Sonntag, 25. November 2018

Stadtansichten: Uhlenhorst


















An der südlichen Grenze des Stadtteils Winterhude, zwischen Osterbek- und Eilbekkanal, liegt das kleine feine Uhlenhorst und hat dabei fast so viele Kanäle und Alsteruferkilometer wie der größere Nachbar. Ähnlich wie in Winterhude hat man direkt am Ufer eine Bellevue, nur nennt man die in Uhlenhorst Schöne Aussicht. Genau diese sorgt für Rekordsummen bei den Villenverkaufspreisen, glatte 80 Millionen Euro wird hier für eine Altbaugranate mit Alsterpanoramafenster aufgerufen, dafür ist ein Häuschen für den Chauffeur immerhin inbegriffen.

Selbst im reichen Hamburg dürfte die Anzahl der Interessenten für solche Objekte in überschaubarem Rahmen bleiben, denn auch am Feenteich steht hier und da mal wieder eine der Villen zum Verkauf. Kostenlos wohnen kann man dort zwar auch, allerdings nur übergangsweise und nur als Gast der Stadt, im Gästehaus des Senats. Während des G20 Gipfels soll sich Melania Trump dort angeblich im Bad eingeschlossen haben, weil sie nicht mit Donald in die Elbphilharmonie wollte, aber ich halte das für ein Gerücht, wahrscheinlich waren diese linken Demonstranten schuld daran.    

Neben protzigen Villen und teuren Appartements steht hier auch die viertälteste Moschee Deutschlands. Der Grundstein der Imam-Ali-Moschee wurde schon 1960 gelegt, als man Grundstücke mit schöner Aussicht noch für erschwingliche 250.000 DM bekam. Bei Ausnutzung aller Plätze passen 1500 Menschen in den Gebetsraum, der wahrscheinlich eine irre stimmungsvolle Location wäre für Konzerte von Tamikrest, Tinariwen oder Rachid Taha, wenn so etwa möglich wäre. Aber okay, Punk und Deathmetal wird in Kirchen halt auch selten gespielt schätze ich.

Eine irre stimmungsvolle Location für Hochzeiten für Freunde vom anderen Märchenbuch ist St.Gertrud, am südlichen Ende des Stadtteils in einem Park mit alten Bäumen, direkt am Kuhmühlenteich gelegen, irre romantisch. Dreimal dagewesen, dreimal Hochzeit gesehen, das Ding ist bestimmt über Monate ausgebucht. Wer keinen Bock auf blumengeschmückte Hochzeitsstretchlimousinenangeberei hat, erreicht die Kirche auch ganz einfach über den historischen Bahnhof Mundsburg, auf dessen 1912er Holzbänken man bestimmt irre romantische Hochzeitsbilder machen könnte.

Bessere als mit Stretchlimos ganz sicher.


Fotos dazu: Langer Zug - Kuhmühlenteich - St.Gertrud - Hochschule für bildende Künste - Gebildete Kunst - U-Bahnhof Mundsburg - Alsterprotzvillengedöns - Schöne Aussicht - Feenteich - Gästehaus des Senats - Anleger Uhlenhorst - Imam-Ali-Moschee - Hofwegkanal - Uhlenhorster Kanal  / Nikon D7200
Musik dazu: Pink Floyd - Obscured by Clouds / Delicate Sound of Thunder





















Sonntag, 18. November 2018

Und Sonntags in die Kirche















Für kulturelle Highlights war das ein äußerst mageres Jahr, außer Steven Wilson im Februar keine weiteren Konzerte, sieht man von den üblichen Festivals mal ab, keine Ausstellung, kein Theater, nix. Herrn H. geht es scheinbar ähnlich, der durchsucht sogar schon die lokalen Blätter nach irgendwelchen interessanten Veranstaltungen und wird dabei tatsächlich fündig.

In der Tymmo-Kirche Lütjensee spielt Frank Grischek und er würde auch die Karten besorgen wenn ich mitkomme. In die Kirche. Sonntags. Ein paar Links liefert er gleich mit, damit ich weiß worauf ich mich einlasse. Frank Grischek spielt Akkordeon. Aber schön. Nebenbei ist es auch noch Kabarett oder Comedy, der Mann begleitet immerhin Größen wie Henning Venske auf Tournee und hat mal beim NDR einen Preis für lustige Menschen gewonnen.

Entscheidend ist allerdings das Akkordeon, eine Borsini Superstar! Nicht, dass mir das etwas sagen würde, aber Akkordeon ist immer gut, ich liebe diesen Klang. Eines dieser Instrumente, bei denen ich mich immer frage, wie Mensch so etwas beherrschen kann. Links auf winzigen Tasten rumdrücken, rechts auf etwas größeren Tasten etwas ganz anderes drücken und nebenbei laufend dieses große Teil auseinanderziehen und wieder zusammendrücken. Magisch, wenn man es nicht gerade im Musikantenstadl missbraucht.

