Sonntag, 14. April 2024

Wenn Tribünen Trauer tragen


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wichtiger als das Spiel ist das Leben. Ein Satz, den wahrscheinlich nicht nur Freunde und Angehörige des beim letzten Auswärtsspiel in Karlsruhe verstorbenen St.Pauli Fans Kiste unterschreiben würden, sondern jeder mit dem Herzen am richtigen Fleck. Die Tribünen tragen Trauer am heutigen Tag, die Süd ganz in schwarz verhüllt, überall sieht man Transparente die Abschied nehmen von Kiste, sogar im Elversberger Fanblock. Schweigeminute und You'll never walk alone, da hat jemand bleibenden Eindruck hinterlassen.

Und dennoch, auch wenn es heute nur die zweitwichtigste Sache ist, müssen wir reden. Über die erschreckend fahrige Spielweise der Boys in brown, über Stockfehler und Fehlpässe, die schon in den ersten 15 Minuten zu einer satten 0:3 Führung für Elversberg gereicht hätten, wäre "das Momentum" da schon auf ihrer Seite gewesen. Einzig Nikola Vasilj ist es zu verdanken, dass wir diese Phase unbeschadet überstehen.

Unser schöner dominanter Ballbesitzfußball kommt durch die Elversberger Beine nicht so recht durch, Ballbesitz ja, Dominanz eher nicht so. Bis zu dieser Ecke, bei der ich mich noch kurz wundere dass Eric die tritt, mich sodann frage was das für eine bescheuerte Ecke sein soll, so flach reingespielt, da ist das Ding auch schon drin. Yesss, einsnull Jojo, geht doch. Geht sogar bis zur Halbzeit.

Nach Wiederanpfiff wieder...Slapstick Un-fass-bar was die heute an Bällen verstolpern, vorne kriegen sie nichts gebacken und hinten liefern sie Steilvorlagen, ausgerechnet eine von Jackson führt zum Ausgleich. Das kann ja heiter werden. Das scheinbar erlösende 2:1 durch Marcel Fußballgott Hartel hat keine Minute Bestand, da gleicht die SVE wieder aus und es kommt noch schlimmer.

Innerhalb von zwei Minuten zwei Konter aus dem Lehrbuch und es steht 2:4 für Elversberg, da bleibt einem glatt das Fischbrötchen im Hals stecken, so schnell sind die vor unserem.Strafraum, das ist alles viel zu einfach. Die Jungs bemühen sich ehrlich noch um Schadensbegrenzung, aber mehr als das 3:4 durch Jackson ist nicht mehr drin.

Ja, es gibt wichtigere Dinge als Fußball, aber wenn man die mal kurz ausklammert, dann wären drei (nicht wirklich verdiente) Punkte gegen Elversberg nicht ganz unwichtig gewesen, nachdem Kiel und Düsseldorf vorgelegt haben. 

Für die Lobeshymnen und verfrühten Aufstiegsglückwünsche der Trainer, die gegen uns verloren haben, können wir uns nichts kaufen wenn wir das jetzt in den Sand setzen.

 

Was sonst noch gut war:

Zwanzig Minuten auf den Bus warten müssen und mit einem St.Pauli-Menschen über das Spiel gequatscht, dabei musste der nur eine Haltestelle weiter..

Was sonst noch schlecht war:

Die Verletzung von Treu nach nur 9 Minuten im Spiel. Gerade wieder da, schon wieder weg.

Warum gibt's bei Schweigeminuten immer diesen EINEN Typen, der nicht bereit ist sein Gesabbel zu unterbrechen, bis jemand Halt's Maul ruft. 

Fotos dazu: Gegengerade Millerntor - FC St.Pauli - SV Elversberg, Endstand 3:4

Tore dazu: Eggestein (40.) Hartel (69.) Irvine (93.) / Neubauer (52.) Boyamba (70.) Wanner (81.) Vandermersch (83.)

Links dazu: Erste Niederlage der Saison im Millerntor (Stefan Groenveld) Identitätsverlust (Millernton)

Musik dazu: Alejandro Escovedo - Echo Dancing

 















 

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Sonntag, 31. März 2024

Abstand gehalten

 









Können wir diesen Blödsinn mit dem VAR nicht endlich mal lassen? Ich bin Fußballfan, wenn meine Mannschaft trifft will ich aufspringen und jubeln, meinen Kumpel umarmen, mit den Nachbarn abklatschen, ein paar Mal Woohoo schreien und weiter geht's. Wenn die Fahne oben ist will ich mich kurz ärgern, den blinden Assistenten beschimpfen und weiter geht's. Was ich aber auf keinen Fall will ist, dem Schiedsrichter gefühlte fünf Minuten dabei zusehen müssen, wie er mit irgendwelchen Kellerkindern kommuniziert, die sich trotz aller technischen Hilfsmittel nicht einigen können, ob das nun Abseits war oder nicht.

