Donnerstag, 30. Dezember 2010

Berlinale
















Geht es auf Silvester zu, kennen die Bäcker keine Gnade mehr. Mit viel Glück bekommt man am Mittag noch ein paar Restbrötchen, sofern man keine Ansprüche stellt, aber mit Berlinern wird man seit Montag an jeder Ecke zugeschmisssen. Hatte man früher meist nur die Wahl zwischen Zucker mit Apfelmus oder Zuckerguss mit Marmeladenfüllung werden die Konstruktionen immer abenteuerlicher, Caramel, Champagner oder Schokolade mit den absonderlichsten Füllungen, die meistens mehr versprechen als sie zu halten imstande sind, wobei der Anblick alleine schon ausreicht um Magenschmerzen zu verursachen.

Da später ohnehin noch ein wenig Urlaubsplanung anstand, hab ich auf Experimente verzichtet und mir den Hunger lieber für ein Moussaka Spezial in der Ahrensburger Taverna Santorini aufgehoben, in der uns vom Wirt augenzwinkernd ein Aschenbecher offeriert wurde, während seine Frau schon vor Vorfreude trällernd das inzwischen fast leere Lokal für die morgige Silvesterfeier schmückte. Sollte ich mal Silvester nicht wissen wohin, das Santorini kann kein schlechter Ort sein für den letzten Tag des Jahres. Selbst an ganz normalen Tagen versprühen die beiden immer einen kleinen Hauch von Big Fat Greek Wedding, sollte da mal eine griechische Hochzeit stattfinden wäre ich gerne dabei.
Und zu Silvester gibt es dort sicherlich auch schmackhaftere Snacks als quietschbunte Berliner.

Schreibmusik: DBWG Radio mit xs4all und Dorfscheff

Sonntag, 26. Dezember 2010

Weihnachtsvöllerei
















Zwei Tage konnte ich den weihnachtlichen Ausschweifungen entgehen, dafür kam es dann heute auch knüppeldick. Zuerst gelang es mir nicht, den Herrn xs4all von einem typisch portugiesischen Frühstück mit Tosta Mista, Nata und Galão zu überzeugen. Das wär ja nur Toast und überhaupt sei er es gewöhnt an Weihnachten zum (fast schon traditionellen) 16 Uhr Frühstück Fisch zu essen und Backwaren wären auch nicht so seins. Wat de Bur nich kennt...
So bestand mein Frühstück dann aus zwei Tosta Mista, während er sich mit einem Espresso und einem Galão begnügte, zu dem er sich dann wenigstens noch überreden ließ, der sah wohl ansprechend genug aus. Der anschließende Spaziergang durch Winterhude vertrieb mein Völlegefühl nur unzureichend, während der Regenwäldler ständig Ausschau nach einem Fischrestaurant hielt und schon mäkelte, dass es in Hamburg wohl nicht genug davon gäbe. Ich weiß nicht, ob man sowas noch als Déjà-vu bezeichnen kann, wenn einem das immer wieder passiert.

Mein Mitleid mit diesem Verächter der Natas hielt sich zwar in Grenzen, aber man kann seine Gäste ja nicht verhungern lassen, also hielt ich auf der Rückfahrt vor der nächsten fischigen Gelegenheit, dem El Pulpo in Wandsbek. Portugiese natürlich, was sonst. Super Fischgerichte, Seeteufel, Dorade, Schwertfisch, Seewolf - und was macht der Mann? Bestellt sich einen Tapasteller mit Calamares, Sardellen und gekochten Krabben, ohne vorher den Karola Petersen Krabbenpulerkurs gemacht zu haben, denn natürlich sind die in der Schale. Morgen sind wir da wieder verabredet, ich bin mal gespannt ob er schlauer geworden ist.

Da ich ungerne in einem Restaurant daneben sitze, mit nichts als einem Bier vor mir, fühlte ich mich eine Stunde nach dem Frühstück bemüßigt ebenfalls eine Kleinigkeit zu mir zu nehmen, also kamen zu den zwei Tosta Mistas noch eine gegrillte Chouriço, ein paar panierte Krabbenscheren und scharf gewürzte Kartoffelspalten dazu. Und schon platzen. Hinterher hätte ich noch drei Runden um den Block laufen können, besser wäre es nicht geworden.
Die zwei Natas, die ich natürlich aus dem Cafe Galão mitnahm, mussten dann noch ein paar Stunden warten.

Der Elch auf dem Foto hat mit der ganzen Sache nichts zu tun, der hängt über dem Elchhimmel in der Himmelstraße und weist darauf hin, dass man dort Elche aus Papiermaché kaufen kann, denen man das Material nicht ansieht, wir haben das für Metall gehalten.

Schreibmusik: Frank Zappa - One Size Fits All 

Freitag, 24. Dezember 2010

Oh mein Gott sie haben Jesus geklaut
















Die Hamburger Altmetallmafia schreckt auch vor nichts zurück. Nachdem vor einigen Wochen schon die hinter dem Ortsamt Rahlstedt stehende Eva brutal oberhalb ihrer Füße abgesägt wurde, hat man jetzt der Eimsbütteler Apostelkirche ihren Bronzeheiland gestohlen. Jesus klauen, und das am Tag vor seinem (wahrscheinlich) 2010ten Geburtstag, das wird doch mindestens mit drei Monaten Fegefeuer bestraft, und da ist  Eva, sollte es sich um die gleichen Diebe handeln, nicht einmal mit eingerechnet.
Vielleicht sollte man einfach keine Götzenbilder mehr aufstellen, denn eins steht wohl fest: Mohammed wäre das nicht passiert.

Das Foto zeigt nicht etwa die betroffene Apostelkirche sondern das Schloss Ahrensburg, mit dem ich ein wenig weihnachtliche Stimmung hier verbreiten möchte. Damit wünsche ich allen Lesern dieses Blogs, auch den Ungläubigen und den Kommentarverweigerern, ein paar schöne Feiertage und nicht zu viel Stress, denn dieses Wochenende ist leider auch nicht länger als üblich.

Schreibmusik: Thea Gilmore - Strange Communion

Montag, 20. Dezember 2010

Pikantes Päckchen

















Zugegeben, für manchen mag der Inhalt des Paketes etwas gewöhnungsbedürftig anmuten, aber ich darf versichern, dass es sich hierbei um die wahrscheinlich weltbeste Chouriço handelt, die man käuflich erwerben kann. Auf jeden Fall die beste, die ich jemals auf dem Teller hatte, und da kommt einiges zusammen in den letzten -zig Jahren. Frisch vom Grill und in Scheiben geschnitten, würzig, scharf, unglaublich lecker.  Da Silvester ohnehin der Grill angeschmissen wird, könnte das der perfekte Abschluss meines portugiesischen Jahres werden, vorausgesetzt die hält sich bis zum 31. Dezember, ich bin da nicht so sicher.

Eigentlich sollte ich die ja am Wochenende persönlich in Empfang nehmen, was ja bedauerlicherweise nicht so klappen wollte, aber es ist doch schön zu wissen, dass man nicht vergessen wird.

 Schreibmusik: Captain Beefheart - Live in London 1974.  

Sonntag, 19. Dezember 2010

Subber Schdimmung isch des hier
















Das Pfälzer Ehepaar neben mir wollte sich vor lauter Begeisterung nicht mehr einkriegen, so ei subber Schdimmung, des hen mir ja noch nie erlebd.  Auf meine Frage, ob sie nicht zwei Wochen zu spät dran sind, nur ein verächtliches Abwinken, FCK, ah nöö. Er käm aus Rottweil, wär schon immer St.Pauli Fan gewesen und jetzt wär man mal zufällig zu einem Heimspiel in Hamburg, da muss man doch die Gelegenheit nutzen.Seine Frau hingegen ist sowohl als auch, also St.Pauli und FCK.
Wie kommt man als Auswärtiger an Karten für das Spiel, war natürlich meine nächste Frage. Hajoo, sie hätten halt mal in ner Kneipe gefragt und gegen einen kleinen Aufpreis zwei Karten erstehen können. 25 Euro ist der aktuelle Kneipenpreis für einen Stehplatz auf der Gegengerade, so etwas finden natürlich Touristen aus der Pfalz mal eben, und warum?

Weil sie einfach überall mal reinplatzen. Vorher waren sie irgendwo gegenüber der Davidwache, in einem Stripschuppen. Der Mann an der Tür hätt was gesagt von 6 Euro für ein Bier und dafür könnt man sich scho ein paar nackerte Frauen anguggen, des isch ja auch so kalt gewesen und man wollt sich auch mal aufwärmen.
Die Endrechnung belief sich dann auf 178 Euro, womit unser Held aus Rottweil nicht so ganz einverstanden war, was ja auch durchaus verständlich ist.
178 Euro für zwei Astra sind auch auf dem Kiez ein durchaus ungewöhnlicher Preis, da muss also mehr gelaufen sein. Hajoo, da hätt sich eine Dame dazugesetzt, die wollt einen ausgegeben haben. Und da der Pfälzer an sich wohl recht spendierfreudig ist, hat er ihr tatsächlich einen Drink bezahlen wollen, aber er dachte eher an was kleineres. Nach längeren Diskussionen und der Drohung sich an die Polizei zu wenden, hätt man sich dann auf 60 Euro geeinigt. Klar, sag ich, der will ja wenigstens seine Unkosten wieder reinkriegen.

Wie naiv kann man eigentlich sein? Und ich meine durchaus mich, denn ich habe doch tatsächlich geglaubt, so etwas gibt es nicht mehr. Da fällt niemand mehr drauf rein, das hat jeder schon einmal in einem Jürgen Roland Krimi gesehen, das ist der älteste Trick auf dem Kiez.

Aber natürlich gibt es das noch, wovon sollten die wenigen verbliebenen Schmuddelschuppen auf der Reeperbahn leben, wenn nicht von Pfälzer Touristen.

