Donnerstag, 2. Mai 2013

Viel Mühe auf der Lühe















Glück muss der Mensch haben, vor einer Woche noch versprach die Wettervorhersage eine dichte Wolkendecke und massig Regen, doch je näher der Termin rückt desto besser wird es. Überwiegend blauer Himmel und Sonne, genau das richtige Wetter für einen Ausflug zur Kirschblüte. Ins Alte Land mit der Omka, die Lühe hochfahren und blühende Obstbäume fotografieren, von der Wasserseite aus sicher ein großartiger Anblick. Da die Prinzessin so gerne Boot fährt hab ich die Kinder eingeladen, doch Junior ist mal wieder krank. Seine Tochter hat in dieser Hinsicht glücklicherweise die Gene der Mutter erwischt und ist quietschfidel als ich sie abhole, mach ich die Tour halt mit den beiden Mädels. Herr H. und Mr.T haben sich auch angekündigt, das kann eine lustige Fahrt werden.

Herr H. hat seine Bahn verpasst und wird nach der obligatorischen Einführungsrunde durch den Harburger Binnenhafen eingeladen, bei strahlendem Sonnenschein geht es unter den beiden größten Hamburger Brücken hindurch auf die Elbe. Inzwischen entdeckt die Prinzessin den großen Teller mit Haribo und Hanuta in der Kajüte und legt auf ihren zahlreichen Runden immer wieder einen "heimlichen" Zwischenstopp ein. Kinder mit verschwörerischem Grinsen um den Schokoladenmund sind ein feines Motiv. Darunter leidet zwar etwas ihr Appetit bei der ausgezeichneten Bordsuppe, aber heute ist ja so etwas wie Sonntag, da darf man auch mal naschen.

Die Elbe runter an Blankenese und Wedel vorbei, links ab in die Lühe, irgendwo einen Liegeplatz suchen und dann zwischen blühenden Obstbäumen flanieren ist die Idee. Die Ausführung scheitert grandios, denn wir kommen auf der Lühe keine 100 Meter weit, dann sitzen wir fest im Schlick. Niedrigwasser hat irgend eine Bedeutung, die fällt dem Käptn dann auch wieder ein, wir sind eine gute Stunde zu spät. Und überhaupt, die Elbe baggern sie aus wie blöde, aber wer denkt denn bitte mal an die Lühe? Bei der letzten Tour ging das noch problemlos!


Mit Mühe und Not, und unter guten Tipps des hinzugestoßenen Brückenwärters (habt ihr gerade Autoreifen verbrannt oder was stinkt hier so?), kommen wir immerhin mit dem Bug weit genug an den Anleger heran, um den ganz Wagemutigen den Ausstieg zu ermöglichen. Mit Hilfe einer außen eingehängten Bordtreppe und der an der Spundwand eingelassen eisernen Leiter. Ganz oben immerhin ein Metallbügel. an dem man sich festhalten kann wenn man am Ende über die Kante muss.
Die Prinzessin ist als erste oben, auf den Schultern von Käptn Stefan, allein vom Anblick bekomme ich schweißnasse Hände und entscheide mich für Kaffee und Kuchen an Bord mit Mr.T und dem Rest der Gesellschaft, während die Kinder sich an Land die Beine vertreten und Herr H. in der Gegend herumturnt um Rost zu fotografieren, was ja eigentlich eine Spezialität des Pappenheimers ist. Wir warten aufs Christkind auf die Flut, in einer Stunde etwa müssten wir wieder flott sein.   

Die Rechnung kommt auch ungefähr hin, wir verbrennen noch ein paar Autoreifen und weiter gehts, wenigstens noch kurz um die nächsten Biegungen des kleinen Flusses, ein paar Blüten gucken vielleicht und dann wieder zurück. Leider hat es sich noch nicht bis ins Alte Land herumgesprochen, dass wir auch hier inzwischen Frühling haben. Kirschbäume gibt es genug, aber blühen tut nix. Dabei soll am Samstag eine Obstblütenkönigin oder etwas in der Art gewählt werden, das könnte eng werden.

Die Strecke ist allerdings auch ohne Blüte äußerst idyllisch, an den Ufern trinken Menschen Kaffee oder schrauben an ihren Booten herum, die Sonne knallt und alle lümmeln gemütlich auf dem Vorderdeck, da sorgen wir plötzlich wieder für Aufsehen. Der Käptn lenkt den Kutter unvermutet frontal gegen die Uferböschung und wir sitzen wieder fest im Schlick. Den Trick kenn ich noch nicht, auf Nachfrage erfahre ich das Geheimnis. Man setzt den Kahn mit Schwung gegen das Ufer und lässt das Heck dann von der Strömung drehen. Quasi die 180° Handbremswende für Schiffe, saucool wenns funktioniert, aber auch nur dann. Blöderweise denkt die Strömung nämlich nicht daran irgend etwas zu drehen, so dass die Omka eine ausgezeichnete Sperre abgibt, über die gesamte Breite des Flusses.
Sportbootfahrer sind übrigens sehr humorvolle und geduldige Menschen, vielleicht hatten wir aber auch nur Glück, dass der Verkehr auf kleinen Flüssen nicht so extrem hoch ist.

