Über Software aus Polen kursieren ja schon seit Jahren üble Gerüchte. Völlig zu Unrecht, denn meistens kommt die gar nicht aus Polen, sondern aus Walldorf und ist, gelinde gesagt, wirklich furchtbar gewöhnungsbedürftig.
Richtig gute Software hingegen kommt tatsächlich aus Polen, genauer gesagt von CD Projekt aus Warschau. Die mehrfach ausgezeichnete
digitale Fortsetzung der Fantasyromane von
Andrzej Sapkowski über den Hexer Geralt von Riva. Sehr viel bunter und sehr viel spannender als das Walldorfzeug. Manchmal allerdings ebenfalls sehr gewöhnungsbedürftig, weshalb ich bisher auf die Trilogie verzichtet hatte. Ungewohnte Perspektive, schlimme Steuerung und überhaupt... wenn das Zeug wirklich so gut ist wie allgemein behauptet, sitze ich nur noch vor der Kiste, ich kenne das schon.
Genau so ist es dann auch gekommen. Einmal im Sonderangebot zugeschlagen und das gesparte Geld in eine neue Grafikkarte investiert, um auch den dritten Teil in aller Pracht und Herrlichkeit spielen zu können. Fan-tas-tisch, das alles. 120 Stunden für The Witcher, 60 Stunden für Assassins of Kings und für Wild Hunt werde ich noch Monate brauchen wenn das so weitergeht. An Spannung kann das halt auch kein Megakinodolbysurroundblockbuster und keine noch so tolle Serie überbieten, wenn man sich selber durch die Handlung prügeln muss um das Ende zu erfahren, zumal man das auch noch beeinflussen kann.
Das will man schon nach den ersten paar Stunden des Gemetzels unbedingt, denn die Geschichte ist atemberaubend gut. Feinstes Mittelalterszenario, sehr atmosphärisch in Szene gesetzt mit Krieg, Mord, Folter, Pest, Rassismus, Vertreibung und Lynchjustiz in brennenden Dörfern und Städten. Dazu sehr viel schicke Landschaft, gefüllt mit Rebellen, marodierenden Armeen, Banditen, Deserteuren, Königsmördern, Drachen, Greifen, Golems und anderen fantastischen Gestalten, man kommt kaum zum durchatmen, selbst als Hexer mit Silberschwert und fast lichtschnellen Reflexen ist das nicht immer einfach.
Um den Puls nach anstrengenden Missionen wieder auf ein normales Level zu bringen kann Geralt Würfelpoker oder das grandiose Kartenspiel Gwint in den Tavernen spielen, Zwerge im Armdrücken herausfordern, sich mit Dorfdeppen in Faustkampf und Wettsaufen messen, oder eines der zahlreichen Bordelle besuchen. Wenn er nicht ohnehin gerade Sex hatte, denn Geralt hat viel Sex. Mit Hafenhuren, Zauberinnen und Prinzessinnen, mit Elfen, Dryaden und einer Vampirmutter nebst Töchtern, sogar mit der Herrin des Sees, die ihm hinterher dieses unglaublich gute Schwert überreicht, Avalon lässt grüßen.
Im dritten Teil der Saga wird der Sex sogar recht explizit dargestellt, weshalb da wohl ein FSK18 Sticker drauf ist. Kann nur an nackten Brüsten und Hintern liegen, denn aufgeschlitzte Kehlen und abgeschnittene Köpfe gab es auch vorher schon reichlich.
So, genug geschrieben, ich muss zu den Muhmen im Buckelsumpf. Die entführen scheinbar Kinder aus den umliegenden Dörfern, da hätt ich schon gern gewusst warum - und wer dafür eventuell seinen Kopf verliert.
Screenshots dazu: The Witcher (2/3) und The Witcher 2: Assassins of Kings (1/4-8)
Musik dazu: Tamikrest - Chatma