Donnerstag, 22. Juni 2023

Im Schatten des Berges

 








Auf Dauer ist es doch etwas deprimierend in einem Erdloch zu hausen und auf kahle Wände zu starren, außerdem brauche ich ja auch Nahrung, Leder, Papier, lauter so Zeugs und wenn ich schon landwirtschaften muss, dann will ich dem Weizen wenigstens beim Wachsen zusehen. Also bau ich mir letztlich doch 'ne Hütte, das dauert hier wohl doch länger als gedacht. Irgendwo muss man ja eine Basis haben und so übel ist diese Ebene dafür nicht. 

Die Bibliothek mitsamt Zaubertisch muss schließlich  auch irgendwo hin und solange ich keine Gegend für meine Traumimmobilie gefunden habe, werd ich's mir halt hier so gemütlich machen wie es geht. Da Frau K. lieber auf Entdeckungsreise geht und mit ihrer Strandvilla nicht so recht in die Puschen kommt, hab ich vorsichtshalber ein zweites Bett reingestellt. 

Wo man die Truhe mit den Diamanten findet weiß sie inzwischen. Ob sie auch weiß, dass man die abschließen kann? 😛

Screenshot dazu: Minecraft Forge 1.19.2

Musik dazu: Nightmares On Wax - Mind Elevation

Die wunderbare Aufstiegsfeiermitmachkarte

 









Einmal im Jahr darf ich ein paar große Geldscheine gegen ein kleines Plastikkärtchen eintauschen, mit dem man immerhin 17 Mal richtig viel Spaß haben kann. Oder auch nicht, je nachdem. Dieses Jahr ist der Spaß aber garantiert und wird in einer großartigen Aufstiegsfeier enden, das sagen zumindest die Experten in meinem Umfeld, die sich in ebendieser Hoffnung ebenfalls so ein Ding leisten. Jedes Jahr wieder, seit Jahrzehnten schon.

Immer in der Hoffnung, dass diese wirklich zuletzt stirbt, was in unserem Alter halt nicht immer gegeben ist. Deshalb: Aufstieg jetzt! Forza Sankt Pauli!

 

Foto dazu: FCSP DK 23/24 - Samsung A33

Musik dazu: Nightmares On Wax - Smoker's Delight / Carboot Soul


Montag, 19. Juni 2023

Darmstadt für Anfänger Teil 3: Alice und die Donnerkuppel

 









Die in Darmstadt recht häufig vorkommenden Ludwigs hatte ich ja schon im zweiten Teil erwähnt und selbstverständlich gibt es auch eine Kirche mit diesem Namen, die katholische Innenstadtkirche St. Ludwig, im Volksmund Kääsglock genannt. Dort musste sich der Pappenheimer vor ungefähr 60 Jahren unter seltsamen Beschwörungsformeln Wasser über den Kopf gießen lassen, damit er später ordentlich Kirchensteuern bezahlen kann. Wegen dieser fast tragischen Geschichte sind wir allerdings nicht hier, wir wollen das fotografieren. Als Vorbild für den klassizistischen Bau diente nämlich das Pantheon in Rom und da wir beide nicht mehr nach Rom kommen werden, toben wir uns halt fotografisch an der Darmstädter Miniaturausgabe aus.

Um nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu erregen (und weil mein Stativ mehrere Kilometer entfernt im Kofferraum liegt) leihe ich mir vom Pappenheimer ein kleines Klappstativ aus, das man wunderbar auf Kirchenbänken, Taufbecken oder Klavieren abstellen kann, nur nicht immer da wo man es gerne hätte, weswegen mir die berühmte Mittelgangperspektive natürlich entgeht. Schon 1000 Mal fotografiert, nur nicht von mir, so ist das als Tourist.

