Dienstag, 10. September 2013

Intrigen, Sex, Verrat und blutige Morde















Irgendwann im letzten Frühjahr bekomme ich einen Anruf vom Gnorx aus Köln. Ein Wortschwall ergießt sich über mich. Eine sehr aufgeregte Stimme erzählt mir etwas von Lieblingsbüchern, die gerade verfilmt werden. Oder verfilmt wurden, zum Teil jedenfalls schon, denn es ist eine ganze Serie. Zehn Bände hätte er schon gelesen, aber es ginge weiter, der Autor schreibt noch. Das beste was er je im Bereich Fantasy gelesen hat, ein gewaltiges Epos und eigentlich nicht verfilmbar, macht man nicht eine ebenso gewaltige Serie daraus, aber scheinbar hat das gerade jemand vor. Und der Autor schreibt an den Drehbüchern mit, deswegen kann das eigentlich nur gut werden. Jedenfalls ist das alles der schiere Wahnsinn und ich würde mich doch mit dunklen Kanälen im Netz auskennen, ob ich mal gucken könnte, das müsste er uuuunbedingt sehen.

Aha. Nun ist der Mann ein Bücherwurm vor dem Herrn, die ziemlich umfangreiche Bibliothek des Hauses ist ihm mit Sicherheit um ein vielfaches wichtiger als seine Glotze, deswegen überrascht mich das ein wenig, aber wenn Lieblingsbücher verfilmt werden kann man schon ein wenig aus dem Häuschen geraten.
Das Lied von Eis und Feuer finde ich jedoch nicht auf den einschlägigen Seiten, ist vielleicht ja noch in der Planung, aber ich frag mal rum bei Gelegenheit. Bei verfilmten Lieblingsbüchern wäre ich ohnehin sehr skeptisch, das kann eigentlich nur in die Hose gehen. Meine Lieblingsbücher waren im Kino immer Vollschrott, gekürzt und verstümmelt, und bei den beschränkten Möglichkeiten des Fernsehens kann, gerade bei aufwändigem Stoff, bestenfalls eine mittelprächtige Serie entstehen. Die Artussage als kleines Fernsehspiel muss ich nicht haben.

Kurz darauf fällt mir der Versandhandel als Quelle ein und siehe da, die erste Staffel gibt es sogar schon auf Silberlingen. Man hat sich gar nicht erst die Mühe gemacht den deutschen Buchtitel für die Serie zu verwenden, aber sucht man nach Game of Thrones ist die Beschaffung kein Problem mehr.

Nach inzwischen drei Staffeln kann ich nur sagen, das Fernsehen ist auch nicht mehr das, was es mal war. Dank des cleveren Geschäftsmodells amerikanischer Anbieter wie HBO sind heute qualitativ hochwertige Serien für Erwachsene tatsächlich kein Traum mehr. Angesichts der Tatsache, dass mit der dritten Staffel gerade mal zweieinhalb von inzwischen elf Büchern verfilmt wurden hoffe ich nur, dass sich das nicht in ein paar Jahren zum Alptraum entwickelt. Vor ein paar Wochen erst beklagte sich ein Freund auf meinem Anrufbeantworter, wieso ich ihm diese Serie empfehlen konnte. Das mache ja süchtig, etwas spannenderes habe er selten gesehen. Und natürlich die obligatorische Frage, wo gibt es die dritte Staffel, es ist egal was es kostet. Soviel zum Geschäftsmodell.

Dabei sind durchaus nicht alle zufrieden, wobei mir die wenigen negativen Rezensionen bei Amazon eher ein Grinsen abringen. Da fragen sich einige der Rezensenten, wieso man denn nur den Hauptdarsteller der Geschichte schon am Ende der ersten Staffel hat sterben lassen, ein Ding der Unmöglichkeit so etwas. Anderen fließt immer noch nicht genug Blut, die hätten gerne mehr Schlachtgetümmel, klirrende Schwerter, rollende Köpfe und nicht so viel Text. Zu wenig Äkktschn und viel zu viel Text, die sabbeln ja nur.

Ich frage mich dabei immer, warum ich zehn Minuten lang einem Haufen Leute dabei zusehen soll, wie sie sich die Schwerter in den Leib stechen und die Gliedmaßen abschlagen. Das sind zehn Minuten weniger Zeit für die Geschichte und am Ende ist ohnehin nur wichtig, wer lebend vom Schlachtfeld zurückkehrt. Denn in den nächsten Staffeln, davon bin ich überzeugt, werden noch sehr viel mehr Hauptdarsteller sterben, die wenigsten auf dem Schlachtfeld und keiner wenn man es erwartet. Manchen wünscht man einen möglichst qualvollen Tod, bei anderen hofft man, sie würden diese grausame Geschichte irgendwie überleben und nicht immer endet es so, wie man es sich wünscht. Das Leben ist hart auf dem Kontinent Westeros und der Tod macht keine Unterschiede. Der nimmt auch keine Rücksicht auf Kinder (und Hauptdarsteller), was diesem Plot, trotz all der fantastischen Gestalten und Figuren, einen rücksichtslosen Realismus verleiht. Neben den blutigen Schwertern so ziemlich das Härteste was ich je gesehen habe, auf so einige Szenen ist man nicht wirklich vorbereitet, wenn man die Bücher nicht gelesen hat. Wie oft mir während dieser inzwischen dreißig Folgen die Gesichtszüge entglitten sind vermag ich nicht zu sagen.

