Sonntag, 27. März 2016

Kein Kaiser am Karfreitag

















"Wir machen gleich ma Foftein" kündigt Fritz 'Fieten' Wulf nach etwas über einer Stunde Blues, Rock und Bluesrock an, "dann könnt ihr ne Zigarette rauchen, nen Whisky trinken, oder euch beim lieben Gott dafür entschuldigen dass ihr hier seid." An letzteres hätte ich jetzt sicher nicht gedacht und auch die anderen ca. 150 Leute im Downtown Bluesclub sehen nicht aus, als würden sie ihre Anwesenheit irgendwie bedauern. Wenn es kaum noch Hoffnung auf gute Unterhaltung an christlichen Feiertagen gibt, dann kommen irgendwo Fieten Wulf und Blues Package um die Ecke, ob an Heiligabend, den anderen Weihnachtsfeiertagen und sogar am Karfreitag.

Wir sind gerade noch rechtzeitig und erwischen den letzten freien Tisch im Separee, dazu noch einen netten Hobbyfotografen am Nachbartisch, dem der Pappenheimer sofort einen sehr ausführlichen Grundkurs in Pappenheimerfotografie verpasst, inklusive Praxistraining vor der Bühne. Kann man mal machen, in der ersten Konzerthälfte spielen die ohnehin zu viele Gassenhauer, bei Don't Let Me Be Misunderstood mag er nicht einmal klatschen, dabei ist das mal ne richtig geile lange Version mit viel Gitarrengegniedel und exzellent gespielt. Exzellenter jedenfalls als John Hiatts Perfectly Good Guitar, aber das kann auch daran liegen, dass ich das Original vor nicht allzu langer Zeit gesehen habe. Als sie dann endlich mit Allman Brothers Klassikern loslegen ist der Mann natürlich Bier wegbringen, als ob das nicht bis zur Pause hätte warten können.

Dafür hat er inzwischen so etwas wie eine Raucherlounge entdeckt und herausgefunden, dass man sein Bier im Landhaus Walter wesentlich schneller bekommt als im vollen Club. An der Bar mit dem schnellen Bier steht auch Claus 'Dixi' Dierks, bevor er sich im zweiten Durchgang zum Bluespaket auf die Bühne begibt und die Mundharmonika auspackt. Yeah man, everyday, everyday i have the blues. Endlich ist auch der Pappenheimer zufrieden, nur aus der hinteren Reihe des Publikums ertönt ein aufdringlicher Musikwunsch. "Kaiser Wilhelm Bluuuus!" Irritierend. Hab ich noch nie von gehört, ist das neu? "Kaiser Wilhelm Bluuuus!" Nach jedem Stück. "Kaiser Wilhelm Bluuuus!" Bis endlich jemandem weiter vorne der Kragen platzt. "Dann sing das doch selber du Spacken." Das allgemeine Gelächter ist jedoch nicht gerade förderlich für das Selbstvertrauen und wir müssen auf einen Auftritt des Herrn verzichten, gibt keinen Kaiser am Karfreitag.

Dafür noch ein paar Gassenhauer, von denen einige sogar des Pappenheimer Wohlwollen finden, bei Riders On The Storm gesteht er, sogar ein paar Tränen der Rührung in den Äuglein gehabt zu haben. Und das will schon etwas heißen bei jemandem, der partout keine Gassenhauer mag.

Kaiserfotos: Blues Package und Dixi Dierks, Downtown Bluesclub, Landhaus Walter
Kaiserbier: Hopper Bräu, Heller Wahnsinn, 5.0%
Kaisermusik: Tamikrest - Chatma









 

9 Kommentare:

  1. Pappenheimerfotografie ? Was ist das: Pappenheimerfotografie ? Und wer ist dieser Pappenheimer überhaupt ? ;-p
    Vielleicht wollte dieser Pappenheimerfotograf dem freundlichen Canonisten die Vorzüge des RAW Formates schmackhaft machen.

    ;-)))

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    1. Achja... und dass es noch mehrere Modus Operandi neben dem "grünen Hausfrauenautomatikmodus" auf ner digitalen SLR gibt. Herstellerunabhängig ! *fg* Aber leider hat er sich ja nicht getraut seine Ziegelsteincanone mitzubringen und musste somit auf seine "Kompakte" zurückgreifen.
      Aber ich sollte nicht spötteln... im Gegensatz zu denen vom Blogautor sind meine Konzertfotos an diesem Abend ziemlich missraten, um es mal gelinde auszudrücken. ;-)
      Concert-Pix hat Zaph eh besser drauf.
      Chapeau !

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    2. Pappenheimerfotografie? Licht ist wichtig - und gute alte Scherben. Fokus ist auch wichtig - und gute alte Scherben. Man sollte RAW fotografieren - und gute alte Scherben haben.

      *fg* :D

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    3. Scherben ja. Ganz wichtig ! Zeiss, Takumar, Leitz, Voigtländer, Schneider-Kreuznach. Nur um mal ein paar Namen zu nennen, die dem gemeinen Canoniker allerdings meist unerschlossen bleiben.

      ;-p

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    4. Kaiser Wilhelm Blues, bei euch oben im Norden? Vielleicht "Doorn Doorn turnaround?" oder "Take me back to Doomsday" oder "Train alright, 16 Coaches long", soviel dürfte der Gepäcktroß ausgemacht haben, den er 1918 mitnehmen durfte..Eventuell aber auch bloß "heil dir im Siegerkranz".Interessante Frage jedenfalls.

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    5. Das allwissende Internet hilft dabei jedenfalls nicht weiter.

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  2. häh? wie geht sowas? karfreitag ist ja nicht einmal dom, so weit ich weiß gilt das auch für konzerte, discotheken und sonstige feiereien, alles verboten am karfreitag. sicher das du nicht den tag verwechselt hast? :-D

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    1. Hat uns auch gewundert, aber hier sind die wohl nicht so dogmatisch. Vielleicht zählt Blues ja auch mehr zur Trauermusik und ist deshalb gestattet.

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  3. Klasse Fotos und besonders gefallen mir die Stimmungen auf den beiden letzten - Klasse!

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