Donnerstag, 27. Februar 2014
Sonne an der Hafenkante
Es gibt ihn noch, diesen großen flammenden Ball am Himmel. Ganz überraschend taucht er am Sonntag auf und flutet die Stadt mit Licht und Menschen, die gierig die lange vermisste Wärme genießen. Nach dem Frühstück ein paar Stunden am Hafen entlang schlendern erscheint mir als gute Idee, da findet man immer das eine oder andere Motiv, zur Not halt ein paar Möwen.
Aus den geplanten paar Stunden werden dann nur noch knappe zwei, weil das Spiel des magischen FC in Dresden vorerst meine ungeteilte Aufmerksamkeit erfordert, aber die zwei Stunden reichen für ein paar Fotos, für die erste Kugel Schokoladeneis in diesem Jahr, für südamerikanische Flötenmusik, ein kaltes Alsterwasser und die große Oldie-Hitparade des Alleinunterhalters, der mir am Vortag schon auf der Fototour durch den Hamburger Hauptbahnhof begegnet ist.
Nur Sonne hätte ich ein wenig mehr tanken können, daher bleibe ich, bis sie endgültig am Horizont verschwunden ist (und weil ich Sonnenuntergänge mit Hafenkränen mag).
Sonnenuntergangsmusik: Natalie Merchant - Motherland / The House Carpenter's Daughter
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Neustadt, Hamburg, Deutschland
Sonntag, 23. Februar 2014
Rickmer Rickmers!
Was zum Teufel machst Du da gerade mit der linken Hand? Ist das etwa eine typisch männliche Handbewegung? Mit anderen Worten: Kratzt Du Dich gerade in aller Öffentlichkeit am Sack?
Seemannsandenken?
Wassermusik in Dauerrotation: The Waterboys - This Is The Sea / Fisherman's Blues Pt.2
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Samstag, 22. Februar 2014
Stadtansichten: Rathaus und Alsterarkaden
Das Hamburger Rathaus, ein steter Quell der Freude. Hier sitzen die von den Bürgern gewählten Dilettanten und raten, was sie dafür als Gegenleistung abliefern sollen. Leider liegen sie mit ihren Ratespielen häufig daneben, weshalb wir ein unfassbar teures Konzerthaus bekommen, während andere Menschen kein Dach über dem Kopf haben.
Liegt wahrscheinlich nur daran, dass es innerhalb der historischen Mauern wesentlich weniger Erleuchtung gibt als außerhalb. Die äußere Erleuchtung ist dafür immerhin ganz schick geraten.
Musik, ebenfalls erleuchtet: The Waterboys - A Pagan Place / Fisherman's Blues
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Donnerstag, 20. Februar 2014
Noch 'ne Petition
Onlinepetitionen sind schwer in Mode. Seit ich mich bei Campact registriert habe, um irgend etwas wichtiges zu unterzeichnen (was dann von der Bundesregierung trotz weiterer 250.000 Stimmen schlicht ignoriert wurde), werde ich mit einer Flut von Mails bombardiert. Am laufenden Band wird man auf neue Petitionen aufmerksam gemacht. Manche sind durchaus sinnvoll, daher habe ich auch die Petition gegen die Privatisierung der Wasserversorgung unterzeichnet und den Appell gegen den Verkauf von persönlichen Daten durch die Meldeämter, aber inzwischen gibt es für jeden Blödsinn eine Onlinepetition. Ernst nehmen kann man das kaum noch, daher landen Mails von change.org, campact oder onlinepetition.de inzwischen im Spamordner. Sollte es tatsächlich noch einmal etwas furchtbar wichtiges zu unterzeichnen geben wird mich mein politisch korrekter Freundeskreis sicher drauf hinweisen. Ob es hilft ist natürlich eine andere Frage.
Denn Mutti und ihre Rasselbande werden das ähnlich interessiert zur Kenntnis nehmen wie bisher, was in Neuland passiert. Das ZDF wird Markus Lanz sicher nicht entlassen, weil ein paar tausend Nasen sich über sein "Interview" mit Sahra Wagenknecht so unglaublich aufregen, dass sie sich der Mühe eines Mausklicks unterziehen. Ehrlich gesagt ist es mir auch völlig Wumpe, denn wer sich für diese inhaltsleere Laberbacke vor den Fernseher setzt hat es nicht besser verdient.
Mittlerweile kann jeder Kasper eine Petition starten, vom Wutbürger bis zum homophoben
Und neulich lese ich, der Gerhard von der Gegengerade, der hat jetzt auch eine Onlinepetition am Start. Er möchte erreichen, dass die Rückennummer 17 nach dem Karriereende von Fabian Boll beim FC St.Pauli nicht mehr vergeben wird. Mann, denk ich, DAS ist jetzt wirklich ein wenig überzogen. Eine Onlinepetition, meine Güte, wie albern.