Bei denen hat dann der vierte Mainzer Treffer doch soweit zur Stimmungsabkühlung geführt, dass sie das Stadion frühzeitig verlassen wollten. Es gibt leider immer mehr Touristen im Stadion, weil man den Kneipenverkauf nicht im Griff hat.

Tja. Zum Spiel. Kann man nur anerkennen, dass die Mainzer einfach besser waren. Immer einen Schritt schneller, agiler, und vor allem weniger Fehlpässe. Der Schiri war eine unglaubliche Pfeife, aber das wäre als Entschuldigung zu billig. Müller war bei einigen Szenen zu gut im Kasten, mit mehr Glück hätte es auch ein Unentschieden werden können, unverdient.

Und schweinekalt war es, mit dem Abstieg unter die Tribüne der Gegengerade sank die Temperatur noch einmal schlagartig um gefühlte fünf Grad, was uns dann ebenfalls in die Flucht trieb, -8° sind für ein Bier nicht mehr gemütlich genug. Unterwegs wieder die üblichen Fragen. Wie isses ausgegangen? Wer hat die Tore geschossen? Wer hat die Mainzer Tore geschossen?
WTF?
Was interessieren mich Mainzer Torschützen, waren eh zu viele.

Beim Skatabend hab ich dann auch nichts gerissen, war nicht ganz mein Tag. Kann nur besser werden. Walk On!

Schreibmusik: Yonderboi - Shallow & Profound

Freitag, 17. Dezember 2010

Wenn der Nussknacker dreimal knackt
















Heute hab ich es endlich geschafft das Weihnachtspaket nicht zu vergessen, das uns jedes Jahr zum Fest vom Chef spendiert wird. Außer der üblichen Flasche Nero D'Avola und den Niedereggerschen Kalorienbomben war diesmal ein Nussknacker nebst einem Beutelchen diverser hartschaliger Spezialitäten dabei, damit man das schicke Gerät aus lackiertem Metall mit den hübschen Holzgriffen auch gleich ausprobieren kann.
Cool, denk ich, endlich hat der schäbige alte Nussknacker ausgedient, den ich ohnehin nie benutzt habe, weil der meistens die Schale samt Inhalt pulverisiert hat, wenn man seine Kräfte nicht genauestens dosieren konnte. So einen glänzenden neuen Knacker wollte ich immer schon mal haben, sah der doch so aus, als hätte sich wirklich mal jemand Gedanken gemacht. Immerhin gibt es seit etwa zehn Jahren schon vernünftige Weihnachtsbaumständer, die Entwicklung wird ja dann bei Nussknackern nicht stehen geblieben sein.
Ernüchtert musste ich aber sehr schnell feststellen, dass die Nussknackertechnik in den letzten dreißig Jahren keine Fortschritte gemacht hat, die Dinger taugen immer noch nichts. Eine Walnuss und eine Haselnuss hat er überstanden, bei der Mandel dann kläglich versagt. Die Natur ist uns immer noch über. 

War ein kurzes Vergnügen, aber Nüsse haben sowieso zu viele Kalorien.

Schreibmusik: Toufic Farroukh - Drab Zeen

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Schneemobil
















Meinen Parkplatz werde ich morgen sicherlich wiederfinden. Wenigstens in der Firma haben sie aus dem letzten Winter gelernt, aber sollte es die nächsten Tage schlimmer werden, muss ich meine Karre wohl irgendwann ausgraben.
Angesichts der Wetterlage bin ich jetzt nicht so ganz unglücklich, dass ich mir die 450 Kilometer morgen sparen kann. 

Schreibmusik: Papa Wemba - Le Voyageur

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Wieder mal ein Wochenende (fast) versenkt
















Die moderne Form der Lohnsklaverei sieht so etwas wie selbstbestimmte Freizeit nicht vor. Samstags gehört Vati mir, das war einmal. Als der DGB mit dieser Forderung für die Fünf-Tage-Woche kämpfte lag ich selber noch im Kinderwagen, als Berufstätiger konnte ich später die erkämpften freien Wochenenden genießen.
Heute werden die Arbeitszeiten ganz einfach von der Auftragslage bestimmt, Flexibiliät ist Trumpf,  Survival of the Fittest wie in der Natur, anpassen oder untergehen.

Seit einigen Wochen überlege ich (nicht wirklich ernsthaft), ob ich den Besuch bei Freunden zugunsten eines Fußballspieles sausen lasse. Wäre mir natürlich nie eingefallen, auch nicht für den FC St.Pauli, aber da glaubte ich ja auch noch die Wahl läge bei mir. Welch fataler Irrtum, denn völlig unverhofft kommt das Weihnachtsfest auf uns zu, einhergehend mit reichlich Bescherungen Bestellungen, ein Umstand mit dem wirklich keiner rechnen konnte. Das ist zwar jeden Dezember wieder der gleiche Kampf, aber mit zwei Tagen Resturlaub und Vollbesetzung kann eigentlich nichts schief gehen, denkt man sich so. Bis der Kollege F. anruft und seinen Urlaub eine Woche verlängern muss, weil er in Frankreich irgendwo eingeschneit ist, die Firma Loddl ihre Bestellungen verdoppelt und der verbleibende Kollege einem klarmacht, dass er nicht gedenkt 3 bis 4 Stunden dranzuhängen, nur weil ich seit ein paar Monaten eine Verabredung in Köln habe.

Vielleicht hätte ich ihm mit ewiger Verdammnis drohen sollen, aber das zieht ja schon bei mir nicht. Wenigstens kann ich jetzt ohne Gewissensbisse ins Stadion und mir den Arsch abfrieren, Astra statt Rotwein,  wer braucht schon rosa gebratene Ente und einen lauschigen Platz vor dem Kamin. 

Schreibmusik: Warren Zevon - Sentimental Hygiene auf DBWG Radio

Sonntag, 12. Dezember 2010

Currywurst für Pellenallergiker
















Die Wurstbudengentrifizierung treibt echt seltsame Blüten. Ob edel, kultig, königlich, ob Curryonkel oder Curryfreibeuter, wer heutzutage noch eine Wurstbude eröffnet muss sich etwas einfallen lassen, eine simple Bratwurst mit Ketchup verkauft sich wohl nicht mehr.
Im Körri haben sie sich etwas ganz besonderes einfallen lassen, sie haben die Wurst von der Pelle befreit. Wem also beim Wort Darm, egal ob Kunst oder Natur, immer etwas unwohl wurde, der kann hier befreit aufessen. Erwähnen sollte ich vielleicht, dass Wurst ohne Darm nicht etwa günstiger ist, die Einsparung wird an den Kunden nicht weitergegeben, denn 8.50 Euro für ein Körri mit Salat und Pommes halte ich schon für einen ziemlich stolzen Preis, auch mit hausgemachter Sauce und liebevoll dekoriertem Teller.
Dabei handelt es sich noch um die Standardversion, ein Körri lässt sich auch aufrüsten, bis hin zur "Surf and Turf" Version mit Black Tiger Riesengarnelen, ab 14.50 zu haben. Zwar dürften die auf dem Teller besser zur Geltung kommen als lägen sie neben einer normalen Currywurst, aber diese Zusammenstellung soll wohl eher den Strombergs der umliegenden Büros die Gelegenheit geben, im After Work Club ihre neue Sekretärin zu beeindrucken.
Geschmacklich waren wir weder vom Körri noch von der hausgemachten Sauce beeindruckt, da hätten auch ein paar Black Tiger Garnelen nicht viel dran geändert, zumal die Pommes wirklich extrem knusprig waren, für Gebissträger wahrscheinlich nicht geeignet.

In meiner Rangfolge ändert sich wieder nichts, die Curry Pirates sind immer noch ungeschlagen Nummer 1 in Hamburg.

Schreibmusik: Hassan Hakmoun and Zahar - Trance

Samstag, 11. Dezember 2010

Endlich Cannabis auch bei Edeka
















Der große Ansturm blieb bisher wohl trotzdem aus, was an den fehlenden Warnhinweisen auf der umweltfreundlichen  Pappdose liegen mag.  Auch wenn mir durchaus klar ist, dass der Effekt dieses Getränkes im besten Fall ausreicht um den Durst zu stillen, das konnte ich mir nicht entgehen lassen, auch wenn 250ml Wasser mit etwas Hanfblütensirup und Teeextrakten für 1.50 Euro natürlich völlig überteuert sind.

Schmeckt nicht mal schlecht, ein Verkaufserfolg wird es trotzdem nicht schätze ich, da Hanfblätter im allgemeinen nicht mit Durstlöschern assoziiert werden. Wäre das Zeug wenigstens in der Schweiz etwas gehaltvoller auf dem Markt, hätte das ja vielleicht auch positive Auswirkungen auf die dortige Gesetzgebung haben können, aber auch dort: Fehlanzeige. Keine Warnhinweise.
Dabei würde ich gerade jetzt etwas mehr Entspannung bei einigen Menschen durchaus befürworten.