Das wäre alles gar nicht nötig gewesen, denn hier stört sich zumindest an Wochentagen niemand an Fotografen mit Stativ. Bei Kirchen habe ich da schon ganz andere Erfahrungen gemacht, wobei der Publikumsverkehr im Hamburger Michel natürlich in ganz andere Kategorien fällt. Hier sitzt nur ein freundlicher Mensch der Initiative Innenstadtkirche vor dem Laptop und geht seinem ehrenamtlichen Tagewerk nach, irgendwie bedrohliche Herren in seltsamen Gewändern sind nicht in Sicht. Zwischendurch gibt es etwas Musik aus der Winterhalter Monsterorgel, die ein eigenes Bild verdient hätte, nur nicht von mir. So ist das als Tourist.

Dafür habe ich etliche Fotos von Alice, der unvergesslichen Grossherzogin von Hessen und bei Rhein, bzw. ihrem Denkmal, welches ihr von Frauen und Jungfrauen Hessens gewidmet wurde. Bei so viel Lobeshymnen über den Adel musste ich mich direkt mal bei Wikipedia informieren und die Frau war tatsächlich aus guten Gründen sehr beliebt, weshalb sie nicht nur ein Denkmal vor der Donnerkuppel bekommen hat, sondern auch ein Mausoleum in einem Park.

Den gibt's dann in Teil 4.

 

Fotos dazu: St.Ludwig Darmstadt - Alice-Denkmal - St.Ludwig Kuppelbau - Staatstheater Darmstadt mit Georg-Büchner-Denkmal / Nikon D7200 + Sigma 10-20

Musik dazu: Carole King - Tapestry / Wrap Around Joy

 








 


Samstag, 10. Juni 2023

Leben wie ein Maulwurf

 








Etliche Tage bin ich jetzt unterwegs und erkunde die Gegend, zu Fuß, mit dem Boot und seit ich einen Sattel in einer Dorftruhe gefunden habe sogar auf dem Rücken eines Pferdes, aber den richtigen Platz für meine Hacienda zu finden gestaltet sich schwieriger als gedacht. Zu zerklüftet ist die Landschaft, zu viele dichte Wälder, zu viele hohe Berge, zu viele tiefe Schluchten, das wird so schnell wohl nichts mit Hausbau und Siedelei.

Während sich Frau K. irgendwo im Osten immerhin eine bessere Strandhütte baut, muss ich mich langsam mal um eine vernünftige Ausrüstung kümmern. Eine simple Eisenrüstung ist jedenfalls kaum ausreichend um einen Pillager-Outpost einzunehmen, was vor ein paar Tagen beinahe mein vorzeitiges Ableben zur Folge hatte. Ich brauche Diamanten, ich brauche Eisen, Kohle, Lapislazuli und mal etwas anderes als trockenes Brot als Nahrung.

Folglich hab ich mir jetzt ein Loch in einen dieser großen Berge gegraben, ein Bett und eine Werkbank reingestellt und werde buddeln was das Zeug hält, zumindest bis Werkzeuge, Waffen und Rüstung in ausreichender Qualität und Stückzahl vorhanden sind. Die davor liegende spärlich bewachsene Ebene bietet alles was man sonst zum Überleben braucht, ein paar Kühe und Schafe die (noch) frei herumlaufen, genügend Platz für ein paar Weizenfelder, damit man das Viehzeug auch füttern kann und ein nahes Dorf für den Tauschhandel. 

Bis ich einen Platz für unsere Siedlung finde werd ich also leben wie ein Maulwurf, wie immer kommt vor dem Erfolg erst die harte Arbeit. Wie gut, dass die nur virtuell ist. 

Screenshot dazu: Minecraft Forge 1.19.2

Musik dazu: Funky Destination - I Do Voodoo / Bless Da Planet


Donnerstag, 8. Juni 2023

Darmstadt für Anfänger Teil 2: Residenzen und Niederlassungen

 









Der Darmstadt nachgesagte mangelnde Charme (siehe Teil 1) liegt zum großen Teil sicherlich an der mangelnden historischen Bausubstanz, denn wie auch Hamburg litt Darmstadt sehr unter dem Hagel alliierter Bomben, kann den Verlust aber bedauerlicherweise nicht durch einen Fluss oder See kompensieren. Dafür steht an jeder Ecke ein Ludwig, Lui IV sitzt auf einem Pferd am Schloss, Lui I thront in 30 Metern Höhe auf einer Säule, deren Aussichtsplattform man über die 172 Stufen einer Wendeltreppe erreichen kann, wenn man unbedingt Wahrzeichen erklimmen will. Lui II und III hab ich nicht gesehen, aber irgendwo werden sie stehen.

