Donnerstag, 17. Januar 2019

Augen auf beim Gebrauchtwagenkauf
















Geht mal etwas größeres kaputt, dann meistens wenn keiner damit rechnet. Am besten kurz vor Weihnachten, das ist ein geradezu idealer Zeitpunkt. Gott sei Dank kann ich ganz gut rechnen und habe daher auch damit gerechnet, dass ein 21 Jahre alter Polo nicht mal so eben eine neue Plakette vom TÜV bekommt. Angesichts der schier endlosen Liste erheblicher Mängel war allenfalls verwunderlich, dass der Schrauber von nebenan noch eine Reparatur in Betracht zog. Einen Kostenvoranschlag von 1800 Euro erstellen, für eine 21 Jahre alte Rostlaube, da braucht jemand scheinbar verzweifelt Kunden.

Also muss eine neue alte Karre her, möglichst in den vier Wochen vor Weihnachten. Mit beschränktem Budget, was heutzutage kein Problem mehr sein sollte, man muss ja nicht mehr die Anzeigenteile der Tageszeitung durchforsten oder Händler abklappern, man gibt die Rahmendaten einfach bei den großen digitalen Gebrauchtwagensuchmaschinen ein und voilà, ein Schnäppchen jagt das andere. Oder so.

Alle Nase lang gibt es hier fantastische Angebote, die meist zu gut klingen um wahr zu sein und es dann auch nicht sind, wie der knallrote Focus mit den glänzenden 18 Zoll Alufelgen und 150 PS, scheckheftgepflegt und nur 18000 Kilometer gelaufen. In sieben Jahren? Stand der als Götze im Wohnzimmer oder zu lange in der Werkstatt? Ein näherer Blick und der warnende Satz mit den starken Lack- und Blechaufwerfungen enthüllte einen notdürftig mit der Lackspraydose ausgebesserten Totalschaden, Spaltmaße jenseits von Gut und Böse. Wer auch immer was auch immer mit der Karre angestellt hat, hier war schon sehr viel Lack ab.

Ganz groß auch der Polo mit 60 PS und Anhängerkupplung, der bei 54.000 Kilometern ein neues Getriebe bekam. Das hat jetzt aber auch schon 12.000 auf der Uhr und ich weiß nicht recht, vielleicht war der Wohnwagen doch etwas zu schwer für so ein kleines Auto?

Ab und zu findet man aber dennoch etwas in annehmbarer Entfernung, wie den Mazda 3 im Nachbarkaff vom Nachbarkaff, der einen näheren Blick wohl wert schien. Bombige Beratung, sehr nett, äußerst zuvorkommend, beantwortet sogar Fragen die man gar nicht hatte. Sehr gepflegtes Rentnerfahrzeug mit wenig Kilometern, Scheckheft, HU neu, keine Schramme am Lack und kein Fussel im Innenraum der da nichts zu suchen hätte. Fast perfekt, wäre der Preis verhandelbar gewesen, doch leider wird das Fahrzeug im Kundenauftrag verkauft, so wie der andere Mazda dahinter und der Skoda daneben und der Ford und und.. und so spart man sich als Zwischenhändler ein halbes Jahr Gewährleistung und ich mir weitere Verhandlungen.

Das ewige Problem beim Kauf von Gebrauchtwagen ist das mangelnde Vertrauen in eine Branche, die möglichst günstig erworbenes Altmetall möglichst gewinnbringend wieder verkaufen möchte, werden dann noch irgendwelche Fallstricke offensichtlich kann der Händler noch so nett und freundlich sein, stellt sich zwei Tage später heraus dass die Zylinderkopfdichtung im Eimer ist habe ich die Arschkarte.

Auf dem Rückweg einfach mal spontan den nächsten Autoverkaufsfriedhof angesteuert, jede Menge Zeugs für das angedachte Budget dabei und ein sehr informatives und sehr unterhaltsames Gespräch mit dem schon etwas angeheiterten russischen Schrauber geführt, von dem der Inhaber des Ladens hoffentlich nie erfährt, Ergebnis: Alles Schrott.