Schreibmusik: Brenda Fassie - Brenda Fassie / Myekeleni

Dienstag, 7. Dezember 2010

In der Zwickmühle
















Das hier ist die letzte der drei Karten, für die ich vor einigen Wochen fast 5 Stunden in eisiger Kälte ausharren musste. Will ich mehr Spiele sehen (und ich will mehr Spiele sehen), dann werde ich noch öfter solche Wartezeiten in Kauf nehmen müssen, mit etwas Pech bei ähnlich üblen Witterungsverhältnissen. Nur sollte ich nächstes mal darauf achten wann die Spiele angesetzt sind, dann wäre ich jetzt nicht so arg in der Zwickmühle. Ausgerechnet am 18. Dezember ist das Spiel gegen die Narrenkappen, ausgerechnet an diesem Wochenende bin ich schon seit Monaten mit Freunden in Köln verabredet.
Dabei dürfte es das geringste Problem sein die Karte wieder loszuwerden, zur Not kann ich die einen Tag vorher noch im AFM Container abgeben, nur um die Abgabe in würdige Hände zu gewährleisten. Aber ist der neue Besitzer der Karte ein ähnlicher Glückspilz wie ich? Wenn ich im Stadion war hat der magische FC noch nie verloren, und gerade jetzt ist jeder Punkt wichtig. Und was ist, wenn ich die Karte frühzeitig weggebe, und am 17. sind alle Autobahnen dicht wegen Schneefall und Blitzeis? Dann sitze ich hier und höre AFM Radio, oder gucke ein Spiel im Vereinshaus von Concordia, für das ich mal eine Karte hatte. Höre die anderen brüllen, statt mir selber die Stimme zu ruinieren.
Entscheide ich mich aber frühzeitig für das Spiel, dann sehe ich ein paar Leute nicht, an denen mir erstens viel liegt und die ich zweitens wohl länger nicht wiedersehen kann. Und normalerweise pflege ich lange geplante Verabredungen einzuhalten.
Falls jemand noch ein paar Argumente für oder gegen irgend etwas aufführen kann, nur zu. Aber egal wie ich mich entscheide, in Zukunft werden Verabredungen nur noch streng nach Bundesligafahrplan geplant, Heimspielwochenenden sind tabu.

Schreibmusik: Achim Reichel - Solo mit Euch

Montag, 6. Dezember 2010

Natürlich voll verarscht
















Erdbeeren lösen bei mir, besonders in der erdbeerfreien Zeit, fast augenblicklich einen Kaufreflex aus. Diese knubbeligen roten Beeren (die genau genommen eigentlich keine Beeren sind) sind einfach zu lecker, als das ich da widerstehen könnte. So musste ich neulich an der Kasse des Supermarktes sofort zugreifen. Erdbeeren!  100% Frucht! Ohne Zuckerzusatz, Süßungsmittel und Konservierungsstoffe! Das kann ja nur großartig schmecken, zumal das alles ganz natürlich ist.
Dumm nur, dass man in Supermarktkassenschlangen selten Zeit hat die Inhaltsangaben genauer zu studieren. Sonst hätte ich mich schon gefragt, wie man aus 92% Äpfeln und 5% Erdbeeren einen Erdbeersnack machen kann, der nach Erdbeeren schmeckt. Die Lösung für das Rätsel befand sich in der letzten Zeile, natürlich durch Aromen. Natürlich durch natürliche Aromen, schließlich hat man ja 100% Frucht versprochen.
Trotzdem fühlte ich mich ziemlich verarscht, als ich später im Auto auf ein paar seltsamen Plättchen von gummiartiger Konsistenz herumkaute und dabei die Zutatenliste las.
Dabei habe ich mich eigentlich selber verarscht, schließlich predige ich bei jedem angeblichen Lebensmittelskandal, lest das Kleingedruckte. Nur wo Schinken drauf steht ist auch Schinken drin.

Vielleicht sollte ich mich da selber mal dran halten, auch wenn Erdbeeren auf der Packung abgebildet sind, denn für die gilt das meist noch mehr als für Schinken.

Schreibmusik: Heartless Bastards - Stairs & Elevators

Samstag, 4. Dezember 2010

Die Bratwurstkoberer vom Millerntor
















Auf St.Pauli stehen Koberer vor jedem Bumslokal, versuchen Touristen und andere willige Opfer mit sensationellen Angeboten zu ködern. Sensationelle Sexshows, sensationell scharf, sensationell billige Getränke dazu. Da die Etablissements der Fleischeslust nicht mehr so zahlreich sind auf dem Kiez mussten sich einige wohl beruflich verändern, einer hat scheinbar einen Job am Bratwurststand vor dem Millerntorstadion erwischt.

Eeeey, komm rüber hier, die letzten Würste, Stück 1 Euro, bevor wir sie wegschmeißen müssen brüllte er mir entgegen. Da man auf Dauer von Bier alleine nicht leben kann hab ich das glatt angenommen, doch scheinbar war das mit dem Grillmeister nicht abgesprochen, denn der wollte von mir dann doch auf einmal Zweifuffzich für die Thüringer. Angesprochen auf das Angebot seines Kompagnons, brüllte er nur kurz Aaaalder, ein Euro? Spinnst Du? in die Menge, ging dann immerhin auf zwei Euro runter mit dem Preis.
Da der Koberer in der Menge nicht auszumachen war zahlte ich äußerst zähneknirschend, bekam dafür aber immerhin noch eine Rostbratwurst zusätzlich, die allerdings auf dem freien Markt keine 50 Cent mehr erzielt hätte.
Nach eingehender Betrachtung entschied ich mich dann auch, das Teil lieber dem Mülleimer zu überantworten. Nachdem ich mehrere Stunden bei Minusgraden und den FC Kaiserslautern überstanden hatte, wollte ich kein unnötiges Risiko mehr eingehen. Der Tag war bis dahin ziemlich perfekt.

Schreibmusik: Bruce Springsteen - Darkness On The Edge Of Town / The Promise

Freitag, 3. Dezember 2010

Rausgehen - Warmmachen - Weghauen
















Rausgehen. Werde ich gleich, ein paar letzte Handlungen zur Spielvorbereitung, noch einen heißen Kakao mit Rum, dann geht es los. Kälte und Schnee erwarten mich. Super Wetter, kommt mir vor als wäre es gestern erst gewesen, als die Straßen noch von zentimeterdicken Eisschichten überzogen waren. Endlich wieder Winter.

Warmmachen. Darüber muss ich mir erst im Stadion Gedanken machen, immerhin habe ich die Trainingshose nach viel Kampf unter die Jeans bekommen, dazu zwei weite T-Shirts unter den Hoodie, Lederjacke, Kutte, Schal, Kappe. Muss reichen. So ausgepolstert komm ich mir vor wie eine Kampfmaschine, hoffentlich färbt das auf die Jungs ab. Hoffentlich nur psychisch, denn ich kann mich kaum bewegen, geschmeidig ist was anderes. Bier ansetzen im Trockenversuch geht aber noch, die Bierleitungen an den Ständen werden diesmal sicher nicht eingefroren sein, es war schon bedeutend kälter. Warmsingen ohne flüssige Unterstützung wäre ein Handicap, zur Not geht auch Glühwein.

Weghauen. Ist bitter nötig dieses mal, egal wie. Aux Armes! Allez Braun-Weiß! Forza Sankt Pauli! 

Schreibmusik: Slime - Alle gegen Alle

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Der Kranz des Grauens
















Jedes Jahr, wenn es mal wieder auf das Fest der Liebe zusteuerte, spendierte unser ehemaliger Chef einen von seiner Frau gebackenen Nusskranz. Jedes Jahr zu Nikolaus saßen wir dann in trauter Eintracht zusammen, lobten überschwänglich dieses Backwerk, und versuchten gleichzeitig mit viel Kaffee wenigstens ein Stück dieses furztrockenen und halb rohen Machwerks herunterzuwürgen, das einem noch Stunden später wie Blei im Magen lag.
Glücklicherweise generiert mein Job Ausreden am Fließband, so dass ich in den seltensten Fällen an dieser Veranstaltung teilnehmen musste. Unglücklicherweise gedenkt er diese Tradition auch als Rentner beizubehalten, ein unerwünschter Nebeneffekt der ewigen Lobhudelei, jedenfalls brachte er uns heute wieder den vermeintlichen Lieblingskuchen der Abteilung vorbei. Glück für uns nur, dass sein Zeitplan es nicht erlaubte an der Verteilung teilzunehmen.

So fehlte dann heute nach Feierabend auch nur ein Stück, das mir sein Nachfolger mit einem uralten, saublöden, aber wenigstens bei mir immer noch wirksamen Trick (und unter schamloser Ausnutzung seiner Machtposition!) in den Mund schob. Wahrscheinlich seine Rache für alle Jahre in denen ich mich verpissen konnte.

Ich hätte es auch noch schlucken sollen, das wäre ein guter Grund für mindestens eine Woche Arbeitsunfähigkeit gewesen, aber man hat ja eine gewisse Verantwortung gegenüber seinem Arbeitgeber.
Ich hoffe das wird demnächst honoriert. 

Schreibmusik: Lucinda Williams - World Without Tears

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Bei mir piept's hoffentlich nicht
















Wenn ich etwas hasse, dann sind das diese friss-oder-stirb Ankündigungen von Handwerkern, ganz besonders wenn ich die nicht bestellt habe. Wir kommen am 1.Dezember von 14:30 bis 15:30, wenn sie nicht im Hause sind geben sie dem Hausmeister oder einem Nachbarn den Schlüssel, andernfalls berechnen wir eine zweite Anfahrt. Ganz ehrlich, ich mag meine Nachbarn überwiegend, einen Haustürschlüssel hinterlasse ich dort trotzdem ungerne, jedenfalls seit mich eine Nachbarin mal eingeladen hat das neue Badezimmer ihres Gegenübers zu besichtigen, während der ahnungslos seiner Arbeit nachging.
Eben jene musste ich heute also für knapp zwei Stunden verlassen, jetzt frag ich mich natürlich, wem ich das in Rechnung stellen kann. Wahrscheinlich niemandem, denn Rauchmelder sind Pflicht geworden. Trotzdem hätte es vollkommen ausgereicht, wären die Dinger per Post angeliefert worden. Einen Schutzstreifen von der Klebefläche abziehen und das Teil an die Decke kleben kriege selbst ich noch fertig. Wenigstens konnte ich verhindern, dass der Rauchmelder im Wohnzimmer an die falsche Stelle geklebt wurde. Direkt oberhalb meiner Shishasammlung wollte er den anbringen, ich glaub es piept.

