Sonntag, 12. April 2015
Hackentrick mit Mütze
An einem Sonntagmorgen früh aufstehen für ein Fußballspiel ist jetzt nicht so ungewöhnlich, die Profis fangen schließlich auch schon Mittags an. 10 Uhr ist allerdings eine ganz andere Hausnummer, und das ist nicht einmal der magische FC. Selbstverständlich steh ich trotzdem auf, denn die Prinzessin hat ihr erstes Fußballspiel und davon will ich möglichst nichts verpassen, zumal ich auch noch die hoheitliche Genehmigung habe davon Fotos zu schießen.
Ein ganzes Turnier gleich, mit fünf Mannschaften und vor heimischer "Kulisse" auf der Sportanlage des ETV in Eimsbüttel, der dankenswerterweise eine Klinik mit Tiefgarage in unmittelbarer Nachbarschaft hat, die einzige Möglichkeit überhaupt einen Parkplatz zu bekommen in der Ecke.
Wie es bei solchen Veranstaltungen üblich ist helfen die Eltern tatkräftig mit, verkaufen Kuchen und schenken Kaffee aus, während das Kind irgendwo herumsteht und auf seinen Einsatz wartet. Oder auf jemanden, dem man Wasserflasche und Jacke in die Hand drücken kann. Wie gut dass die Fototasche groß genug ist, ich brauche heute eh nur das Tele.
Die Lütte ist sichtlich stolz auf ihr schickes Trikot, noch viel mehr allerdings über ihre neuen Buffer, denn das Trikot gehört dem Verein, die Schuhe hat sie sich selber ausgesucht. Schwarz, wie es sich für anständige Buffer gehört, für modischen Girliefirlefanz war sie noch nie zu haben. Geht doch nix über selber ausgesuchte Sachen. Neulich beim Bufferkauf hat sie sich noch ein Trikot von St.Pauli ausgesucht, aber das war leider zu teuer. Natürlich extrem ärgerlich wenn man in solchen Momenten nicht dabei ist, aber in dem Fall hätte auch ein Anruf gereicht. Solange es der richtige Verein ist spielt Geld keine Rolle, solche Chancen muss man ergreifen.
Für die Prinzessin ist der ETV seit kurzer Zeit der richtige Verein, weil der Trainer im alten Verein die Kinder immer nur angeschrien hat und das kommt in dem Alter nicht so gut an. Außerdem hat der ETV eine sehr große Jugendabteilung mit inzwischen vier oder fünf Mannschaften der F-Jugend, nur bei den Mädels. Der Nachwuchs kümmert sich dabei auch gleich den Nachwuchs, denn die Betreuer der Knirpse sind nur unwesentlich älter. Schreien werden sie auch nicht schätze ich, das ist mit Zahnspangen nicht so einfach.
Dafür schreit neben mir jemand ganz aufgeregt, scheinbar der Vater einer aufstrebenden Jungstürmerin von Altona 93, die gerade ihr erstes Match bestreiten. "Jaaaa Emilia! Guuut Emilia! Lauf Emilia! Schieß Emilia!" "Wahnsinn, so einen Dauersupport kenne ich sonst nur vom Millerntor." grins ich ihn an. Die Prinzessin findet das natürlich oberpeinlich und guckt mich bei dieser Aussage in einer Art und Weise an, die ich nur als Warnung verstehen kann. Kinder verstehen Ironie einfach noch nicht. Hätte ich auch niemals auch nur annähernd in Erwägung gezogen, außerhalb eines richtigen Stadions bin ich eher der stille Typ.
Eine gute Stunde und einen kurzen Wolkenbruch später wird es endlich ernst, das erste Spiel beginnt sie - von der Bank. Waaaas? Ich bin doch nicht hier um Auswechselspieler zu fotografieren. Dauert nur ein paar Minuten und danach darf sie durchspielen, alle vier Spiele. Wird sogar gefragt, ob sie sich den Sturm schon zutraut, aber Abwehr findet sie schon ganz okay. Anderen den Ball wegnehmen ist nicht so das große Problem.
Von Taktik ist natürlich nichts zu sehen, dem Gegner irgendwie die Pille abnehmen und das Ding dann weit nach vorne dreschen, soll sich der Sturm drum kümmern oder wer da gerade rumsteht. Nach zehn Minuten denk ich so, ja, sieht aus wie am Millerntor, keiner hat nen Plan. Ähnlich fallen dann auch die Ergebnisse aus, 0:0 gegen HT16, 0:0 gegen FC Süderelbe und eine 0:1 Niederlage gegen Altona 93, bei denen Emilia entweder gerade nicht spielt oder ihr Papa inzwischen heiser ist.
Zum Abschluss immerhin einen 2:0 Erfolg über den FC Elbinsel, sehr wichtig für die Laune der Prinzessin, die Spiele grundsätzlich so lange spielt, bis sie mindestens einmal gewonnen hat.
Auf der Rückfahrt wird kräftig philosophiert. "Wieso wollen eigentlich alle immer Torwart sein oder im Sturm? Ohne Abwehrspieler würde man doch jedes Spiel verlieren." Das weiß der Ewald sicher auch denk ich so, aber als Trainer muss man halt mit dem leben was man hat. Und nicht jeder hat ehrgeizige Prinzessinnen auf der Bank die immer gewinnen wollen.
Hackentrickmusik: Seasick Steve - I Started Out With Nothin And I Still Got Most Of It Left
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
:-)))
AntwortenLöschen*loool* die mütze ist zu geil, rutscht die einen zentimeter tiefer wird es aber schwierig mit dem überblick *gg*
AntwortenLöschenendlich mal richtig schöne fußballbilder :))
Die Mütze hat sie sich ebenfalls selber ausgesucht, die wird natürlich auch beim Fußball nicht abgenommen.
LöschenTrotz meiner angeborenen Fussballignoranz muss ich gestehen: SUPERBERICHT!
AntwortenLöschenEin oder mehrere Sonntage am Spielfeldrand zu verbringen - ächz - das wäre mir nie was gewesen...
Bei meinem Sohn bestand damals kurz die Gefahr, als er seine Fussballer-Phase hatte, aber Gott sei Dank machte er einen Fehler:
Er schoss ein Tor. Sogar ins gegnerische. Und wurde promt vom Stürmer und dessen Kumpels angebrüllt, dass das nicht seine Aufgabe sei ...
Er wechselte prompt zu Karate und wurde dort für seine Erfolge gelobt.
Der Kelch ist Gott sei Dank auch an mir vorübergegangen, Karate war zweimal die Woche in der Schule nebenan, da musste niemand mitkommen. Im Freundeskreis dagegen waren die Fußballereltern im Dauerstress, Training, Spiele und Turniere am Wochenende mit zwei Jungs in unterschiedlichen Altersstufen und man kann seine Freizeit vergessen.
Löschen