Man merkt dieser Serie in jeder Minute an, dass hier nicht ein paar professionelle Drehbuchautoren den Auftrag bekommen haben, eine Fantasyserie mit mittelalterlichen Rittern, Untoten, Drachen und ein wenig Sex und Blut zu konzipieren. Das ist eine Buchverfilmung ziemlich epischen Ausmaßes, eine fein gewebte Geschichte mit unglaublich spannenden Handlungssträngen, die alle unweigerlich auf ein furioses Finale zulaufen, das ich mir momentan nicht einmal im Ansatz vorstellen kann - und mit einem derart hohen Suchtfaktor, dass ich geneigt bin dem Rat meines Freundes Gnorx zu folgen und die Bücher zu lesen, die Spannung ist ansonsten kaum auszuhalten. Immerhin hat er mir neulich gesteckt, dass im zehnten Band tatsächlich noch einer der wenigen anständigen Charaktere lebt.
Einer?

Ich hoffe der verarscht mich nur (und wehe einer spoilert hier).

Immer noch Scheißsechstagewochenextrementspannungsmusik am laufen tun haben: Global Underground 6 - John Digweed in Sydney/Global Underground 12 - Dave Seaman in Buenos Aires

20 Kommentare:

  1. Ich hab mal ca. 63 Bände Karl May verdaut und einige Filme dazu gesehen - das reicht für ein normales Menschenleben ^^

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    1. 63 Bände? Ich habe gerade mal einen geschafft und der Film "Unter Geiern" wurde im damaligen Capitol vom Publikum als Komödie angenommen. Der volle Saal feierte, wie man mit einem Schuß 10 Böse tötet und überhaupt, wenn ichs recht bedenke, war das einer der lustigsten Filme, die ich je erleben durfte ;)
      Das wir hier Karl May für etwas, nuja, merkwürdig hielten, mag daran gelegen haben, dass wir mit so hervorragenden Büchern wie denen von Liselotte Welskopf- Henrich aufwuchsen. Die Verfilmungen ihrer Bücher taugen freilich auch nur und bestenfalls zur Bespaßung kleiner Kinder

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    2. Bei Karl May habe ich neulich aus Neugierde mal wieder reingelesen und habe mich gefragt, wie ich als Kind diesem Geschwurbel von Apatschen, Komantschen und dem christlichen Indianerfreund Schaarlie (aka Karl May aka Old Shatterhand) etwas abgewinnen konnte, aber in dem Alter ist man noch nicht besonders kritisch.
      Die Filme fand ich allerdings auch enttäuschend, die hatten mit den Romanen so gut wie nichts gemein.

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  2. Und ich schaue (bis auf eine Ausnahme) überhaupt kein TV, erst recht keine Serien.
    Kategorisch: Nein !
    Für nen anständigen Film gehe ich ins Kino.
    Ferdsch.

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    1. Die Ausnahme die Du schaust ist übrigens eine Serie :p

      Würde ich für jeden anständigen Film ins Kino gehen könnte ich ein Kinoblog schreiben, die Zeit habe ich leider nicht.

      Ferdsch.

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  3. es sind 5 romane wenn man die originalausgaben liest, nur in deutschland macht man zehn daraus. zur weiteren handlung und eventuellen überlebenden der erste bücher sage ich lieber nichts, ich will keinen ärger, aber wenn du noch fragen hast *gg*

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    1. Die drei Staffeln sind dann Roman 1 bis 3 der amerikanischen oder der deutschen Ausgabe?

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  4. ich hab nach den ersten zwei folgen aufgehört. und du denkst die serie sei vielschichtig?? pff, lies erst mal die bücher. allein die szene in der ned stark im kerker sitzt....beim rumzappen bin ich bei der folge hängengeblieben, aus neugierde. ich bin jetzt zu faul um die stelle im buch rauszusuchen, aber ich weiss noch wie geschockt ich war. seit dem HdR nich mehr so was eingestampftes gesehen
    nee, deinen empfehlungen kann frau ja normalerweise vertrauen, aber ich kann der serie null abgewinnen, die bücher sind um einiges besser.

    und dann ...achnee, ich soll ja nicht spoilern *gg*

    dein kollege http://blog.beetlebum.de/ hat zu dem thema einen grandiosen comic gezeichnet, ich finde ihn nur blöderweise nicht :-(

    ich kann übrigens auch die die hörbücher empfehlen, die sind mit einem genialen sprecher und was noch besser ist, alle namen etc sind im original. bei der neuauflage der bücher ist irgendein schwachkopf auf die idee gekommen, aus john snow john schnee zu machen und aus kings landing wird königsmund, usw. furchtbar. jedenfalls wurden bei den hörbüchern die namen behalten und die bücher auch nicht gekürzt. ich hab die immer in der küche oder beim autofahren gehört.