Die knappe Anleitung des Monteurs, "wenn es piept einfach mit dem Besenstiel leicht dagegen drücken" steht ebenso in dem knappen Faltblatt, das er mir vorher wortlos in die Hand drückte. Auf meine Ankündigung, dass ich den Quälgeist spätestens beim dritten Fehlalarm mit der Keule von der Decke entfernen werde, regierte er jedenfalls nur mit einem müden Lächeln. "Wir kommen nächstes Jahr wieder um die zu überprüfen."
Na prima, jetzt hab ich außer den Heizungsablesern noch einen am Hals der jährlich mit Terminen droht. Dabei hat es bei mir nur einmal in der Küche gebrannt, als ich den Topf mit Fett vergessen habe. Aber in der Küche haben sie keinen angebracht, die Dinger sind wohl zu empfindlich.

Schreibmusik: Rachid Taha - Safi auf DBWG Radio bei Wünsch Dir was mit Bembelbär

Sonntag, 28. November 2010

Hexen hexen

















Isch will nen Roten soll Winfried Schäfer damals beim Karlsuher SC gesagt haben, als er Sergej Kirjakow verpflichtete. Rothaarige Menschen gelten ja allgemein als sehr temperamentvoll, nicht nur auf dem Fußballplatz. Dass sich das durchaus auch auf die Bühne übertragen lässt bewies Melissa Auf der Maur im Knust, wo sie ein zwar recht kurzes, aber eindrucksvoll fettes Brett hinlegte.
Wobei sich das letzte Adjektiv bei der extrem schlanken Dame natürlich nur auf die Musik beziehen kann.

Dass ich von den Songs nicht einmal die Hälfte kannte empfand ich dabei überhaupt nicht als störend, das neue Album musste ich sofort mitnehmen und jetzt, wo ich es gerade höre, würde ich es als noch eine ganze Ecke stärker einschätzen als ihre erste Platte, trotz Followed The Waves, was selbstverständlich gespielt wurde.
Da ich jemanden im Südwestfälischen Regenwald kenne, der gerne dabei gewesen wäre, aber leider verhindert war: es hätte Dir gefallen. Sehr sogar, bin ich sicher. Du hättest Dich wahrscheinlich sogar verliebt, ich war auch knapp davor.
Die Band stand jedenfalls eindeutig im Schatten der charismatischen Kanadierin, die nicht nur optisch ziemlich beeindruckend ist, sondern auch noch ungeheuer sympathisch rüberkam. Wieder mal eine Gelegenheit, bei der ich gerne meine Spiegelreflex dabei gehabt hätte, vielleicht sollte ich beim nächsten mal einfach versuchen das Ding mitzunehmen. Wenigstens macht die Ixus halbwegs anständige Filmchen, da die Setlist auf der Bühne gut sichtbar war hab ich Followed The Waves und Lead Horse komplett aufnehmen können, sogar der Ton ist annehmbar. Nur synchron ist er leider nicht mehr, wenn ich das dämliche Format der Kamera in DivX umwandeln will.

Der Popkasper der Hamburger Morgenpost empfahl das Konzert nicht wegen Melissa Auf der Maur, die er als knallhartes China-Püppchen (incl. Deppenbindestrich) mit dünner Stimme betitelte, ihm hatte es das Vorprogramm angetan. Der Sänger und Songwriter Troy von Balthazar, einst Kopf der L.A. Indierocker Chokebore, stellt sein neues Album vor. Na Wahnsinn, ich kenn zwar nichts von Chokebore, aber Songwriter machen mich grundsätzlich neugierig.
Mit Gitarre, Tapeloops, allerhand Effektgeräten und Cassettenrecorder sang Troy dann wenig aufregende Songs, u.a. über seinen Penis. Die Begeisterung des Publikums hielt sich in Grenzen, eine Zugabe wurde glücklichwerweise nicht gefordert. Ich fand die halbe Stunde auch anstrengend genug, das merkwürdig linkische Gehampel des Herrn von Balthazar erinnerte mich vielleicht auch zu sehr an Bernd Begemann, mit dem ich ähnlich wenig anfangen kann. Chokebore ist damit jedenfalls schon auf der Negativliste gelandet, ich glaub um die muss ich mich nicht mehr kümmern.
Melissa dagegen guck ich mir gerne nochmal an. Vielleicht nächstes mal mit dem Herrn aus dem Regenwald, wenn es sich ergibt.

Schreibmusik: Melissa Auf der Maur - Out Of Our Minds



























Freitag, 26. November 2010

Zehn auf einen Streich
















Sieht man amerikanische Filme und Fernsehserien, dann müsste Bowling dort drüben Volkssport Nummer 1 sein, jedenfalls von den noch selber betriebenen Sportarten. Diese Beliebtheit dürfte, ähnlich wie beim Darten, darauf zurückzuführen sein, dass man sich nebenbei gepflegt die Kante geben kann, wenigstens als Hobbysportler. Zumal ja beides ausgesprochene Indoorsportarten sind, man muss also nicht wie John Daly seine Flasche in einer Papiertüte herumtragen.
Besondere technische Fähigkeiten außer minimaler Körperbeherrschung werden auch nicht verlangt, selbst nach fast 15 Jahren sportlicher Abstinenz lassen sich, siehe Bild, ein paar kleinere Erfolgserlebnisse erzielen.
Leider hielten die nicht bis zum Ende der Runde an, was mich an der Wahl meines Getränkes zweifeln ließ.
Sollten wir beim nächsten Weihnachtsbetriebsausflug wieder auf einer Bowlingbahn landen, was nicht die schlechteste Idee wäre, werde ich das Bier weglassen und es mit White Russian versuchen.

Als gute Wahl entpuppte sich auch das El Pulpo, sowohl die Tapas als auch die Scampi Piri-Piri waren richtig gut, den Kraken werde ich öfter aufsuchen. Man muss also nicht unbedingt ins Portugiesenviertel fahren. Fehlt nur noch eine Pastelaria nebenan, ein paar Natas als späteres Dessert hätten gut gepasst.

Schreibmusik: Nick Cave & The Bad Seeds - We Call Upon The Author auf DBWG Radio

Donnerstag, 25. November 2010

Ein lieber Gruß an Erika
















Auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, dass Sie diese Zeilen jemals lesen, so ist es mir doch ein inneres Bedürfnis Ihnen alles Gute zu wünschen. Von ihrer Freundin Ellen (sie ist doch ihre Freundin?) weiß ich, dass Sie es nicht immer leicht hatten in diesen schweren Zeiten. Leider kenne ich Ihre Telefonnummer nicht und kann mich deshalb nicht persönlich von Ihrem Wohlergehen überzeugen. Bei Ellen konnte ich mich auch nicht erkundigen, ihre Rufnummer wurde nicht angezeigt.
Vielleicht haben Sie ja nach diesem aufregenden Tag wirklich ein Mittagsschläfchen gemacht, oder sind spazieren gegangen um die Gedanken ein wenig zu ordnen, wie Ellen vermutete. Vielleicht hätten Sie das Telefon auch dann nicht gehört, wenn es bei Ihnen geklingelt hätte. Geklingelt hat es aber bei mir, und es war nur mein Anrufbeantworter dran, dessen werksseitig eingestellte Ansagestimme einen äußerst vertrauenerweckenden Eindruck zu machen scheint. 
Ich kann Sie aber beruhigen, intime Details hat Ellen dem Ding nicht anvertraut, ich erinnere mich an einen besonders hartnäckigen Behördenmitarbeiter, der sich gleich drei mal verwählt hat. Datenschutz war für den ein Fremdwort.

Eventuell sollte ich dem Automaten wirklich mal eine persönliche Ansage spendieren, das kann so zwar sehr unterhaltsam sein, aber manche Dinge will ich, glaube ich, einfach nicht wissen.

Schreibmusik: Heartless Bastards - The Mountain

Sonntag, 21. November 2010

Ältere Rechte
















Was sich die Damen so zu erzählen haben, wenn sie gemeinsam aufs Örtchen gehen um sich die Nase zu pudern, das kennt Mann ja höchstens aus Filmen. Da schlugen die Gesprächsfetzen im Klocontainer des Millerntorstadions heute jede Hollywoodinszenierung, jedenfalls in der Kategorie Männergespräche. Dabei muss es sich keineswegs immer um Fußball handeln.
"..da sacht der zu mir Alder, ich hab ja wohl die älderen Rechte, da sach ich Alder, auch äldere Rechte ham hier Stadionverbot." Diskussionsgrund war wohl die drangvolle Enge auf der Gegengerade, ist jedenfalls meine Vermutung. Am Urinal abgelöst wurde ich von einem überzeugten Vegetarier, der seinem Nebenmann das auch schlüssig erklären konnte, "bin ich ja quasi, also wenichstens wenn ich was trink, nä. Wasser, Hopfen, Malz iss ja alles vegetorisch, nä. Desween habbich auch nie Probleme mitn Kreislauf, nä."

Man sollte da versteckte Mikros aufhängen an Spieltagen, das schlägt jede RTL Comedy um Längen.

Weniger lustig war das Ergebnis, zwar hatte ich ein 1:1 getippt, wäre vor dem Spiel auch noch zufrieden gewesen damit, aber am Ende war es eine gefühlte Niederlage. Wer die gegnerische Mannschaft über fast den gesamten Spielverlauf im Sack hat, der muss ihn einfach auch mal zumachen. Und wie immer kommt auch noch Pech dazu, wenn man schon kein Glück hat. Wäre Ebbers einen Meter weiter vorne gewesen, als Benaglio den Hammer von Boll nicht festhalten konnte...hätte, wäre, wenn.

Und übrigens noch was, wenn man sich nach dem Spiel am Bierstand verabredet, dann logischerweise an dem Bierstand, an dem man sich vor dem Spiel schon getroffen hat, sonst wird das nie was.
So hab ich dann eine Bierlänge schlendernd die marode Atmosphäre der alten Gegengerade genossen und war beinahe ein bisschen traurig, dass es die nicht mehr sehr lange geben wird.

