Samstag, 30. August 2014

Platzprobleme





Vor vierzig Jahren sind wir mit dem Käfer nach Dänemark, vier Leute, zwei Zelte, Tisch, Stühle und Gepäck. Geht natürlich nur mit Dachgepäckträger, aber geht, wenn man geschickt packen und verpacken kann. Dieses Talent ist heute wieder gefragt, ist man mit Billigfliegern unterwegs. Zwei Gepäckstücke, 15 Kilo für den Laderaum und 10 für das Handgepäck, sollten für 9 Tage eigentlich ausreichen. Dumm ist nur, dass die wichtigen und teuren Sachen für das Handgepäck entsprechend viel wiegen. Mit Kamerarucksack, Laptop und dem ganzen notwendigen Zubehör komme ich auf 11.4 Kilo, der Laderaumkoffer auf 12.5, da heißt es abspecken oder umpacken.

Der Kugelkopf zeigt auf meiner Personenwaage kein Gewicht an, ist sozusagen schwerelos, bis er im Koffer ist, dann schlägt er ein ganzes Kilo drauf. Ähnlich ist es mit der alten externen Festplatte, die eigentlich trotz der antiquierten Bauweise und dem Metallgehäuse keine 500 Gramm wiegen dürfte, das Handgepäck nach der Entfernung allerdings ebenfalls um ein sagenhaftes Kilo erleichtert. Jetzt hoffe ich nur, dass vier Lagen T-Shirts ausreichend sind um die Platte vor allzu schweren Stößen zu schützen und der Kugelkopf sich auch am Ende des Fluges noch im Koffer befindet, vorzugsweise zusammen mit dem Stativ, das es schon aus Platzgründen nicht ins Handgepäck schafft.

Käfer packen war einfacher.

Bei den Symbolfotos bitte keine Kommentare zum Staub, den sieht man erst auf den Aufnahmen, sonst hätte ich vorher etwas intensiver geputzt.

Ich bin dann mal weg...

 

Freitag, 29. August 2014

An der Elbmündung

















Ab und zu muss ich mit Muddern aufs Land, die Verwandtschaft besuchen. Meistens kommen wir nur bis Lat: 53.7 Lon: 9.11667, aber in letzter Zeit ist häufiger Cuxhaven das Ziel. Fünf Stunden im Auto, eine Stunde im Restaurant, zwei bei Onkel und Tante auf dem Sofa. Von der Sofazeit muss ich unbedingt was abzweigen, das Wetter taugt für eine kleine Exkursion durch Cuxhaven.

Vor dem Ausflug der übliche Besuch im Strandhaus Döse, Bratkartoffeln, Rührei mit Nordseekrabben und Smalltalk. Der Blick aus den großen Fenstern des 50er Jahre Panoramarestaurants rockt. Der Himmel ist tiefblau mit hübschen kleinen Wölkchen und die Sonne ballert auf die unzähligen leuchtend gelben Strandkörbe, was für geile Kontraste. Stünde nicht gerade das Essen auf dem Tisch müsste man eigentlich sofort auf den Deich und an den Strand um den idealen Blickwinkel zu suchen für dieses Szenario.

Als wir eine Stunde später das Strandhaus verlassen ist die Sonne hinter einer gewaltigen Wolke verschwunden und die Strandkörbe leuchten nicht mehr. Die älteren Herrschaften kann ich auf dem Weg zum Auto sicher überholen, also schicke ich sie vor und will kurz an den Strand, doch während ich noch überlege ob sich das bei dem Licht überhaupt noch lohnt werde ich auch schon aufgehalten.

