Mittwoch, 30. November 2011

Arme Socke














Inzwischen ist es schon fast Routine geworden, leider nur für mich und den Tierarzt. Kaum betrete ich das Wartezimmer, ist der Dicke am knurren, fauchen und jammern, was außer mir immer noch alle zu beeindrucken scheint. Ein Griff in die Kiste, Kater rausholen, Spritze verpassen und ab in den OP, Verband wechseln, alle zwei Tage. In der Zwischenzeit geh ich rüber ins Einkaufszentrum, das Frühstück beim Heideschlachter ist deutlich besser als eine Stulle in der Firma.
Knappe zwei Stunden später kann ich ihn mit frischem Verband wieder abholen. Damit das Monster niemanden anfallen kann wenn es wieder aufwacht, hatten die Mädels neulich die grandiose Idee, ihn lieber gleich in der Transportkiste zu sich kommen zu lassen, was ich angesichts der doch etwas beengten Verhältnisse in dem Ding nicht ganz so gut fand. Wenn man Angst vor Tieren hat, dann sollte man sich keinen Job beim Tierarzt suchen.
Heute also wieder das übliche Schauspiel, die Arzthelferin verschwindet wohlgemut mit der Transportbox, um keine fünf Minuten später mit der ebenso leeren Box wieder aufzutauchen und mit großen erschrockenen Augen zu fragen: "Könnten Sie vielleicht...".
Ich bin jetzt in den letzten Wochen so oft dagewesen, langsam müssten die wissen, dass ihn außer mir keiner anfassen will wenn er Rabatz macht. Dabei bin ich eigentlich ziemlich sicher, dass er auch niemand anderen anfallen würde, das ist alles nur Show.
Ich frag mich, was die zu seinem Vorgänger gesagt hätten, vor dem hätten sie wirklich Angst haben müssen. Aber diese noch halbwegs betäubte arme Socke ist derart gehandicapt, den würde ich auch greifen wenn es nicht meine Schmusebacke wär. 

Freitag soll der Verband ab, damit die Wunde an der Luft besser heilen kann. Hoffentlich tut sie das dann auch, ich kann den einfach nicht mehr leiden sehen.

Heilende Musik mit exzellenten Gitarren : Tab Benoit & Jimmy Thackery - Whiskey Store Live

Sonntag, 27. November 2011

Das Christstollenorakel














Vorspiel
Wenn der Wecker um 10 Uhr lärmt, kann ich mich noch zwei bis drei mal umdrehen, danach ist eine ganze Stunde Zeit für ein ausgiebiges Frühstück. Einfache Rechnung. Da ich mich nur einmal umgedreht habe, zieh ich erst einen Kaffee aus dem Automaten, steck mir ne Kippe an und fahr den Rechner hoch. Nur die Ruhe, keine Hektik am Sonntagmorgen. Noch n Kaffee.
Als ich mich aufmache für das Frühstück zu sorgen stell ich fest, Aufschnitt ist jede Menge da, es fehlt das Brot. Ganz vergessen, die Tüte mit dem Toast war ja leer. Die Packung Knäckebrot ebenfalls, zwei angebröselte Scheiben lohnen den Aufwand nicht, die mit Butter zu kitten.
Auf der Suche nach frühstückstauglichem Material fällt mir eine Packung Münchner Weisswürste in die Hand, nicht grad das Gelbe vom Ei. In der Speisekammer werd ich fündig, die noch eingeschweißte Blechdose mit Original Dresdner Christstollen sticht mir ins Auge. Wollte ich eigentlich verschenken, aber der kommt jetzt gerade recht. Nach drei Stücken bin ich pappsatt und mir ist schlecht, schnell noch nen Kaffee ziehen und eine Verdauungszigarette rauchen. Dabei ein kurzer Blick ins St.Pauli Forum, und plötzlich fällts mir wie Schuppen aus den Haaren. Original Christstollen! Aus Dresden! Wenn das kein Zeichen ist, was dann?
Ich muss unbedingt noch posten, dass wir 3:1 gewinnen werden. Für jedes Stück Christstollen schießen wir ein Tor, dass mir immer noch übel ist von dem Zeug kann allerhöchstens ein Gegentor verursachen, das geht vorbei. Außerdem hab ich gestern schon im Fabulous Tippspiel genau dieses Ergebnis eingetragen. Intuitiv.

Genau diese Minute hat mir dann gefehlt um den Bus noch zu erreichen. Super, dabei war der schon die zweite Wahl. Zwanzig Minuten warten, das beschränkt die soziale Interaktion vor dem Stadion auf knappe dreißig, wenigstes hab ich bei dem Scheißwetter einen Sitzplatz. Regenjacken wären auf dem Weg dahin aber auch ganz praktisch.
Von den verbleibenden dreißig Minuten gehen zwanzig an der U-Bahn drauf. Signalstörung, die U1 hat Verspätung.
Sieben Minuten dauert der Umstieg in die U3, als ich endlich am Stadion bin ist niemand mehr zu sehen, alles auf dem Platz und drinnen wird es laut.
Dann muss es erst einmal ohne Bier gehen, ich werd den Anstoß keinesfalls verpassen.

Spiel (1)
Gib mir ein G, gib mir ein R, gib mir ein O und so weiter - Grottenkick. Fängt stürmisch an, wie so oft, und nach 10 Minuten hat Dresden sich sortiert und von uns kommt nichts mehr, außer Fehlpässen. Fehlpässe und Ballverluste ohne Ende, immer wenn es mal nach vorne gehen soll. Irgendwann geht es dann auch nicht mehr nach vorne, Querpässe und Rückpässe sind sicherer, die landen wenigstens nicht beim Gegner.
Dresdens Reihen stehen gut, bei uns ist keine Bewegung drin, keiner hat Ideen, keiner traut sich mehr den finalen Pass zu. Angsthasenfußball, was ist nur mit den Jungs los, wenn die am Millerntor spielen. Alle Ködel in der Hose? Es schüttet teilweise wie aus Eimern, 99% Luftfeuchtigkeit, Hamburger Wetter. Sollte uns eigentlich liegen, aber Dresden kommt sogar zu Chancen, ich seh schon den Rückstand kurz vor der Halbzeit, wäre nicht das erste mal. Meinen Tipp verbuche ich insgeheim unter fortlaufendem Schwachsinn, das wird heute nix mehr. Gott sei Dank hat der Schiedsrichter ein Einsehen und pfeift zur Halbzeit, das Spiel muss man sich schöntrinken.

Halbzeitpause
Es dauert ewig, bis man von der Gegengeradentribüne runterkommt, schlimme Zustände sind das. Doch scheinbar wollen die meisten nur Getränke entsorgen, der Bierstand ist leer. Das gibt mir die Gelegenheit, mit einem frischen Getränk versehen, Block 1 für einen Klönschnack aufzusuchen. Die Jungs sind vom Spiel ähnlich angetan wie ich, von meiner Christstollentheorie erzähl ich daher lieber nichts, um mich nicht lächerlich zu machen. Da es an der Ecke zieht wie Hechtsuppe, hau ich nach ein paar Minuten wieder ab und gehe auf meinen trockenen Platz unter dem Dach, zu meinem stummen Nachbarn. Ich nehme an, dass er stumm ist, denn über 90 Minuten ist von ihm kein einziger Laut zu hören. Die anderen Nachbarn um mich herum quatschen wenigstens, wenn auch nicht immer über Fußball, aber von diesem Menschen geht keine erkennbare Gefühlsregung aus. Möglicherweise ist er Dresdner, von denen sind einige im Stadion klar zu erkennen, sie haben es auf der Haupttribüne sogar geschafft eine Blockfahne anzubringen, sicherlich haben unsere Ordner das nicht bemerkt. Kann ja mal passieren.
Mein Nachbar bestärkt mich jedenfalls darin, mich eher um eine Stehplatzdauerkarte zu bewerben, wenn es irgendwann wieder welche geben sollte. Lieber ertrage ich zwei Stunden Hamburger Wetter, als eine ganze Saison neben offensichtlich emotional gelähmten Menschen sitzen zu müssen. Das hier ist Fußball, meine Güte.