Ein wenig albern ist er ja öfter, aber wenn man das so liest, dann ist es dieses Mal sein voller Ernst. Er hat jedenfalls einen Haufen guter Argumente am Start.
Natürlich melden sich auch gleich ein paar mit Gegenargumenten, schließlich wird die 21 schon nicht mehr vergeben und so wahnsinnig viele Nummern gibt es im Fußball nicht, außerdem hätte man bei diesem und jenem dann auch die Nummer nicht mehr vergeben dürfen und überhaupt - ist diese "Tradition" nicht ursprünglich irgend so ein Amischeiß?
Mir egal, selbstverständlich habe ich unterschrieben. Ich kann nicht anders, ich bin befangen. Das einzige Fußballtrikot das ich je besessen habe (außer meinen eigenen in grauer Vorzeit) trägt die 17. Eine andere Nummer wäre nie in Frage gekommen. Am Ende der Saison werde ich das erste mal in meinem Leben eine Tapete basteln und sie wahrscheinlich hinterher nicht lesen können weil jemand massig Zwiebeln schneidet im Stadion. Sentimentaler Scheiß? Ja bitte.
Zwölf Jahre. Das ist eine Zeitspanne, in der andere Profis mindestens drei verschiedene Vereinswappen küssen beim Torjubel. Das hatte Boller nie nötig, weil jeder wusste, was es ihm bedeutet hat hier zu spielen. Bei dem Verein, bei dem er vorher als Fan in der Gegengerade stand. Für Boller war jedes Spiel bei "seinem" Verein ein Geschenk, und ebenso reichlich hat er zurückgezahlt, von der dritten Liga bis in die erste und (fast) wieder zurück, wenn es eine Konstante in dieser Zeit gab um die man sich keine Gedanken machen musste, dann war das Fabian Boll.
Wenn die Mannschaft einen Rückstand gedreht hat, dann war es oft genug Bollers Präsenz auf dem Platz, sein schier unglaublicher Wille, der die Truppe mitgerissen hat. Gegen Rostock, oder gegen Dresden, wo er kurz vor der Pause den Anschlusstreffer erzielt und die Jungs auf dem Weg in die Kabine auf die zweite Halbzeit einschwört. Nach Spielen in der Bundesligasaison lief er mit Eiswickeln um die kaputten Füße herum, weil sie nicht mehr in die Schuhe passten. Boller war immer da wenn es brannte, ob auf dem Platz oder in der Fanszene, man konnte sich beinahe darauf verlassen, dass der "Bulle" der einzige ist, der bei der "Bullen aus der Kurve" Diskussion die richtigen Worte findet, um die Gemüter zu beruhigen.
Und dann wäre da noch sein oft knochentrockener Humor, der ist einfach unschlagbar. Es findet vielleicht nicht jeder in Hamburg lustig, dass er weiß wo Mordor liegt, aber mein Humorzentrum trifft er immer. Voll. Es gibt keine Interviews über die ich mich mehr freue, als über die mit Fabian Boll in der Vereinsflimmerkiste. Da muss ich meist schon grinsen bevor ich den Knopf gedrückt habe. Ob sich das Abo nach seinem Karriereende noch lohnt wird ganz davon abhängen, in welcher Funktion er dem Verein erhalten bleiben wird.
In meinen gut 40 Jahren als Fan dieses Vereins habe ich eine auch nur annähernd ähnliche Karriere nicht erlebt. Ich hatte immer meine Lieblinge, Walter Frosch, Volker Ippig, Thunder Zander oder Sonny Wenzel. Aber wenn ich irgendwann noch einmal eine Jahrhundertelf wählen darf, dann weiß ich jetzt schon, welcher Name dort als erstes auftaucht. Und wenn wir in den nächsten zwanzig Jahren noch einmal das unglaubliche Glück haben sollten, so einen Spieler in unseren Reihen zu haben, dann können wir gerne über die nächste Rückennummer reden.
Boller ist Sankt Pauli und 17 bleibt BOLL!