Ein junger Mann erhebt sich aus einem am Weg stehenden Strandkorb. "Sie haben ihre Kurkarte sicher dabei?" fragt er mich. Stimmt, da war doch was. "Nee" sag ich "ich bin nicht auf Kur, ich bin nur zu Besuch. Ich will mich auch nicht an den Strand legen, ich will nur ein paar Fotos machen, dann bin ich wieder weg." Solche Fälle sind aber anscheinend nicht vorgesehen, er will trotzdem drei Euro von mir haben. "Damit wir das hier alles ordentlich halten können am Strand" erklärt er diese wohl immer noch unpopuläre Maßnahme und ich möchte nicht wissen wie oft am Tag er den Spruch raushauen muss. Da die Wolke sich sehr hartnäckig vor der Sonne hält und sich das in den nächsten 15 Minuten nicht ändern wird verzichte ich auf anstrengende Diskussionen, mein Parkschein läuft eh gerade ab.

Beim letzten Besuch habe ich mich schon gefragt wer hier freiwillig Urlaub macht, diese Küstenbewohner waren schon immer Strandräuber, daran hat sich nichts geändert. Für die kurzen Aufenthalte an den beiden Cuxhavener Wahrzeichen, der Alten Liebe und der Kugelbake, die den geographischen Übergang von Elbe und Nordsee markiert, werden reichlich Parkgebühren fällig. Ein Wunder eigentlich, dass der Aufenthalt auf der Plattform kostenlos ist. Auch den sehr fotogenen Mann am Schifferklavier darf man - selbstverständlich - kostenlos fotografieren, das steht zumindest auf einem der Schilder über seinem Klingelbeutel. Wenn man das aus der Entfernung macht guckt er trotzdem etwas sparsam, da ich schon die Kurtaxe gespart habe trage ich ein wenig zu seinem Einkommen bei.

Gewaltig viele Attraktionen hat die Stadt nicht zu bieten, der Star ist hier das Wasser, die Elbe, die Nordsee, Ebbe und Flut, Watt und Wind. Zu Fuß zur nächsten Insel und mit der Fähre zurück, Drachen steigen lassen, Südwester auf dem Kopp und Gummistiefel dabei, das muss man mögen. Wenn die Strandräuber nicht wären könnt man sich das direkt mal überlegen, allerdings würde ich dann eine Hallig im Herbst bevorzugen.

Ebbe, Flut und BPM: Fatboy Slim - You've Come A Long Way, Baby












Dienstag, 26. August 2014

Ein Kilo neue Scherben















Viele Objektive zu besitzen kann echt mühselig werden, man muss sich vor jeder längeren Tour genau überlegen was man unbedingt braucht, oder jede Menge Gewicht herumschleppen. Im Urlaub benötige ich inzwischen zwei Kamerataschen, eine für das komplette Geraffel und eine für Tagestouren, in der dann mit Sicherheit die eine Linse fehlt die man dann doch gerne dabei gehabt hätte.

In Zukunft kann ich noch länger grübeln, weil das Tokina 100 F2.8 nicht nur für Makros zu verwenden ist, die Lichtstärke kann ich auch auf Konzerten gut verwenden und als Porträtlinse ist das Ding der Hammer. Noch mal ein gutes halbes Kilo mehr auf dem Buckel, dafür bleibt das 18-105er Kitobjektiv ab heute zu Hause und wird ersetzt durch das 18-200 VRII, etwas mehr Brennweite kann im Alltag niemals schaden. An den Tagen, an denen auch die Tagestourenkameratasche wegen unerträglicher Hitze oder anderen widrigen Umständen im Schrank bleibt.

Nicht oft im Schrank: Florence + the Machine - Lungs / Ceremonials

Sonntag, 24. August 2014

Mit Dusel im Gewusel












Vorspiel
Die lieben Kollegen sorgen schon in der Woche für erhöhten Puls. Einer hat Urlaub, der zweite will zu einer Hochzeit und der dritte den Dalai Lama sehen. Hallo? Es ist Heimspiel! Bevor ich ein Heimspiel verpasse fackelt hier die Bude ab, das weiß jeder. El Cheffe weiß das auch, daher werden Mittags alle Anlagen abgestellt und ich "darf" dann am Samstag weitermachen. Stinkt mir zwar gewaltig, aber man ist ja kompromissbereit.