Spiel (2)
Naki kommt für Sliskovic, eine dringend notwendige Maßnahme, eigentlich hab ich gleichzeitig auch noch Bruns gefordert. Ein Wechsel ist nach dieser Leistung zu wenig, hoffentlich hat Schubert mal Klartext gesprochen in der Pause. Unser Spiel wird auch leidlich besser, aber ich hab keine Hoffnung, dass etwas Zählbares dabei rauskommt. Viel zu fahrig immer noch die Aktionen. Dresden verteidigt geschickt und es kommt wie es kommen muss, wir fangen uns einen Konter ein. 0:1. Was für eine Scheiße, das holen wir mit der Truppe ja nie auf.
Kurz darauf wird Ebbe eingewechselt, damit hab ich überhaupt nicht gerechnet. Das kommt davon, wenn man die Mannschaftsaufstellung verpasst. Ein gewaltiger Lichtblick in meinen Augen, in mein inbrünstig vorgetragenes "jetzt gehts los" mag aber niemand einfallen. Mist. Dabei liege ich damit tatsächlich richtig, denn drei Minuten später bollert es in den Maschen. Wer sonst, wenn nicht Boller, könnte das Zeichen zum Aufbruch geben. Ausgleich, und endlich ist auch mal Lärm auf der Tribüne. Kaum ist der etwas verebbt, hackentrickst Ebbe dem kleinen Deniz den Ball auf die Schlappen und es steht 2:1.
Jetzt tobt der Saal. Wir sind sooo Sankt Pauli. Auf einmal klappen auch wieder Spielzüge, nur mein stummer Nachbar zeigt weiterhin keine Regung. Wichtiger ist die Bewegung auf dem Platz, die stimmt jetzt endlich, nur nicht nachlassen. Es fehlt noch der dritte Treffer, sonst wird es mit der Überschrift hier nix.
Dresden will sich mit einer Niederlage nicht abfinden und kommt immer mal wieder gefährlich vors Tor, aber dann belohnt Ebbe sich, und mich, und 24.000 andere, mit dem 3:1, in unnachahmlicher eiskalter Torjägermanier. Marius Ebbers Fußballgott.
Sehr beruhigend, jetzt kann eigentlich nicht mehr viel passieren und ich kann überlegen, wie viele Frankfurter Würstchen ich vor dem nächsten Heimspiel frühstücke. Ob vier reichen? Dummerweise ist das ein Montagsspiel, somit für ein denkbares Würstchenorakel eine ganz schlechte Anstoßzeit. Handkäs mit Musik krieg ich in solchen Mengen nicht runter.

Nachspiel
Es regnet nicht mehr, dadurch finde ich sowohl den Dartmeister & Twilli, als auch die Urknallgang vor dem Bierstand wieder. Ein Bier später hab ich ne lose Verabredung zum Skinny Bitch Konzert in der Schanze nächsten Samstag, den Herrn H. soll ich gleich mitschleppen. Ich hab zwar irgendwie im Hinterkopf,  dass an dem Tag ein paar mehr Termine auf dem Zettel stehen, nur find ich den gerade nicht. Schlimm, wenn man für die Freizeit schon einen Terminkalender braucht.
Nächsten Samstag ist jedenfalls kein Heimspiel, Konzert und Heimspiel an einem Tag schaff ich konditionell nicht mehr, wenn mich keiner mitzieht. Sonst würde ich mich noch ein paar Stunden herumtreiben und mir dann im Knust Rodrigo y Gabriela ansehen, so verpasse ich erneut ein wahrscheinlich grandioses Konzert und fahr nach Hause.

In der U-Bahn steigt eine offensichtlich verwirrte ältere Dame zu, die Richtung ist jedenfalls falsch, was sie völlig überfordert. Mit seltsam hoher Stimme quiekt sie jeden an, "Steigen sie jetzt aus? Können sie mir helfen?", nur mich fragt sie nicht. Leider will auch sonst niemand aussteigen, wodurch ihre Fragerunde langsam hektischer wird. Ich beschließe, diesem unwürdigen Spiel ein Ende zu bereiten, und notfalls auf die nächste Bahn zu warten, da erbarmt sich jemand anders, der Kelch geht an mir vorüber.

Dafür habe ich hier wieder einen gefüllt und trink noch einen auf den Heimsieg. Zusammen mit Richard & Linda Thompson - Shoot Out The Lights

Forza Sankt Pauli.



Samstag, 26. November 2011

Weihnachtskugeln mit Loch














Das letztjährige Weihnachtsbowling mit den Kollegen war so erfolgreich, dass meine liebe Kollegin G. für dieses Jahr gleich eine Neuauflage einplante. Um ein wenig Abwechslung in die Sache zu bringen wurde die Örtlichkeit gewechselt, wir mussten in die Trabantenstadt, denn Bowlingbahnen sind inzwischen ziemlich rar geworden in der Hansestadt Hamburg. Ich gehörte dabei zu den wenigen Glücklichen, die den Fahrservice der Firma in Anspruch nehmen konnten und den Abend mit Fassbier verbringen durften. Was ich in letzter Zeit nur noch bei Heimspielen genieße, soweit man bei Astra aus Plastikbechern von Genuss reden kann.

Ein gepflegt gezapftes Moravia Pils schmeckt schon mindestens eine Klasse besser, trägt aber leider nicht zur Verbesserung des Zielvermögens bei, wie ich feststellen musste. Die Sache mit dem Drall hab ich zwar nie hinbekommen, aber wenn ich früher etwas beherrschte, war es der schnurgerade Wurf mit ordentlich Schmackes, und wuchtigem Einschlag genau zwischen den vorderen beiden Pins. Das verspricht zwar nicht immer alle 10, aber doch eine für blutige Amateure überdurchschnittliche Quote an Spares und Strikes.
Mit dieser Technik habe ich vor Jahren sogar gegen eine im Verein spielende Kollegin gewinnen können, doch irgendwie ist mir das Gefühl über die Jahre abhanden gekommen. Der unerklärliche Linksdrall ließ sich den ganzen Abend nicht abstellen, zu meiner Schande kamen im zweiten Spiel sogar noch ein paar Fahrkarten dazu, oder wie immer man den kompletten Misserfolg beim Bowling nennt.

In dieser Runde war ich allerdings auch extrem abgelenkt. Da ich ein paar Tage vorher in irgendeiner Zeitung das Foto einer einschlagenden Bowlingkugel mitsamt fliegender Pins sah, fasste ich spontan den Entschluss, meine Kamera mitzuschleppen. So ein Foto will ich auch machen. Kann ja so wild nicht sein, das Ding macht immerhin 7 Bilder in der Sekunde, da wird schon was brauchbares drunter sein, wenn man ein paar Serien schießt.
Leider gab es da ein paar Faktoren, mit denen ich keineswegs gerechnet hatte. Relativ bescheidene Lichtverhältnisse waren zwar zu erwarten, aber nicht unbedingt die Beleuchtung einer schummerigen Diskothek. Diskobowling, wtf. Statt hell erleuchteter Bahnen wechselnd buntes Flackerlicht im Halbdunkel, echt super. Dazu erwiesen sich die Kollegen ebenfalls als wenig treffsicher, war die Beleuchtung kurzfristig passabel, dann landete die Kugel garantiert daneben, oder hat gerade mal ein bis zwei Pins zu Fall gebracht. Ich muss endlich mal lernen, dass Pressefotografen für ihre Aufnahmen ganz andere Möglichkeiten haben.

Das brachte mich dann auf die Idee, mein Betätigungsfeld zu verlagern, und die stetig wechselnden Gesichtsausdrücke der Kollegen in Großaufnahme einzufangen. Ebenfalls mit wechselndem Erfolg, da das Fokussieren auf  sich schnell bewegende Objekte bei diesem Licht weder automatisch noch manuell richtig funktionieren wollte. Am Ende hab ich dann doch mit Blitz fotografiert, obwohl ich Blitzlichtaufnahmen hasse.
Und dabei festgestellt, dass der Pappenheimer mit dem Kauf seines Blitzgerätes eine weise Entscheidung traf, die in den Spiegelreflexkameras eingebauten Dinger sind selbst für Notfälle kaum zu gebrauchen.

Da geht man einmal im Jahr zum Bowling, und schon steht wieder eine Neuanschaffung an.