Geschrieben unter dem Einfluss der Black Seeds - Solid Ground & other Stuff
Sonntag, 16. Februar 2014
Tiefschlafsamstag mit Verlusten
Vorspiel
Samstag 13:00 Uhr. Die beknackteste Anstoßzeit aller beknackten Anstoßzeiten, alleine deshalb würde sich ein Aufstieg in Liga 1 lohnen. Den Wecker muss ich nicht stellen, ich habe einen ausgesprochenen Frühaufsteher als Übernachtungsgast. Wie früh Kinder aufstehen hatte ich schon völlig verdrängt, deshalb bin ich einigermaßen gerädert, als die Prinzessin um halb acht mit Anlauf in mein Bett und mir direkt ins Kreuz springt. Eine völlig neue Erfahrung, so aus dem Tiefschlaf gerissen zu werden. Zehn Minuten kuscheln sind drin, weitere zehn Minuten gewinne ich, als ich sie dazu bringe zuerst ihren Vater aus dem Bett zu schmeißen, danach gibt es eine eindeutige Ansage: Hunger. So komme ich zum ersten mal an einem Samstagsspieltag zu Brötchen und einem anständigen Frühstück, wenigstens eine vernünftige Grundlage, wenn man schon zu unsäglich frühen Zeiten Bier trinken muss.
Für die Bahnfahrt wird meine Schalsammlung geplündert, und da wir ihre Mütze nicht finden können gleich noch eine von meinen konfisziert. Dummerweise die schwarze, was eine erneute Anschaffung zur Folge haben wird, grün steht mir irgendwie nicht. Den entwendeten Schal sehe ich als weiteren Mosaikstein auf dem Weg zu braun-weißer Sozialisierung, da muss man so etwas einplanen.
Schwerwiegender ist der Verlust des rosa Rucksacks, den wir beim Umsteigen in der U1 vergessen. Das bisschen Wäsche wäre wohl noch zu verschmerzen, aber der Kuschelhase! Falls also jemand heute einen rosa Rucksack in der U1 gefunden hat, abgeben macht Kind glücklich.
U-Bahn St. Pauli befinde ich mich wieder im Tiefschlaf, die Kollegen vom Fanclub bemerke ich erst nachdem mich auf dem Bahnsteig einer freundlich von der Seite anrempelt. Gemeinsam gehts ins Stadion und nach einem kurzen Klönschnack direkt auf die Plätze. Vorher noch schnell zwei Bier besorgen für mich und Herrn L. scheint mir eine gute Idee zu sein. Das findet auch Herr L., der direkt hinter mir in der Bierschlange steht und mir auf die Schulter tippt. Irgendwie krieg ich nix mit heute..
Oben die Nachbarn begrüßen, wieder ein paar neue Gesichter dabei und wieder ein paar Sitze nicht besetzt, obwohl das Stadion ausverkauft ist. Natürlich sind auch die zwei Plätze direkt hinter uns wieder leer, im freien Verkauf tauchen die seltsamerweise trotzdem nie auf. Das Bier wird abgestellt und die Kamera eingeschaltet, die Süd zieht eine große Blockfahne hoch. Irgendjemand ist da auch im Tiefschlaf, denn linksseitig lahmt die Geschichte, es dauert eine Weile bis der Stoff auf ganzer Breite entwickelt ist. Trotzdem immer wieder faszinierend für Menschen, die schon beim Bettlakenfalten Probleme bekommen.
Das lustige Kassenrollenwerfen im Anschluss verhindert einen rechtzeitigen Anpfiff und wird deshalb bestimmt schon kritisch vom DFBäh beobachtet, aber nach erfolgreichem Einsatz des Strafraumräumkommandos kann es losgehen. Endlich wieder Fußball.
Spiel (1)
Früher war alles einfacher. Als Frontzeck die Mannschaft aufgestellt hat wusste ich sofort, wer wo spielt und warum. Aber Vrabec und seine Raute, da muss ich mich dran gewöhnen. Wer ersetzt denn jetzt den gesperrten Buchtmann und was macht Schnecke da links? Wieso spielt Nehrig und nicht Schachten? Wieso ist Schachten schon wieder verletzt und warum hab ich das nicht mitbekommen? Zwei Stürmer mit Nöthe und Thy, Bartels und Ratsche dahinter, dann ist Halstenberg sicher wieder AV. Folglich ist Trybull für Buchti auf der 6.
Maier auf der Bank, also vorerst keine Freistoßtore. Dafür zwei bis drei nette Angriffe von uns in den ersten zehn Minuten, aber nichts Zwingendes dabei. Bochum mit nem Fernschuß den ich schon drin sehe, rauscht knapp vorbei das Ding. Nach zehn Minuten die erste Ecke für Bochum und ich denk noch, nee, scheiß Ecken, ich hasse Ecken, wir kassieren seit gefühlten Äonen Tore nach solchen scheiß Ecken, und da ist die Murmel auch schon drin. Tschauner kommt nicht raus, der Ball fällt einem Bochumer vor die Füße, Kalla kommt zu spät, Ratsche steht nicht auf der Linie wo er sonst immer steht, 0:1. Fängt ja gut an.