Manchmal glaube ich ja, der Käptn macht das nur damit die Omka endlich in die Presse kommt. In Zeiten, in denen sogar Hafenfähren auf Grund laufen, und das auf der Elbe, kein leichtes Unterfangen.
Einen erfahrenen Skipper kann jedoch nichts so wirklich umhauen, auch keine misslungenen Handbremswenden, natürlich schaukeln wir uns irgendwann frei und der Rückweg verläuft ohne größere Probleme, dafür mit orientalischer Bratwurst im Brötchen vom neuen Grill, der einen weitaus tauglicheren Eindruck macht als der alte. Hier wird noch in die Gästeversorgung investiert, sehr löblich.

Mit Rücksicht auf die Prinzessin und die Anfangszeiten des Kindergartens sparen wir die lange Rückfahrt nach Harburg und lassen uns am Anleger Teufelsbrück absetzen, der bei diesem Wetter mehr einem Biergarten ähnelt und zwischen den voll besetzen Tischen kaum Platz zum aussteigen lässt. Grandiose Tour mal wieder, dieses Schiff (und seinen Skipper) kann man nur wärmstens empfehlen. Langweilig wird es nie, er gibt sich immer viel Mühe. Auch auf der Lühe.

Hätten wir nicht am 12. das schwere Heimspiel gegen Braunschweig würde ich auch die Hafengeburtstagstour am 11.Mai mitnehmen, die einzige Möglichkeit etwas von Hafengeburtstag und Feuerwerk zu sehen ohne von Menschenmassen erdrückt zu werden.

Danke an Käptn Stefan, Crew & Gäste, war wie immer großartig, auch die Kleine war begeistert.

Auch begeisternd, die neue CD von Richard Thompson - Electric

Klicken macht Foto groß, heute wieder mit der bewährten Bildunterschrift.






















12 Kommentare:

  1. Sone schöne Tour würde ich auch gerne mal machen; viel Wasser, lecker essen, gugge und fotografieren. Deine Fotos illustrieren den Ausflug so schön.

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    1. Seltene Besucher und seltene Touren zu koordinieren ist leider immer recht schwierig. Aber Du würdest gut passen auf das Schiffchen.

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  2. Wär ich auch sehr gerne dabeigewesen, wahrlich.
    Und ich werde wieder einmal daran erinnert, daß ich ja immer noch jede Menge OMKA-Bilder von Ostern auf Halde liegen habe. Mein schlechtes Gewissen rät mir grad, die unbedingt mal nachzureichen ;-)

    Und, warum habt ihr eigentlich soviele Autoreifen verbrannt ? Macht man das nicht normalerweise auf Demos und/oder Straßenkämpfen ? Auf den Bildern sieht alles so friedlich aus. *fg*

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    1. Bilder? Unbedingt! Der Käptn freut sich über Links (auch wenn er dann danach googelt, aber er findet es).
      Auf der Rücktour nach Harburg haben sie übrigens noch zwei Boote in Schlepp genommen, einen Havaristen und seinen überforderten Retter. Da fungiert die alte Omka tatsächlich wieder als Schlepper und ich bin nicht dabei...

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  3. für die nächste schönwettertour melden wir uns gleich mal an *g*. tolle fotos, schade das dein lieblingsmotiv wieder nicht dabei ist :p

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    1. Schönwettertouren kann man in der Türkei buchen, oder in Portugal, Italien...
      Du solltest über einen Umzug nachdenken, oder endlich lernen das Wetter so zu akzeptieren wie es ist.

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  4. Schöner Ausflug, gut dass das Wetter auch mirgespielt hat. Wäre auch etwas für meinen Lütten gewesen, Bootstour mit Naschteller, Kinderherz was willst Du mehr :)
    Das mit den Autoreifen habe ich aber auch nicht so ganz verstanden.....

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    1. Der Diesel wurde etwas heiß, bei Ebbe mangelt es an Kühlwasser und dann qualmt es schon mal kräftig. Das hat uns dann den Autoreifenspruch vom Brückenwärter eingehandelt.

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  5. fein fein, würde ich sofort mitmachen:)

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    1. Tjaaa, Dich würd ich auch sofort mitnehmen. Aber siehe Antwort 1 weiter oben, seltene Gäste... jaaa, ich weiß, die Zwillinge und so... ;)

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  6. oh oh. Das sieht alles wunderbar aus. Ich will das auch. Ich auch!

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    1. Bei der nächsten Tour sag ich rechtzeitig Bescheid :).

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