Keine Neuanschaffung, alte Hacke, aber immer noch unglaublich gut: BoDeans - Joe Dirt Car

Mittwoch, 23. November 2011

Susi packt ihre Brüste ein














Die gestrige Jahreshauptversammlung des FC St.Pauli wäre eigentlich ein Pflichttermin gewesen, und wenn meine geschätzten Kollegen ihren Jahresurlaub nicht immer ans Ende des Jahres legen würden, dann hätten mich auch keine zehn Pferde davon abgebracht, dort meine Stimme einzubringen. So blieb mir leider nur Twitter während der Spätschicht, zur zeitnahen Information über die eingereichten Anträge, die im Vorwege schon einiges an Spannung versprachen.
Und die mich zum Teil etwas beunruhigten, denn ich halte überhaupt nichts davon den weiteren Stadionausbau zu verschieben. Auch die Diskussion über den Rückbau der ungeliebten Business Seats ist meiner Meinung nach verfrüht, auch wenn ich die unmittelbar Betroffenen durchaus verstehen kann.
Gestern wurde glücklicherweise nicht so heiß gegessen wie gekocht, beide Anträge wurden zurückgezogen, die Diskussionen hätte ich trotzdem gerne live verfolgt.
Ebenso wie die Diskussion über das von Susi Ritsch angemietete Separee im Stadion, das seit der Eröffnung mit Striptease und Stangentanz für gewaltigen Ärger in der Fanszene sorgte. Letztes Jahr wurde die Forderung einer fristlosen Kündigung noch mit dem Hinweis auf langfristige Mietverträge abgeschmettert, es gab eine Abmahnung für Ritsch, und fortan wurde nur noch in der Halbzeit und mit Bikini an der Stange geturnt. Was sich nach dem Spiel hinter verschlossenen Türen abspielte war Privatsache, die Diskussionen hat das allerdings nicht beenden können.
Folgerichtig gab es auch dieses Jahr wieder einen Antrag, etwas geschickter formuliert, und dem Präsidium muss klar gewesen sein, das Ding kommt dieses mal durch. Ab sofort also Stadionverbot für Stangentanz mit leicht bis überhaupt nicht bekleideten Damen und ähnliche Veranstaltungen, der Mietvertrag von Susis Show Bar wird nicht verlängert. Das findet selbstverständlich meine vollste Zustimmung, auch wenn ich kein Problem habe mit Stangentanz, im Stadion will ich so etwas nicht sehen. Nicht einmal, wenn ich es nicht sehe.
Ob Susi den Vertrag unter diesen Umständen überhaupt noch einmal verlängert hätte, ist ohnehin fraglich. Mir aber egal, arbeitslos werden ihre Mädels schon nicht werden, dafür hat sie ja ihren Schuppen auf dem Kiez.
Den ich vor ein paar Jahren schon auf einem Kiezrundgang abgelichtet habe, andernfalls hätte es diesen Blogeintrag wohl nicht einmal gegeben.

Beruhigend zu wissen, dass Abstimmungen beim magischen FC ganz nach Wunsch verlaufen können, auch wenn man mal verhindert ist. Nach den Erfahrungen aus dem letzten Jahr war ich skeptisch.

Beruhigend gute Musik gerade: Rod Picott - Welding Burns / The Subdudes - Behind The Levee

Dienstag, 22. November 2011

Kalter toter Fisch















Richtig gutes Sushi bekommt man ganz sicher nicht im Supermarkt, wahrscheinlich muss man für richtig gutes Sushi auch ein richtig gutes Sushirestaurant aufsuchen. Der Henssler soll ja ganz großartig sein, ganz bestimmt nicht vergleichbar mit dem neuen Lieferservice hier. Aber selbst wenn der doppelt so gut sein sollte, würde sich das wohl nicht lohnen, ich bleibe bei meiner Überzeugung, das Zeug wird gnadenlos überschätzt. Modefutter von verstrahlten Japanern, kalter toter Fisch mit kaltem Reis, daran ändern auch die bunten Beigaben nichts. Das Beste an dem ganzen Krempel ist immer noch der Gari, der Ingwer ist als erstes weg.

Ich oute mich hier vielleicht auch als Banause, weil ich keine Ahnung habe, was man mit dem ganzen Zeug machen soll. Zum Beispiel mit der ätzend salzigen Sojasauce, tunkt man den kalten Reis da ein, damit er wenigstens nach ätzend salziger Sojasauce schmeckt? Eine Verbesserung wäre das nicht. Eine Verbesserung könnte eventuell das mitgelieferte Hausdressing sein, je nach Fertigungskunst des Dresseurs.
Oder der scharfe Wasabi, den ich zwar sehr lecker finde, der aber zuverlässig den ohnehin kaum vorhandenen Geschmack der Reis-, Krebs-, Fisch-, Gemüse-Zusammenstellungen brutal niederknüppelt, wenn man ihn nicht in mikroskopisch feiner Dosierung verwendet.

Eigentlich wollte ich während meiner Sendung am Sonntag nur stilecht speisen, wenn man schon Musik aus Japan spielt, dann könnte man dazu ja gleich mal den neuen Lieferservice testen. Auch wenn mich der Vorgänger nicht vom Hocker gerissen hat, die Karte versprach wenigstens Abwechslung. Dazu hat Sushi wenigstens den Vorteil einer relativen Zeitunabhängigkeit. Wenn das Essen eh schon kalt ist..
Und da ich ausnahmslos bei jeder Sendung irgendwann Kohldampf schiebe hab ich  mir gedacht, während der knapp neun Minuten Trommelei von Joji Hirota & The Taiko Drummers könnte man ein paar Häppchen zu sich nehmen, ohne das es groß auffällt. Noch die drei Minuten Soulflower Mononoke Summit davor, macht locker zwölf Minuten, die man dem leiblichen Wohl widmen kann, ohne zum Mikrofon greifen zu müssen.

Hat auch ganz gut geklappt, die kleinen Nudelrollen mit Chicken und Hot Tuna habens rausgerissen, die waren ganz lecker. Mit Sushi hat das zwar garantiert nicht mehr viel zu tun, aber kalter toter Fisch ist eh nicht so meins, ich bevorzuge dann doch die Finkenwerder Kutterscholle, Rührei mit Büsumer Krabben oder Seelachs auf der Veddel. Schmeckt alles ohne Dressing, Sojasauce und Wasabi.

Handgemachte Musik, statt handgemachter Reisrollen: Los Lobos - Ride This (The Covers EP)

Sonntag, 20. November 2011

Apfelschorlenskat














Den ganzen Tag in der Kneipe abhängen, zusammen mit den gleichen Nasen, mit denen man schon vor 40 Jahren diesem Hobby frönte, das verspricht eigentlich eine Menge Spaß. Zum Frühstück ein mächtiges Bauernfrühstück mit Katenschinken und Speck, dazu ein zwar lausiges, aber immerhin erfolgreiches Auswärtsspiel bei Hansa Rostock, das hätte trotz des ebenfalls lausigen Sky Kommentators mit ein paar Bierchen noch viel angenehmer sein können. Apfelschorle und Bauernfrühstück passen nicht so recht zusammen.
Dummerweise musste ich diese heimelige Stätte zwischen Fußballübertragung und Skatabend kurzzeitig verlassen, um Muddern zum Flughafen zu karren. Durch die späte Abflugzeit war ich dann wiederum gezwungen, den Rückweg ebenfalls mit dem Auto zu bestreiten, was keine Verbesserung meiner weiteren Getränkewahl zur Folge hatte.
Und wenn Bauernfrühstück und Apfelschorle schon nicht zusammenpassen, dann gilt das für Skatabend und Apfelschorle in noch weit höherem Maße. Nächstes mal nehme ich mir ein Taxi, wenn der Zeitplan für den Bus nicht mehr reicht. Revanche ist nötig.
Schlecht spielen und trotzdem gewinnen funktioniert blöderweise nur beim Fußball. 