Der Stehplatz gegen Ingolstadt war nicht so der Brüller, daher bin ich heute eine halbe Stunde früher unterwegs. Bei über drei Stunden werde ich anlehnungsbedürftig und heute bin ich früh genug, es sind noch ein paar Plätze an den Wellenbrechern frei. An den Wellenbrechern selber sind dagegen für Sticker kaum noch Plätze frei, aber den schönen Aufkleber mit der Nazifreien Zone habe ich eh schon wieder vergessen mitzunehmen. Dafür bewundere ich den mitgebrachten Festschraubtresen unter mir, dolle Konstruktion, das Ding ist noch fetter als der Becherhalter der Tresenkurvenjungs. Ich muss direkt mal Maß nehmen und mit dem Foto in die Schlosserei rennen, da lässt sich bestimmt was machen.

Die ersten fuffzehn Minuten kann ich noch sitzen und im neuen Übersteiger blättern, dann wird es voller. Der Becher Bier hingegen wird leerer, hätte ich einen Festschraubtresen hätte ich mindestens noch einen. Den kann ich jetzt nicht mehr holen, hier wird Zeugs verteilt. Jede Menge Fahnen und für den Rest Konfetti. Der Festschraubtresen braucht einen Konfettischutz *merk*, vielleicht gibbet ja irgendwo noch diese schicken Konfettischutzdeckel vom St.Pauli Museum.

In der einen Hand Konfetti, in der anderen die Kamera, wie gut dass ich kein Bier mehr habe. Wär völlig sinnlos ohne Festschraubtresen, aber singen können wir alle schön, dafür braucht man keine Hände. Schön laut hier, Stehplatz ist einfach geiler, unter tausenden von Leuten fällt man nicht so auf wenn man schief mitgröhlt. Die Stimmung ist schon vor dem Anpfiff prächtig, dabei habe ich mich schon die ganze Woche über gefragt, ob man sich wirklich darauf freuen kann.

In der Südkurve gibt´s eine Choreo zum Thema Ferguson und irgendwas mit der Flora, was ich beim besten Willen nur halb entziffern kann. Um das ganze noch etwas farbenfroher zu gestalten wird bunter Rauch eingesetzt, der mal wieder ein paar Euro extra kosten dürfte, glücklicherweise ist unsere neue Sturmhoffnung schon bezahlt. Da bin ich drauf gespannt, auf den Ante Budimir, auf den könnte man tolle Loblieder dichten.

Hells Bells, Konfetti, Aux Armes und ab dafür..

Spiel (1)
Wir ganz in weiß auf die Nordkurve, und man hat sich noch nicht richtig warm gesungen da rappelt es in der Kiste. Schnecke drischt das Ding in Richtung Strafraum und Ante! Budimir! (auf den man tolle Loblieder dichten könnte) nimmt die Pille einem Sandhäuser mal so richtig abgezockt vom Schlappen, schiebt den uneigennützig am Tormann vorbei zu Chris Nöthe und der macht ganz locker das 1:0. Woohooo, Aaalder was geht´n hier ab. Bierdusche schon nach 5 Minuten, da hat man wenigstens viel Zeit das auszudünsten. Wie geil, wie geil, weiter so. Der nächste der sich auszeichnen darf ist aber Tschauni, der mit einer Glanzparade den Ausgleich verhindert, das hätte ins Auge gehen können.

Das ist für Sandhausen wohl so etwas wie ein Weckruf, während unsere Boys anfangen zu dösen verlagert sich das Geschehen in die falsche Hälfte. Das ist die, in der ich ganz besonders gute Sicht auf das elende Gestocher in der Abwehr habe. Wiiiieso kriegt da keiner die blöde Kugel hinten raus, die Pille trudelt langsam in Richtung Torecke, ein Sandhäuser reagiert schneller als Kalla und kann noch mal querlegen, zack, drin ist das Ding. Was für ein beknacktes Murmeltor schon wieder, ich könnt kotzen.