Und geht schlechter weiter. Die Bochumer stehen mit zwei Viererketten an der Mittellinie, machen dicht und warten auf Fehler in unserer Vorwärtsbewegung, die wir mangels Erfolgserlebnissen dann auch häufig genug einstellen. Herr L. nörgelt wieder rum, weil das Spiel überwiegend in der falschen Hälfte abläuft statt direkt vor unseren Augen. Wir rennen uns fest, verlieren den Ball und ab gehts in die andere Richtung. Die Mannschaft versucht es zwar immer wieder mal, aber dann kommt der zweite Ball nicht an, der Schuss ist zu harmlos oder wird von irgendeinem Bochumer Bein abgeblockt. Der Rest ist ein unglaublich müder Kick, bei dem wir kurz vor der Halbzeit noch Glück haben, dass Richie Sukuta-Pasu immer noch kein Torjäger ist und Tschauner gut reagiert.
Zwischenspiel
Herr L. hat einen Schein in der Hand, macht aber keine Anstalten Bier zu holen. Muss ich wohl oder übel los, stelle mich in die kürzeste Schlange und werde dafür bestraft. Im Stadion ist es halt auch nicht anders als im Supermarkt, die kürzesten Schlangen garantieren die längste Wartezeit. Auf dem Rückweg halte ich kurz inne um die Nordkurve zu fotografieren, die man von unseren Plätzen aus leider nie sehen kann, dann geht es auch schon wieder weiter.
Spiel (2)
Die Mannschaft kommt unverändert auf den Platz, nicht nur personell, leider auch von der Einstellung. Es bleibt bei eher kläglichen Angriffsbemühungen, mit denen die Abwehr der Bochumer nicht zu knacken ist. Schussversuche bleiben an irgendeinem Bein hängen oder landen in den Armen des Keepers, der mit diesen Bällen wahrlich nicht überfordert wird. Das sind Momentaufnahmen, meistens plätschert das Spiel öde vor sich hin und die Bochumer nutzen unsere zwischenzeitlichen Tiefschlafphasen für Konter. "Unsere Taktik is" doziert Herr L. "die Strafräume möglichst weiträumig zu umgehen." Als mal wieder ein Querpass abgefangen wird, weil es niemand für nötig hält dem Ball wenigstens etwas Entgegenkommen zu schenken, werde ich langsam ungehalten. Fußball ist Bewegungssport, verdammt. Ratsche und Bartels sind Totalausfälle, so wird Fin in Bremen außer der Bank nicht viel sehen. "Ohne Buchti keine Ideen und ohne Schachter kein Kampf" sag ich, "erstaunlich was zwei Leute ausmachen können." Herr L. würde Torre gerne eine Pause gönnen und angesichts der mageren Spieleröffnung möchte ich ihm beipflichten, Mohr und Gonther in der IV wären vielleicht wirklich mal eine Maßnahme, auch wenn ich eigentlich ein großer Freund von Thorandt bin.
Thy muss dann raus für Gregoritsch und später geht Kalla für Maier. "Jetzt brauchen wir nur noch einen Freistoß" sagt Herr L. "irgendwer muss in der richtigen Entfernung einfach mal umfallen." Meine Hoffnung, denn aus dem Spiel heraus geht nix. Den Freistoß bekommen wir kurz darauf, aber der Ball geht in die Mauer und von da auf die Tribüne. Auf der anderen Seite gibt es dafür wieder eine dieser blöden Eckbälle, doch dieses mal pflückt Tschauni das Ding aus der Luft. "Das ist ja sensationell, dass der mal rauskommt" grinse ich Herrn L. an "noch sensationeller, dass er ihn auch noch hat." An solchen Tagen freut man sich halt über den kleinsten Lichtblick.
So beschissen wie das Spiel auf dem Rasen ist mittlerweile auch die Stimmung, und das ist nicht nur mit Samstagmittagdreizehnuhr zu erklären. Nicht einmal die Wechselgesänge sind überzeugend, von der Gegengerade ist hier kaum etwas zu vernehmen und so startet die Süd einen neuen Chant. Schönes Lied eigentlich, aber sie ziehen es dann wieder gnadenlos über gefühlte zwanzig Minuten durch und irgendwann nervt es nur noch, weil die nötige Ablenkung durch das schrottige Gebolze einfach fehlt. "Wir müssen mal wieder auswärts" sag ich Herrn L. "zu Hause macht das einfach keinen Spaß mehr."