Erholung für die von der Geburtstagsparty im Nebenraum malträtierten Ohren:
Ali Farka Touré & Ry Cooder - Talking Timbuktu

Samstag, 19. November 2011

Alles für die Katz














Die Pfote des Katers ist immer noch entzündet, seit Tagen humpelt er auf drei Beinen durch die Bude, wenn er sich überhaupt bewegt, wozu er verständlicherweise wenig Lust verspürt. Um einer weiteren Operation zu entgehen, bekam ich vorerst ein schmerzstillendes Mittel in flüssiger Form, sowie eine 10 Tage Ration Antibiotika mit.  Ausgerechnet Pillen, das konnte ja nicht gut gehen.
Zur Unterstützung der Therapie war ich dann erst einmal einkaufen. Milchdrops, Käserollis, Knuspertäschlis, Katzenjoghurt, Katzenpudding, den ganzen Schweinkram, den man im Regal einer Tierfutterhandlung finden kann, Bestechungsversuche aller Art landeten im Warenkorb. Da er so etwas sonst nie bekommt, muss irgend etwas davon helfen können. Gier macht unvorsichtig.

Vor zehn Jahren konnte ich ihn damit noch austricksen, heute funktioniert nichts mehr. Meine Pille fress ich nicht, und wenn sie pulverisiert im Katzenpudding versteckt ist, dann wird der nicht angerührt. Wenigstens für das Schmerzmittel taugt der, dann wird das wird fleißig weggeschlabbert, aber Pillen? No way.
Von der Ration Antibiotika sind so schon mal vier Tabletten bei untauglichen Versuchen draufgegangen, da warens nur noch sechs.
Die altbewährte Art mit Maul auf, Pille rein, Maul zuhalten wollte ich nach 30 Minuten Kampf weder mir, noch dem kranken Tier länger zumuten. Er war auch dann noch zu schnell für mich. Bevor ich ihm die Klappe zuhalten konnte war das Ding wieder draußen, wenn ich es tatsächlich mal geschafft habe, die Pille überhaupt da zu platzieren. Schon unglaublich, wie der auf die Zähne beißen kann, wenn er das Maul nicht aufmachen will.
Die Überlegenheit des menschlichen Geistes hat dann letztlich doch den Unterschied gemacht. Die letzten sechs Tage musste er dann damit leben, dass ich ihm morgens mit Antibiotikum versetzte Malzpaste dick auf die Vorderbeine geschmiert hab. Den tief beleidigten Blick werd ich nie vergessen, aber wat mutt, dat mutt.
Abends war er wieder schön sauber, und alles war verziehen und vergessen.
Wirklich gebessert hat sich leider nichts, und wenn ich sowieso Nachschub an Pillen holen muss, dann kann ich ihn auch gleich mitnehmen, hab ich mir heute gedacht.

Jetzt hat er die volle Dröhnung per Kanüle bekommen für die nächsten Tage, und dazu eine neue Packung Schmerzmittel. Hoffen wir mal, dass es wirkt. Für einen Nachschub an Katzenpudding hab ich gesorgt, der ganze andere Mist den ich gekauft hab war wohl für die Katz.

Nicht für die Katz: Bob Dylan - Time Out Of Mind

Donnerstag, 17. November 2011

Nomen est omen?














Auf den ersten Blick hab ich gedacht, der kleine Asia Imbiss neben der Rahlstedter Post hätte sein Schild nur unzureichend übersetzen lassen. Der Name wäre sonst in höchstem Maße geeignet gewesen, eine reichhaltige Auswahl an leckeren asiatischen Phan-Cu-Chen anzubieten.  Hätte das Lokal sein können, für meinen Pfannkuchen liebenden Freund L.
Ein Blick auf die außen aushängende Karte offenbarte jedoch nur die übliche Mischung aus Ente-Huhn-Rind mit Reis oder Nudeln. Verpasste Chance, dafür hab ich schon einen Stammplatz, nur 300 Meter weiter.

Im Player: Randy Newman - Land Of Dreams

Dienstag, 15. November 2011

Ich bin dann mal wieder auf Weltreise
















Der Anfang meiner Weltreise im Januar war noch sehr enthusiastisch, eigentlich hattte ich geplant, bis Ende März alle 6 oder 7 Folgen zu senden. Leider ist es bisher bei 4 Teilen geblieben, die Arbeitswelt hat mich schnell wieder auf den Teppich gebracht, und wenn man nur noch wenig Tage zur Erholung hat, dann ist der Sonntag heilig. Dazu haben mich privat noch etliche andere Dinge auf Trab gehalten, aber da immer mehr Nachfragen kamen, wann es endlich weitergeht, habe ich mir wenigstens Teil 5 für den nächsten Sonntag vorgenommen.

Wer bisher nur Bahnhof verstanden hat: Ich geh mal wieder auf Sendung. Webradio. Was nur noch selten vorkommt, meistens dann spontan. Da ich für diese musikalische Weltreise aber lange gearbeitet habe, mach ich hier auch wieder ein wenig Werbung.

Teil 4 endete in den USA, mit denen bin ich noch nicht ganz fertig, deshalb startet Teil 5 eben da. Ich mach einen Abstecher nach Kanada, geh in die USA zurück, über Hawaii nach Japan und mehr wird nicht verraten. Möglicherweise endet die Sendung in Australien, vielleicht komme ich aber auch bis nach Afrika zurück, denn da ist erst die Westküste abgespielt.
Welche Länder ich bisher "bereist" habe, und was für merkwürdige Musik man dabei hören konnte, kann man hier detailliert nachlesen. Wie man dieses merkwürdige Radio hören kann steht hier genauer.

Sonntag, 20.11. gegen 20:30, nach den aktuellen Charts, die gerne mal überzogen werden. Ich hoffe auf einen gnädigen Kollegen.

Sonntag, 13. November 2011

Sonnenschein aus Texas














Dieser winzige Music Star in Norderstedt überrascht mich immer mehr, das Konzert von Rod Picott vor ein paar Wochen war schon ein echtes Highlight, Tish Hinojosa und Marvin Dykhuis vermochten das am Samstag beinahe noch zu toppen. Da scheint man sich entweder besonders herzlich um die Musiker zu kümmern, oder das restliche Publikum dort ist ähnlich freigiebig wie ich, wenn das Schweinderl für die Künstler in der Pause rumgeht. Vielleicht auch beides. Da man mich letztlich auf einen in der Nähe befindlichen Geldautomaten aufmerksam machte, konnte ich trotz meiner Freigiebigkeit auch noch mehr CDs einkaufen als eigentlich vorgesehen. Der Laden wird mich wohl noch arm machen, wenn das so weitergeht.

Vielleicht liegt es einfach daran, dass ich bisher so völlig ohne große Erwartungen dahin gefahren bin. Einfach mal ein bisschen nette Musik hören und ein Bier dabei trinken. Und immer wenn ich danach nach Hause fahre hab ich ein Grinsen im Gesicht, von einem Ohr zum anderen, das überhaupt nicht mehr weichen will. Musik kann glücklich machen. Das passiert mir nur bei ganz großartigen Konzerten, und die erwartet man vielleicht nicht unbedingt in einem Norderstedter Einkaufszentrum.

Ein großartiges Konzert hätte ich mir vielleicht unter so etwas wie Emmylou Harris in der Hamburger Musikhalle vorgestellt. Und dabei durchaus enttäuscht werden können. Statt Emmylou gab es "nur" ihre unbekanntere, dafür aber mindestens ebenso hübsche, Singer/Songwriter Kollegin Tish Hinojosa aus Texas. Die außer in Texas auch zeitweilig in Hamburg lebt. Der Liebe wegen, was ich schon grundsätzlich sehr sympathisch finde, wenn man sich in einen Hamburger verliebt. Kann nie ganz verkehrt sein.
Der durfte dann, rechtschaffen aufgeregt (die Bühne ist nicht so mein Ding), seine Herzallerliebste persönlich ankündigen, nebst ihrem musikalischen Begleiter, dem Gitarristen und Sänger Marvin Dykhuis. Die innerhalb weniger Minuten das enthusiastische Publikum gefesselt haben, durch gute Laune, eine enorme Ausstrahlung, tolle Songs und wahrhaft fantastisches Gitarrengezupfe vom Herrn Dykhuis. Zeitweilig mit auf der Bühne waren noch Uli Rademacher an der Mundharmonika und Susanne Eder an der Mandoline, die bei irgend einer Hamburger Countryband spielt, die mich vielleicht interessieren könnte. Dazu die Stimme von Tish Hinojosa, die in manchen Momenten tatsächlich ein wenig klingt wie Emmylou, und die mir live ohne das Studiobrimborium auf Anhieb noch besser gefiel als auf Platte, was recht selten vorkommt. 
Das muss ungefähr der Moment gewesen sein, an dem ich anfing zu grinsen, weil ich wusste, der Abend wird ganz große Klasse. Draußen ist es schweinekalt, und hier drinnen scheint die Sonne. Die Temperaturen passten sich dem auch ein wenig an, denn der Laden war proppenvoll. Dummerweise machte das Durchschnittsalter des Publikums es nötig, noch eine weitere Stuhlreihe zu installieren, was dem Platzangebot etwas abträglich war. Dabei sah das anfänglich noch ganz harmlos aus, als ich nur 15 Minuten vor offiziellem Beginn dort reingestolpert bin herrschte fast gähnende Leere.

