Sonntag, 6. März 2022

Braun-weißer Maskenball

 










Die letzten Aufnahmen auf meiner Kompaktknipse stammen vom 1.3.2020, das 3:1 gegen Osnabrück war mein letztes Spiel im Stadion, vor über zwei Jahren. Erst durfte man nicht, dann durften einige wenige, dann durfte man wieder aber traute sich nicht, dann durfte man wieder nicht, eine elende Dauerschleife. Und das zu Zeiten, in denen eine fantastische Mannschaft am Millerntor fantastischen Fußball zelebrierte, also meistens jedenfalls. Hat man ja viele Jahre lang drauf gehofft und muss sich das dann auf einem zehn Zoll Tablet ansehen, statt sich im Stadion die Lunge aus dem Hals zu brüllen nervt man die Nachbarn. Das ist doch kein Zustand.

Gestern durfte man wieder, mit Booster und Maske hab ich mich endlich getraut. Der öffentliche Nahverkehr ist in Pandemiezeiten zwar immer noch mit reichlich Unwohlsein verbunden, aber immerhin sind uns keine quarkdenkenden Nasenpimmel begegnet und wenn es nicht gerade brechend voll ist kann man Abstand halten.

Erkenntnis vor dem Stadion: Früh da sein ist einfach geil! Keine Schlangen vor dem Einlass, keine Wartezeiten trotz Kontrolle von Impfstatus und Ausweis, kein Gedränge vor den Bier- und Futterkrippen und das alles nur, weil man eine halbe Stunde früher losgefahren ist als sonst. Hoffentlich erinnere ich mich vor den nächsten Heimspielen wieder daran.

Erkenntnisse im Stadion: Die Treppen schaffe ich auch mit Maske problemlos, was entweder am helfenden Adrenalin liegt, oder an den Treppen im Michel, die mich letzte Woche fast kollabieren ließen. Apropos Masken: Jeder trägt eine FFP, jeder versucht Abstand zu halten und in den meisten Fällen gehen die Masken auch nach dem Schluck Astra sofort wieder hoch. Funktionert alles wunderbar hier. Apropos Astra: Wenn man das Zeug zwei Jahre nicht getrunken hat schmeckt es tatsächlich nach Bier. Ungelogen.

Erkenntnisse auf dem Rasen: Die ersten 45 Minuten sind die perfekte Wiedereingliederungsmaßnahme nach zwei Jahren ohne Stadionerlebnis. Tore im Abstand von zehn Minuten: perfekt. Kaum ist der Adrenalinspiegel auf ein halbwegs normales Maß gesunken: zack, schon springt man wieder auf. Manchmal darf man auch zweimal springen und manchmal umsonst, weshalb ich den VAR immer noch abschaffen würde, am Ergebnis hätte das ohnehin nicht viel geändert. Für ein viertes Tor wäre ich natürlich trotzdem zweimal gesprungen.

Leider kriegen wir es momentan nicht hin, berauschenden Fußball über die volle Distanz zu spielen, weshalb die zweite Hälfte nur durch die 3:0 Führung halbwegs erträglich war und ich mich eigentlich nur noch an diese unfassbar weiten Einwürfe eines Karlsruher Spielers erinnere, die gefährlicher waren als die wenigen Karlsruher Ecken.

Erkenntnisse auf den Rängen: Es ist gerade keine gute Zeit für Konfettiregen, wenn es woanders Bomben regnet. Nicht nur mir kam die Stimmung ein wenig bedrückt vor und das liegt sicher nicht daran, dass man in der Lautstärke durch die Maske behindert wird.

 

Was sonst noch gut war:

Dass die Werbepartner zugunsten eines umlaufenden Peace for Ukraine Banners verzichtet haben, die schwarzen NO WAR Shirts beim Team und Antikriegslieder in der Halbzeitpause. 

Kofi, weil er ein unglaublicher Spieler ist und es Spaß macht ihn (noch) in unseren Farben zu sehen.

Schallalala Simon Makienok, Siiiimon Makienohok, weil er vorne und hinten gekämpft hat wie ein Wahnsinniger und überhaupt ein super Typ ist.

Apropos Supertypen: Schulle & die Boys, große Liebe. Live noch so viel besser. I'll be back.


Fotos dazu: FC St.Pauli - Karlsruher SC, Endstand 3:1 / Canon SX280

Musik dazu: Dr. John - Creole Moon / Going Back To New Orleans


















3 Kommentare:

  1. Arrghhh , du wurdest gestern vermisst;)

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    1. Ich war gestern noch in Dänemark und hätte es zeitlich nur mit dem Auto geschafft, dank der vielen U-Bahn Baustellen, was natürlich wegen des fucking Doms nicht ging. Nächstes Heimspiel wieder ;)

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    2. Da bin ich nicht da 🥲 hab wieder Hausverbot

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