Im Programm Klassik, französischer Musette, Eigenkompositionen, argentinischer Tango, also wahrscheinlich sehr viel Astor Piazzolla, mit dessen Tango Nuevo ich ein wenig auf Kriegsfuß stehe, aber egal, einfach mal überraschen lassen.

Herr Grischek weiß dann auch, auf seine amüsant schlecht gelaunte Art, das anwesende Publikum über zwei Stunden bestens zu unterhalten und zaubert gar fantastische Klänge aus seiner Borsini Superstar, Händels Largo gefällt mir sogar so gut, dass ich in der Pause unbedingt eine CD erstehen muss. Dabei erfahre ich nebenbei, dass Cajun und Zydeco ohne passende Begleitung gar nicht so einfach zu spielen ist, daher befindet sich entsprechendes Material nicht im Programm, geplant wär's aber. Ich komm dann sicher wieder.

Wenn Herr H. weiterhin die lokalen Blätter nach solchen Highlights abklappert, sogar Sonntags in die Kirche.


Fotos dazu: Tymmo-Kirche Lütjensee/Frank Grischek - Samsung S5/Canon SX 280
Musik dazu: Frank Grischek - was zusammengehört


 

Freitag, 16. November 2018

Geliefert

















Am Stadtrand ist man nicht gerade verwöhnt, was den Lieferservice angeht. Die drei größten Pizzaketten, drei wenig ansprechende Asiaten und den alten Apu, der zwar von Currywurst Pommes bis Curry Jalfrezi alles brutzeln kann, aber nichts davon so richtig gut. Mit Burgern sah es immer schon schlecht aus, seit sich Joey's in Dominos umbenannt hat liefern die nur noch Pizza und Pasta und bei der Konkurrenz verzichtet man inzwischen auch auf Fleischbrötchen.

Vor kurzem hat sich das grundlegend geändert, gleich zwei reine Burgerbrater machen sich hier Konkurrenz, Gelegenheit für einen neuen Burgertest.

Die Burger Lounge nannte sich früher Hollywood Canteen und warb schon damals mit dem "Best Burger in Town", auf der Speisekarte finden sich immer noch Cary Grant, Charles Bronson, Elvis Presley und ähnlich prominente Namen. Wer ganz großen Hunger hat kann sich den Chuck Norris mit 285 Gramm Fleisch bestellen, wer mehr als einen Burger testen will nimmt lieber ein paar Nummern kleiner.

Meine Wahl fiel auf Paul Newman, 150 Gramm mit Cheddar, gegrillten Champignons und Zwiebeln, sowie die Los Amigos mit 125 Gramm Fleisch und Chilisauce. Preislich gehört Paule mit seinen 10.99 Euro schon ins Premiumsegment, geschmacklich leider noch nicht ganz. Die Klopse in den beiden Brötchen sind zu trocken, die restlichen Zutaten können das leider nicht mehr herausreißen, so wenig wie die Chilisauce der Amigos. Da hätte ich mir eine feurige Eigenkreation gewünscht statt Supermarktstandardsüßsauer. Das ist zwar alles besser als Mac+King, die besten Burger in Town gibt es aber woanders. 

Nicht bei der direkten Konkurrenz, obwohl ich sowohl den Champignon-Cheese als auch den Gorgonzola-Heidelbeer von Fritz Burger jederzeit den Kreationen der Burger Lounge vorziehen würde, wären sie noch halbwegs warm hier angekommen. Die Verpackung ist zwar umweltfreundlicher, dafür allerdings nur für sommerliche Außentemperaturen geeignet. Für ansonsten recht anständige Burger kann man da zur Not aber auch vorbeifahren, besser als der nächste MacDrive ist das allemal.

Fotos dazu: Paul Newman/Los Amigos -  Gorgonzola/Champigon-Cheese
Musik dazu: Bukahara - Phantasma


Sonntag, 11. November 2018

Ecken satt, Chancen mager




















"Herzlichen Glückwunsch zum 12:1, dolles Halbzeitergebnis, leider nur nach Ecken." Da wird man ja bekloppt beim zugucken. Herr Z. guckt auf sein Smartphone und checkt die Spieldaten. 10:1 sind es angeblich nur, aber etwas zählbares hätte durchaus dabei rauskommen können finde ich. Allagui hat schon mal nach ner Ecke getroffen in dieser Saison, unmöglich ist das also nicht. Überhaupt hätte irgend jemand mal treffen können, so dermaßen überlegen habe ich uns selten gesehen, zumindest in der ersten halben Stunde. "Wir hatten auch viel mehr Ballbesitz" sagt Herr Z., aber wie wir alle wissen schießt Ballbesitz keine Tore.

Wenn die Standards nicht gefährlich sind muss man das spielerisch lösen, das können wir ganz gut soweit, aber nur bis kurz vor den Strafraum der Heidenheimer, dann ist irgendwer im Weg und es gibt Eckball. So richtig echte Torchancen springen dabei leider nie raus, nichts was unbedingt rein gemusst hätte, kein Ding das meine Oma gemacht hätte, nicht einmal mit viel Glück. Herr Z. möchte die Handynummer des Trainers, Gott sei Dank hat die niemand und Kauczinski bleibt vor seinen Welttrainertipps verschont. Der wird schon von alleine drauf kommen dass er Veerman bringen muss. Hoffe ich.

