Sonntag, 17. November 2019

Wilder Westen

















Zu einem Urlaub an der Algarve gehört auf jeden Fall ein Ausflug in den wilden Westen, zu den Klippen am Cabo de São Vicente, dem grünen Hinterland mit den staubigen Straßen, die zu den versteckten Stränden der wilden Küste führen und zur letzten Bratwurst vor Amerika, die diesmal keiner gegessen hat weil die Prinzessin Vegetariern ist und der Rest auch keinen Bock hatte für eine alberne Urkunde Wurst zu essen.  

Ein kurzer Halt am Fortaleza de Belixe, in dessen Kapelle wahrscheinlich seit Jahrzehnten dafür gebetet wird, dass die Außenmauern nicht endgültig in den Atlantik stürzen, ein eiskaltes Sagres vom Fass am Leuchtturm, einmal vorsichtig über die Klippen luschern und dann zum Strand. Zu dem schönen mit Restaurant und Holztreppen, ich kenne mich aus, ich war hier immerhin schon zwei Mal. 

Als Beifahrer mit Kamera, also entsprechend unaufmerksam was die Streckenführung angeht. Das rächt sich schneller als vermutet, denn die erste Abzweigung nach links kann es nicht gewesen sein, nach wenigen Kilometern werden die Schlaglöcher so groß wie Mondkrater und müssen sogar mit unserem SUV umfahren werden, daran hätte ich mich sicher erinnert. 

Gott sei Dank hat die Karre ein Navi mit Touchscreen, auf dem man ganz einfach Strände suchen kann. Blöderweise weiß das Ding gerade nicht wo wir sind, was daran liegen mag, dass der eben noch vorhandene "Weg" immer grüner wird, hier ist lange keiner mehr gefahren und wenn war das bestimmt nicht legal, immerhin sind wir hier in einem Naturschutzgebiet.

Also umkehren und dann da abbiegen, wo die zwei alten Wohnwagen stehen, die Typen sahen wie Surfer aus und wo es Surfer gibt ist auch ein Strand. Den Praia da Ponta Ruiva finden wir dann kurz bevor die Rückbank einen Nervenzusammenbruch erleidet, steile Schlaglochpisten mit Abgründen ohne Leitplanke kann nicht jeder vertragen, die beiden Knirpse allerdings finden das Geschaukel bis jetzt höchst spannend. 

Am Ende der Piste gibt es tatsächlich so etwas wie einen Parkplatz, einen steilen Weg zum Strand und haufenweise steinalte Selbstbauwohnmobile, bei denen man als erstes an eine erschwindelte Betriebserlaubnis denkt und den guten Kumpel beim TÜV, der ab und zu was zum rauchen holt. Immerhin haben sie es bis hierher geschafft mit den Dingern und das nötigt mir schon Respekt ab.

Zu den vielen Wohnmobilen gehören überwiegend braungebrannte, Tribaltattoos tragende Männer in Gummihosen mit blondierten Haarspitzen und deren weiblicher Gegenpart. Ein Surfercamp, in dem wir sofort als Fremdkörper identifiziert werden. Da meine quasi nicht vorhandenen portugiesischen Sprachkenntnisse ein Durchfragen zum nächsten Strand mit Restaurant und Holzteppen unmöglich machen würden, suche ich ein Wohnmobil mit Hamburger Kennzeichen auf. Mit Totenkopfshirt gerate ich hoffentlich nicht an eine Raute, aber ich glaube Surfer interessieren sich nicht für Fußball.

Dort kennt man zwar einen Strand mit Restaurant, aber wüsste gerade nicht wie der heißt. Auf jeden Fall müssten wir zurück nach Vila do Bispo und von da an wäre das ausgeschildert. Auf einer erneuten Irrfahrt durch den wilden Westen schaffen wir es irgendwann auf so etwas ähnliches wie eine befestigte Straße, das Navi hat uns jedenfalls wieder, lotst uns nach Vila do Bispo und dank meiner plötzlichen Eingebung, einfach mal die weltbeste Gastgeberin anzurufen und zu fragen wie dieser dämliche Strand eigentlich heißt, finden wir endlich den Praia do Amado.

Gelohnt hat es sich hauptsächlich, weil der Praia da Ponta Ruiva wirklich traumhaft gelegen ist und weil man am Praia do Amado ganz viele Fotos von Kindern machen kann, die am Strand vor großen Wellen flüchten. Und vielleicht leihe ich mir nächstes Mal eine Karre mit Allradantrieb aus, im wilden Westen kann das durchaus nützlich sein.

Fotos dazu: Atlantik Westküste, Fortaleza de Belixe, Cabo de São Vicente, Praia da Ponta Rieva, Praia do Amado / Nikon D7200
Musik dazu: Lee Ritenour, Mike Stern & Simon Phillips - Live at Blue Note Tokyo












 

6 Kommentare:

  1. Wow, landschaftlich gefällt mir das schon sehr gut, aber Badestrand ist das nicht gerade oder? Eher was für die Leute mit Gummihosen :))

    LG, N.

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    1. Ja, Westküste ist meistens Gummihosenstrand. Atlantik im Oktober ist halt keine Badewanne.

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  2. Meine Fresse, ist das schön da. Ich ddenke grad angestrengt nach, wann ich wohl mal Zeit für Portugal habe.

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    1. Ab Mitte September kann man es da aushalten. Oder April bis Anfang Mai, da hatte ich allerdings auch schon mal 35°

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  3. das ist wirklich schön, da kann man nicht meckern. aber im oktober zu kalt zum baden und im sommer zu heiß für alles andere, das schreckt mich schon etwas ab.

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    1. Naja Nordsee ist das gleiche Wasser, da gehst Du im Oktober auch nicht mehr baden.

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