Danach beginnt wieder die alte Leier, nee, eigentlich wird es von mal zu mal schlimmer. Dass wir nach vorne nix gebacken kriegen ist man ja schon gewohnt, aber jetzt kommen wir ohne Fehlpass nicht mal mehr in die gegnerische Hälfte. Es ist absolut grausam, die haben schon Pässe über 20 Meter gespielt die ankamen, das habe ich verdammt nochmal selber gesehen - und heute geht das nicht mehr über 5 Meter gut? Das ist Sandhausen! Abstiegskandidat. Spielt aber nicht wie einer, eher wie einer der merkt, hier gibt´s was zu holen. Beim direkten Konkurrenten?

Nach spätestens 20 Minuten fängt bei uns regelmäßig das Elend an, da kann man singen und schreien soviel man will. Mit einem Unentschieden retten wir uns in die Pause, hätten wir einen Trainer wär jetzt aber was fällig.

Zwischenspiel
Bei mir wär ein Bier fällig, aber das würde bei der momentanen Völkerwanderung ewig dauern, ich beschließe durchzuhalten, was nach dem ganzen Gesinge und der letzten Sportzigarette ein echter Kraftakt werden dürfte. Außerdem muss ich fotografieren und Leute suchen. Koschi und Herr B. stehen unten in der Meckerecke, die Veteranen sitzen viel weiter links als ich vermutet habe. Der Dartmeister entdeckt mich nach ein paar Minuten in der Menge und wundert sich wahrscheinlich über meinen Stehplatz, da bin ich mit meiner schicken neuen Dauerkarte wohlweislich noch nicht hausieren gegangen. Wenigstens weiß ich jetzt wo ich in Zukunft stehen werde, das Problem mit der Bierversorgung dürfte sich damit erledigt haben.

In der Süd lauter nette Grußtapeten zur Pause die mich anfänglich etwas verwirren, aber da es den Bundesgrenzschutz ja nicht mehr gibt wird USP wohl jemand anderen meinen. Auf der Haupt wünscht sich jemand Achter- statt Seilbahnen, was ich durchaus nachvollziehen kann, auch wenn ich wahrscheinlich einer der ersten sein würde die in so ein Ding einsteigen, nur um von da oben Fotos zu machen. Ich bin allerdings ziemlich sicher, dass dieser Schwachsinn nicht gebaut wird. Obwohl.. der Glaspalast hat´s auch geschafft, bei diesem Senat ist alles drin.

Dann endlich etwas für´s Herz, Boller wird von Daggi auf dem Spielfeld interviewt, demnächst spielt er ja wieder am Millerntor, beim BOLLzen bin ich mit Sicherheit dabei. Hach, was fehlt mir dieser Mann. Jetzt so gerade, kann den nicht mal ne gute Fee eben zehn Jahre jünger machen? Der würde den Rasenpflegern da unten schon zeigen was hier Sache ist. Die kommen so langsam wieder aus dem Tunnel gekrochen, die Arbeit ruft und 26.000 Leude dazu. Kommt in die Gänge.

Spiel (2)
Neiiiin. Neinneinnein, das darf alles gar nicht wahr sein. Das ist echt nicht zum aushalten was die da unten abliefern, man kann sich nur noch die Hände vor´s Gesicht schlagen. Fängt so grausam an wie die erste Hälfte aufgehört hat und wird zusehends schlimmer. Gleich zweimal innerhalb weniger Minuten rettet uns Tschauner mit echten Heldentaten den Arsch, eigentlich hätten wir inzwischen 1:4 hinten liegen müssen, aber seine Reflexe sind heute wieder erste Liga. Dafür wird er mit Sprechchören gefeiert, das einzige was man gerade noch feiern kann. Der Rest ist, abgesehen von Ante Budimir, der vorne ab und zu versucht Alarm zu machen, eine einzige Katastrophe. Sandhausen ist schneller, ballsicherer, kämpferischer und wir setzten dem nichts entgegen. Einfallsloses Ballgeschiebe vor der Abwehr und kaum soll es mal in die Tiefe gehen ist der Ballverlust so gut wie sicher. Zack, Konter.  Eigentlich nur eine Frage der Zeit bis die hier führen. Mit zwei Mann UND Ball rennen die auf unseren Strafraum zu und Buballa joggt hinterher als wär das hier der Frühsportkursus für Manager. Walter Frosch würde sich im Grabe umdrehen.