Das 1:0 in der 9. Minute hätte ich natürlich gerne genommen, war schön herausgespielt und wäre natürlich auch verdient gewesen, weil wir wie immer das Spiel machen (nur die Tore nicht). Die Belohnung bekommen wir in der 32. Minute und auch die ist pures Zucker, Jojo mit der Hacke in den Lauf von Jackson, Querpass auf Marcel "Fußballgott" Hartel und der lupft die Kugel eiskalt über den herausstürzenden Boevink. Das hat dann, trotz vielfältiger Bemühungen, leider Bestand bis zum Pfiff.

Mit einer so schmalen Führung in die Pause gehen behagt nicht wirklich, es hätte immerhin noch die eine oder andere Möglichkeit gegeben und so etwas kann sich immer rächen. Aber kaum wird die zweite Hälfte angepfiffen steht es auch schon 2:0, eine wunderschöne Hereingabe von Manos erreicht den freien Mann in braunen Klamotten vor dem Strafraum und der heißt Lars! Ritzka! Volle Gönnung, wie immer bei Eigengewächsen.

Das sollte eigentlich reichen um den Rest des Spieles entspannt zu genießen, doch der Anschlusstreffer von Grimaldi zehn Minuten später macht das zunichte, unser Spiel wird ungenauer und Paderborn erhöht den Druck. Das Spiel war bislang ziemlich fair, wird jetzt aber deutlich ruppiger. Der Paderborner Torschütze darf dann auch bald unter die Dusche, Hürzi bekommt wieder einmal eine gelbe Karte und wir können uns gegen zehn Paderborner etwas Luft verschaffen. 

Reicht bis zum Ende, daran ändert auch Kwasnioks Fünffachwechsel kurz vor Schluss nichts mehr. Kein grandioses Spiel, eher ein mühsamer Arbeitssieg, aber drei Punkte und vor allem nach dem Kieler Sieg vom Vortag den Abstand gehalten.

Die Tabelle ist perfekt so wie sie gerade ist, daran sollte man nichts ändern.


Riesenradfoto vom Millerntor mit freundlicher Genehmigung von xs4all

Andere Fotos dazu: Gegengerade Millerntor - FC St.Pauli - SC Paderborn, Endstand 2:1

Tore dazu: Hartel (32) Ritzka (47) / Grimaldi (58)

Links dazu: Auch Paderborn findet keinen Weg von Stefan Groenveld

Musik dazu: Ride - Interplay

 














 

Mittwoch, 27. März 2024

Auf den Straßen von Aarhus

 









Kaum ist man vom Dach des Kaufhauses runter ist man auch schon mitten im Leben bzw. auf der Shoppingmeile. Hier ist rundherum so viel Fußgängerzone, dass ich mich frage wie ich mit der Karre ins Parkhaus gekommen bin. Die Jungs verschwinden für Klamotten in irgendwelchen Klamottenläden, während ich mir die Nase an den Schaufenstern eines ungeheuer nerdigen Nerdshops platt drücke. 

Hier gibt es alles, was das nerdige Herz begehrt aber eigentlich überhaupt nicht braucht. Figuren von Rick & Morty, Geralt von Riva, Han Solo und Prinzessin Leia, Todessterne und Imperiale Schlachtschiffe, glänzende drölfzigseitige Würfel für Fantasyspiele und das dazugehörige Equipment, vom Schlachtplan bis zum Epoxidharzdrachen, bunt bemalte Orks und Goblins, die Deep Space Nine Gesamtausgabe auf VHS im O-Ton mit dänischen Untertiteln und natürlich haufenweise Comics.  

Bevor ich mein Geld in eine dänische Erstausgabe von Batman & Robin versenken kann sind die Jungs mit ihren Einkäufen fertig, wir folgen der Gugelmappe zum Aarhus Street Food und so gestärkt in die Altstadt. Straßenverkehr ist hier ebenfalls kein Thema mehr, man dürfte zwar, aber niemand will, der hier nicht einen eigenen Hinterhof hat, wer schlau ist kommt mit dem Rad.

An lauschigen Sommerabenden dürften das nicht wenige sein, denn die vielen Bars, Kneipen, Restaurants und Kaffeebuden machen allesamt einen sehr hyggeligen Eindruck, was wieder einmal dafür sprechen würde, hier mehr als nur einen Tag zu verbringen.