Aber man soll ja nach vorne blicken. Also Auswärtssieg in Bremen, was sonst. Und gegen Kaiserslautern einen Platz mit Bierversorgung sichern, obwohl, ging ganz gut diesmal mit den mobilen Versorgern.

Schreibmusik: Jackie Greene - American Myth

Samstag, 20. November 2010

Mer losse d'r Dom en Kölle
















Es ist mir bisher in Köln nie gelungen, mit einem Kölner zusammen den Turm des dortigen Domes zu erklimmen. Der Weg dort hinauf  ist so beschwerlich, dass sich bisher alle geweigert haben mich zu begleiten. In Hamburg benötigt man zum Glück keine gotische Kirche um sich die Stadt von oben anzusehen, das Riesenrad auf dem Hamburger Dom ist dank der überschaubaren Skyline völlig ausreichend, wie ich heute meinem Kölner Spezi Petesku beweisen konnte. Und es ist auf jeden Fall deutlich bequemer, wenn auch nicht ganz so hoch.

Noch nicht, muss man fast sagen, denn die Schausteller lassen sich beinahe jährlich etwas neues einfallen, um im schneller-weiter-höher Konkurrenzkampf bestehen zu können.
Wer da aus monetären Gründen nicht mithalten kann, der muss sich eben etwas anderes einfallen lassen. Die Geisterbahnen werben mit lebenden Geistern, ein Widerspruch der anscheinend niemandem aufgefallen ist, denn die Schlange an der Kasse war beachtlich. Exklusiv nur im Stardust wirbt man mit Autoscootern für Rollstuhlfahrer, es hätte mich durchaus interessiert, ob es dort eine Vorrichtung zur Verladung von Rollstühlen gibt, aber ich schätze mal die haben einfach nur ein paar Wagen mit Handgas.

Die wahrscheinlich billigste, wenn auch wenig erfolgversprechende Art der Werbung sind witzige Schilder. Noch besser sind sehr witzige Schilder.
Letzteres hätte ich gerne auf der Rückfahrt in der U3 hochgehalten, um dem Chor singender HSV Fans  stumm meine Meinung zu zeigen. Dafür konnte ich mit einem freundlich arglosen "Na, gewonnen heute?" noch ein wenig in der Wunde bohren.

Schreibmusik: Cassandra Wilson - Silver Pony

Freitag, 19. November 2010

Heinrich Zilles Albtraum
















Meinen Appetit auf gegrillte Kalbsleber, oder ähnlichen Spezialitäten von der Karte des netten Griechen um die Ecke, konnte ich mir heute Abend gepflegt von der Backe wischen. Den Herren H. und L. stand der Sinn dieses mal eher nach deftiger deutscher Küche, so verschlug es unsere kleine Schmalspurphilosophenrunde ins Milljöh, in dem man die Wahl hat zwischen Bayern (Franziskaner), Hamburg (Duckstein) oder Dresden (Radeberger), nur Berliner Bier findet sich auf der Karte nicht wieder.
Was, nebenbei bemerkt, natürlich kein Fehler ist, denn die Berliner mögen fast alles haben und fast alles können, nur mit dem Bierbrauen können haben sie es bekanntlich nicht so.
Ärgerlich fand ich nur, dass es niemand für nötig hielt mich auf die Krone der friesischen Braukunst hinzuweisen, die dort anscheinend auch erhältlich ist und natürlich meine erste Wahl gewesen wäre.

So ertränkte ich mein Schnitzel Wiener Art in Radeberger Pilsner, was wahrscheinlich auch die Wahl des gebürtigen Dresdeners Zille gewesen wäre, wenn es denn schon kein echtes Berliner Bier in falschen Berliner Kneipen gibt.

Donnerstag, 18. November 2010

Immer noch nah genug für einen guten Namen

















Der Besitzer dieses heimelig anmutenden Etablissements bewies auf jeden Fall sehr viel Fantasie bei der Namensgebung, immerhin ist das Ahrensburger Schloss schon zwei Straßenkreuzungen und einige hundert Meter entfernt, aber "Tanzschule im Industriegebiet" hätte sich wohl nicht ganz so gut gemacht auf dem Schild.

Der Erfolg gibt ihm auf jeden Fall Recht, wenn ich nach der Arbeit als letzter meine Karre aus dem Morast des Aushilfsparkplatzes befreie, ist schräg gegenüber in diesem unscheinbaren Flachbau immer noch Halligalli.

Schreibmusik: Marianne Faithfull -Live At The BBC 1965

Dienstag, 16. November 2010

Helden der Straße
















Der neue deutsche Weltmeister verkörpert bestimmte anarchistische Werte der heutigen Jugend, das schreibt angeblich Le Figaro. Vettel, das ist ein besonderer Ausdruck von Freiheit.
Irgendwie beschleicht mich bei diesem Blödsinn das Gefühl, der Übersetzer hatte nicht seinen besten Tag. Da meine Französischkenntnisse nicht die allerbesten, eher gesagt überhaupt nicht vorhanden sind, könnte ich das nur per Babelfish verifizieren, aber das würde wohl ungefähr auf ähnlichen Stuss hinauslaufen.

Anarchistische Werte? Hab ich was verpasst? Sponsert Red Bull jetzt den schwarzen Block? Wohnt Vettel jetzt nicht mehr in der Schweiz, sondern wie weiland Volker Ippig in der Hafenstraße? Dabei dachte ich immer, die Franzosen, die kennen sich aus mit der Anarchie.

Entweder hab ich mich in den Franzosen getäuscht, oder in Sebastian Vettel. Wahrscheinlicher ist aber, dass Corny Littmann neulich Recht hatte, als er Sportjournalisten als die dümmsten ihrer Zunft bezeichnete.

Scheibmusik: Incredible String Band - Changing Horses

Sonntag, 14. November 2010

Nackte Männer braucht das Land
















Im Foyer des - wie immer urgemütlichen - Congress Centrums trafen die (von der Jahreshauptversammlung kommenden) Mitglieder des FC St.Pauli auf eine ganze Horde geballter Weiblichkeit. Ich dachte schon an ein Konzert von Howard Carpendale, es war dann nur ein ähnlich klingender Name, die Damen wollten zu den Chippendales, was die völlige Abwesenheit männlicher Wartender in der Schlange erklärte. 

Mir kam ganz kurz der Gedanke, dass die Erstligamannschaft des FC, die etwa eine Stunde vorher den Saal verließ, dort zu einem Nebenjob angetreten sein könnte. Hätte man das irgendwie kolportieren können, dann hätten sicher einige der weiblichen Vereinsmitglieder den Saal gewechselt. Die Jungs bekommen trotz der letzten Niederlagen immer noch stehende Ovationen. Und womit? Mit Recht!

Die beiden Mädels im superknappen kleinen Schwarzen, die sich in letzter Sekunde in meinen Fahrstuhl  drängten, waren ganz sicher für den anderen Saal gebucht. Die beiden hatten derart viel Parfum aufgetragen, als wollten sie noch in Reihe 15 unter allen Konkurrentinnen gewittert werden. 

Manchmal bin ich echt dankbar für das Rauchverbot, eine glimmende Kippe im Fahrstuhl hätte das halbe CCH in Schutt und Asche legen können. Im Kern der Explosion soll es wenigstens schnell gehen.

Scheibmusik: Ska Cubano - Ajiaco! The Remix Album

Freitag, 12. November 2010

Return of Zettelpupe






















Die Stadt Hamburg braucht dringend Geld, das merkt man meistens, wenn sie ihre Angestellten wieder vermehrt zur Akquise auf die Straßen schickt. Die erste Rechnung konnte ich heute morgen aus dem Briefkasten fischen, die zweite wird wahrscheinlich gerade geschrieben, die Ankündigung für Nummer drei fand sich dann am üblichen Ort. Macht summa summarum inzwischen 45 Euro, dabei ist der Monat noch nicht einmal zur Hälfte rum. Vielleicht sollte ich das Ar den städtischen Bediensteten nach Mengenrabatt fragen, wenn er mich schon als Stammkunden betrachtet.
Immerhin dürfte man für das Geld schon eine Garage mieten können, mindestens jedoch einen Stellplatz.

Natürlich ist es durchaus möglich, dass die Zettelpupe sich hier auskennt und genau weiß, dass sämtliche Garagen und Stellplätze vermietet sind. Die Regelmäßigkeit, mit der er hier auftaucht um Anwohner zu nerven, lässt jedenfalls darauf schließen.

Schreibmusik: Almamegretta - Vulgus

Mittwoch, 10. November 2010

Hauptsache Haustiere
















Heute stand mal wieder der monatliche Dosenkauf Katzenfutter an, im ansonsten gähnend leeren Futterhaus drückt sich ein Kind die Nase an der Glasscheibe von Karnickels Showroom platt, als die Mutter um die Ecke kommt, beladen mit etlichen Paketen Stroh und Streu.
Kind: "Mama ich will auch so einen Hasen."
Mutter: "Das heißt nicht ich will, das heißt ich möchte."
Oha, denk ich, endlich mal konsequente Erziehung, werde aber sofort eines Besseren belehrt.
"Mama ich möchte auch so einen Hasen."
"Das sind keine Hasen, das sind Kaninchen."
"Mama ich möchte auch so ein Kaninchen."
Der Tonfall wird langsam quengelig, ich warte gespannt, ob der leicht überfordert wirkenden Mutter noch das Zauberwort einfällt. Bisher ist sie argumentativ etwas schwach unterwegs.
"Du hast doch schon zwei Meerschweinchen, damit spielst du doch auch nicht."
"Ich will aber lieber einen Hasen."
Völlig egal wie die Viecher heißen. Der Tonfall steigert sich langsam von quengelig zu hysterisch und hat inzwischen die Aufmerksamkeit des Fachpersonals erregt. Dem Alter des Mädels nach zu schließen, des Fachpersonals in Ausbildung. Noch keine Erfahrung mit Müttern, noch weniger mit Kindern.
"Kaninchen verstehen sich sehr gut mit Meerschweinchen, wir halten die auch immer zusammen."
Ich schwör, ich hab gesehen wie kleine Rauchwolken aufstiegen, aus den Ohren der Mutter. Hundert Pro, keine Einbildung. Wenn das Kind nicht inzwischen gebrüllt hätte wie am Spieß, dann wäre vielleicht auch die Entgegnung bei mir angekommen, ich brauch unbedingt ein Hörgerät.