"Guckst den Benz da? Siehst du Rost schon von hier, alles Schrott Benz." Opel? "Bewahre Opel. Motor immer kaputt. Alles Schrott. VW auch Schrott, nur teurer." Und was ist mit Ford? "Nujaa, Ford hat man ja immer gesagt ist Türkentransporter, früher, weil Türken alles transportiert nach Istanbul mit Ford. Aber ist eigentlich zuverlässig."
Hurra, es gibt noch eine Marke die man in Erwägung ziehen könnte. Ist aber nichts da, außer Fiestas in zu klein und zu teuer. Was ist denn eigentlich mit Hyundai? Da hab ich neulich was nettes gefunden im Netz. "Jaa, nicht schlecht, Hyundai nicht schlecht, kann man kaufen, aber hab nix da."

Der Hyundai Vertragshändler um die Ecke war auch sehr nett und zuvorkommend, hat stolz die neuen Modelle vorgeführt, die natürlich noch toller sind als die alten Modelle, die aber auch noch toll sind und davon stehen jede Menge auf dem Hof. Leider steht heutzutage bei Vertragshändlern kaum noch etwas unter 10.000 Euro herum, wer sich einen Neuwagen leistet gibt meistens einen ab, der die neue Kiste halbwegs finanzieren hilft. Das Altmetall landet beim Höker mit den bunten Fähnchen oder gleich im Export, was viele logischerweise bevorzugen. Aus den Augen, aus dem Sinn. Was für 'ne Garantie?

Das Rennen machte am Ende der Toyota eines (von der AutoBlöd, aber immerhin) ausgezeichneten Toyota Vertragshändlers, weil der Inhaber von Protz-Mobil auf seiner Webseite hauptsächlich Fotos seines geilen AMG zeigte und ein Skoda Roomster zwar viel Platz bietet, aber 69 PS und eine Anhängerkupplung? Was sagt denn das Getriebe so dazu?

Jetzt hoffe ich nur noch, dass die legendäre Zuverlässigkeit meines alten Corollas auf den Auris auch ein wenig abgefärbt hat, das erste Jahr ist ja noch Garantie drauf.

Beispielfoto dazu: Dello Ahrensburg (hat nichts mit der Geschichte zu tun)
Musik dazu: Nils Koppruch - Caruso (aus der Reihe: Unverzichtbare Lieblingsplatten)

7 Kommentare:

  1. Was? Hattest du nicht mal was von einem niegelnagelneuen Mazda geschrieben? Der sollte doch eigentlich ein paar Jahre halten.

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    1. Der steht warm und trocken in der Garage, ging nicht um meinen ;)

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  2. aha, daher also der vorweihnachtsstress. mein Mehmet ist super, bei dem würde ich jederzeit wieder ein auto kaufen. preisverhandlungen sind bei ihm zwar auch schwierig, aber die zwei kleinen macken die mein golf nach über einem jahr(!) hatte wurden ohne zu murren beseitigt, ich hab nur die teile bezahlen müssen. der hat allerdings auch fast nur vw im angebot.

    viel glück mit dem japaner, ist für deinen sohn oder?

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    1. Ja. Und VW ist auch Schrott, nur teuer, sagt der Fachmann ;)

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  3. Just vor zwei Wochen bei einem 23-jährigen Opel Combo das ersehnte gelbe Babberl aufs hintere Nummernschild erhalten ~~~
    Alle meine Opels waren klasse. Der alte Slogan "der Zuverlässige" gilt für diejenigen mit Vierzylindermotoren noch immer.
    Einzig bei meinem A - Admiral mit dem wahnsinnig durstigen Sechszylindermotor verabschiedeten sich bei 150000 Kilometern der erste Hydrostössel. Es blieb nicht bei dem einen ;-)

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    1. Niemals Opel. 2*Motorschaden Manta (Hydrostößel nzw. Kurbelwelle) 1*Rekord (Wasserpumpe), Arbeitskollege 2*Motorschaden (Vectra & Astra) und ungezählte Wasserpumpen bei meinem alten Herrn damals, der fuhr auch nur Rekord und Commodore. Auf Malle hatte ich den Mokka als Leihwagen und war nicht sehr angetan von klappernden Plastikabdeckungen und einem nervtötenden Parkpiepser, der schon im Stand reichlich Lärm gemacht hat.

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    2. Schion gut - alles klar... :-)

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