Alles was wir so im Laufe dieser Zeit zustande bringen ist ein Freistoß mit anschließendem Hammer von Schnecke, der leider an den Fäusten des Torwarts scheitert und ein wenig kunstvoller Fastseitfallzieher von Ratsche in die dunklen Wolken, die sich von Zeit zu Zeit zu einem erfrischenden Schauer öffnen. So vergeht sie denn langsam, die Zeit, und in den letzten zehn Minuten beschließen alle, noch mal kräftig die Stimmen zu erheben. Oooh FC Sankt Pauli, wiiiier woll´n dich siegen seh´n, verdammt nochmal, endlich muss ich das nicht mehr alleine singen, Stehplatz rockt einfach mehr. Reines Trotzgesinge hier, aber es stachelt die Jungs da unten scheinbar doch ein wenig an, so laut wie das gerade ist im Stadion.

Inzwischen sind Verhoek für Nöthe auf dem Platz und Daube für Kalla, es wird ruppiger und Sandhausen verzögert. Nach 80 Minuten schon Wadenkrämpfe, einige fluchen hinter mir, aber die sind auch 80 Minuten lang deutlich mehr und schneller gelaufen als unsere Herren. Noch drei Minuten. Noch zwei. Letzte Minute, noch mal Freistoß für uns, jetzt oder nie. Das ganze Stadion singt, jetzt macht das Ding rein und es explodiert!

Buchtmann haut das Leder nach vorne, Ante! Budimir! (auf den man noch Loblieder singen wird) kriegt den Ball auf den Schädel und dann trudelt der ganz knapp am langen Pfosten vorbei. Maaaaaaaaaaan ey, wenn du den reinmachst fliegt hier das Dach weg, das wäre DER Traumeinstand am Millerntor gewesen. So schade.

Der Schiedsrichter gibt zwei Minuten Nachspielzeit, das ist komplett lächerlich. Allein für die letzten fünfzehn Minuten Sandhäuser Schauspieleinlagen und Einwechslungen hätte es fünf geben müssen. Kurz vor Ende noch eine Ecke für uns, der Ball kommt irgendwie rein und sorgt für ein wildes und unkoordiniertes Gestocher und Gewusel aus unzähligen Beinen, sieht aus wie bei Kick Off damals auf dem Amiga, und genau so fällt auch das Tor. Irgendwo in der Menge hat auch Lasse Sobiech ein Bein und trifft den Ball damit, der nach etwas Sandhäuser Pingpong irgendwie ins Netz fällt. Tor. Ichfassesnicht. Ich!fass!es!nicht! 2:1 und alles so: Woohoo und wildes Abgeklatsche. In der allerallerletzten Minute. Nicht.

Die gehört Sandhausen, auch ne Ecke. Mit Torwart, wie damals Tschauni gegen Paderboring. Auch der Sandhäuser Keeper erwischt die Kugel, aber nicht so gekonnt wie Tschauner damals, dann ist Schluss und keiner kann es so wirklich fassen, dass wir diesen üblen Grottenkick wirklich gewonnen haben.

Nachspiel
Noch ein Bier und eine Sportzigarette vor den Fanräumen mit der Tresenkurve, wo sich auch Herr L. wieder einfindet, der in der Restkartenversteigerung  tatsächlich immer noch GG Sitz bekommt solange die Nordtribüne steht. Auf meinen Gesang will keiner so recht einfallen, zu erschreckend ist der Zustand der Mannschaft. Und ich weiß auch schon jetzt wer sich das nicht erklären kann, weil doch sonst immer alles toll ist und so schön klappt im Training. Die fußballphilosophische Runde wird dann vom Regen gesprengt, ich zieh mir ne Currywurst rein auf dem Dom, Herr L. eine klebrige Marzipantasche und ab nach Hause, da warten zwei Stück Pflaumenkuchen, das Bett und der Wecker um 5 Uhr.

