Seit Wochen hab ich mich auf das Konzert von Gurf Morlix im
Norderstedter Musicstar gefreut, und heute türmten sich auf einmal kaum zu bewältigende Probleme auf, denn ich hatte auch noch einen Abholtermin am Flughafen. Geplante Landung 18:30, also Gepäck nicht vor 19 Uhr, Heimfahrt ca. 45 Minuten, Rückfahrt nach Norderstedt ebenfalls in der Größenordnung, macht in der Summe mindestens 30 Minuten Verspätung, die ich mit rüder Fahrweise vielleicht um 15 Minuten verkürzen könnte, aber nicht mit Muddern im Auto.
Und die Konzerte im Musicstar fangen sehr pünktlich an, dann machen sie die Türen zu und man kann im Café warten bis sie zur Pause wieder aufgehen.
In vielen anderen Fällen hätte ich die Segel gestrichen, wäre nach Hause gefahren, oder hätte die Einladung zum Skinny Bitch Konzert im
Haus 73 angenommen, auch ohne Herrn H, das sollte ohnehin erst um 22 Uhr anfangen.
Aber, Gurf Morlix! Selbst wenn es mir nur gelingen sollte die zweite Hälfte des Konzertes zu erleben, den Mann musste ich sehen. Sänger, Songwriter, Multiinstrumentalist, Ausnahmegitarrist und Produzent etlicher meiner Lieblingskünstler, unter anderem Lucinda Williams und Ray Wylie Hubbard, dazu ein enger Freund des tragisch ums Leben gekommenen Blaze Foley, der wiederum ein enger Freund des legendären Townes Van Zandt war, womit wir auf einen Schlag gleich die Hälfte meiner ewigen Top 10 Songwriterhitliste zusammen hätten.
Um eben jenen Blaze Foley geht es auf dem letzten Album von Morlix,
Blaze Foley's 113th Wet Dream, auf dem er 15 Songs seines alten Freundes eingespielt hat. Der 1989 bei einem Nachbarschaftsstreit erschossen wurde, als er versuchte einen Freund zu beschützen, und über den es so viele tragische, lustige und interessante Dinge zu erzählen gibt, dass sogar Gurf Morlix scheitern würde, beim Versuch diese zwischen den Songs zu erzählen.
Das war letztlich mein Glück, denn vor dem Konzert gab es einen Film zu sehen, Duct Tape Messiah, die Dokumentation über das kurze Leben von Blaze Foley, in Anwesenheit des Regisseurs Kevin Triplett. Den Film konnte ich leider nur zur Hälfte genießen, was aber nicht weiter tragisch war, den hab ich jetzt auf DVD. Dazu noch die CD von Gurf Morlix, die ich zwar schon in der Downloadversion besaß, aber auf Downloads kann man keine Widmungen schreiben. Und - Cold, Cold Heart von Blaze Foley, der leider keine Widmungen mehr schreiben kann. Eine der seltenen Originalaufnahmen von Foley, und natürlich gibt es auch zu dieser Platte eine derart unglaubliche Geschichte, wie zu fast jedem Song, dass man es kaum glauben mag, solche Dinge passieren anderen Menschen nicht in 100 Jahren.
Weil die meisten Menschen keine langhaarigen, langbärtigen, zotteligen Cowboyhippies sind, mit Gitarrenkoffer in der Hand, die das Handbuch für Songwriter gelesen haben, wie Mr. Morlix erklärte.
Friend dies? Write a Song about it. Bei Blaze Foley hat er dafür 17 Jahre gebraucht, bis er zufrieden war.
Zu hören ist er auf
Gurf Morlix - Last Exit To Happyland.
Blaze Foley - Duct Tape Messiah. Großartig und herzzerreißend. Solche Geschichten schreibt das Leben, da kommt Hollywood nicht mit.
ahja, muddern mal wieder. hattest du nicht vor kurzem ein ähnliches problem?
AntwortenLöschenDas war der Hinflug, ja. Aber für meine mangelhafte Zeitplanung kann sie ja nichts, ich sag immer zu oft einfach ja, statt vielleicht.
AntwortenLöschen