Sonntag, 9. Juni 2013

Ganz normal pauschal















Massentourismus, oh mein Gott! Zusammengepfercht in einem engen Flieger, nach drei Stunden ausgespuckt und zu neuen Herden zusammengetrieben, um in Bussen dem endgültigen Zielort zugeführt zu werden. Pauschalreisen in Touristenhochburgen, in denen zehnmal mehr Hotelkomplexe als Häuser stehen. Anlagen, in denen man sich nach drei Tagen noch verläuft und Hotels, in denen man sich dreimal täglich die Schlacht am Buffet geben muss, um danach hektisch einen freien Platz zu erwischen an dem man seinen Fang verspeisen kann. Pools, an denen schon am frühen Morgen die Liegen mit Handtüchern reserviert werden. Animateure, die einem penetrant lustige Spiele aufzwingen wollen, oder bei 34° im Schatten zu sportlichen Wettbewerben aufrufen. Strände, an denen tausende Menschen wie die Ölsardinen liegen und sich braten lassen. Keine Chance auf ein Entkommen, es sei denn man mietet sich ein Auto oder bucht einen der kostenpflichtigen Ausflüge, von denen mehr angeboten werden als der Urlaub Tage hat.

Vor dreißig Jahren hatte ich zwei Möglichkeiten des Familienurlaubs, entweder Pauschalreise für eine Woche, oder drei Wochen in den Süden, 2000 Kilometer fahren und das Zelt aufbauen. An Orten ohne Hotels, weitab vom Massentourismus, das gibt es sogar in Spanien. Unabhängig sein, das Landesinnere erforschen. Ich bin kein Strandbratling, ich muss weg, wenigstens jeden zweiten Tag, Sachen suchen, Dinge sehen, unter Menschen wandeln. Möglichst unter einheimischen Menschen, die anderen hab ich hier ja schon.

Und jetzt das. Deutlich größer als erwartet, ich brauche wirklich drei Tage bis ich mich nicht mehr verlaufe, unglaublich verschachtelt. Das Abendessen am ersten Tag finden wir erst, als wir Juniors Nase folgen. Nach zwei Tagen hab ich wohl jeden Pool gefunden, es müssen acht oder neun sein. Der Lieblingspool der Prinzessin ist ruhig gelegen und lädt zum Schwimmen ein, für Action gibt es einen mit Rutschen und den großen Pool daneben, vom DJ überwiegend furchtbar beschallt. Glücklicherweise nur bei Poolspielen mit den Animateuren, meist hört man nur das begeisterte Kreischen der Kinder. Das "All Inclusive" Paket ist eine feine Sache, zum Essen werden die Wunschgetränke serviert und in so ziemlich jeder Ecke, vielleicht mit Ausnahme des Kinderspielplatzes, gibt es Nachschub. Das Bier ist kalt und frisch gezapft, die Kinder beschäftigt und ich hab meinen Spaß mit dem Teleobjektiv, denn die Prinzessin lernt schwimmen und macht viel Faxen im Wasser. So ungefähr hab ich mir das vorgestellt, aber nur in meinen kühnsten Träumen.      

Massentourismus in der Türkei ist ganz wunderbar, damit hab ich nicht gerechnet. Platz genug überall, trotz recht vieler Gäste keine Hektik, fantastisches überwiegend türkisches Essen in unfassbaren Mengen und superfreundliches Personal, dass mich nach zwei Tagen mit "Hey Sankt Pauli" und High five begrüßt und weiß, dass ich zum Döner Bier trinke. Unter den zahlreichen getürkten Bayern und BVB Trikots aus dem Hotelshop bin ich mit dem Totenkopf voll der Exot. Der einzige Verein, der hier nicht in den Läden hängt. Bei der türkischen Kopierfreude könnte sich das ändern. 