In der Pause konnte ich mich bei einer Zigarette vor der Tür etwas abkühlen, dabei ein wenig mit dem Mundharmonikaspieler klönen, der ebenfalls völlig begeistert war vom Saitenspiel des Herrn Dykhuis, ein frisches Bier holen, meinen Obolus ins Sparschwein stecken und eine CD von der Künstlerin signieren lassen. Sehr entspannend, das ist der große Vorteil an solch kleinen Läden.
Die zweite Halbzeit wartete mit einigen Überraschungen auf, neue Songs von einer in Arbeit befindlichen neuen CD, ein paar ältere unglaublich schöne Songs, die sich auf keiner meiner CDs befanden und daher mindestens eine weitere außerplanmäßige Anschaffung nötig machten, ein paar Songs vom Herrn Dykhuis, die den Kauf der Marvin Dykuis CD zur Folge hatten, einen singenden Ehemann, der das trotz seiner Bühnenscheu ganz anständig gemeistert hat, und die geradezu göttliche Version eines Hamburger Klassikers.
"Ich kenne ein guten deutschen Lied" kündigte sie strahlend an, obwohl sie kurz vorher erfahren hatte, dass es sich beim Norderstedter Music Star um "HSV Territory" handelte, wovon die furchtbaren Farben der Sitzkissen zeugten.
Glücklicherweise hielt sie das nicht davon ab, das Herz von Sankt Pauli zu spielen. In einer dermaßen entzückenden Version, dass ich die unbedingt in diesem Leben einmal live im Stadion hören möchte. Wenn sie die restlichen Textzeilen auch noch lernt.

Ich lern dann im Gegenzug vielleicht Shotgun ridin' auswendig, das läuft hier gerade auf einer meiner Neuerwerbungen. Tish Hinojosa - A Heart Wide Open und Marvin Dykhuis - My House





Samstag, 12. November 2011

Vor Gott und der Post sind alle Menschen gleich














Ich hasse es wie die Pest, meine Pakete in der örtlichen Postfiliale abholen zu müssen. Ist das an Wochentagen schon schlimm, wird es am Samstag erst recht zur Nerven- und Geduldsprobe. Da die Schlange exakt vor dem Wartepunkt beginnt, statt sich gleichmäßig vor den fünf Schaltern zu verteilen, reicht sie gerne mal bis auf die Straße.
Dort dürfen sich dann alle Kunden gemeinsam die Beine in den Bauch stehen, von gut betuchten Wellensteynjackenträgern aus den Rahlstedter Villenvierteln, bis hin zu den Sozialfällen aus dem Großloher Ghetto.
Glücklicherweise befanden sich heute zwei Wellensteynjacken zwischen mir und dem stark alkoholisierten Leergutsammler, dessen Ausdünstungen man aus einigen Metern Entfernung schon deutlich wahrnehmen konnte. Das Übergewicht der klirrenden Leerguttasche in seiner rechten Hand versuchte er zu kompensieren, indem er seinen schwankenden Körper mit der linken Hand an allen greifbaren Gegenständen absicherte. Türrahmen, Pfeiler, Regale, Vitrinen und Werbeaufsteller sind in dieser Filiale strategisch so günstig platziert, dass man auch mit mehreren Promille Blutalkohol den Weg zum Schalter unbeschadet zurücklegen kann.
Einzig der filigrane Postkartenständer erschien mir für diesen Zweck vollkommen ungeeignet, und ausgerechnet den suchte er sich für einen spontanen Schwächeanfall aus. Erstaunlicherweise bog der sich zwar und wankte, doch er fiel nicht. Alles wunderbar abgesichert dort, man kennt sein Publikum.
Leider waren seine Anstrengungen schlussendlich nicht von Erfolg gekrönt, auch für Überweisungen in die Ukraine mit Western Union ist ein Empfängername notwendig. Sein angesichts des Zustandes nicht sehr deutliches, dafür um so lauter vorgetragenes Anliegen, führte den vorgezogenen Haltepunkt endgültig ad absurdum, soll der doch eigentlich der Diskretion dienen. 
Wahrscheinlich eher ein Zugeständnis an Wellensteynjackenträger, für Überweisungen in die Schweiz.

Im CD Player heute eine Einstimmung auf das Konzert in der Trabantenstadt, in die ich mich gleich aufmachen werde: Tish Hinojosa - Our Little Planet/Homeland

Freitag, 11. November 2011

Eierscheckencheck














Als ich vor einigen Wochen mit einer fiesen Weisheitszahnoperation zu kämpfen hatte, respektive den mangelhaften Ernährungsmöglichkeiten nach einer solchen, empfahl mir Inchtomania in den Kommentaren, es einmal mit Eierschecke zu versuchen.
Wie ich bei Wikipedia herausfand, eine Kuchenspezialität aus Sachsen und Thüringen, die sich wohl auch mit lädiertem Kauapparat leicht verdrücken lässt, hier im Norden aber gänzlich unbekannt ist. Was keineswegs heißt, dass man hier oben auf Eierschecke verzichten muss, wie ich vor einigen Tagen feststellen konnte.
Denn die Thüringer sind nicht doof, sie frieren ihren Kuchen einfach ein, verpacken ihn in einen lustigen bunten Karton, und verkaufen den bei Edeka. Wo ich ihn dann einfach mal mitnehmen musste, nach der Vorgeschichte.

Heute hab ich mir den als Dessert gegönnt, was mir auch vor einigen Wochen nicht schwer gefallen wäre, das rutscht so runter. Für TK-Ware nicht schlecht, auch wenn weder Äpfel noch Mohn enthalten waren, die laut Wikipedia in den Zutaten vorkommen sollen. Wahrscheinlich ist das sowieso nur ein ganz trauriger Ersatz für eine anständige Version aus einer guten Bäckerei. Für einen ersten Eierscheckencheck aber durchaus ausreichend.

Musikalisch begleitet von Jack Beauregard - The Magazines You Read

Donnerstag, 10. November 2011

Gruppenbild mit Fußballhelden














So derbe viel Lust hatte ich eigentlich nicht mehr, zum Zeichnungsbeginn der FC St.Pauli Anleihe extra ins Stadion zu gehen. Um 18 Uhr sollte die Veranstaltung anfangen, zu der Zeit bin ich gerade mal losgefahren. Wahrscheinlich ist der Ballsaal voll mit Menschen und Parkplätze gibts sowieso nicht, es ist Dom. Auf U-Bahn umsteigen? Zu faul. Wenn ich erst mal im Auto sitze bekommt mich keiner in die Bahn.
Aber manchmal hat man ja Glück. Das gedachte ich sowieso zu strapazieren, denn auf der Veranstaltung sollte unter den Zeichnern der Anleihe eine Verlosung stattfinden. Den ersten Preis, zwei VIP Karten gegen Dresden, hätte ich verschenken können. Oder meine Karte für die Gegengerade verschenken und Muddern mitnehmen, als Dankeschön für die drei Kohlrouladen, die ich heute mitnehmen durfte. Mit 80 Jahren das erste mal bei St.Pauli, wenn das nix ist zum Geburtstag. Scharf war ich eigentlich auf den "Trostpreis", ein Trikot von Boller. Mit Autogramm, denn Fabian Boll und Florian Bruns sollten auch zugegen sein.
Ich hab in meinem Leben noch nichts gewonnen, liegt vielleicht ja nur daran, dass ich bei solchen Verlosungen normalerweise nie mitmache. Aber nach meiner Kalkulation lagen die Chancen, wenns richtig voll werden sollte, immerhin noch bei 1:500 oder so. Deutlich besser als Lotto. Wahrscheinlich sogar besser als Lose auf dem angrenzenden Rummel.

