Donnerstag, 24. Mai 2018

Weltmusik im Sauerland

















The same procedure as every year, Pfingsten ist Regenwald angesagt und es fällt von Jahr zu Jahr schwerer sich zu motivieren, zumindest für das Immecke Festival. Für den Pappenheimer ist das überhaupt kein Problem, der hibbelt schon seit Tagen dem Ereignis entgegen, weil:

Weltmusik Digga! Eine arabischtürkischfranzösischtunesische Band aus Marseille und die machen suuuuper Weltmusik. Dafür wäre ich normalerweise sofort zu haben, doch die Videos bei Youtube hauen mich nicht wirklich vom Sockel - und dann sind die auch noch Headliner und spielen erst ab Mitternacht. Das heißt, ich muss durch das ganze Programm der talentierten Newcomerkapellen und kann nicht zum Aufbruch drängen wenn die Allstars durch sind und der Pappenheimer seinen jährlichen Iggy gesungen hat. Das wird ein langer Abend.

Immerhin spielt das Wetter diesmal mit und man kann öfter auf der Hippiewiese einen durchziehen. Wenn das Bier zur Neige geht holt man sich unten ein neues, lauscht kurz dem Krach auf der Bühne oder sabbelt mit irgendwelchen Leuten, weil man nach zehn Jahren Immecke schon den einen oder anderen gesehen hat.

Das ist so lange chillig, bis die Dunkelheit einen Besuch auf der Wiese lebensgefährlich macht, danach bleiben nur noch zehn Bänke für die Currywurst-Esser, wenn man mal kurz sitzen will. Meistens ist auch das kein Problem, weil die Plettenberger Jugend überwiegend vor der Bühne rumtobt, jedenfalls wenn es Ska, Punk oder Skapunk gibt.

Zu meiner großen Überraschung hält sich das heute in Grenzen, die erste Band die meine Aufmerksamkeit erregt sind die Galactic Superlords aus Kölle mit ihrer haarschüttelnden Frontfrau, die einen astreinen Doppelleadgitarrenretrorock spielen, der mich in jüngeren Jahren bestimmt begeistert hätte. Aber diese Texte, mal ehrlich. The eagle flies over the mountain? Wenn darauf nicht  the beagle lies dead in the fountain kommt wird das schnell langweilig.

Die Allstars habe ich schon zu oft gesehen und zu oft fotografiert, das Thema ist langsam durch. Ähnlich wie der alte Benz, der inzwischen von einer alten Kawa als begehrtes Fotomotiv abgelöst wurde. Nach der Zugabe verziehen wir uns ein letztes Mal auf die Wiese und verpassen die nächste Band fast komplett, weil der Pappenheimer vom ans Ohr dringenden Soundbrei nicht so angetan ist. Was ein Fehler war, wie wir vor Ort bei den letzten drei Stücken merken, denn Nerd School (aus Berlin!) gehen tierisch gut ab und da der Drummer bei diesen Zweimannbands meist an exponierter Position sitzt, kann ich auch endlich mal einen Schlagzeuger fotografieren, einen ziemlich guten sogar.

Wenn galaktische Superlords schon auf dem Immecke spielen passt ein nackter Superheld prima dazu, hat sich bestimmt der Booker gedacht. Naked Superhero aus München spielen Auf-die-Fresse-Ska-Punk'n-Roll sagt der Bayrische Rundfunk und die Bayern haben da scheinbar ganz andere Vorstellungen von Auf-die-Fresse als ich. Aber netter Reggae soweit, die agile Jugend hüpft und springt, die weniger agile sitzt mit dem Rücken zum Geschehen auf dem Rand der Bühne. An bühnennahes Fotografieren ist nicht zu denken, aber es ist die Gelegenheit sich eine Currywurst mit Pommes zu holen.

Dann ist es endlich soweit und der sehnlichst erwartete Headliner spielt. Da Goum Project aus Marseille, mit Gitarre, Schlagzeug und Getrommel, Bass, Cello, Saxophon, sehr viel Können und sehr viel Spielfreude. Bis zum Schluss, das muss man ihnen lassen. Muss schon hart sein, wenn sich in nicht mal einer halben Stunde das Publikum verabschiedet. Die beiden Reggaestücke am Anfang gingen noch gut in die Ohren, aber für arabische Klagelieder sind sie in Plettenberg noch nicht bereit.  

Vielleicht 120 Unverzagte sind am Ende noch vor der Bühne und beklatschen die beiden Zugaben, die man schon vom Anfang des Konzertes kannte. Wie man eine Band auf Reisen schicken kann, die gerade einmal acht Songs im Repertoire hat, erschließt sich mir nicht.

The Police hatten damals zwar auch nicht mehr, aber die haben als Zugabe einfach das ganze Album noch einmal gespielt und wurden später Weltstars. Was bei Weltmusik allerdings eher seltener vorkommt.


Fotos dazu: Galactic Superlords, Hippiewiese, Nerd School, Naked Superhero, Da Goum Project / Nikon D7200
Musik dazu: 17 Hippies - Ifni / Sirba / El Dorado

























6 Kommentare:

  1. "arabischtürkischfranzösischtunesische" pffffffffft!
    Die sind aus Frankreich, der Schweiz und aus Tunesien, Pappnase.

    Btw... Danke, dass Du da warst!
    Es waren sehr nette viereinhalb Tage mit Dir.

    Herzlichste Grüße aus dem sonnigen Regenwald
    vom Pappenheimer.

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    1. Tunesier singen arabisch, jedenfalls die, die ich kenne. Und irgendwas von einem Türken hattest Du auch erzählt, aber egal, war trotzdem schön, so ganz ohne Regen im Regenwald. Ich komme ja sicher* wieder, siehe nächster Post :D

      *falls kein Heimspiel ist an Pfingsten :P

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  2. kann ich verstehen, weltmusik ist auch nicht so meins. skapunk allerdings auch nicht, ich wäre da wohl fehl am platz *g*

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    1. Man geht da nicht unbedingt hin wegen der Musik, darf sich manchmal allerdings doch überraschen lassen ;)

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  3. Sehr geile Fotos, vor allem das vom Schlagzeuger gefällt mir und die von der Haare schüttelnden Dame vom Tag vorher. Wie hoch musstest du mit der ISO gehen?

    Gruß, N.

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    1. Thx. Die haarige Dame und ihre Kollegen waren noch ISO 1000, der Rest 3200.

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