Fotos dazu: Aarhus Dänemark - Nikon D7200

Musik dazu: Bugge Wesseltoft - Moving

 


 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 



 

 

 

 

 

 


 























Sonntag, 24. März 2024

Der Fresstempel

 









Fährt man in eine fremde Stadt empfiehlt es sich, vorher schon wichtige Informationen einzuholen. Herr L. fand rechtzeitig einen Film über Aarhus in der ARD Mediathek mit vielen nützlichen Tipps, von denen ganz besonders zwei in seinem Gedächtnis geblieben sind:

Ein Schaumgebäckhersteller, der ungeheuer exquisite Schokoküsse mit Marzipanböden herstellt statt der üblichen Presspappe und der Aarhus Street Food Fresstempel mit den vielen leckeren Biersorten. Im Gegensatz zum Schokokussfabrikanten ist der gut zu finden, zwischen Bahnhof und ZOB, mit genügend Hinweischildern versehen, kaum zu verfehlen.

Das Angebot an Speisen ist wahrhaft überwältigend, Indisch, Griechisch, Mexikanisch, Vietnamesisch, Koreanisch, Türkisch, Italienisch, Nepalesisch, die unvermeidlichen Sushi, Burger, Fritten und selbstverständlich auch klassische dänische Küche mit Biksemad, Mørbradgryde und Smørrebrød. Man sollte vielleicht mal überlegen, ob ein Appartement in Aarhus nicht passender wäre, als eine hyggeligge Hytte am Fjord. Küche mit Kühlschrank reicht, Herd muss nicht.

Während ich noch unschlüssig vor den Bánh Mì Bandits herumlunger besorgen sich die Jungs dicke Entenburger und ich entscheide mich letztlich für eine große Portion Bibimbap mit Bøf, weil ich koreanischen Genüssen einfach nicht widerstehen kann, dazu ein frisch gezapftes Bier des Tages. Ein kühles Brewdog Punk IPA vom Fass für nur 40 Kronen, ganz erstaunliche Preise für Dänemark und ein weiteres Argument für Appartements.

Ich berzweifle allerdings, dass ich mich damit bei den Freunden des hyggeligen Kaminfeuers durchsetzen kann.


Fotos dazu: Aarhus Street Food DK - Nikon D7200/Samsung A33

Musik dazu: Ryan Bingham - Watch Out For The Wolf

 




 


 

 

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Donnerstag, 21. März 2024

Über den Dächern von Aarhus

 








Dänemarks zweitgrößte Stadt erweist sich als ausgesprochen touristenfreundlich, man fährt mit dem Auto einfach in die Innenstadt, stellt die Karre ins Salling Parkeringshus und erkundet die Stadt zu Fuß, was bei zweitgrößten dänischen Städten auch für Fußkranke durchaus machbar ist, wenn man sich auf die interessanteren Gegenden beschränkt.

Vorher jedoch nehmen wir den Fahrstuhl und begeben uns direkt auf's Dach des Kaufhauses. Der frei zugängliche Dachgarten bietet eine hervorragende Sicht auf die Stadt, bzw. auf die Dächer der Stadt und ihre Baukräne. Das erinnert streckenweise an Hamburg, die dänische Version der Hafencity ist jedoch für einen Fußmarsch zu weit entfernt um genauere Vergleiche anstellen zu können. 

Die interessanteren Objekte von hier oben sind die große Aarhus Domkirke und das begehbare Rainbow Panorama auf dem Aarhus Kunstmuseum. Bestimmt eine prima Sache für experimentierfreudige Fotografen, die ihre Filtersammlung zu Hause vergessen haben. Also eher nichts für mich. 

Das allerbeste Motiv ist eine Horde vielleicht fünfjähriger Kinder in Warnwesten, die mit beherzten Sprüngen den Glasboden auf Stabilität testen, doch leider bittet mich der Betreuer die Aufnahmen zu löschen, so are the rules.

Wer auf dem Dach etwas schnabulieren möchte bekommt einiges geboten, Bier, Wein, Cocktails, Kaffee, Kuchen, Konjak und allerhand Handfestes, vom Okseburger bis zum Smørrebrødsbrættet. Mit Hønsesalat, weshalb ich der Sache nicht trauen würde. Ob sich der Okseburger für umgerechnet 20 Euro eher lohnt ist eine Frage die sich nicht stellt, weil wir noch eine Verabredung mit Street Food Aarhus haben.

Nicht ganz so viel Aussicht, aber bessere Preise.

 

Fotos dazu: Aarhus DK - Nikon D7200

Musik dazu: Sean Riley & The Water - Stone Cold Hands