Verteidiger für nen Stürmer? Sollndassein?" "Wir haben gerade einen Innenverteidiger verloren" macht mich Herr L. auf den von mir völlig verdrängten Missstand aufmerksam. Scheiße ja, ganz vergessen im Freudentaumel. Ich will nen Sieg gegen diese Schauspielertruppe, wir sind klar besser, wir haben uns das verdient. Aber Scheißmontage sind halt so, klappt nicht mehr, obwohl wir näher dran sind als die Schauspieler, die vom Schiedsrichter mit lächerlichen zwei Minuten Nachspielzeit belohnt werden.
Trotzdem bin ich stolz auf die Truppe, weil sie nicht aufgegeben haben bis zur letzten Minute, denn das ist es was ich in erster Linie erwarte. In meinen Träumen sind sie zwar auch mal Europacupsieger, doch spätestens an solchen Tagen fällt's mir wieder ein.. 

Nachspiel
Herr L. ordert noch eine Runde Bier und jetzt entdecke ich auch den Grund für seinen heutigen Durst, die junge Dame hinter dem Tresen ist ganz nach seinem Geschmack. Kann ich nur hoffen, dass sie öfter da steht, nicht nur an Scheißmontagen. Beim nächsten Heimspiel ist es allerdings egal, der Pappenheimer holt Bier auch bei Männern.

Musikspiel
Nach dem hervorragenden Konzert im August jetzt die hervorragende neue CD: Tamikrest - Chatma




















4 Kommentare:

  1. Naja, das Transpi ist doch klar. Wir wurden halt von den Düsseldorfern mal als die A-Jugend von den Rothosen bezeichnet, dafür gab es nun halt einen Gruß an die als Einlaufkids der Kölner bezeichneten Gästefans...

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    1. Danke für die Aufklärung, ich war nicht der einzige dem das nicht bekannt war (siehe Blog von kleinertod)

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  2. Bartels gut in der ersten Hälfte, Buchtmann gut, Thy einen Meter daneben gezielt, aber sonst? Verhoek war diesmal nix, Rzatkowski glaube ich einen Schuss weit drüber abgegeben. Offensiv war das nichts, dann muss man sich nicht wundern.
    Die rote Karte gegen Thorandt war ein Witz, eigentlich eine Frechheit das man dafür auch noch eine Sperre kassiert vom DFBäh.

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    1. Gäbe es einen Freispruch müsste der DFB ja zugeben, dass der Schiedsrichter sich geirrt hat. Das geht natürlich überhaupt nicht. Der DFB ist gut und gerecht!

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