Und die Rival Sons - Great Western Valkyrie





























Donnerstag, 21. August 2014

Links vom Kanal
















Bei den hunderten Urlaubs-, Festival- und Geburtstagswochenendfotos, die man zügig entwickeln muss weil Leute darauf warten, bleibt zwangsläufig eine ganze Menge liegen. Das ist der Nachteil wenn man nur noch in RAW fotografiert, der Vorteil ist, man kann sich zwischendurch ein Foto rauspicken und ein bisschen mit der Bildbearbeitung rumspielen. Mehr Kanalfotos gibt es, wenn ich mit den Festival- Geburtstagswochenend- und anderen Fotos fertig bin. Oder wenn ich es nochmal an den Nord-Ostsee-Kanal schaffe, da fehlen ohnehin ein paar Schiffe für die maritime Stimmung.

Auf beiden Kanälen: Coleman Hawkins - The Hawk Flies High / Ultimate Coleman

Sonntag, 17. August 2014

Die Kompaktknipsenproblematik
















Alle paar Jahre stehe ich vor dem gleichen Problem, ich brauche eine neue Kompaktknipse für den Alltag und ich lande immer beim gleichen Modell. Meine erste Canon Powershot hat nach etwas über zwei Jahren einen seltsamen Sensorfleck gehabt, eine Macke die bei vielen dieser Modelle auftrat. Die zweite war innerhalb der Garantiezeit schon kaputt, ein Umstand der ihre Lebenszeit wahrscheinlich verlängert hat, die "reparierte" Kamera sah verdächtig neu aus. Beim Nachfolger bin ich abgewichen und habe mir eine Ixus aufschwatzen lassen, die ich wenig später verschenkt habe, weil die Bildqualität unter aller Kanone war. Also zum dritten Mal eine Powershot. Lumix wäre die Alternative gewesen, wenn sie das neue Modell nicht gerade um ein paar überflüssige Megapixel aufgebohrt hätten, was den Preis für das Vorgängermodell auch gleich aufgebohrt hat.

Zwei Jahre später hat das Ding nicht nur einen dunklen Sensorfleck sondern auch tausende Staubpartikel im Glas. Kein Wunder, hat das Objektiv doch schon von Anfang an Staub magisch angezogen, wenn nicht gar selber produziert und irgendwann ins Innere befördert. Schrott. Schnauze voll, nie wieder Canon.

Herr Ärmel empfiehlt Olympus und die haben tatsächlich ein paar gute Kompakte im Angebot, wenn man mit wenig Zoom leben kann. Bei Reisezoomkameras in der anvisierten Preisklasse schneiden sie leider nicht so gut ab, das Modell liegt in der Bildqualität eher im hinteren Feld. Man könnte es ja mal mit Nikon versuchen, aber beim einem direkten Bildvergleich stinkt Nikon voll ab, ausgerechnet gegen die Canon Powershot. Herr Z. schwört seit Jahren auf Lumix, schon wegen der Leica Objektive. Und überhaupt, die Qualität ganz allgemein. Bei dem Preis müsste die mehr als doppelt so lange halten wie Canon, aber eine Überlegung ist es wert...

Bis ich die nörgelnden Kritiken lese über die neue Lumix TZ, die Panasonic gerade um ein paar überflüssige Megapixel aufgebohrt hat. Wirkt sich natürlich negativ auf das Rauschverhalten aus und überhaupt wäre das alte Modell viel besser in der Bildqualität.

Alle Jahre wieder das gleiche Problem und alle Jahre wieder lande ich beim gleichen Modell. Der neuen Knipse scheinen sie immerhin das Staubproblem abgewöhnt zu haben, aber ich bin sicher, in spätestens zwei Jahren zeigt sich dafür irgend eine andere Macke. Mindestens ein dicker Sensorfleck. 