Die Bochumer Konter sehen glücklicherweise gefährlicher aus als sie sind, weil Tschauner auf dem Posten ist bzw. Sukuta-Pasu nicht, aber die sind dem 0:2 auf jeden Fall näher als wir dem Ausgleich, so viel steht mal fest. Zehn Minuten vor Schluss geht Bartels vom Platz, für ihn kommt Verhoek. Mit drei Stürmern und der Brechstange, das hat schon gegen Karlsruhe nicht geklappt, da wäre mir jemand wie Kringe lieber gewesen, doch der muss auf der Bank sitzen bleiben. Neururer wechselt ebenfalls, Bochum macht dicht, das wird nix mehr. In der 89. Minute wird es noch einmal kurz spannend, es gibt Eckball für uns. Tschauni zögert kurz, aber nachdem er von den Rängen lautstarke Unterstützung erfährt sprintet er aus seinem Kasten nach vorne.
Torwarttore in der letzten Minute sind leider nicht von ungefähr eine Seltenheit, was gegen Paderborn noch klappte bleibt ihm gegen Bochum versagt. Der Nachschuss geht in die Wolken, in dieser Situation die beste Lösung, so ohne Torwart im Kasten. In der letzten Sekunde der Nachspielzeit hämmert Ratsche noch einen Ball volley an die Latte, seine beste Aktion im ganzen Spiel, danach ist Feierabend.
Nachspiel
Wir entscheiden uns noch für ein Bier auf die Hand, nachdem ich die Pfandbecher bei VcA losgeworden bin, treffen aber vor den Fanräumen niemanden mehr an, der Lust auf eine Nachbetrachtung des Elends hat. In dieser Form wird das Gerede über einen möglichen Aufstieg ganz sicher beendet sein, das ist der Vorteil. Der Lernprozess geht also weiter, in der zweiten Liga ganz sicher gesünder als in der ersten, denn da wären wir heute gnadenlos abgeschossen worden. Noch ein bis zwei solcher Heimtrauerspiele und es werden die ersten den Abstand nach unten kritisch beäugen, schließlich haben wir noch keine 40 Punkte. Herr L. lädt mich noch auf einen Döner an der Feldstraße ein bevor es nach Hause geht, damit wäre das Mittagessen auch erledigt und ich kann mich ablegen. Tiefschlaf nachholen, diesmal ohne Verluste.
Sonntagsanmerkung:
#17 (C) beendet nach der Saison seine Karriere, und das tut mir wesentlich mehr weh als diese Heimniederlage. Dazke für alles Boller, ynwa!
Tiefschlafwecker: Nashville Pussy - Up The Dosage
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Donnerstag, 13. Februar 2014
Ein neuer ständiger Begleiter
Gute fünf Jahre ist mein altes Netbook treuer Begleiter gewesen, hat es täglich in die Firma und zurück geschafft um den unpraktischen CD-Player zu ersetzen. Im Urlaub hat es mich mit Fußballergebnissen versorgt, ich konnte AFM Radio hören und manchmal sogar Livebilder auf obskuren chinesischen Webseiten gucken, und die Prinzessin ihre tägliche Folge Pippi Langstrumpf. Mails abrufen und surfen lief wie geschmiert, ich habe meine Fotos gesichert und vorsortiert, sogar beschneiden und verkleinern ging problemlos, solange es Fotos aus einer Kompaktknipse waren. Der ganze Spaß konnte auch gerne mal fünf Stunden oder länger dauern, ohne dass der Akku geschwächelt hat.
Längere Texte waren manchmal etwas mühsam, weil die Leertaste leider nur einseitig funktionierte, aber für ein paar kürzere Blogbeiträge hat es immer gereicht, selbst wenn ich dafür zu McDonalds fahren musste. Extrem lästig waren die nicht abschaltbaren Windows-Informationsblasen, eine Eigenheit die scheinbar nur Asus Eee-PCs besitzen und die wohl ein K.O. Kriterium gewesen wären, hätte ich das vorher gewusst. Das Touchpad war ebenfalls eine Katastrophe, aber ich halte Touchpads generell für Katastrophen, daher hat es nicht gestört.