Vom historischen Ortskern sind nur sehr wenige Gebäude noch erhalten wie das Alte Rathaus, das Regierungspräsidium, ein zwischen hässlichen Kaufhäusern herumstehender Weißer Turm und natürlich das Residenzschloss. Das wurde zwar auch zerbombt, aber Residenzschlösser baut man natürlich wieder auf, selbst wenn dort kein Lui mehr residiert. 

Der Vordereingang wird von eifrigen Securitymitarbeitern bewacht, der hintere Teil überrascht dafür mit einem kleinen Biergarten unter schattigen Bäumen und mit zugewachsenen Dornröschentüren. Geradezu märchenhaft, wenn man hier außer Kuchen auch etwas handfestes für den Magen bekommen könnte, womit wir bei den Niederlassungen wären, also den Orten, an denen man sich gerne niederlässt.

Besonders beliebt scheint der Ratskeller zu sein, was dem netten Personal und der günstigen Lage geschuldet sein mag, an der Küche liegt es eher weniger. Dafür kann man mit Glück auch nach Küchenschluss noch eine Haxe oder einen Teller Brauergulasch bekommen und besser als Hunger leiden ist das allemal.  

Biergärten sind im Süden der Republik eigentlich immer eine gute Wahl. Das Brauhaus Grohe hat zwar eindeutig zu wenig Bäume für einen Biergarten, dafür aber ausgezeichnetes Bier und eine Speisekarte mit ortstypischen Gerichten wie Kochkäseschnitzel, Odenwälder Bratwurst und Darmstädter Grindkopp. Letzteres ist eigentlich nur eine große Frikadelle mit Spiegelei, verkauft sich als urtypische Darmstädter Spezialität aber sicher besser.

Zwei Bushaltestellen entfernt im Biergarten Darmstadt sitzt man unter alten Kastanien, auf Holzbänken und Stühlen, holt sich Futter von der Grillstation oder aus der Kochkässchnitzelküche und weil der Pappenheimer mir seit Jahren erzählt, dass man nur hier den wirklich weltallerbesten einzigartigen fantastischen und auch für norddeutsche Menschen garantiert genießbaren original Odenwälder Stoff bekommt, der mit furchtbarer Frankfurter Plörre üüüberhaupt keine Ähnlichkeit hat, bestelle ich mir tatsächlich ein Glas dieses legendären Himmelheber Ebbelwois.

Wieso in aller Welt man dieses Getränk derart in den Himmel heben muss erschließt sich mir danach zwar immer noch nicht, aber mit Zitronenlimo gemischt ist das tatsächlich trinkbar und durchaus gängige Praxis. Es soll sogar Menschen geben die das mit Cola mischen, aber das halte ich sogar als Nordlicht für ein Sakrileg, egal wie sauer das Zeug auch sein mag.

Drei weitere Niederlassungen, die man sich bei einem Aufenthalt in Darmstadt nicht entgehen lassen sollte: Eis Venezia Ernst-Ludwig-Straße, weil Zitrone-Basilikum einfach umwerfend gut ist, das Cafe Chaos in der Mühlstraße, in dem ich jeden Tag gefrühstückt hätte, wäre der Laden mir früher bekannt gewesen und zu guter Letzt das Gasthaus Zur Goldenen Krone.  

Eines der ältesten Gasthäuser Darmstadts, ein denkmalgeschütztes Kulturdenkmal und gleichzeitig einer der abgerocktesten Läden, die ich je gesehen habe. Mit viel ohrenbetäubendem Krach und das gleich auf mehreren Etagen, Kneipe, Konzertsaal und Disco, mit Bars und Billardtischen, Kickern, einem ruhigen Innenhof unter freiem Himmel und einem dunklen Labyrinth aus Gängen, Treppen und Räumen. Fantastisch! Möge der Laden noch ein paar Jahrzehnte überdauern, als Kulturdenkmal und möglichst auch als Gasthaus.