Der Strand ist 250 Meter die Straße runter, alle paar Minuten fährt der Shuttleservice, aber wir gehen zu Fuß, das dauert auch mit Kind keine fünf Minuten. Allerfeinster Sandstrand, auch schattige Liegeplätze finden sich immer genug und die Türkische Riviera ist eine Badewanne mit 24° Wassertemperatur. Schöne Wellen für noch mehr Actionfotos mit der Lütten, einzig der feinsandige Strand will schnell überquert werden, bevor die Fußsohlen anfangen zu qualmen.
 Wer keine Lust hat das Mittagessen im Hotel einzunehmen kann sich hier bedienen, Döner, Burger, Hot Dogs, Grillfleisch, Pommes, Reis, dazu die große Salatbar, alles frisch zubereitet. Die Prinzessin erklärt, sie würde gerne hier wohnen bleiben, vielleicht nicht für immer, aber ein paar Monate wären schon genehm. Dass es in diesem Sommer hier unerträglich heiß werden soll schreckt sie dabei nicht im mindesten ab, sie ist ja eh meistens im Wasser und solange es Eis umsonst gibt ist alles gut.

Und was die Umgebung betrifft wird einem das Verschwinden unglaublich leicht gemacht, durch das unglaublich geniale türkische Verkehrsmittel, den Dolmus. Man wartet einfach an der Straße, bis einer dieser Kleinbusse vorbeikommt und hält den Daumen in die Luft. Für einen Euro ins nächste Kaff, oder für zwei in das übernächste, alle fünf Minuten mindestens begegnet einem so ein Ding.

Aber, ganz ehrlich, so häufig wollte ich da gar nicht weg, deshalb muss ich wohl irgendwann nochmal dahin. Die Prinzessin wirds freuen.

Mich freut gerade Underworld - Second Toughest In The Infants/Born Slippy EP/Beaucoup Fish

und natürlich bin ich doch abgehauen, davon gibt es später noch Fotos.











 





9 Kommentare:

  1. puh, 28 grad um diese uhrzeit noch? dann war es tagsüber wohl ziemlich grenzwertig. bist du wenigstens schön braun geworden? *g*

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Nö, nix grenzwertig, immer eine frische Brise vom Meer, wesentlich angenehmeres Klima als die 22° hier. Braun wird man übrigens nur, wenn man sich übermäßig der Sonne aussetzt, was ich tunlichst vermeide.

      Löschen
  2. hmpf, noch so einer der von der türkei schwärmt....allmählich fange ich an zu glauben das da doch was dran ist. als ich noch ein reiseleiter-knecht war, hatte ich mehr als genug gäste die genau so wie du ins schwärmen gekommen sind *^^*

    hier is auch schööön *schmolleinkleinesbischen-schnief*

    naja, einen trumpf hat die algarve, da kann keine badewanne europas mithalten, das tröstet! *gg*

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Welchen Trumpf meinst Du? Das arschkalte Wasser oder die spitzen Felsen? *fg*
      Naja, ein paar mehr Trümpfe fallen mir schon ein, daher werd ich euch ja nächstes Jahr auch noch mal überfallen ;)

      Löschen
  3. Sieht gut aus und liest sich gut. Den Hamam solltest du dringend aufsuchen (wenn du ihn denn vor Urlaubsende finden solltest) *ggg*

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hamam? Viel zu warm. Ich bevorzuge bei den Temperaturen eher das kühle Nass.

      Löschen
    2. Mein Freund, gerade bei Hitze taugt der Hamam: das nennt man Homöopathie. "Gleiches mit Gleichem" *ggg*

      Löschen
    3. Von Homöopathie hab ich noch nie viel gehalten, deswegen trinken die Jungs da unten weiterhin heißen Tee und ich kaltes Bier oder eiskalten Gin Tonic *g*

      Löschen
  4. Ich war auch mal pauschal, aber in Tunesien. War schön, lud aber trotzdem nicht zur Wiederholung ein. Allerdings war ich da noch so um die 18 Jahre jünger. Vielleicht wäre das ja was für die Zukunft? Die Kleinfamilie hätte sich nichts dagegen, wenn ich mit der Prinzessin eine Woche urlauben täte

    AntwortenLöschen