Was soll ich sagen, das Glück war mir hold, wenn auch nur in Gestalt einer Parklücke direkt vor der Südkurve, die Trikots und Karten gingen an andere Finanziers. 350 sollen dagewesen sein, ich hab das wohl etwas überschätzt. Laut Pressesprecher Bönig sollen in den ersten 30 Minuten schon eintausend Anträge eingegangen sein, auf der Auftaktveranstaltung alleine wurden Anleihen für 300.000 Euro gezeichnet, da haben einige weit tiefer in die Tasche gegriffen als ich. Hoffentlich wirds kein Sturm im Wasserglas.


Den Nichtgewinn des Trikots konnte ich schnell verschmerzen. Nachdem sich Bruns und Boll die ganze Zeit mit weiblichen Schönheiten ablichten ließen beschloss ich, diese Frauenquote könne auf Dauer kein Zustand sein, und drückte einer der weiblichen Schönheiten meine Kamera in die Hand. Leider nur die Ixus, ich hätte doch die Ausrüstung mitschleppen sollen. Ein Foto von Boller und mir! Boller! Mein Held! Der einzige Bu Pozilist den ich, verdammt nochmal, in mein Herz geschlossen habe. 100% braun-weißes Kämpferherz. Was ist dagegen schon ein Trikot. Und Bruns ist ja auch noch drauf auf dem Foto.
Das kommt in einen Rahmen und in der Firma auf den Schreibtisch, hier muss mein breites Grinsen leider anonym bleiben.

Auf dem Rückweg bin ich doch glatt noch mal kurz ins Clubheim rein, weil mir der markante Quadratschädel des Dartmeisters in der Menge auffiel. Wenn mir was auffällt, fällt mir auch meist was ein, die Dart-Abteilung wollte ich schon immer mal beim Training besuchen. Wofür zwei Tage Resturlaub doch gut sind. Dummerweise musste ich mir ein weiteres Bier verkneifen, der Besuch war eher kurz. Die kostenlose Verpflegung im Ballsaal der Haupttribüne hatte ich zur Genüge ausgenutzt. Das wäre jetzt wieder der Vorteil des öffentlichen Nahverkehrs gewesen. Naja, man kann nicht alles haben.

Haben kann man gute Musik, zum Beispiel die Beginner auf FC St.Pauli FM, von denen mich tatsächlich jemand heute Abend interviewt hat. Ob ich aus Liebe zum Verein oder aus Liebe zum Geld investiert habe. Was für eine Frage. Ich hab mir mal teuren Wandschmuck geleistet, mehr ist nicht drin.
Interviews gabs zwar nicht, aber die gute Musikauswahl verhinderte bisher einen Umstieg.

Mittwoch, 9. November 2011

Appetitzügler














Bewundernswert finde ich das ja schon, wenn man sich so für den Tierschutz engagiert, dass man sich bei dieser Witterung auf den nackten und kalten Boden legt, um gegen die unhaltbaren Zustände in Mastfarmen und Schlachthäusern zu protestieren. Auch wenn ich das selber nie machen würde, unterstützen würde ich das immer. Moralisch.
Tierversuche find ich nämlich auch zum kotzen, und für Tiertransporte und Zucht sollten wesentlich strengere Maßstäbe gelten. Pelztierfarmen sind vollkommen überflüssig und gehören verboten, ebenso wie der Handel mit Pelzmänteln und ähnlich überflüssigen Gegenständen aus toten Tieren. Einen Zirkus mit Raubtierdressur und lustigen Tricks von dressierten Elefanten würde ich nicht besuchen, denn die gehören nicht in einen Zirkus, selbst in den Zoo gehe ich extrem selten und nur mit einem schlechten Gewissen. Delphine in Betonschwimmbecken sind das Allerletzte, ich ärgere mich jetzt noch darüber, dass ich jemals Geld dafür ausgegeben habe.
Das sind alles Dinge, für die ich sofort unterschreiben würde. Meistens mach ich das auch, wenn man mir einen entsprechenden Zettel vor die Nase hält. Und natürlich erst recht, wenn sich jemand dafür auf den Boden legt.
Aber ich bin und bleibe nun einmal Carnivore. Nichts gegen Gemüse, aber wenn neben meinem Rosenkohl keine Frikadelle oder kein Schnitzel liegt, dann schmeckt auch das Gemüse nur halb so gut. Kann man natürlich alles in der ökologisch korrekten Variante beziehen, vom Biohof, glückliche Kühe und so, bei Veganern macht man damit trotzdem keinen Schnitt, da ist man immer noch mindestens Mordgehilfe.
Die hübsche Tierschutzaktivistin mit den unappetitlichen Eingeweiden hat mich den knurrenden Magen für eine ganze Weile ignorieren lassen. Wann immer ich an einer Wurstbude vorbei kam, und es gibt viele Wurstbuden an der Mönckebergstraße, hatte ich den Anblick wieder vor Augen. Möglicherweise wäre ein vegetarisches Restaurant die Rettung gewesen, andererseits sehen Würstchen aus Tofu nicht wirklich appetitlicher aus als eine feine Kalbsbratwurst, und Gemüse mit Gemüse füllen ist auch irgendwie zu viel des Guten.

Gottlob hab ich bei manchen Dingen ein schlechtes Gedächtnis, zwei Stunden später kam ich zufällig an einer Schmitt Foxy Food Filiale vorbei, eine der selbsternannten Edelcurrywurstbuden, die noch auf meiner Testliste stand. Da gibt man der Wurst die Würde zurück, so der Slogan. Als erstes nennt man sie nicht mehr Wurst, sondern Wuchtbrumme, wenn es die XL Version sein darf nimmt man eine Texasschere. Gegen Aufpreis alles in der Biovariante vorhanden, natürlich. Auch die Pommes sind nicht einfach nur Fritten, man findet sie auf der Karte unter GrillGold, obwohl sie keineswegs gegrillt, sondern in Erdnussöl frittiert werden. Ketchup und Mayo nimmt man sich dazu selber, so oft und so viel man mag, was ich für eine ganz ausgezeichnete Idee halte.
Mit dem Grillgold war ich denn auch mehr als zufrieden, die Pommes taugen was. Gegen die gut gewürzte Texasschere war auch nichts einzuwenden, wie immer hapert es an der Sauce. Es ist zwar lobenswert, wenn die selber hergestellt wird, aber dann sollte sie auch etwas Besonderes bieten. Das säuerliche rote Zeugs hat der Wurst leider wieder etwas von ihrer Würde geraubt, nicht mein Geschmack. Um Lichtjahre hinter den Curry Pirates zurück, die sind immer noch ungeschlagen. Auch bei den Pommes, trotz des goldigen Namens.

