Freitag, 27. Oktober 2017
El Tren: Unterwegs mit dem Orangen-Express
Eine der Touristenattraktionen auf Mallorca ist die Fahrt mit dem historischen Zug von Sóller nach Palma, mit dem Anfang des letzten Jahrhunderts noch Orangen transportiert wurden. Heute transportiert der "rote Blitz" hauptsächlich Touristen für heftige 28 Euro pro Tour, inklusive Straßenbahn vom/zum Hafen, will man auch wieder zurück nimmt man am besten das Ticket Combinado für 35, dann wird es durch den Rabatt schon fast erträglich.
Stolze Preise, aber Junior war vor ein paar Jahren als Betreuer einer Behindertengruppe auf Mallorca und meint, das müssten wir unbedingt machen, die Bahn wäre das Highlight der ganzen Woche gewesen, toller Ausblick auf die Berge und man könnte unterwegs sogar Orangen von den Bäumen pflücken. Als wären das nicht Argumente genug, kommt man zudem ganz bequem in einer Stunde nach Palma, muss dort keinen Parkplatz suchen und kann Durst auch mit alkoholischen Getränken löschen, was bedeutend besser schmeckt.
Unsere Reisegruppe hat sich inzwischen verdoppelt, weil die netten Menschen vom Klosterausflug es für eine gute Idee hielten, in aller Herrgottsfrühe von Cala Dingsda nach Port de Sóller zu fahren, um gemeinsam mit uns den Zug zu nehmen und Palma zu erkunden, was mit mehr netten Menschen natürlich gleich doppelt so viel Spaß verspricht.
Wie von der Straßenbahn gewohnt belegen wir sofort die Plattform des letzten Wagens, um in alle Richtungen fotografieren zu können. Blöderweise kriege ich dadurch nicht ein einziges Foto des Zuges und muss das auf Bunyola oder Palma verschieben. Den Platz zu sichern war dennoch die richtige Entscheidung, denn wir setzen uns schon nach kurzer Zeit ratternd in Bewegung.
Durch Gärten und Orangenplantagen führt die Strecke und manchmal sind die Bäume so nah, dass man tatsächlich versucht ist nach einer Orange zu greifen, aber bei meinem Glück erwische ich eine, die sehr an ihrem Baum hängt - und ich dann an selbigem. Außerdem sind wir beide viel zu sehr mit unseren Kameras beschäftigt, denn es gibt viel Umgebung zu sehen.
Am Mirador Pujol de'n Banya könnte man eventuell noch mehr Umgebung sehen, schließlich ist es ein Mirador. Dummerweise ist es auch der Punkt, an dem sich die Züge auf einer kurzen zweigleisigen Strecke begegnen, so dass der Ausblick etwas blockiert wird. Dummerweise hält der Zug hier auch nicht an, obwohl das aussieht wie eine Haltestelle.
Der rote Blitz klötert und ruckelt wie die Straßenbahn und ist auch ungefähr so schnell, muss dabei allerdings auch einige Höhenmeter überwinden, in langen Schleifen mit Blick auf Sóller, Fornalutx und den Puig Major, mal auf der linken, mal auf der rechten Seite, mal aus 200, mal aus 400 Metern Höhe. Ab und zu verschwinden wir in einem Tunnel, von denen es gleich 13 gibt, der längste führt fast drei Kilometer durch stockschwarze feuchte Kälte, zum Ende hin wird es richtig unangenehm auf der Plattform.
Ein kurzer Halt in Bunyola setzt diesen Ort auf die Ausflugsliste, direkt hinter das ominöse Viadukt Cinc-Ponts, von dem ich immer noch nicht weiß wie man da hinkommt und wann genau wir das überhaupt passiert haben, aber zur Not könnte man ja auch in Bunyola noch Eisenbahnfotos machen. Mit Triebwagen, weil man nicht sofort wieder einsteigen muss.
Die anschließenden Kilometer führen durch jede Menge Plantagen mit sehr vielen Bäumen an denen irgendwann mal irgend etwas wächst, höchstwahrscheinlich Mandeln. Höchstwahrscheinlich sollte man hier auch im Frühling fahren, wenn das alles in Blüte steht, andererseits hängen dafür keine Orangen an den Bäumen. An was man alles denken muss bei der Urlaubsplanung...
Nach etwas über einer Stunde zuckelt das alte Gefährt durch die Straßen von Palma und wir laufen in den nur wenige hundert Meter von der Altstadt entfernten Bahnhof ein. Fünf Stunden Zeit die Stadt zu erkunden, wenn das man reicht...
Fotos dazu: Tren de Sóller, Mallorca / Nikon D7200
Bier dazu: ÜberQuell World White IPA, 6.5% 45 IBU
Musik dazu: Sinéad O'Connor - Collaborations / Throw Down Your Arms
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schöne fotos ;)
AntwortenLöschenwenn man in palma oder soller wohnt ist das keine schlechte idee, aber da muss man halt auch erst mal hinkommen.
Auto mieten, selber fahren. Einfach mal drei oder vier Tage Sightseeing einplanen.
LöschenDeine Fotos machen gute Laune und Reiselust... Am besten gefallen mir das Tunnelfoto (3), die Landschaftsaufnahme (9) und natürlich die Ellenbogen (15). In dem Bahnhof (11) gabs doch bestimmt auch eine Bahnhofswirtschaft?!
AntwortenLöschenDie Eisenbahnwagen sehen fein aus. Sind die neueren Datums?, weil der Zug, wie du schreibst, eigentlich für den Transport landwirtschaftlicher Produkte gebaut worden war?
(Jetzt gehts erstmal ab ins Elsass ;-) )
Viel Spaß im Elsass, das ist auch ne ziemlich schöne Ecke :)
LöschenEin paar Wagen stammen noch aus 1913, die anderen dürften ein paar Jahre jünger sein. Elektrifiziert wurde die Strecke erst 1929, die Triebwagen sind von 1930.