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    1. Ich kenne auch eine Kerkerszene die mir gefilmt nicht gefällt, an dieser (und anderen) Kürzungen krankt der ganze Film (Papillon). Es ist halt immer schwer wenn man das Buch kennt, aber Du solltest die Serie nicht nach zwei Folgen beurteilen, die ist hervorragend gemacht. Durch den Erfolg ist das Budget inzwischen auch angepasst worden, das wird immer aufwändiger.

      Dass HdR so eingestampft war ist mir gar nicht so extrem aufgefallen, ist halt schon Jahre her dass ich das gelesen habe, dann fällt das nicht so auf.

      Hätte ich über Chuck nach zwei oder drei Folgen ein endgültiges Urteil gefällt...

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    2. baah, das is ja nich nur die kerkerszene...read the fucking book, dann reden wir weiter ;-p

      beim HdR gibts erhebliche mängel, tom bombardil zum beispiel fehlt komplett. aber das is meckern auf hohem niwo, die filme sind schon toll geworden.

      ich weiss nicht, was du immer mit chuck hast, bei mir hats schon nach der ersten folge gefunkt *gg*

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    3. Der hat nix bombardiert, der hieß Bombadil. Ja sicher hat da einiges gefehlt, aber das bekommt man halt selbst in 10 Stunden nicht unter, und HdR in dieser Qualität wäre als Serie im TV nicht machbar, obwohl GoT da schon ziemlich nah dran ist. Mit dem Endergebnis war ich hochzufrieden, ich bin 30 Jahre vorher schon mal derbe verarscht worden, als ich mir das Ding von Bakshi im Kino angesehen hab.

      Und Chuck war am Anfang auch mittelmäßig, gut wurde es erst nach 5 oder 6 Folgen und richtig gut erst ab Staffel 2. Als Gesamtpaket aber natürlich unschlagbar, aber das ist z.B. Star Trek: Enterprise mit Scott Bakula auch, wenn man sie chronologisch sieht. Großartige Charakterentwicklung über die gesamte Serie.

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  5. Jaaaaaaa, Game of Thrones hat definitiv Sucht Charakter. - wobei ich letzten Endes Cisne zustimmen muss: lies! lies! lies! im Übrigen kann ich mich gerne bei Dir mit den Ebooks revanchieren :)

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    1. Lesen auf dem Computer? Niemals.
      Übrigens kenne ich noch jemanden der die (ersten) Bücher gelesen hat und von der Serie begeistert ist, bei dem ist das allerdings auch schon lange her.

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  6. Ich habs probiert. Ehrlich, die Serie gucken. Kommt ja auf irgendeinem Kabelsender. Aber ich bin nicht motiviiert, noch eine Folge zu gucken

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    1. Der Nachteil solcher Serien ist halt, dass man nicht einfach irgend eine Folge gucken kann. Wenn man die nicht chronologisch sieht, und das in möglichst kurzem Abstand, blickt da kein Mensch durch. Ist aber sicher nur interessant für Liebhaber von Drachen, Hexen, Rittern und schönen Jungfrauen *g*

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    2. Ich streiche das mit den Jungfrauen. Gibt es doch eher selten da.

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    3. "Ich streiche das mit den Jungfrauen"
      Ich hau mich grad weg! Gicker. Aufdieschenkelklopf

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  7. obwohl ich die bücher liebe und bei buchverflmungen immer sehr skeptisch bin, die serie ist fantastisch gemacht. das man die bücher niemals 1:1 verfilmen könnte sollte eigentlich jedem klar sein. die (teilweise) eindeutschung der namen fand ich anfänglich nervig, zumal ich nur die englischen originalausgaben kenne, so schlimm ist es aber nicht das mir das den genuss verderben könnte. und "probieren" diese serie zu gucken ist ein ziemlich sinnloses unterfangen, das ist ja als würde ich mal zwischendurch irgendein kapitel eines mir unbekannten buches lesen, da begreift man ja nix von der handlung. bei irgendwelchen krimis oder so enterprise gedöns kann man das vielleicht machen, aber nicht mit nem buch :p

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  8. Ich bin schon von der Verfilmung von Game of Thrones sehr angetan und kann es kaum erwarten die Fortsetzung zu sehen. Wie mögen dann erst die Bücher sein...

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