Goldige Musik heute: Los Lobos - The Town And The City

Sonntag, 6. November 2011

Die verflixte letzte Minute














Vorspiel
Eigentlich wollte ich in aller Ruhe frühstücken, wenn Mittags um 12 schon das erste Bier droht, dann sollte man wenigstens für eine anständige Grundlage sorgen. Dann darf man aber auch nicht 3 mal auf diese dämliche Leckmichtaste drücken, wenn der Wecker klingelt. Ich hätte Zeit sparen können, wenn ich die Aufbackbrötchen früher aus dem Ofen genommen hätte, aber halb roh schmecken die nicht mal mit Krabbensalat . Zum nächsten Frühsport gibts Toast, das geht schneller. Den Bus hab ich trotzdem noch erwischt, wenn auch in der letzten Minute.
Die U1 knüppeldicke voll, ist Winterschlussverkauf? Der Winter hat ja noch nicht mal angefangen. Sitzen ist eh für'n Arsch, muss ich heute im Stadion schon. Sitzplatz Nord, wieder mal was Neues. Ich hab in meinem Leben noch nie gesessen am Millerntor, immer nur auswärts.
In der U3 entert irgendwann eine ganze Fußballmannschaft den Wagen, mit Ersatzbank und Betreuern. Die Lütten sind maximal 7 Jahre alt, die Hälfte mit Totenkopfshirt. Sie dürfen das erste mal Sankt Pauli sehen und sind entsprechend aufgeregt, was den ganzen Wagen für den Rest der Fahrt amüsiert.
Das frühe Aufstehen inklusive Eilfrühstück hat sich aber rentiert, eine Stunde vor Anpfiff kann ich vor der Gegengerade noch ein lockeres Bierchen und einen Klönschnack mit den Jungs mitnehmen, eine halbe Stunde später mach ich mich lieber auf in den Norden, das ist immer so höllisch eng da. Im Gehen ruft mir der Dartmeister noch ein "Wenn wir gewinnen, hinterher wieder hier am Bierstand" nach, was ich mit einem "Und wenn wir verlieren fahren wir beleidigt nach Hause?" beantworte. Schlimme Sitten darf man gar nicht erst einreißen lassen.
Am AFM Container kommt man eben noch vorbei, aber oben an der Ecke geht nichts. Entweder alles steht, oder es gibt Gegenverkehr. Dabei muss ich unweigerlich an den Neubau der Gegengerade denken, der mit nur zwei Ausgängen die doppelte Anzahl an Besuchern durchschleusen soll. Ein völliger Irrsinn, da sind massive Änderungen nötig. Ich quetsch mich irgendwann an den Toiletten vorbei, komm ins Stadion, an ein Bier und auf meinen Platz und das alles noch früh genug, um sich mit den neuen Nachbarn anzufreunden.

Mein Nebenmann ist angeblich freiberuflicher Journalist, der seine Reportagen meistbietend vertickt. Welche Zeitungen das kaufen hat er nicht verraten, dafür meinem Vordermann die Titelschlagzeile versprochen, sollte sein 5:1 Tipp hinkommen. Glück für ihn, dass er das nicht einhalten muss. Der Vordermann wiederum hat einen Gast "vom Land", der das sagenumwobene Millerntor mal kennenlernen soll, mit allen Begleiterscheinungen.  Schöne Fangesänge, super Stimmung, viel Bier und alles was dazugehört. Lustige Paulis gucken gehen, bin ich schon aus der Gegengerade gewohnt inzwischen.

Spiel (1)
Da ich die Freitagsspiele vergessen habe zu tippen, kann ich mich wenigstens über 4 Punkte freuen bei diesem Ergebnis. Ein 2:2 hätte ich vor Anpfiff sofort unterschrieben, nach der ersten Halbzeit sogar noch einen Stempel draufgesetzt. Die ist nicht gerade das, was man von einem Spitzenspiel erwartet. Nach vorne geht leider fast nichts, ganz schlimm was sich Bartels da zusammenstolpert, auch von Kruse kommt nicht wirklich viel. Tschauner muss sich nach ein paar Minuten gleich strecken, aber danach kommt auch von Fürth nicht mehr viel. Vogelwildes Mittelfeldgebolze, wenns dann mal in Richtung Strafraum geht, ist kurz davor meistens schon Endstation. Der kleine Fürther Fanblock in unmittelbarer Nachbarschaft fällt auch nicht weiter auf, das hatte ich mir auf der Ecke schlimmer vorgestellt.
Kurz vor der Halbzeit ne Ecke gegen uns, die mir schon nicht gefällt. Nicht in den letzten Minuten so etwas, dabei hab ich immer ganz flaue Gefühle im Magen. Geht aber noch mal gut, dafür gibts Attacke und einen Freistoß für uns. Vielleicht doch noch das 1:0 kurz vor der Pause. Alle stehen auf und sehen, wie daraus ein Konter für die Greuther entsteht. 0:1 und das ausgerechnet bei unserer offensiven Flaute. In der verflixten letzten Minute, wie so oft.


Zwischenspiel
Meinen Vordermann und seinen Gast vom Lande finde ich am Bierstand wieder und darf sie erst einmal über das aktuelle Ergebnis informieren. Vielleicht wäre Handball für einige Fans der geeignetere Sport, da dauern die Spielzeiten nur 30 Minuten. Dabei ist die Bierversorgung im Norden absolut entspannend, dauert keine 10 Minuten bis ich mit zwei frischen Bechern versorgt bin und wieder auf meinen Platz zurück kann. So ein Sitzplatz hat schon ein paar Vorteile, muss ich zugeben. Der Support leidet natürlich etwas, wenn da keine Gruppe in der Nähe ist die mal laut wird. Meine Nachbarn sind allerdings durchaus supportwillig, wenn sie nicht gerade am Bierstand stehen. Man kann sie jedenfalls ab und zu mitreißen.

Spiel (2)
Daube kommt für Bruns, der heute einen ziemlich gebrauchten Tag erwischt hat. Ich hätte Finn eher rausgenommen, aber Dennis ist keine schlechte Entscheidung von Schubi, denn der macht keine 10 Minuten später den Ausgleich. Woohoo, endlich ist mal was los im Stadion. Und tatsächlich fangen wir langsam an Fußball zu spielen. Teilweise setzen wir die richtig unter Druck, trotz des immer noch eher mittelprächtigen Mittelfelds. Bei der Fürther Abwehr hätte ich nur gerne einen robusteren Stürmer vorne, er sollte Saglik bringen, Naki ist langsam überfordert. Mein Nachbar ist mit dem Vorschlag einverstanden, der Trainer hat 5 Minuten später die gleiche Idee, Mahir Saglik kommt für Naki. Schubert beweist zum zweiten mal eine glückliche Hand, 2 Minuten später macht Saglik das 2:1.
Woohoo. Führung, wer hätte das vor ner halben Stunde noch gedacht. Der Besuch vom Lande ist total gut drauf, seit sein Kumpel ihm einen Zug aus meiner Sportzigarette angedreht hat singt er sogar. Nach dem 2:1 reißt er sich den Pullover vom Leib, zum Vorschein kommt ein Trikot von Werder Bremen. Haabbichdirgesacht schreit er seinen Kumpel an, wenn wir führen zieh ich den Pulli aus. Woohoo. Woohoo.
Sieht ganz so aus, als hätten wir Greuther Fürth im Sack. Das hab ich echt nicht erwartet. Jedenfalls sind wir näher am 3:1 als die Fürther am Ausgleich, nur unsere schnelle Offensivabteilung aus dem Mittelfeld ist alles andere als gefährlich heute. 10 Minuten vor Schluss muss auch noch ein Fürther in die Zwangspause, Gelb-Rote Karte. Führung gegen 10 Mann verteidigen sollte wohl drin sein, eher machen wir selber noch einen.
Aber da ist ja noch die verflixte letzte Minute, so etwas muss sich doch wiederholen lassen. Klappt auch prima, in der Nachspielzeit hängt mal wieder alles vorne rum, der Angriff klappt nicht, Fürth kontert, Schnecke läuft ein zweites mal nur hinterher und das Ding sitzt. Päng. Und Abpfiff. Hab ich grad n Déjà-vu? Das hab ich doch schon in der ersten Hälfte gesehen.
Bitter, aber was soll man groß verschenkten Punkten nachtrauern, vor dem Spiel wär ich damit ja auch zufrieden gewesen.Als Entschädigung nehme ich dafür gerne einen deftigen Auswärtssieg in Rostock.

Nachspiel
Der Abmarsch verläuft etwas weniger stressig, unterwegs hol ich mir noch ein Bier, denn vor der Gegengerade siehts voll aus. Der Dartmeister nebst Anhang ist auch noch da, trotz Unentschieden. Eine weitere Bierlänge hab ich mir noch gegönnt, dann verschwand alles in Richtung Domtoiletten, Bier wegschaffen. Hab ich nicht nötig, ein Spiel halt ich immer locker durch, sogar mit Verlängerung.
Diese bot sich auf dem Vorplatz der Südkurve an, in Gestalt einer Demo für das Bleiberecht des Bauwagenplatzes Zomia in Wilhelmsburg. Mach ich natürlich mit, weil ich ums Verrecken nicht einsehen kann, wieso Menschen nicht in Bauwagen leben dürfen, wenn sie es wollen. Außerdem ein weiterer Streich des Zauninstallateurs Markus Schreiber, den ich ums Verrecken nicht mehr im Amt sehen will.
Mit Bedauern muss ich zugeben, ich bin zu alt für diesen Scheiß. Ganz besonders nach einem anstrengenden Fußballspiel, wenn die Stimme eh schon gelitten hat. Aber der gute Wille zählt, oder? Bis Feldstraße bin ich mitgelaufen, dann musste ich unbedingt Bier wegbringen, was die sehr unsensiblen und unfreundlichen Schildkröten verhinderten, die mich einfach nicht passieren lassen wollten, dabei wollte ich eigentlich nur schnell zur U-Bahn. So stand ich dann an der Straße, hab die ganze Kolonne an Demonstranten und Schildkröten vorbeimarschieren lassen und bin dann doch nach Hause. Denn eigentlich wollte ich heute Abend  auch noch die Emsland Hillbillies im Chattahoochee sehen. Was ich mir ebenso verkniffen hab wie den Rest der Demo, ich werd alt.
Verdammt.