Das lernende Fachpersonal muss aber ganz sicher zwei Tage unters Solarium, bis die Gesichtsfarbe wieder stimmt. Es reicht nicht, einfach nur helfen zu wollen, man muss sich auch die richtige Seite aussuchen.

Schreibmusik: Kasey Chambers & Shane Nicholson - Rattlin' Bones (The Max Sessions)

Montag, 8. November 2010

Kein Platz an der Sonne
















Hätte ich gewusst, dass man für Heimspielkarten zwischen vier und fünf Stunden in dieser Schweinekälte anstehen muss, ich bin nicht sicher ob ich dann um 6 Uhr aus dem Bett gekommen wäre. Der innere Schweinehund ist ja meist dann besonders laut, wenn die Differenz zwischen Innen- und Außentemperatur ein erträgliches Maß überschreitet. Das war heute eindeutig der Fall, was schon ein kurzer Blick aus dem Schlafzimmer auf zugefrorene Autoscheiben zeigte. Dazu war ich auch noch hundemüde nach nur zweieinhalb gefühlten Stunden Schlaf, alles keine besonders guten Voraussetzungen für solche Aktionen.

Um 7 Uhr reichte die Schlange von den Kassen, an denen die ersten Fans schon seit 4 Uhr anstanden, über den Stadionvorplatz, bis zur Budapester Straße. Da gibts dann genau zwei Optionen, anstellen - oder sofort umkehren. Stellt man sich erst einmal an führt kein gangbarer Weg zurück, jedenfalls keiner ohne Gesichtsverlust. Denn nach einer halben Stunde Klönschnack mit den Nachbarn und dem ersten gemeinsamen Kaffee vor dem Stadion (wenigstens die mobile Kaffeeklappe hatte schon geöffnet) räumt niemand mehr das Feld.

Angesichts hunderter zäher Kämpfer im Alter zwischen (geschätzt) 2 Monaten und weit über 60 Jahren wäre das auch ein Offenbarungseid gewesen. Nach zwei Stunden fing ich allerdings langsam an den Säugling zu beneiden, der in seinem weißen Fellstrampler (Modell Knut) friedlich bei Muttern im Tragetuch döste. Nach drei Stunden klagte meine entzückende Kölner (!) Nachbarin über erste Ausfallerscheinungen, dünne Chucks sind bei Temperaturen um den Gefrierpunkt wirklich nicht die richtigen Schuhe. Immerhin traf sie bei der Oberbekleidung eine deutlich bessere Wahl als ich, so vereiste sie ganz langsam von unten her, ich von oben. Wenigstens war der Himmel traumhaft blau, fast wolkenlos, nur die Sonne war nicht zu sehen, denn die Schlange stand über die gesamte Länge im Schatten des dämlichen Telekombunkers, auch aus dieser Richtung war also nichts erwärmendes zu erwarten.
Nach vier Stunden und fünfzehn Minuten hatten wir endlich das ersehnte Ziel vor Augen, wir standen an den Kassen, nur noch wenige Minuten bis zur Erlösung, nur noch auf eine freie Kasse warten, nicht einmal die höchst überflüssige Diskussion des Herrn an Kasse 2, dem die Regeln des Ticketverkaufs wohl nicht geläufig waren, sorgte noch für Verstimmung. Auch die Mutter, die unbedingt ganz schnell in den Kindergarten musste, durfte noch dazwischenrutschen. Und dann, endlich - stürzt das Computersystem ab. Komplett.

Ganz ehrlich, solche miesen Gags traue ich nicht einmal Mario Barth zu. Das Leben schreibt manchmal wirklich enorm schlechte Bücher.

Die 15 Minuten Verlängerung haben wir aber auch noch durchgestanden. Der netten jungen Dame aus Köln schulde ich jetzt noch einen Kaffee, vielleicht kann ich mich bei einem der nächsten Heimspiele ja mit einem Bier revanchieren, falls man sich über den Weg läuft.  

Schreibmusik: Ska-P - Incontrolable

Sonntag, 7. November 2010

Zu spät für Schamanengesang
















Ich sollte mir Eintrittskarten genauer ansehen und nicht nur einen flüchtigen Blick drauf werfen, dann wäre mir aufgegangen, dass es sich bei der fett gedruckten 21 um den Preis handelt, nicht um die Anfangszeit, die ohnehin untypisch gewesen wäre für die Fabrik.
So mussten Herr H. und ich nicht nur die vorher geplante Nahrungsaufnahme verschieben, wir kamen auch erst 15 Minuten nach Konzertbeginn dort an, um fortan mit knurrendem Magen der kleinen Samin mit der großen Stimme zu lauschen. Wenigstens kann man sich noch darauf verlassen, dass Künstler niemals pünktlich anfangen, wir hätten andernfalls das halbe Konzert verpasst. Dummheit ist schon härter bestraft worden, so kamen wir gerade noch rechtzeitig zu einer ungewohnt stampfenden und rockigen Version von Goaskinviellja.

Wie schon beim letzten Konzert von Mari Boine, war die Fabrik auch diesmal nur zu knapp einem Drittel gefüllt, die überbordende Begeisterung des spärlichen Publikums machte das aber mehr als wett. Sie hat eine kleine, aber sehr enthusiastische Fangemeinde in Hamburg, die Schamanin aus Lappland mit ihren seltsamen Gesängen. Dazu eine großartige Band, die einen geradezu erstaunlich dichten Sound aus ihren vier Instrumenten hervorzaubert.
Ein paar Brocken Deutsch hat sie inzwischen auch gelernt, Küstenschwalbäää hörte sich schon ganz gut an, noch deutlicher der stolze Hinweis Ich bin jetzt eine Oma.

Da man sich die Kraft für seine Enkelkinder sparen muss, war trotz des tosenden Publikums nach 90 Minuten - plus Zugabe - Feierabend. Am Ende gab es ein unfassbar schönes Lied, for you to come down and, more important, for me to come down, aus dem Soundtrack eines mir (noch) unbekannten Filmes, den ich gleich noch suchen muss. Der Name Pathfinder weckt zwar dumpfe Erinnerungen an miserable Kritiken, ich vermute aber mal sie meinte einen anderen.

Schreibmusik: Mari Boine - Cuovgga Áirras (Sterna Paradisea) - signierte Ausbeute des heutigen Abends.

Samstag, 6. November 2010

Die Schlange der Entsorger
















Hochbetrieb auf dem Recyclinghof in Volksdorf, knappe 30 Minuten vor Torschluss. Nach 15 Minuten Wartezeit habe ich schon befürchtet, eine weitere Woche meinen alten Computerschrott durch die Gegend kacheln zu müssen, in öffentlichen Einrichtungen ist man ja meist sehr penibel, was die Öffnungszeiten angeht. Stutzig wurde ich zwar, als mehrere Autos links an der Schlange vorbeizogen, aber den Grund dafür konnte ich nicht erkennen, auch aussteigen und gucken half da nichts. 
Jedenfalls bis die Schlange so kurz war, dass man endlich das  Schild erkennen konnte, welches die Entsorger in Richtung Recyclinghof  und Grünabfall trennte.
Grünabfall! Hätte man auch selber drauf kommen können im Herbst.

Freitag, 5. November 2010

Gefährliche Ecken
















Dass es durchaus mal negative Folgen für die Gesundheit haben kann, wenn man sich zu häufig auf dem Kiez herumtreibt, das ist ja nicht erst seit Jürgen Rolands St.Pauli Report bekannt.
Die Reeperbahn und ihre zahlreichen Seitenstraßen und Hinterhöfe, die Bars und Stripschuppen, selbst die Bahnhöfe werden fast wöchentlich erwähnt, wenn es mal wieder Tote oder Verletzte gegeben hat.

Dabei kommt es eher selten vor, dass jemand vom Barhocker geschossen wird, der sich nicht vorher in irgend einer Weise unbeliebt gemacht hat. Die Gefahren lauern heute in ganz anderen Läden, in denen man den süßesten Verlockungen ausgesetzt wird, und das schon am helllichten Tag. Die Damen in diesen Etablissements reizen auch nicht mit verführerischem Lächeln, hohen Stiefeln und knappen Miniröcken, eher mit gigantischen Kalorienbomben aus eigener Herstellung. Alle versehen mit einem extrem hohen Suchtpotenzial, da ist das Messer im Bauch doch ein kleineres Problem, hier drohen auf lange Sicht schwerwiegendere Folgen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Empfänglich bin ich dabei nur für die Spitzenklasse der Backkunst, aber der kann man hier kaum noch ausweichen, ob es die Natas aus dem Transmontana sind, oder der beste American Cheesecake diesseits des Atlantik bei Stepha in der Paul-Roosen-Straße.

Durch meine täglichen Besuche auf der Rückseite der Reeperbahn (siehe Blogroll) bin ich jetzt auf einen dritten Gefahrenpunkt hingewiesen worden, das Cafe Latte in der Wohlwillstraße, in dem es unglaublich gute Brownies geben sollte, was ich nach meinem heutigen Besuch bestätigen kann. Un-glaub-lich. Wem es nach einer treffenden Beschreibung dieses Backwerks gelüstet, der möge im Blog vom Herrn Wagner nachlesen, ich könnte da sonst nur schamlos abschreiben. 

