Sonntag, 18. Mai 2025

Hauptsache wir bleiben entspannt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das letzte Heimspiel der Saison völlig entspannt im Stadion genießen können, weil es um nichts mehr geht, da die Fußballgötter den Klassenerhalt schon in Frankfurt eingetütet haben, perfekt. Das stand auf der Wunschliste ganz oben, nachdem man 33 Spiele lang um jeden Punkt bangen und zittern musste, aber wie heißt es so schön: be careful what you wish for. Zwei Tage vor dem Spiel ist meine alte Pumpe mal wieder völlig unentspannt, der Blutdruck in geradezu absurden Höhen und ich lande in der Klinik. Da ich das Prozedere schon kenne bitte ich um eine möglichst schnelle Behebung per Blitzdings am nächsten Tag und die anschließende prompte Entlassung, schließlich will ich am Samstag völlig entspannt Fussi gucken.

Das klappt alles, inklusive der unvermeidichen Stressvermeidungsansprache, ganz vorzüglich, so dass ich keine 24 Stunden später mit leichtem Propofolschädel im Taxi nach Hause sitze. In der Nacht vor dem Spiel entspannt im eigenen Bett schlafen, einfach unbezahlbar. 

Um etwaige körperliche Belastungen auf ein Minimum zu reduzieren beschließe ich die Anreise per Auto und versuche mich dabei in aktiver Stressreduzierung, indem ich mich nicht über neue Baustellen oder Ratzeburger Autofahrer aufrege. Auf dem Feld des hlg. Geistes wird irgend etwas auf- oder abgebaut, Parkplätze sind allerdings noch reichlich vorhanden, ich finde sogar einen, der es mir ermöglicht nach dem Spiel in Rekordzeit zu verschwinden.

Bier holen, Freunde begrüßen und nach kurzem Klönschnack zu Grönemeyers Hymne auf den Platz, wir dürfen choreografieren! Auf den Stehplätzen haben sie lauter Fahnen bekommen und können eine große Blockfahne hochziehen, die Sitzer bekommen Kassenrollen. Ich fürchte hier hat, von ein paar Ausnahmen abgesehen, noch nie jemals irgendwer eine Kassenrolle geworfen, wenn das man nicht in die Hose geht. Meine Nachbarn kann ich immerhin davon überzeugen den Klebestreifen vorher zu entfernen, damit sich das Ding in der Luft vernünftig entfalten kann. 

Wie es sich für eine erstklassige Saisonabschlussklassenerhaltsfeier gehört sind auch auf den anderen Tribünen schöne Choreos zu bewundern, die Südkurve hat den Sieg schon vor Augen, auf der Nord wird anscheinend der Klassenerhalt mit einer Sisyphosarbeit verglichen und das ist durchaus berechtigt, dürfen wir uns doch ein weiteres Jahr mit Klassenkampf beschäftigen um den Felsbrocken auf mindestens Höhe 15 zu rollen. Heute jedoch wird gefeiert und ganz entspannt Fußball geguckt, das haben wir uns verdient. Nicht einmal die Nachricht, Felix Zwayer würde das Spiel pfeifen, kann mich heute aufregen.

Nachdem Bochum nach nur zehn Minuten in Führung geht danke ich allerdings dem Fußballgott, dass wir in Frankfurt einen Punkt geholt haben, ich mich nur deshalb nicht aufregen muss und auch die Mitteilung meines Sitznachbarn über den Führungstreffer von Werder in Heidenheim von untergeordnetem Interesse bleibt. Egal was hier noch passiert, wir bleiben noch mindestens ein Jahr in dieser Liga.

Allerdings müssen wir dann wieder ganz anders auftreten als heute, denn was die Jungs da unten abliefern ist eine ziemliche Katastrophe, SO hab ich mir das jetzt nicht vorgestellt. Aufregen werd ich mich trotzdem nicht, weil wir ja alle wissen, dass die auch ganz anders können. Die haben sich 33 Spiele den Arsch aufgerissen um in dieser Liga zu bleiben und als sie es dann geschafft haben, erst mal entspannt. Kann ich völlig nachvollziehen.

Die Hoffnung auf eine bessere zweite Halbzeit erfüllt sich auch nach mehreren Wechseln leider nicht und als Bochums Boadu seine zweite Bude macht ist der Drops gelutscht. Werder macht gleichzeitig das 3:0 in Heidenheim, Hoppseinheim geht gegen Bayern unter und Platz 14 in der Tabelle ist etwas, von dem ich vor der Saison nicht einmal geträumt habe.

Drei Monate durchatmen, dann geht der Zirkus wieder los. Bis dahin sollte ich vielleicht ein paar Entspannungstechniken üben, aber ob so etwas im Stadion hilft, da hab ich meine Zweifel.

 

Was sonst noch gut war:

Nette Interaktionen und Gesänge mit dem Bochumer Fanblock und den Fans auf dem Rasen und Beifall für die Bochumer Mannschaft. Die Ordnerkette davor sah irgendwie höchst überflüssig aus.

