Samstag, 17. Januar 2015

Herbst im Garten der Toten

















Was macht man an einem Wochenende im Herbst, wenn rein zufällig das Licht noch einmal für goldene Stimmung sorgt? Ein neues Stadtteilprojekt anfangen? Irgendwo in den Wald gehen, Naturschutzgebiete aufsuchen? An die Alster oder Elbe? Oder die leichte Herbstdepression mit einem Besuch auf dem Friedhof anfeuern? Nicht irgendeinem Friedhof natürlich, sondern DEM Friedhof.

Hamburg Ohlsdorf, der größte Parkfriedhof der Welt. Hier liegen fast so viele Menschen wie die Stadt Hamburg Einwohner hat und natürlich (fast) alle ihre berühmten Söhne & Töchter, vom Bürgermeister bis zum Volksschauspieler. Hans Albers hat hier seine Grabstelle ebenso wie das halbe Ensemble des Ohnsorgtheaters, Edgar Bessen, Henry Vahl und Theatergründer Richard Ohnsorg. Nur Heidi Kabel hat die Ruhe und Abgeschiedenheit des Friedhofs Nienstedten vorgezogen.

Die wurde in Ohlsdorf zeitweise enorm durch den Verkehr gestört, denn das dichte Straßennetz des Friedhofs war für viele Pendler eine willkommene Abkürzung, so dass man die Öffnungszeiten der Tore ein wenig anpassen musste, um die Totenruhe nicht über Gebühr zu strapazieren.

Dieses dichte Straßennetz hat den großen Vorteil, dass man die fast 400 Hektar nicht vollständig zu Fuß erkunden muss. Theoretisch kann man die 13 Kapellen des Friedhofs auch per ÖPNV erreichen, denn es führt eine Buslinie durch den Park. Glücklicherweise war ich schlau genug, mir vorher eine Karte des Friedhofs auszudrucken und die Stellen zu markieren, die ich unbedingt aufsuchen wollte, denn ohne dieses Hilfsmittel hat man hier schon verloren.

Ein schier unendliches Labyrinth an Wegen, hinter hohen Hecken versteckte Gräber, die man oft nur bemerkt, weil die Flügelspitzen eines großen Engels gerade noch darüber zu sehen sind. Manchmal entdeckt man fantastische Skulpturen, irgendwo im Halbdunkel auf der anderen Seite eines Grabens oder Teiches, die man dann eine halbe Stunde lang suchen muss wie verrückt, weil man die Entfernung falsch eingeschätzt hat oder sich auf dem Weg durch andere Motive ablenken ließ.

Ebenfalls falsch eingeschätzt hatte ich die Lichtverhältnisse, goldener Herbst hin oder her, auf Friedhöfen mangelt es meist an Licht und das natürlich grundsätzlich in den interessantesten Ecken. Der erste Streifzug war dann auch relativ unbefriedigend und musste fast vollständig mit Stativ wiederholt werden. Da der Herbst an den folgenden Wochen ebenso freundlich blieb, habe ich sogar ein paar Ecken mehr abgelichtet als ursprünglich erhofft.

Und nach fünf Tagen Friedhofsknipserei wieder etwas gelernt: 1.) Stative sind gar nicht so schwer und lästig wie man immer denkt. 2.) Auch auf Friedhöfen wird man blöde angehupt, wenn man mit seinem Stativ mitten auf der Straße steht.

- Fortsetzung folgt -

Fotos: Kapelle 12 (2) - Grabmal Otto Behrens (5) - Grabmal Rudolph Bieber (6) - Denkmal Albrecht (7) - Obskurer "Afrikaforscher" (11) - Druidengrab (14) - Grabmal Moelck-Rommelé (15) - Althamburger Gedächtnisfriedhof (16,17) - Polizeigräber "Revier Blutbuche" (18) - Anonymer Urnenhain(20) Klick + F11 für große Gräber.
Musik: Massive Attack - Blue Lines / Mezzanine





















15 Kommentare:

  1. Das letzte Bild gefällt mir ausnehmend gut. Und der Schlosser (des Tores) hat(te) es auch ziemlich gut drauf.

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    1. Wenn ich im Sommer wieder da bin, sollten wir mal zusammen dort flanieren.