Fünf Jahre ohne größere Macken für 300 Euro, kann man nicht meckern. Doch so langsam war das Ende erreicht, die immer datenhungriger werdende Umgebung hat unserer Beziehung doch sehr belastet. Wenn der Browser einfriert, weil der optimistisch angeklickte Link auf ein Video in HD führt, dann wird es lästig. Wenn die Suche im Fotoalbum zur Qual wird, weil man nach fünf Sekunden erneut auf die Taste drückt, nur um dann ein Bild zu überblättern, dann wird es lästiger. Dann nerven auch die kleinen Fehler irgendwann, über die man früher hinweggesehen hat. Die Informationsblasen, die kaputte Leertaste und der mit der Zeit zu klein gewordene Bildschirm. Meine Augen werden schließlich auch nicht besser.
Daher ist der Bildschirm von 10 auf 13'3 Zoll angewachsen, selbstverständlich matt. Der Prozessor rechnet ungefähr drölfzigtausendmal schneller, Speicher und Festplatte sind viermal so groß. Das Touchpad ist natürlich eine Katastrophe, aber für Notfälle habe ich einen kleinen roten Knubbel, der ganz hervorragend funktioniert. Nötig ist das eigentlich nicht, denn Bluetooth ist eingebaut und ich kann meine Maus weiter benutzen. Meinen USB-Internetstick hingegen kann ich wegschmeißen, denn den Chip kann man direkt in den Rechner verpflanzen. Zusammen mit der spritzwassergeschützten Tastatur eine Top Ausrüstung für den Regenwald und andere gefährliche Gegenden.
Eine erste Belastungsprobe musste unsere Beziehung allerdings schon überstehen, denn wenn man sich heute einen neuen Begleiter besorgt, dann ist der völlig verseucht. Damit jeder Depp so eine Kiste bedienen kann sind die Betriebssysteme heutzutage schon vorinstalliert. Man könnte also gleich loslegen, wären nicht noch -zig andere, völlig unnötige und lästige Testversionen bekannter, weniger bekannter und reichlich obskurer Software enthalten. Bevor es also zu einem intimeren Kontakt mit eigenen Daten kommt, sollte man einen ganzen Tag für die Entfernung des Vollschrotts einplanen. Was dem Rechner immerhin genug Zeit gibt, die etwa tausend Windows Updates zu ziehen und zu installieren.
Aber hat man dann am nächsten Tag die wichtigen Programme installiert, fängt es an richtig Spaß zu machen mit dem neuen Begleiter. Jetzt bin ich mal gespannt, ob es wieder fünf Jahre werden und ob die ähnlich reibungslos verlaufen.
Ebenfalls langjähriger Begleiter: Dr. John - Desitively Bonnaroo / Creole Moon
Sonntag, 9. Februar 2014
Tempel des Terrors
Dingdong. Sie befinden sich auf Parkebene 3. You are on parking level three. Hoho, ein zweisprachiger Aufzug, riecht schwer nach internationalem Publikum hier. Zwei Leute steigen zu, die Tür schließt, es geht weiter. Dingdong. Sie befinden sich auf Parkebene 2. Zwei weitere dazu, mit Kinderwagen, es wird voll. Dingdong. Sie befinden sich auf Parkebene 1. "Fährt der nach oben?" fragt jemand. Ja, denk ich, irgendwann heute kommt der vielleicht auch oben an. Dingdong. Sie befinden sich in Untergeschoss 1. Der Kinderwagen verlässt uns, dafür bekommen wir ein paar kichernde Teenager. Glucksende Vorfreude auf die kommende Geldausgabe, shoppen soll ja inzwischen ein anerkanntes Hobby sein. Wie viele verdammte Geschosse hat das Ding? Und wieso muss in jedem Stock einer auf den Knopf drücken? Dingdong, Erdgeschoss, nichts wie raus hier.
Ich befinde mich in einem der angeblich edelsten Konsumtempel der Stadt, der Europa Passage. Für das Monstrum mussten vor Jahren alte Kontorhäuser dran glauben, weil wir noch nicht genug Konsumtempel haben in der Stadt. Die Orientierung ist nicht ganz einfach, weil einen die aushängenden Pläne leider über den aktuellen Standpunkt im Unklaren lassen, aber nach anfänglichen Schwierigkeiten finde ich mein Ziel, ich muss weiter nach oben. Das geht glücklicherweise inzwischen mit Rolltreppen, ich muss nicht zurück in den Fahrstuhl. Es ist brechend voll, wer kauft hier freiwillig ein? Spaß kann das beim besten Willen nicht machen, daher bin ich eine knappe Stunde später wieder weg. Kommen, kaufen, gehen, so muss das, wenn das muss.