Problembewältigungsmusik: Charlie Parker & Dizzy Gillespie - Bird and Diz

Freitag, 15. August 2014

Eine Überdosis Zucker

















Auf und mit den Rothenburger Stadtmauern kann man sich schon ein paar Stunden beschäftigen, aber irgendwann muss man ja auch wieder runter. Die Touristenhorden auf dem Marktplatz haben sich etwas gelichtet, hält man zehn Minuten lang die Kamera ans Auge und wartet, besteht durchaus die Chance dass mal niemand direkt vor die Linse latscht. Eigentlich wollte ich dafür Stativ und Graufilter mitnehmen, aber mit etwas Geduld geht es auch so. Ganz menschenleer hätte der Platz wohl auch merkwürdig gewirkt und in den engen Gassen wäre das Stativ nur ein Hindernis gewesen.

Mensch, ist das süß hier. Alles. Die Fachwerkhäuser, die Tische und Stühle vor den Cafés, die ganzen schiefen Türmchen, eines sogar wie bestellt mit Storchennest. Zuckersüß, wie im Märchen. Wäre da kein richtiger Adebar gelandet, man müsste einen installieren. Würden sie hier wahrscheinlich sogar machen, denn die Stadt hat sich zu 100% dem Tourismus verschrieben und ich vermute, die Zielgruppe ist klar umrissen. Sind in Bamberg noch Brauereien und Biergärten vorherrschend, sind es hier Cafés bzw. Zuckerbäckereien, die eine anscheinend ortsübliche Spezialität anbieten. Schneeballen. Im Hochsommer.

Die Dinger sehen auf den ersten Blick aus wie überdimensionierte Berliner, bestehen aber unter der vielfarbigen Glasur aus Mürbeteig, hergestellt mit Zwetschgenwasser und wahlweise gefüllt mit allen möglichen Dingen, Marzipan, Schokolade, Nuss, Vanille oder Zitronencreme, ein gewaltiger Verkaufserfolg. In den zehn Minuten, die ich für ein Foto von der Schneeballenverkäuferin warten muss, gehen unglaubliche Mengen über den Ladentisch. Bunte zuckersüße Kugeln sind der Hit bei den Amis, denn zu 90% kaufen das amerikanische Touristen, die restlichen 10% bin ich, denn selbstverständlich muss ich den Kram auch mal probieren und kaufe gleich eine Viererpackung für stolze 12 Euro. Mit drei Leuten sollte das zu schaffen sein.

Am Plönlein heißt es wieder einmal Geduld haben. Die beiden Stadttore mit dem Fachwerkhaus an der Weggabelung sollen eines der weltweit meistfotografierten Motive sein, ähnlich wie das Bamberger Rathaus. Jede Minute bleiben hier Menschen stehen und zücken ihre Handys oder Kameras, erst nach einer halben Stunde und mehreren Anläufen bin ich zufrieden mit dem Ambiente. Kein anderer Fotograf auf dem Bild und auch kein Auto, denn sogar hier gibt es Autoverkehr.

Wären das nur Anwohner hätte ich dafür noch Verständnis, aber hier darf jeder Honk durch die Straßen kurven. Der größte Vollhorst fährt mit seinem vollgepackten Volvo Kombi prompt durch eine der wenigen Straßen die als Fußgängerzone ausgewiesen sind. Meinen freundlichen Hinweis darauf beantwortet er, indem er wortlos seine Fensterscheibe hochfährt. Das ärgert mich, weil es dadurch keinen Sinn mehr macht unfreundlich zu werden. Bei klar erkennbaren Idioten sollte man sich gleich deutlicher ausdrücken.

Versöhnlich stimmt allerdings der Umstand, dass er kurz darauf den ganzen Weg rückwärts fahren muss. Da niemand daran denkt, die Tische und Stühle in den immer noch vollen Straßencafés zu räumen, kann ich ihm auf seinem Rückweg den verdienten Beifall spenden. Man sieht sich halt immer zweimal, und manchmal sind die Abstände sehr kurz. 

Ob Rothenburg mich zweimal sieht wage ich zu bezweifeln, das ist zwar alles unglaublich süß, erst recht die Schneeballen, aber so eine Überdosis Zucker kann ich nur einmal vertragen.

Auch Zucker: Miles Davis - 'Round About Midnight / Miles Ahead