Trotzdem sieht das überwiegend gut aus bisher, in der zweiten Hälfte wird schon einer reinfallen. Denkt man dann so. Kommt dann ganz anders, weil wir den Ball nicht aus der Gefahrenszone kriegen und Schnatterer sich dafür mit dem 0:1 bedankt. Ein Tor mit Ansage. Herr Z. pöbelt rum, er hat das schon vor dem Spiel gewusst dass Schnatterer trifft, ist schließlich auch der einzige Name der einem einfällt, wenn man an Heidenheim denkt. Danach wird er auch noch pessimistisch und redet was von Heimniederlage, bis ich mich gezwungen sehe zurückzupöbeln. Wir pflegen unsere Tore erst in der Schlussphase zu erzielen und bis dahin ist noch reichlich Zeit, also keine Panik verbreiten.

So lange müssen wir nicht einmal warten, Veerman ist mittlerweile auf dem Rasen und kann zehn Minuten später einen wunderbaren Pass von Knoll ganz wunderbar zum 1:1 verarbeiten, schon ist alles wieder auf Anfang. Ich würde Henk ja gerne mal in der Startelf sehen, aber unter den Fußballverschwörungstheoretikern kursiert das Gerücht, Allagui hätte in seinem Vertrag eine Spielgarantie, das wäre jedenfalls die einzig denkbare Erklärung für seine Einsätze. Der Trainer kennt wohl noch ein paar andere Gründe, aber was weiß der schon..

Leider gerät das Spiel ein wenig zur Nebensache, als sich der (bis dahin eher unauffällige) Schiedsrichter durch seltsame Entscheidungen zur Persona non grata am Millerntor erklärt, ab sofort wird nicht nur auf dem Rasen laut gepfiffen. Ecken gibt es auch noch ein paar, am Ende führen wir zumindest in dieser Kategorie mit einem dicken 14:3, sagt die Statistik, aber selbst Herr Z. muss zugeben, dass sich die alte Regel "3 Ecken = 1 Elfer" seit mindestens 30 Jahren nicht mehr anwenden lässt. Wobei die ohnehin nur in der nostalgischen Fantasie alter Männer existiert, schätze ich.    

Am Ende ist niemand über den einen Punkt gegen Heidenheim wirklich unglücklich, der KleinerTod fragt mich nach dem Spiel, ob wir denn überhaupt aufsteigen wollen und ich kann das für mich nur verneinen. Außer besseren Anstoßzeiten und mehr Geld fällt mir nichts ein, was mich daran reizen würde permanent auf die Fresse zu kriegen. Irgendwo zwischen 4 und 7, keine Abstiegsangst und Derbysieg im Rückspiel, meine Ziele für die Saison haben sich nicht geändert.


Bei der Tresenkurve und Koschi sieht es ähnlich aus, alles gut so wie es ist, nur Herr B. sähe uns am liebsten immer noch auf Platz 1, ich muss wohl beim nächsten Mal leichtere Sportzigaretten bauen. Abgesehen davon hat sich mir die Aufstiegsfrage nie gestellt, der Defensive mit Jackson, Ziere und Buballa in der jetzigen Form würde ich den Ausflug sogar noch zutrauen, aber solange wir in der zweiten Liga mehr Ecken als Chancen kreieren haben wir weiter oben nichts verloren.

Was sonst noch schlecht war:
Der öffentliche Nahverkehr. Schon wieder.
Domlabyrinth. Schon wieder.
Buchtmann verletzt. Schon wieder.
Der Skipper ist krank. Gute Besserung von hier aus.


Was sonst noch gut war:
Süßkartoffelpommes nach dem Spiel. Für irgendwas muss der Dom ja gut sein.
Mal wieder G2 sitzen können, weil Skipper krank. Lässt sich besser pöbeln und jubeln mit den alten Herren.
Buballa. Schon wieder. Hat sich leider nicht belohnt.

Was eher so mittelprächtig war:
Samstag 13 Uhr ist ätzend und ich habe auch keine große Lust, schlecht und wenig geschlafen sowieso, nicht einmal Bier am Start in der ersten Hälfte, trotzdem geht das lauter am Millerntor, auch Samstags - wir haben noch zwei dieses Jahr. Kommt in die Gänge! Die alte Gegengerade hatte einige tausend Menschen weniger, aber weit mehr Druck. Oder ist das auch nur die nostalgische Fantasie eines alten Mannes? 


Fotos dazu: Gegengerade Millerntor, FC St.Pauli - FC Heidenheim, 1:1. DOM Sommergarten. Mehr Optimismus geht nicht.
Musik dazu (nostalgisch): The Shadows - Wonderful Land (1960-78) / The Spotnicks - Collection