So öde der Bau von außen ist, das Innenleben ist nicht uninteressant, weshalb ich am Sonntag wieder da bin. Mit Kamera, Stativ und Graufilter, um die wenigen Passanten aus dem Bild zu kriegen, die sich hier Sonntags in den paar Restaurants aufhalten, oder nur einen Schaufensterbummel machen. Schaufensterbummel. Schon bei dem Wort bekomme ich Pickel. Wenigstens der Dingdongterror hält sich in Grenzen, ich kann von Parkebene 2 bis ins Obergeschoss durchfahren, ein Wunder.
Ein paar Probeaufnahmen, Filter drauf, Kabelauslöser, und ab dafür. Eine viel zu dunkle Aufnahme habe ich im Kasten, beim zweiten Versuch werde ich auch schon gestört. Ein Knabe in knappem Uniformjäckchen baut sich neben mir auf. "Das ist hier nicht erlaubt" schnarrt er mich an. Etwas zweifelnd sehe ich ihn an. Seit wann beschäftigen die Kinder in der Security? "Wo steht das geschrieben?" frage ich ihn. "Das Management möchte das nicht. Fotografieren ist untersagt. Jedenfalls mit Stativ." schränkt er das Verbot gleich ein.
Die Belichtung braucht noch etwas, der 1000er Filter ist zu dicht für diese Verhältnisse, daher reagiere ich erst mal nicht. "Ich mein das ernst" sagt der Knabe und nickt in Richtung Kamera. Aha. Ob der mich haut wenn ich ihn einfach ignoriere? Eher unwahrscheinlich. Auf Diskussionen mit Uniformjäckchenträgern habe ich jedoch seit der Bundeswehr keine Böcke mehr, also lös ich aus und pack das Geraffel zusammen. Wieder etwas zu dunkel geraten, ich hätte ihn noch 15 Sekunden hinhalten müssen, aber das kriegt man mit Lightroom hin.
Dann eben ein paar normal belichtete Aufnahmen aus der Hand. Beim Umschrauben der Objektive bekomme ich schon wieder Besuch. Diesmal ein Herr, der sich nach dem Begehr des Securitymenschen erkundigt und einigermaßen fassungslos ist über das Fotografierverbot. Was, nebenbei bemerkt, nicht einmal in der Hausordnung verankert ist, die in jedem dieser überflüssigen Stockwerke aushängt.
So vergrault man Kunden, schade dass ich am Tag vorher einer gewesen bin. Nächstes mal wieder Internet, kein Dingdong, kein Gedrängel und Lieferung frei Haus.
Super Tempelmusik: The Neville Brothers - Yellow Moon / Brother's Keeper
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Freitag, 7. Februar 2014
Kugelfisch und Kugelhuhn
Die Suche nach einem adäquaten Ersatz für unseren verrenteten Stammchinesen gestaltet sich schwieriger als gedacht. Kwong konnte zwar auch nicht alles gut, aber man hat seine Stärken und Schwächen über die Jahre kennengelernt und sich dann auf die zehn bis fünfzehn Lieblingsgerichte beschränkt. Das ist für einen Chinesen an der Ecke ganz ordentlich. Nach einer langen Phase asiatischer Abstinenz muss langsam eine Lösung gefunden werden.
Die nächste ordentliche Ecke sollte sich in Sasel befinden, früher schon oft unsere zweite Wahl, wenn man nicht in die City wollte. Das Shin-Shin ist über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, hier verkehrten Otto Waalkes und -zig andere prominente Gäste, deren Fotos den Eingangsbereich zieren. Darunter viele Boxer, wie die Klitschkos oder René Weller, was möglicherweise mit der Vergangenheit des Hauses zu tun hat, denn es gehörte einmal Hein ten Hoff.
Das Personal ist ausgesprochen höflich und sehr aufmerksam, bei der Weihnachtsfeierpleite vor einigen Jahren müssen Aushilfen am Werk gewesen sein. Es werden die obligatorischen heißen Handtücher gereicht und als Gruß aus der Küche ein paar kleine Flühlingslollen. Unter den Spezialitäten des Hauses befinden sich etliche Dim Sum, gedämpft, frittiert, gebacken, in Krabbe, Huhn und Fisch, mit Gemüse, Nüssen und dergleichen mehr. Quer durch den Garten fehlt leider, daher bleibt es bei einmal Fisch und einmal Fleisch, was sich hauptsächlich durch die Konsistenz der äußeren Hülle unterscheidet, das Huhn ist frittiert. Das Innenleben der Hühner- und Fischkugeln erinnert optisch an pürierte Tennisbälle und hätte sicher ähnliche Eigenschaften, würde man sie werfen. Geschmackliche Unterschiede lassen sich immerhin erkennen, sofern man die zugehörige Sauce sparsam verwendet.