Die Ansage, man möchte doch ganz entspannt warten bis die Tore zum Innenraum geöffnet werden und die Spieler den Platz verlassen haben, damit dann ganz entspannt auf dem Rasen gefeiert werden kann.

Dass das überraschend sogar geklappt hat, aber Nichtabstieg und Aufstieg sind halt zwei Paar Schuhe.

Was sonst noch schlecht war:

Muss man an so einem Tag nicht drüber reden. Erstligist und glücklich sein.

 

Fotos dazu: Gegengerade Millerntor, FC St.Pauli - VfL Bochum, Endstand 0:2

Tore dazu: Boadu (10./66.)

Links dazu: Verdient verloren, aber auch verdient die Klasse gehalten (Millernton) Saisonende (Stefan Groenveld)

Musik dazu: Sinéad O'Connor - Throw Down Your Arms 





















 

 

 


 

Sonntag, 4. Mai 2025

Unterirdisch unparteiisch

 










Man wird so alt wie eine Kuh und lernt doch immer noch dazu, sagt meine Mutter immer. Heute habe ich auch wieder etwas dazugelernt, es gibt NOCH schlechtere Schiedrichter in der Bundesliga als Zwayer und Brych. Exner heißt der Mann, der es bis zum Spielende schafft, das ganze Stadion in eine Stimmung zu versetzen, die mich fatal an dieses Spiel gegen Schalke damals erinnert. Inklusive der zwei Platzverweise, von denen zumindest der zweite völlig überflüssig war. Auch diesmal flogen Bierbecher, doch hat man das glücklicherweise vorausgesehen und Schirme gespannt, ich hab keine Lust die Saison wieder in Lübeck anzufangen.

Hätten wir Stuttgart mit einem anderen Schiedsrichter geschlagen, oder uns wenigstens einen verdienten Punkt erkämpft? Vielleicht wären die trotzdem zu stark gewesen heute, aber wer kann das wissen? Wer für ein taktisches Foul keine gelbe Karte bekommt, der hat mindestens einen zweiten Versuch frei und es sind auch die kleinen Vorteile, die so ein Spiel kippen lassen können. 

Nach ungefähr einer halben Stunde ist es dann auch so gekippt, dass man den Halbzeitpfiff herbeigesehnt hat, damit Alex sich was einfallen lassen kann für die zweite Hälfte. In Blessin we trust. 

Hat leider alles nicht viel Sinn, wenn man nur zehn Minuten nach Wiederanpfiff einen Elfmeter kassiert und den Rest des Spiels mit zehn Mann bestreiten muss. Da ich die Szene nicht mitbekommen habe, aber Exner am Bildschirm nachsehen kann, nehme ich das mal so hin. Bevor jetzt irgend etwas dramatisches passiert muss der Ball ja noch an Niko vorbei. 

Das gelingt auch dem Stuttgarter Shootingstar Woltemade nicht, weil Niko halt einfach der Killer ist, von Elfmetern sowie von Nachschüssen. 

Bleiben noch etwa dreißig Minuten plus Nachspielzeit, in der wir in Unterzahl das 0:0 verteidigen, den Schiedsrichter verfluchen und die Mannschaft anfeuern bis zur Heiserkeit und dann guckt man auf die Stadionuhr, noch zwei Minuten, nur noch zwei Minuten und dann ist es doch noch Woltemade, der die Chance zum 0:1 nutzt.  

Als ob das nicht schon beschissen genug wäre, gibt Exner kurz vor Schluss noch gelb-rot für Nikola Vasilj, der sich über Stuttgarter Zeitspiel beschwert, für das es eigentlich gelb hätte geben müssen, hätte dort kein unterirdischer Unparteiischer auf dem Rasen gestanden. Mit zehn gegen zwölf hat man auf Dauer keine Chance. 

 

Was sonst noch gut war:

Nikola Vasilj. Wir hatten in der Ahnenreihe sanktpaulianischer Torhüter schon sehr viele "kultige" und auch sehr viele gute, aber hatten wir je einen besseren? Niko ist King. Mann des Spieles, fuck Schiri.

Was sonst noch schlecht war:

Elias Saad verletzt sich vor dem Spiel beim Aufwärmen. Wenn etwas schon so schlecht anfängt...

Die zumindest in Teilen nervtötende Schauspielertruppe VauEfBe. 

Was so richtig übel ist:

Dass wir ohne Niko in Frankfurt antreten müssen. 


Fotos dazu: Gegengerade Millerntor: FC St.Pauli - VfB Stuttgart, Endstand 0:1

Tore dazu: Nick Woltemade (88.) 

Links dazu: Punkte und Spieler verloren (Stefan Groenveld) Wenn 50/50 eher ein 40/60 ist (Millernton)

Musik dazu Wildes - Other Words Fail Me