Dienstag, 11. September 2018

Inselhopping mit Traumschiff


















Meine letzte Abenteuerfahrt mit der OMKA ist schon derbe lange her, da musste ich die letzte Gelegenheit in diesem Jahr natürlich wahrnehmen, zumal das Ziel ziemlich reizvoll schien: Lühesand! Eine Insel im Strom, mit Campingplatz, Gasthaus, nicht betretbarem Naturschutzgebiet und den gigantisch hohen Strommasten der Elbekreuzung 2. Einen feinkörnigen Sandstrand sucht man natürlich ebenfalls vergeblich, aber der ist im September eh nicht mehr so wichtig.

Reizvoll war das für mich auch eher aus nostalgischen Gründen, vor 40 Jahren war Camping auf Lühesand über die Osterfeiertage schwer angesagt. Das hieß: Vom Fährmann übersetzen lassen, etliche Paletten Bier schleppen, Zelt aufbauen und sich drei Tage lang die Kante geben. Auf der anderen Uferseite haben die Anwohner derweil die Luft aus unseren Reifen gelassen, erbost ob der vielen Hamburger Hippiefalschparker vor ihren sonst so einsamen Eigenheimen. Abenteuer pur, diese Insel.

Ein ähnliches Abenteuer versprach die Tour mit meinem Lieblingsschlepper, zwar kann man da keine Luft aus den Reifen lassen, aber Grundberührung ist beim Käpt'n eigentlich immer drin, ganz bestimmt auf diesem flachen Seitenarm der Elbe. Direkt anlegen ist dort ohnehin nicht möglich, außer der mehrmals im Frühjahr und Herbst verkehrenden Wohnwagenfähre schafft es nur noch des Fährmanns Tuckerböötchen bis zur Insel. Netterweise holt er uns damit auch von der OMKA ab, die wir solange dem Anker anvertrauen müssen.

Auf Lühesand erwartet uns schon der vom Kapitän angekündigte und organisierte Höhepunkt des Tages. Ein äußerst sympathischer Inselführer in historischer Altländer Tracht, der ganz viel über das Alte Land erzählen könnte und das glücklicherweise auch manchmal tut, weil es 1. gar nicht sicher ist, dass Lühesand überhaupt zum Alten Land gehört und 2. nunja, Campingplatz, Naturschutzgebiet, Strommast, er war vorher auch noch nie da. Wäre er mal Ostern gekommen, dann gäb's sicher haufenweise Anekdoten.

Um nicht völlig ahnungslos dazustehen hat er sich ein paar Notizen gemacht, über die 1200 Meter Kabel der Elbkreuzung 2, die zusammen fantastillionen Tonnen wiegen und die Masten, die bei jedem Anstrich ähnlich viele Tonnen an Farbe benötigen. Das ist ebenso beeindruckend wie schnell vergessen, seine Ausführungen über das Alte Land dafür wesentlich interessanter. Man sollte den Mann im Auge behalten, mit der OMKA könnte man schließlich (bei entsprechendem Wasserstand) auch ins Alte Land fahren.

Europas höchste Hochspannungsmasten stehen dort jedenfalls seit 1978 und haben die Insel nicht berühmter werden lassen, was vielleicht auch etwas am fehlenden Sandstrand liegt. Der mit Schlacke übergossene äußerst grobe Steinhaufen lädt nicht gerade zum Badevergnügen ein, kann dafür aber immerhin den einen oder anderen zu schnell fahrenden Containerfrachter vertragen, deren Bugwellen sonst wohl über die Maßen an der Insel knabbern würden.

Das fehlende karibische Flair ist ein Segen für Lühesand, sonst wäre die kleine Insel wohl völlig überlaufen. Wer hier seinen Urlaub oder die Wochenenden verbringt will seine Ruhe haben, braucht kein Auto und keinen übermäßigen Luxus, muss ganz sicher auch mal improvisieren wenn beim Einkauf etwas vergessen wurde oder fragt beim Nachbarn. Die wenigen Camper, die hier am Ende der Saison noch unterwegs sind, wirken jedenfalls wie aus der Zeit gefallen. Das Leben wird wahrscheinlich unglaublich entschleunigt, wenn man sowieso nicht weg kann. Dafür kann man ganz prima Schiffe gucken, den lieben langen Tag..  

Auf dem Rückweg zeigt die Besatzung der OMKA, dass sie sich zumindest kulinarisch durchaus mit den uns entgegenkommenden Kreuzfahrtriesen messen kann. Burger und Rinderfilets vom Grill, diverse selbstgemachte Salatvariationen und von der reizenden Kapitänstochter eigenhändig sortierte und ausgewählte Haribos. Kriegt auch nicht jeder.

Den riesigen Außenpool mit dem 3 Meter Sprungturm hat allerdings lange niemand mehr benutzt. Man wird halt älter.

Ein großes Dankeschön an Kapitän Stefan Arndt und Familie für den schönen Tag.Und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel :D

Fotos dazu: Omka vor Lühesand / Kapitän / Binnenhafen Harburg / Feinstaubverteiler Moorburg / Kattwykbrücke / Köhlbrandbrücke / Neumühlen / Blankenese / Süllberg / Wittenberger Strand / Leuchtturm Rissen, Unterfeuer / KMAX / Schulauer Fährhaus, Willkomm-Höft / Neßsand / Fährboot Lühesand / Anleger / Lühesand / Inselführer / Stromgigant & Strand / Containerfrachter / Menschenfrachter / Burgertomaten / Hafenkitsch - Nikon D7200/18-200mm
Musik dazu: Kettcar - Ich vs. Wir


































13 Kommentare:

  1. Hätt's ja mal auf den schönen Strommast hochklettern können.
    Spektakuläres Panoramabild machen. *fg*

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hätte ich sofort gemacht, es hatte aber keiner den Schlüssel für den Fahrstuhl.

      Löschen
  2. Vielen Dank für den tollen Bericht und die schönen Fotos. Sven

    AntwortenLöschen
  3. So ganz mitfreuen kann ich mich nicht wirklich.
    Der "Blogautor" hat mir nicht vorher B'scheid gegeben.
    Asche möge auf sein Haupt rieseln! Das näxte Mal bin ich dabei.

    Sir, yes Sir ! ;-))

    .

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Du hättest hier nur auf der Couch pennen können und Staub wäre dabei auf Dein Haupt gerieselt.

      Löschen
  4. genau! ich wollte auch immer mal mitfahren, aber man erfährt so etwas ja immer erst hinterher :p
    und wo bleiben die oster-anekdoten?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Anekdoten? Zu lange her und zu privat. Nächstes Mal denk ich an euch.

      Löschen
  5. Antworten
    1. Ha! S'Fröschl. Es lebt.
      Servus olln Sagg! Hoffe, es geht Dir gut.

      Bytheway, den Spruch kenn ich irgendwoher... *fg*

      Löschen
    2. Fröschl ist bei Twitter und besucht inzwischen mehr St.Pauli Spiele als Du *g*

      Löschen
  6. Ein toller Bericht, Gerald. Da bekommt man Lust, mitzufahren. Weiterhin viel Spass. Monika

    AntwortenLöschen
  7. Nice Fotos, der Strand von Neßsand sieht auch ziemlich tauglich aus, aber dafür bräuchte man wohl ein Kanu.

    Gruß, N.

    AntwortenLöschen