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    2. Gerne doch. Beim letzten Bild kotzt mich der Bauzaun vor dem Mausoleum gewaltig an, deswegen wollte ich das erst nicht machen, aber ob ich da jemals wieder Bodennebel dazu bekomme ist fraglich.

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  2. eure begeisterung für friedhöfe kann ich nicht so recht teilen, da landet man doch früh genug :p aber die fotos sind schick, muss ich zugeben. vor allem die mädels auf bild 5 und 15 haben was.

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    1. Schicke Mädels gibt es da reichlich, das war nur eine kleine Auswahl ;)

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  3. Mannomann, den Friedhof kenne ich eigentlich nur vom Duchfahren *ggg*
    Die Fotos beeindrucken mich sehr, trotz der etwas verwirrenden Farbenpracht.
    Da müssen wir unbedingt zusammen hin ~~~~~ (ich trage auch das Stativ)

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    1. Du bist also auch einer derjenigen gewesen, die den nur als Abkürzung genutzt haben? Schäm Dich *g*. Abends nimmt der Verkehr immer noch zu, sehr viel hat das Verschieben der Toröffnungszeiten nicht gebracht.
      Die verwirrende Farbenpracht liegt am HERBST. Du hast Dich schon zu sehr an das Grau da draußen gewöhnt, geh ma aus'm Nebel *g*
      Der Pappenheimer hat auch schon gekrittelt, aber erstens mag ich FARBfotos und zweitens hab ich an nix geschraubt außer vielleicht n bissl Himmel. No colors were harmed in dis picturs i swear, ich geh halt raus wenn die Sonne scheint :p

      Und ein paar Stunden Stativ tragen mit Kamera ufm Kopf ist voll easy. Jedenfalls wenns kein Berlebach ist.

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    2. Ich werf mich vors Stativ - vom Hernst kommen die Farben, soso? *ggg*
      Nimm dir mal ein oder zwei Fotos mit den Lightroom und kurbel die Sättigung etwas runter, dann kommen da ganz extravagant gute Fotos bei raus. (vielleicht Foto eins oder sechs...) Die Fotos habens verdient.

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    3. Naja von mir kommen sie nicht :p.
      An der Sättigung dreh ich eigentlich nie, der Regler ist schon dick eingestaubt. Bei morgendlichem Nebel an der Nordseeküste könnte ich mir das zwar vorstellen, aber ich renn doch nicht in der Nachmittagssonne durch den Park um die Farbe hinterher rauszuwaschen. Möglicherweise gefallen Dir die Engel im nächsten Teil besser, da sind welche ganz ohne Farbe dabei *fg*

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    4. dann stimmt irgendwas nicht... (vielleicht brauchst mal andere Objektive oder ne lichttreure Kamera.. *ggg*

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  4. Die 15 ist ein HDR oder? Ich hab meine Friedhofsfotos fast alle gelöscht, mit Offenblende und ISO bis zu 800 war die Ausbeute wenig erbaulich, vielleicht hätte ich an den anderen Tagen auch mitkommen sollen aber ich war nach dem Samstag dermaßen gefrustet. Ärgert mich jetzt wo ich deine Fotos sehe, bin schon gespannt auf den Rest.
    Gruß, N.

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    1. PS: Der Himmel auf dem ersten ist seeehr dramatisch :p. Die 5,6,13,15 und 19 hätte ich auch gerne gemacht, kommt mir aber alles nicht sehr bekannt vor. Außer dem Urnenhain kommt mir eigentlich gar nichts bekannt vor und der war nicht neblig als wir zusammen da waren.

      N.

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    2. Ja, die 15 ist ein HDR aus 3 Aufnahmen, das war ziemlich fieses Gegenlicht da. Vom ersten Tag als wir zusammen da rumgelaufen sind haben zwei Fotos überlebt, der Urnenhain war auch fast alles was ich nochmal fotografiert habe, weils grad genebelt hat und die Karre um die Ecke stand.
      Der Himmel auf dem ersten ist etwas dramatisiert, der Tatsache geschuldet dass ich hier nicht die Geräuschkulisse einbringen kann, die mich dazu bewogen hat auf dem Schmattfohn nachzusehen wie ich am schnellsten zum Auto komme. Hätte auch nicht eine Minute später sein dürfen.

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  5. Sehr schöner Ort und sehr gut eingefangen.

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    1. Ich danke recht herzlich für das Kompliment. Gibt noch mehr davon ;).

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