 

Fotos dazu: Residenzschloss Darmstadt, Regierungspräsidium, Weißer Turm, Reiterdenkmal Ludwig IV, Residenzschloss, alles Nikon D7200, Biergartenfotos Samsung A33

Musik dazu: Kerala Dust - Violet Drive

 













 



Sonntag, 4. Juni 2023

Darmstadt für Anfänger Teil 1: Das Welterbe

 









"Diese Stadt hat so gar keinen Charme" sagt eine Dame im Biergarten, die früher hier gewohnt hat und dann lieber nach Frankfurt gezogen ist. Weshalb mich diese Aussage etwas verwirrt, denn ich war schon mal in Frankfurt.

Was den Charme dieser Stadt betrifft hat der Pappenheimer garantiert eine konträre Meinung, denn er ist hier aufgewachsen und würde am liebsten vorgestern wieder hier herziehen. Da das ohne Lottogewinn leider nicht klappen wird, hat er mich auf einen Kurzurlaub in die Stadt seiner Träume eingeladen, damit ich mal sehen kann, was ihn so geprägt hat.

Dummerweise nicht gerade in der Woche, in der man hier den magischen FC bei seinem großartigen Sieg gegen die Lilien hätte sehen können, aber wer kann das ahnen.

Eine ganze Woche Jugenderinnerungen mit dem besten Kumpel teilen und dabei legendäre Orte kennenlernen, ortstypische Speisen und Getränke wie Kochkäseschnitzel und Ebbelwoi zu sich nehmen und vor allem viele Biersorten probieren, die der Pappenheimer ja nicht mehr trinkt wenn da Prozente drin sind. Das wird meeega anstrengend, aber garantiert auch sehr lustig.

Dank Airbnb wohnen wir in der exklusivsten Gegend überhaupt, aus der Haustür und zweimal lang hinfallen, dann stehen wir inmitten eines UNESCO-Welterbes, der Künstlerkolonie Mathildenhöhe. Da wir beide die ganze Woche mit Knipskisten rumlaufen ist das besonders praktisch, man muss nicht warten, bis die Touristenhorden mit der Erklärfrau aus dem Bild verschwinden, wenn man fast jeden Tag direkt dran vorbeikommt. 

Man kann außerdem unendlich viel goldene Zwiebeltürmchen in unterschiedlichsten Lichtstimmungen fotografieren, was die Auswahl hinterher ganz einfach machen wird. Dass zumindest Teile des Gebäudes durch Gerüste, Leitern, Kräne und Baustellengitter verunziert werden war zu erwarten, dass der Platanenhain wegen abgestorbener Bäume renoviert werden muss zusätzliches Pech, aber insgesamt hätt's schlimmer kommen können, ab und zu muss man so ein Erbe ja auch renovieren. In Dresden gibt's ein Welterbe, das ist gar keins mehr.

An warmen Abenden ist die Nähe zur Wohnung ein weiterer großer Vorteil, denn die Umgebung wird ausgiebig von allerhand Menschen genutzt, es kreisen die Flaschen und Friedenspfeifen und sogar mancher Pizzakarton wird geöffnet. Eine sehr angenehme Atmosphäre und dank diverser günstig postierter Rentnerbänkchen auch für Menschen geeignet, die weder Mauern noch Picknickdecken für eine Alternative halten.

Das ist auf jeden Fall schon mal ein +1 für Charme.

Fotos dazu: Mathildenhöhe Darmstadt, Ernst-Ludwig-Brunnen, Gottfried-Schwab-Denkmal, Russische Kapelle, Plastik Panther, Platanenhain, Portal Ernst-Ludwig-Haus, Treppenpavillon, Hochzeitsturm, Sonnenuhr, Mosaik "Der Kuss", Blick vom Hochzeitsturm - Nikon D7200

Musik dazu: Afro Celt Sound System - Further in Time