Unsere Hauptgerichte kommen ebenfalls von der Spezialitätenkarte und sind bei beiden Besuchen guter chinesischer Durchschnitt, aber mehr auch nicht. Brutzelnde Pfannen auf dem Tisch sehen zwar schick aus, aber der letzte Kick fehlt leider, das ist alles zu zahm. Auf der ganzen Karte findet sich kaum ein Gericht mit der Bezeichnung scharf oder pikant, hier würzt der Gast noch selber. Kwong konnte überraschen, wie mit der Ente in Zitronensauce, die er leider nur einmal auf der Karte hatte, weil so etwas außer mir wohl niemand bestellt. War das genial. Dafür hatte er keine heißen Pfannen mit 8 Kostbarkeiten, die in so ziemlich jedem chinesischen Restaurant gleich schmecken.
Weit und breit kein Ersatz für meine Khan-Shau Garnelen in Sicht. Mist.
Chinarestauranttestmusik: Tinariwen - Emmaar
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Dienstag, 4. Februar 2014
Stadtansichten: Binnenalster bei Nacht
Heute möchte ich Euch zu einem kleinen Nachtspaziergang um die Binnenalster überreden. Ganz ohne zu frieren und schön bequem vom Sessel aus. Für Ortsfremde (und weil ich keine Lust hatte die Fotos durch Unterschriften zu versauen) in der Reihenfolge ihres Erscheinens:
1. Hauptkirche St. Jacobi hinter dem Hapag-Lloyd Kontorhaus, Ballindamm
2. Hauptkirche St. Petri - Hauptkirche St.Katharinen - Rathaus - Mahnmal St. Nikolai
3. Jungfernstieg, Konsumtempel und Alsterpavillion
4. Rathaus, St.Nikolai und Alsterpavillion
5. Rathaus und Mahnmal
6. Lombardsbrücke
7. Alsterschiff Galatea (Restaurant)
8. Hotel Vier Jahreszeiten
Kalt war´s.
Nachtspaziergangsmusik: Echo & The Bunnymen - Live in Liverpool
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Sonntag, 2. Februar 2014
Buddelparty
Kurz nach seinem Geburtstag fällt Hawk ein, dass er doch noch feiern möchte. Man hätte ihn überredet, aber es gibt nur Knabberkram. Buddelparty ist angesagt. Kenn ich noch von früher, haben alle mal gemacht, mit 16, als das Geld knapp war. Da ich am Samstag nicht arbeiten muss erkläre ich mich dummerweise bereit, den Kurzfristiggeschenkbesorger zu machen, und versage natürlich beinahe dabei.
Beim Stöbern nach der passenden Flasche Whisky vergesse ich völlig die Zeit. Nachdem fünf erlesene schottische Spezialitäten in die engere Wahl gekommen sind hole ich mir einen zweiten Frühstückskaffee. Bei der dazu passenden Kippe kommt mir der geniale Gedanke, einmal nach den Öffnungszeiten der Weinquelle zu gucken. Samstags 13 Uhr, das war vor einer Viertelstunde. Mist.
Tante Google wirft auf die Frage nach Whisky und Hamburg einen Spezialisten in Poppenbüttel aus. Öffnungszeit bis 14 Uhr, das ist zu machen. Zwanzig Minuten später stehe ich in einem Laden, in dem wohl mehr Zigarren als Whiskys verkauft werden, zumindest riecht es so. Der Inhalt der Regale ist, anders als bei Lühmann, sehr überschaubar. Der Dalwhinnie Oloroso Cask Wood Distillers Edition ist leider nicht im Programm. Die 15 Jahre alte Single Barrel Abfüllung des Balvenie leider auch nicht. Glenfarclas schon, aber nicht den gefragten 21 Jahre alten. Den Glendronach Allardice haben sie, aber einen Whisky verschenken den man selber zu Hause trinkt ist blöde. Außerdem ist der hier glatt 12 Euro zu teuer.
Am Ende wird es der 18er Tomatin, weil ich den immer schon mal probieren wollte (und ja, der ist ziemlich lecker wenn man kein Kaminkehrer ist), dazu der von Herrn H. bestellte Finlaggan und weil man sich sonst nichts gönnt auch noch einen Allardice für mich, zu besseren Konditionen.
Für Hawk wird die Pulle Tomatin gegen meine ca. 15 Jahre alte Barfachlagerung Glenfiddich ausgetauscht, denn wer billige Partys schmeißt bekommt auch nur billigen Whisky. Gefreut hat er sich trotzdem, und weil das tatsächlich aufrichtig aussah hat er den Tomatin auch noch bekommen.
Whiskeymusik: Tony Joe White - Hoodoo
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