Unglaublich nett war auch die Dame, die mir gleich den größten der Brownies einpackte, mit dem entzückenden  Satz  "Sie sehen aus, als könnten Sie das vertragen." Sie lachte dabei aber so charmant, dass ich ihr nicht wirklich böse sein konnte.

Hab ich ein Glück, dass ich da nicht wohne. Es ist einfach zu gefährlich auf dem Kiez.

Schreibmusik: The Mick Fleetwood Blues Band - Blue Again

Montag, 1. November 2010

VIP - völlig idiotische Preise
















Der FC St.Pauli scheint Probleme mit dem Kartenverkauf im Kuchenblock zu haben, aktuell wird jedenfalls ein begrenztes Kontingent an VIP Karten für das Spiel gegen die Pillendreher für nur 99 Euro pro Stück an Mitglieder "verschleudert". Vielleicht ist es auch nur eine Werbeaktion, deren Sinn sich mir nur verschließt, weil ich nicht weiß welchen Personenkreis man damit erreichen will.
Hätte ich das heute bereits vor der Arbeit gelesen, wäre ich wahrscheinlich spontan zum Kartencenter gefahren und hätte mir eine Karte geholt, mittlerweile bin ich doch etwas ins grübeln gekommen.

Einerseits gibt es viele gute Gründe dafür, ich habe durch unglückliche Umstände leider keine Karte für das Spiel, und AFM Radio ist auf Dauer doch trockenes Brot. Man könnte sich mal ansehen was da so für Nasen sitzen auf den Business Seats, feststellen ob denen Schnittchen und Getränke tatsächlich wichtiger sind als das Spiel, oder einfach ein paar alberne Aktionen starten, allerdings fehlen mir dazu meistens die Ideen und, so ganz alleine, noch mehr die Traute. Der Preis selber dürfte eigentlich kein Diskussionsgrund sein, schließlich ist man ja auch mal bereit für ein Auswärtsspiel größere Summen zu zahlen, wenn man es sich gerade leisten kann.
Andererseits bin ich bei Heimspielen gewisse Freiheiten gewohnt, sowohl im Bewegungsdrang, als auch im Konsumverhalten. Es wäre sicher eine neue Erfahrung, könnte man dem Innensenator einen Zug aus der Sportzigarette anbieten, aber erstens ist der (hoffentlich) kein St. Pauli Fan und zweitens und drittens und viertens und überhaupt, Kuchenblock?

Hat jemand ne Stehplatzkarte und Bock zu tauschen? Dann hol ich so'n Ding.

Schreibmusik: Portishead - Dummy

Sonntag, 31. Oktober 2010

Tanz auf dem Vulkan
















Den halben Samstag mit Einkauf verdaddelt, den Skatabend verpasst, und für was? Für nix.
Irgendwas kommt immer dazwischen, und wenns ein verstimmter Magen ist. Zum Glück für den Herrn Lafer schon, bevor wir überhaupt angefangen haben in seinem Kochbuch zu lesen, an ihm kann es also nicht gelegen haben.

Die einzige Möglichkeit meine Laune wieder in den grünen Bereich zu bekommen, waren ein paar Stunden mit der Prinzessin auf dem Spielplatz, bei Hamburger Schmuddelwetter besser einer mit Dach, auf jeden Fall einer mit Trampolinen.  Da ist der Indoo in Ahrensburg inzwischen erste Wahl, trotz der exorbitanten Preise für Milchschaum mit Spurenelementen von Kaffee, nächstes mal nehme ich wieder den dunklen Kakao.

Das kindliche Publikum ist dort allerdings recht angenehm, meistens rücksichtsvoll gegenüber den Zwergen und ausgesprochen höflich gegenüber Erwachsenen. Keine Banditen, vallah! Soll nicht überall so sein.

Außerdem gibt es neben Trampolinen, Klettergerüsten und Rutschen auch noch einen schicken Klettervulkan. Irgendwann muss ich der Lütten nur noch beibringen, dass man Hilfsmittel nicht immer links und rechts liegen lassen darf, wenn man nach ganz oben will.
It's a long way to the top if you wanna rock 'n' roll, wusste schon Angus Young.

Schreibmusik: Tosca - Opera

Samstag, 30. Oktober 2010

Lafern mit Hindernissen
















Morgen bin ich mit den Kindern zum gemeinsamen Kochen verabredet, etwas aus ihrem Kochbuch vom Herrn Lafer soll es sein, deswegen nennen sie es lafern. Gestern habe ich schon einmal vorsichtshalber nach einem Einkaufszettel gefragt, aber das wäre nicht nötig, wird erledigt. Gestern jedenfalls, heute Mittag sah das schon wieder anders aus.
Ich hatte die Wahl zwischen Hähnchen, gerührt(?) auf asiatische Art und Scholle an Knoblauchnudeln mit Paprikaschaum. Wenigstens war ich so clever und habe mir die Zutaten für beide Rezepte aufgeschrieben, was sich noch als bitter nötig erweisen sollte.

Direkt vor dem Eingang von Famila stand ein Marktwagen mit Fisch, Schollenfilet 16.90 das Kilo im Angebot, kommt ja wie gerufen denk ich, also erst mal den Rest besorgen. Eindeutig die falsche Entscheidung, denn als ich eine Stunde später aus dem überfüllten Laden raus bin, hat der Fischwagen seinen Platz verlassen.
Als nächstes also zu meinem Fischhändler. Ich kauf da zwar seit Jahren, aber die Öffnungszeiten habe ich immer noch nicht im Kopf, die Rollladen gehen gerade runter, die Auslage ist gähnend leer.

Bleibt die Alternative mit dem Gockel, dem gerührten. Bei Famila gibts nur Hähnchenfilet von Wiesenhof, da ich die gerade boykottiere fahre ich zu Aldi, obwohl es den Hühnern da wahrscheinlich auch nicht besser ergangen ist. Angesichts der einzigen geöffneten Kasse und der Schlange durch den halben Laden verlasse ich Aldi sofort wieder um doch zu Famila zurück zu fahren, Aldi hat sowieso weder Lauch noch Ananas.
Inzwischen läuft Bundesliga im Radio, aber das Bedienteil liegt zuhause, sowas nimmt man ja nicht mit, nur weil man mal eine Stunde einkaufen geht.

Famila hat alles, was ich für das gerührte Hähnchen brauche, außer Lauch. Der fällt mir auch erst wieder ein als ich zuhause bin und alles auspacke. Da dieses Gericht ohnehin schon merkwürdig wenige Zutaten beinhaltet, erscheint es mir als keine gute Idee einfach darauf zu verzichten. Eigentlich sollte ich jetzt in einer Bahn sitzen, um irgendwo in die Walachei  zu fahren, denn eigentlich ist heute Skatabend. Stattdessen sitze ich im Auto um bei Rewe Lauch zu holen.
Den gibt es reichlich, denn Lauch ist gerade im Angebot. Wenigstens etwas.

Jetzt hoffe ich nur, dass sich der ganze Aufwand lohnt Herr Lafer, wenn ich dafür sogar einen Skatabend sausen lassen muss. Was nicht mal notwendig gewesen wäre, denn Scholle bekommt man ja auch Sonntags auf dem Fischmarkt, aber dieser Gedanke kommt mit natürlich jetzt erst, wo ich das hier schreibe.

Es gibt Tage, da ist er erste Schritt aus der Haustür schon ein Fehler.

Schreibmusik: Bob Brozman, John McSherry & Dónal O'Connor - Six Days In Down

Freitag, 29. Oktober 2010

Aus! Aus! Das Konzert ist aus...
















verkauft! Verdammte Hacke, die letzten Jahre war nicht ein Konzert in der Fabrik ausverkauft das ich sehen wollte, selbst bei Little Feat gab es noch Karten an der Abendkasse. Dass ausgerechnet die 70er Jahre Jazzrocker von Colosseum für ein volles Haus sorgen, habe ich wahrlich nicht für möglich gehalten. Dabei hätte es mich schon stutzig machen müssen, dass Leute durch die halbe Republik reisen um die zu sehen, nicht zuletzt haben Hiseman, Greenslade, Farlowe und Co. sich einen extrem guten Ruf  erspielt in den letzten Jahren und das Livealbum von Colosseum ist wohl eines der stärksten der Rockgeschichte. Lässt man das alles außer Acht, steht man am Ende ziemlich dumm und kartenlos herum.

Damit war ich aber nicht alleine, darauf deutete jedenfalls die lange Schlange an der Abendkasse hin. Trotz des unübersehbaren Schildes standen gut 20 Menschen geduldig wartend davor an, vielleicht auch nur um die spannende  "Ich habe doch telefonisch  reserviert"  Diskussion zu verfolgen, die dort langsam einem Höhepunkt zustrebte. Der alte Trick, wenn es denn einer war, fruchtete allerdings nicht, dem Mann an der Kasse war keine letzte Karte zu entlocken.

Wenigstens bemerkte ich rechtzeitig das Plakat von Mari Boine, die am nächsten Samstag in der Fabrik zu Gast ist, und hab nicht völlig umsonst an der Schlange angestanden. So spar ich mir am nächsten Wochenende auch die lustigen Pappnasen mit ihrem "Kaade zu verkaufään, hiä gibs noch Kaaaden. Nää hehe warn Scherz Alder". 
Was ham wir gelacht.

Schreibmusik: Colosseum - Live

Montag, 25. Oktober 2010

Nomen est omen
















Ein aussagekräftiger Name, der auch noch zur Berufswahl passt wie die Faust aufs Auge, kann sicherlich manchmal hilfreich sein. Oder das Gegenteil bewirken, aber um das herauszufinden müsste man vielleicht eine Studie durchführen, immerhin gibt es den Autoverleiher Wucherpfennig in Hamburg schon seit ewigen Zeiten, trotz des nicht gerade Dumpingpreise versprechenden Namens.
Herr Nottrott kann sich jedenfalls glücklich schätzen, ein viertes t im Namen zu führen, denn "no trott" ist wahrscheinlich nicht gerade das, was sich seine Kunden von ihm versprechen.

