Sonntag, 14. Juli 2019

Ein Wälzer voll Musikkritik















Kann sich von den Älteren unter uns noch jemand an Badfinger erinnern? Nein? Immerhin waren das die legitimen Nachfolger der Beatles, so oder ähnlich hat es der Rezensent im Sounds jedenfalls damals gesehen. Ein verzeihlicher Fehler, verzeihlicher jedenfalls als Alben wie Dylans Blood on the Tracks und Led Zeppelin IV nicht umgehend als Meisterwerke zu erkennen, oder die Behauptung Z.Z.Top könnte die Allman Brothers Band ganz locker auf der Überholspur abhängen. Die Allman Brothers! Mit Duane! Vollkommen lächerlich.

Kann man (wahrscheinlich um die peinlichsten Schnitzer gekürzt) alles nachlesen, denn das Kompendium Sounds: Platten 66-77, 1827 Kritiken, wird noch (gebraucht) ab 55 Euro auf dem Buchmarkt gehandelt. Obwohl es hin und wieder Spaß machen kann in alten Schwarten zu blättern, die Platten von 66 bis 77 kenne ich so auswendig wie dieses Buch, denn die Hälfte davon steht ohnehin im Regal. Langsam musste unbedingt etwas Neues her.

Gute und schlechte Musik aus drei Jahrzehnten, zusammengefasst in über 3000 Plattenkritiken und geschrieben von einem Musikjournalisten mit exquisitem (rein zufällig dem Verfasser dieser Zeilen sehr ähnlichem) Musikgeschmack, wäre genau der passende Nachfolger. Kostet in der gedruckten Version nur wenig mehr als das antiquarische Gelöt aus dem 2001 Verlag und bietet zudem noch ein Vorwort des von mir sehr geschätzten Jan Plewka. Muss man einfach zugreifen.

Mindestens 1173 Kritiken mehr als die alte Schwarte, sehr viel aktueller (1989 bis 2016) und ein garantiert hoher Unterhaltungswert. Einmal sicher durch die (vom Herrn Wagner inzwischen selber eingeräumten) Fehldiagnosen, zum Anderen durch die Neugier auf Rezensionen eigener Lieblingsbands oder Platten, nicht zuletzt durch den bekannten Sprachwitz des Autors - und dazu natürlich durch die unschätzbare Möglichkeit, irgendwelche Perlen der Musik zu entdecken, die bisher aus unerfindlichen Gründen an mir vorübergegangen sind. 

So wie etliche Perlen möglicherweise auch an Musikjournalisten vorübergehen, denn leider lese ich, mit nur einer Ausnahme, nichts über meine zehn Platten für die Insel und auch bei den Interpreten sieht es doch schmaler aus als gedacht. Vielleicht ist der Beruf des Musikjournalisten doch nicht so erstrebenswert, wenn man sich Mariah Carey anhören muss, statt Tamikrest, Florence + the Machine oder Tara Nevins. So manches Geheimnis wird also nie gelüftet werden, aber immerhin bescheinigt er Townes Van Zandts No deeper Blue die Schönheit der untergehenden Sonne, für die restlichen neun Alben lässt das hoffen.

Für geradezu lächerliche 2.99 Euro gibt es das auch in einer Version für das eBook, was den Vorteil hat, dass man seine Regalbretter nicht versetzen muss, damit das 1.6 Kilo schwere Monstrum noch in die Musikabteilung passt.

Aber Papier ist irgendwie doch analoger und schöner zum Stöbern, es reicht schon dass die Musik digital geworden ist.

Fotos dazu: Nikon D7200, Tokina 100mm Makro (1)
Musik dazu: 75 Dollar Bill - I Was Real



8 Kommentare:

  1. Macht neugierig. Nicht 60-Euro-Neugierig, aber digital für 3 werde ichs nehmen. Lässt sich bestimmt auch bequemer drin stöbern ;)

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    1. Geizhals :)
      Eventuell gönne ich mir den Download aber auch noch, zum mal eben was nachschlagen ist der Wälzer echt zu schwer.

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  2. das buch scheint wirklich mega spannend zu sein wenn hier sonst nichts mehr passiert :p

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    1. Ich könnte über lästige Nachtschichten bloggen oder über Sechstagewochen und warum man am siebten Tage ruhen soll, aber so etwas kennt ja jeder.
      Vielleicht wäre das Wetter ein Thema, oder Schweinefleisch. Oder diese brandheiße neue Band aus London, United Kingston & The Prince of Whales.
      Machen andere aber schon.

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  3. Klingt interessant. Dein Hinweis.
    Den kleinen schwarzen Wälzer von Zweitausendeins verkaufte ich vor zwei Jahren.
    Es gibt Preise, da kannst Du nicht nein sagen.
    Wenn ich gewusst hätte, dass Dich derlei Lektüren interessieren... Ich habe fast alles verschenkt.

    Meine Empfehlung sind die Rock Family Trees von Pete Frame. Gibts auch online zum downloaden.

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    1. Nee, den kann ich nicht verkaufen, auch wenn ich da kaum noch rein sehe. Musikgedöns verkaufen kann ich nicht, ob Vinyl oder Buch. Ich habe auch noch die ganzen alten Rock Dreams von Nik Cohn, nur die coolen Bilder von Guy Peellaert leider nicht mehr, die hingen damals alle an der Wand und sind irgendeiner Renovierung zum Opfer gefallen.

      Die Rock Family Trees sind interessant, gab also tatsächlich einen Irren der sich die Arbeit gemacht hat. Als Jugendlicher hatte ich das auch mal vor, aber Gott sei Dank nie damit angefangen.

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  4. Die Rock Family Trees sind ein Sumpf gewesen. Für mich. Da habe ich Scheiben gefunden, von denen damals kaum jemand was wusste. Hochinteressante Kollaborationen zwischen ganz verschiedenen Musikern.
    Vorsicht also, nicht dass es hinterher heisst- - - -

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    1. Wenn ich mich darum kümmere heißt es, zumindest von einer Seite, ich würde in der Vergangenheit leben *g*

      Habe aber schon beim ersten Blick interessante Sachen entdeckt um die ich mich beizeiten kümmern werde ;)

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