Montag, 29. Januar 2018

Wenn doch nur der Fußball nicht wäre


















Das, liebe Fans des magischen FC (und der Darmstädter Lilien nicht zu vergessen), war überragend. Die Choreo zum Holocaustgedenktag erzeugte, ganz sicher nicht nur bei mir, ein Gefühlsspektrum von der Gänsehaut über den Kloß im Hals bis hin zu Tränen in den Augen. Nach der Ansprache von Esther Bejarano eine Schweigeminute, als hätten 30.000 Menschen kollektiv den Atem angehalten und damit selbst den Wind zum Schweigen gebracht, das kann einem angesichts dieses Themas schon mal die Brust einschnüren. Dazu die zahlreichen Doppelhalter mit den Namen der im Holocaust ermordeten Menschen aus dem Viertel, oder die große Blockfahne auf der Gegengerade, die ich zwar oben festhalten durfte, von der ich aber erst später erfuhr was darauf stand. Ich war mir nur ganz sicher, es wird das richtige sein: Kein Vergeben, kein Vergessen. Ich möchte noch hinzufügen: nicht an diesem und an keinem anderen Tag!


Ziemlich große Klasse war auch die abendliche Veranstaltung in der Dingenscard Arena, neben dem blauen Vorstadtschuppen. Gruselige Gegend, aber für die Prinzessin tu ich halt alles, sogar Pferdedressurmärchen in Arenen gucken. Apassionata. War auch ziemlich beeindruckend, die eleganten und kraftvollen Bewegungen, die präzisen Laufwege, die schnellen Drehungen, die tollen Tricks - und alles ohne Reiter und Peitsche. Da erinnert man sich sofort an das zurückliegende Spiel und denkt sich, was man 20 Pferden beibringen kann, das muss doch auch mit 11 Fußballern funktionieren, verdammt.


Aber nee, natürlich nicht bei uns. Ich bin aber auch ein Idiot, nach dem letzten Heimsieg und dem Auswärtserfolg in Dresden hatte sich doch tatsächlich so eine gespannte Erwartungshaltung aufgebaut, diese insgeheime voll gemeine Heimsiegvorfreude. Tja, das hier ist immer noch Sankt Pauli Digga. Schon der Darmstädter Tabellenplatz hätte einen vorwarnen können, Stichwort Aufbauhelfer (obwohl ich nicht weiß ob das statistisch irgendwie belegbar ist, oder nur so ein Spruch aus der "wir sind immer traurig, denn wir gewinnen nie" Kategorie).

Fest steht jedenfalls, dass die "Aaaahs" und "Oooohs" nach unserer ersten Chance kaum verebbt sind, da zieht ein Darmstädter aus der Entfernung einfach mal ab und niemand ist im Weg. Oooh! Nicht einmal Robin. Aaaaah! 0:1. Man traut sich ja heute kaum böse Flüche abzusondern, aber Gelegenheiten genug gäbe es. Zeitweilig glaubt man auf einen Flippertisch zu gucken, so "präzise" ist das Passspiel. Kaum zu glauben eigentlich, dass wir uns noch ein paar Chancen zusammenwürgen, aber wenn Lasse krank ist und Waldi mal keinen Sahnetag erwischt wie in Dresden sind da halt nur unsere Chancentöter, landläufig "Sturm" genannt.

Den seit tausendvierhundertschießmichtot Minuten nicht mehr Tore schießenden Sturmpartner des Ex-Bundesligisten hätte ich zur Pause auch gerne gegen Diamantakos oder Schneider ausgewechselt, aber zu meiner Überraschung darf der bis zum Spielende lamentieren. Ich könnte auch noch  zugeben, dass mir bei den ersten Aktionen des Herrn Schoppenhauer der Gedanke kam, zu wissen warum der bisher noch nie gespielt hat. Doch Schoppi hat sich irgendwann gefangen, da waren andere weit schlechter - und so richtig gut leider keiner. Außer Robin vielleicht, aber das weiß man ja nicht, weil der eigentlich nicht viel zu tun hatte. Wenn der Gegner nur einmal auf das Tor schießt und trifft, verkackt man halt trotzdem.

Hätte ein toller Tag werden können, wenn der Fußball nicht wäre. 

 

Fotos dazu: Gegengerade Millerntor / Zeckenburgerfrühstück / FC St.Pauli - SV Darmstadt 98 0:1
Bier dazu: Crew Republic Hop Junkie, Session IPA, 3.4% 
Musik dazu: Frank Zappa - Halloween 77: Live at the Palladium, NYC
 













4 Kommentare:

  1. Danke für deine immer wieder gern gelesenen Spielberichte. Kurzer Hinweis: Die Dame, deren großartige Ansprache auf der Videowand gezeigt wurde, heißt Esther Bejarano (nicht Bejerano).

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    1. Vorher nachsehen und dann doch falsch schreiben kann ich.
      Danke ;)

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  2. ich komme wahrscheinlich kaum in den genuss eines stadionbesuches, aber ein burger ohne burgertest? geht ja gar nicht!

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    1. Ich habe mal einen hinzugefügt, obwohl Du kaum in den Genuss kommen wirst. Was kein großer Verlust ist.

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