Auch alt, aber gut:
U2 - Go Home (Live From Slane Castle Ireland)

















Donnerstag, 3. November 2011

Rauchzeichen aus dem Glaskasten














Seit Anfang des Monats herrscht auf dem gesamten Firmengelände absolutes Rauchverbot, eine Ausnahme bilden die drei gut verteilten Stigmatisierungszellen, die man den Nikotinjunkies zur Verfügung gestellt hat. Konnte man am ersten Tag nur selten einen Raucher darin sehen, wird das langsam aber sicher angenommen. Heute ging es teilweise zu wie in einem Taubenschlag. Verantwortlich dafür ist weniger das Nichtraucherschutzgesetz, was bisher recht lax gehandhabt wurde, nur der Zertifizierungsdrachen macht uns wieder einmal das Leben schwer. Am liebsten hätte sie nach der Nikotinpause auch noch den Wechsel der Arbeitskleidung empfohlen, was den Anteil der Nichtraucher, zumindest im gewerblichen Bereich, wahrscheinlich schlagartig auf 99% erhöht hätte.
Als Gelegenheitsraucher, der die Gelegenheit selten wahrnimmt, sehe ich das mit einer gewissen Belustigung. Ich frage mich jetzt schon, wer da noch quarzen geht, wenn der Wind erst einmal mit feisten Minusgraden um die Ecke bläst. Bis dahin wundere ich mich, wer da so am Tage alles auftaucht, denn eine der Zellen liegt direkt in Sichtweite. Wir haben jedenfalls deutlich mehr Raucher als ich vermutete.

Da der gute Hawk schon seit einigen Wochen einen USB Stick rumschleppt, den ich gerne mal wieder hätte, habe ich den Austauschort strategisch günstig an seinen Rauchplatz gelegt, um einfach mal eine Zigarette zu schnorren und mich solidarisch zu zeigen mit den armen rauchenden Kollegen.
Wie nicht anders zu erwarten sind die Glaszellen (noch) Thema Nummer 1 unter den anwesenden Zündlern, Thema Nummer 2 sind die unermesslichen Freuden des Rauchens, denen man nur mit der richtigen Zigarette frönen kann. Davon war jedenfalls unser Einkaufsleiter überzeugt, der von einer aus Indonesien mitgebrachten Sorte völlig begeistert war. 10 mg Teer und 5 mg Nikotin, so etwas gutes gibt es in Deutschland überhaupt nicht mehr. Das merkwürdig fleckige Papier und der starke Geruch nach Gewürznelken ließen mich an so etwas wie "Rauchgenuss" zweifeln, ich hab ihm trotzdem eine abgeschnackt.
Nur gut, dass er kurz darauf gegangen ist, so konnte ich die Lunte unauffällig entsorgen. Nach den russischen U-Boot Torpedos war das zweifellos das schlimmste Kraut, das ich jemals inhaliert habe. Solange auf der Packung nicht auch ein paar mg THC neben Nikotin und Teer auftauchen, bleiben Zigaretten für mich weiterhin ziemlich uninteressant.

Ich fröne lieber anderen Genüssen: Beth Hart - Leave The Light On

Mittwoch, 2. November 2011

Stadtansichten: Blankenese














Der goldene Oktober hat unverhofft dafür gesorgt, dass ich den größten (und anstrengendsten) der malerischen Elbvororte auf die Speicherkarte bannen konnte, was mich drei volle Tage gekostet hat, und mir außer etwa 500 Fotos auch einen veritablen Muskelkater einbrachte, von meinem lädierten Knie will ich in diesem Zusammenhang lieber nicht reden.
Blankenese ist einer der Hamburger Stadtteile mit einer sehr hohen Anzahl an Einkommensmillionären, die Villen am Elbhang zeichnen sich straßenseitig durch gewaltige Toreinfahrten, und flussseitig durch Gärten aus, die man eher als Parks bezeichnen könnte. Wesentlich reizvoller ist allerdings das direkt an der Elbe liegende Treppenviertel, das man in Gänze nur per pedes erforschen kann, und wie der Name schon andeutet, geht es hier meistens aufwärts oder abwärts. 
Touristen bekommen Blankenese meist nur kurz bei einer Hafenrundfahrt zu sehen, vom Fluss aus. Bei schönem Wetter treiben sich auch schon genug Hamburger am Strandweg, am Falkensteiner Ufer und auf dem 75 Meter hohen Süllberg herum.
Gestartet bin ich am renovierten und umgebauten Blankeneser Bahnhof, der leider nur auf der Schienenseite gelungen ist, straßenseitig mit furchtbaren Glasanbauten verschandelt wurde. Schräg gegenüber befindet sich Goßlers Park, mit dem säulenverzierten Ortsamt, vor dem ich gleich einmal eine Zwangspause einlegen musste. Als Brautpaar und Gäste dann endlich in der alten Villa verschwunden sind, konnte ich mich fotografisch an der Hochzeitskutsche austoben. Einen Mercedes 600 Pullman sieht man auch hier eher selten.

An Kirche und Ortszentrum vorbei ins Treppenviertel, runter an den Strandweg, am Anleger Op'n Bulln ein frisches Bier genommen, den Strand entlang bis zum Falkensteiner Ufer und zurück, durch den römischen Garten, und die Treppen vor dem Süllberg wieder hoch. Das ist Sport, dagegen sind sogar Wanderungen zu norwegischen Gletschern ein Klacks.
Auf dem Süllberg wollte ich mich dafür belohnen, mit einem Kaffee und einem Stück dieser elend lecker aussehenden Käsetorte, die ein Bediensteter des Restaurants direkt an mir vorbei trug, in Richtung Tortenausgabestelle. In der Schlange stehend konnte ich aber schnell sehen, dass auch andere Gäste von diesem Anblick entzückt waren, das Teil ging weg wie geschnittenes Brot. Die Hoffnung stirbt aber bekanntlich zuletzt, nämlich genau dann, wenn nur noch ein Kunde vor dir steht, noch zwei Stücke übrig sind, und der natürlich beide nimmt. Das sind Augenblicke, da wär ich gerne jemand anders. Al Capone hätte sich das nicht bieten lassen.
Der hätte als Amerikaner aber wohl ohnehin den Blaubeermuffin genommen, mit dem ich mich dann zufrieden geben musste. Wobei das allerdings der mit Abstand beste Blaubeermuffin war, den ich jemals gegessen habe.
Die Kalorien hab ich anschließend durch einen Marsch zum Bismarckstein wieder vernichtet, ebenso wie den Rest meines Kniegelenks und meiner Kondition. Trotz des unglaublich schönen Blickes auf den Fluss von dort oben, ein zweites mal kriegen mich da keine 10 Pferde hoch.
Den bequemeren Rückweg erledigt man mit den "Bergziegen" genannten Schnellbussen des HVV, eine kleinere Ausgabe der normalen Linienbusse, angepasst an die wenigen engen Straßen des Treppenviertels, die dort wochentags im 10 Minuten Takt verkehren.

War garantiert nicht das letzte mal, dass ich mich dort rumtreibe, ich habe eine seltsame Affinität zu diesem Stadtteil. Mag daran liegen, dass ich dort auf die Welt kam, wenn auch nicht mit dem silbernen Löffel im Mund, die Paläste kenn ich nur von außen.

In- und auswendig kenn ich Thievery Corporation - The Mirror Conspiracy