Schreibmusik: Crisscross auf Radio DBWG

Samstag, 23. Oktober 2010

Zehn Jahre Computerleben, alles für die Tonne
















Bei Computern bin ich echt ein Messi, muss man so mal ganz nüchtern und sachlich feststellen. Bis jetzt. Heute habe ich mich endlich mal wieder aufgerafft.
Nicht etwa aus Platzmangel, eher weil es mich immer öfter genervt hat, das richtige Kabel in dem ganzen Wust zu suchen. Ich habe sowieso keinen Streamer mehr, die Wahrscheinlichkeit, dass auf den 25 Bändern überhaupt noch Daten drauf sind, oder dass ich ein 12 Jahre altes Sicherheitsbackup für irgend etwas benötige, geich Null. Die zwei vollen Tintenpatronen für meine alten Drucker will keiner mehr haben, die TV Karte der ersten Generation mit der Installationsanleitung für Windows 95 hab ich seit 10 Jahren nicht mehr eingebaut, alte Netzwerkkarten und BNC Kabel braucht kein Mensch, und dass es für die Soundblaster AWE32 mit voller Baulänge noch Interessenten gibt glaube ich nicht. Dabei war das mal ein ganz edles Stück, vor ewigen Zeiten.

Dass ich sogar noch 30 Disketten mit einem Backup meines Amiga 2000 gefunden habe war zwar sehr überraschend, erinnert mich aber nur daran, dass ich den mal aufschrauben muss, die Batterien auf dem Mainboard sollen inzwischen dazu neigen auszulaufen. Besser wäre es, die Kiste ganz selbstlos irgend einem Computermuseum vermachen, da würde sie noch einen Sinn erfüllen, eigentlich hat das Ding etwas anderes verdient als hier im Schrank zu verstauben. Diese sündhaft teure Daddelmaschine aus dem High End Bereich, die knapp zwei Jahre lang allen PCs in Leistung und Grafik überlegen war, bis dann die ersten VGA Karten auftauchten.

Mit denen kann ich handeln, theoretisch, denn es wird sich keiner finden zum verhandeln. Alles mal das Nonplusultra gewesen im Grafikbereich, schließlich war ich mal Hardcoregamer. Jede Menge 3Dfx, von der Voodoo2 bis zur Rage irgendwas, Elsa Winner Pro, sogar irgend ein relativ neues Modell mit Kühlrippen, keine Ahnung was das war. Wenn es nicht in einem der Rechner war, dann ist es so unwichtig wie die zwei Hände voll Speichermodule die ich ebenfalls entsorgt habe.
Dazu fielen etliche Kilo Altpapier an, Anleitungen von Software, die ich seit 10 Jahren nicht mehr benutze oder nie benutzt habe, Rechnungen die belegen, dass eine 10 GB Platte mal 309 DM gekostet hat, die 80 GB zwei Jahre später mit 319 DM auch nicht wesentlich mehr.
Für meinen ersten Router habe ich sage und schreibe 380 DM bezahlt, Puffgänger latzen für ihr Hobby wahrscheinlich auch nicht mehr als Computernerds. Wenn ich dran denke, dass ich so eine Aktion vor 10 Jahren schon einmal durchgeführt habe, dann wird mir ganz anders. Da haben 20 MB Platten noch 1000 Märker gekostet, ich hätte mich damals für ein Eigenheim entscheiden sollen.

Jetzt stehen hier zwei volle Kartons, der eine geht morgen in den Papiercontainer, der andere nächstes Wochenende auf den Schrottplatz.
Unsicher bin ich noch bei dem Stapel an Festplatten, selbst die 10 GB Platte wird wohl heute keinen Liebhaber mehr finden, aber immerhin könnten sich persönliche Daten darauf befinden, wenn die noch laufen sollte. Bei der 50 MB SCSI Platte aus dem Amiga habe ich da weniger Bedenken.

Endlich die Gelegenheit etwas zu tun, was ich immer schon machen wollte. Ich werde die aufschrauben, mal gucken ob sich die Platten sauber ausbauen lassen, da könnte man ein schickes Gigabytemobile draus basteln.

Das Terabytemobile bastel ich dann in 10 Jahren, wenn Petabytechips für die RAM Ports endlich diese lahmen Scheiben als Speichermedium abgelöst haben. So etwas dürfte dann ungefähr 150 Euro kosten, denn wenn ich die Preise für maximal erhältliche Festplattengrößen richtig im Kopf habe, dann ist das in den letzten 10 Jahren relativ konstant geblieben.


Schreibmusik: The Byrds - Younger Than Yesterday

Freitag, 22. Oktober 2010

Maximale Kalorienversorgung
















Im Umkreis weniger Kilometer befinden sich hier mindestens 20 Bäckereien und Konditoreien, der eine hat ganz anständiges Brot im Sortiment, der andere vernünftige Brötchen. Bei Kuchen und Torten halte ich mich eher zurück, wenn so etwas tatsächlich einmal auf dem Programm steht, dann kaufe ich entweder im Himmel ein, oder fahre in die Paul-Roosen-Straße, wo es den wahrscheinlich besten Cheesecake der Welt gibt. Weit fahren muss ich in jedem Fall, ist aber nicht weiter schlimm, denn meine Sucht nach Gebäck oder Torte hält sich in engen Grenzen, mit einer Ausnahme.
Was hier in unmittelbarer Nähe fehlt ist eine Pastelaria, es ist einfach kein Zustand, wenn man in die Stadt fahren muss um sich mal ein paar Pastéis de Nata zu gönnen. Bevor man also daran denkt, Computerspezialisten aus Indien oder Ingenieure aus Pakistan ins Land zu holen, sollte man mehr Pasteleros  aus Portugal einwandern lassen. 
Heute konnte ich endlich die viel gerühmten Natas aus dem Transmontana in der Davidstraße erstehen, die in Optik und Geschmack den Natas aus dem Café Galao in Winterhude ähneln wie eineiige Zwillinge, wahrscheinlich haben sie auch die gleichen Eltern den gleichen Bäcker. Diese Feststellung erleichtert auf jeden Fall den nächsten Einkauf.

Schreibmusik: Beth Hart - My California

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Walking in Memphis
















Über diese unscheinbare Mauer an einer unscheinbaren Straße muss einmal Bruce Springsteen geklettert sein, um den Gärtner nach der Anwesenheit des Hausherren zu fragen, bevor er von den Sicherheitskräften rausgeschmissen wurde. Elvis war nicht da und Springsteen noch nicht bekannt genug für solche Aktionen, denn hinter dieser Mauer befindet sich Graceland Mansion, das ehemalige Refugium des ehemaligen King of Rock'n Roll.
Heute kommt man da wesentlich einfacher rein, solange man bereit ist einen kleinen Obolus zu bezahlen, aber ich befinde mich nur virtuell in Memphis, mit Google Street View.
Vorher war ich auch schon in Asheville, North Carolina (frag mich keiner warum) und in New York, bin in London am Buckingham Palast und der Tower Bridge vorbeiflaniert, habe mir die ehemalige Bude eines Freundes in Rio de Janeiro angesehen und ein paar nette Bikiniträgerinnen an der Copacabana, nur einen virtuellen Steinwurf entfernt. Melbourne hat ganz nette Ecken und den Mississippi in St.Louis kann man leider nicht sehen, der Deich ist zu hoch. Nebenbei hab ich festgestellt, dass die Straßen in New Orleans in einem ähnlich schlechten Zustand sind wie die Straßen in Hamburg, obwohl wir hier keine Katrina hatten, nur einen strengen Winter.

Bei der Paranoia in Deutschland (die vor allem von Leuten forciert wird, die sich wahrscheinlich keine zwei Minuten mit Street View beschäftigt haben) frage ich mich, was irgendwann von Städten wie Hamburg oder Köln zu sehen sein wird. Auf Sylt stehen wahrscheinlich keine Häuser mehr, oder nur noch die wenigen der Einheimischen, in den Nebenstraßen der Elbchaussee  verschwinden die Hütten von C-Klasse Promis in schwarzen Löchern, vor lauter Angst Streetviewer könnten ihre letzten Kopulationsversuche im Garten beobachten. Dass es sich um eine Momentaufnahme handelt, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung schon Monate alt ist, spielt überhaupt keine Rolle. Auch nicht, dass man zwar über, aber keineswegs durch Hecken und Mauern sehen kann, schon gar nicht in Schlafzimmer. Ich bin allerdings auch nicht Voyeur genug um nach offenen Schlafzimmerfenstern zu suchen, das könnte unter Umständen Jahre dauern. 

Street View taugt einfach nicht, um jemanden auszuspähen. Wenn ich etwas über Sky du Mont wissen will, finde ich in der letzten Homestory der BILD wahrscheinlich mehr Material, aber wer will schon etwas wissen über Sky du Mont. 
Für sehr viel wahrscheinlicher halte ich es, dass in Memphis irgendwann mal jemand sitzt, der virtuell um die Alster laufen oder einen gefahrlosen Kiezbummel machen möchte. Der kennt zwar Sky du Mont nicht, aber wird sich sehr wundern über die crazy Germans mit ihren vielen schwarzen Löchern.
Ganz sicher wird es auch zwei bis drei Spacken auf dieser Welt geben, die so kreuzdämlich sind, dass sie einen Bruch mit Street View planen. Aber bei soviel Dummheit würde ich mir um mein Eigentum keine großen Sorgen machen, die planen den Fluchtweg dann wahrscheinlich auch damit.

Schreibmusik: Elvis Presley - The Complete Sun Sessions