Sonntag, 28. März 2010

Keine Zuckerwatte für Rostocker

















Das Spiel am Millerntor konnten durften wollten sich die Rostocker Fans nicht ansehen, was ich nachvollziehen kann, denn ich halte auch nichts von personalisierten Sitzplatzkarten. Noch weniger halte ich von einer Beschränkung auf 500 Karten für auswärtige Fans, ganz egal ob sie aus Rostock kommen oder aus Hamburg. Denn DFB und/oder Polizei entscheiden dann in Zukunft nach Gefahrenlage, wer in welchen Mengen welche Spiele besuchen darf. Das wird dann früher oder später auch Hamburger, Kölner, Gladbacher oder Dortmunder Fans betreffen und dann kann man auch gleich zuhause bleiben. Proteste gab es von Rostockern und Paulianern gleichermaßen, aber ich schätze die Aktion wird auf der anderen Seite als voller Erfolg gesehen, denn Ausschreitungen blieben diesmal aus. Das Stadion war abgeriegelt, auf dem Dom liefen die Grünen Patrouille, das gesamte Gebiet war für Hansafans gesperrt.
Die paar Fußballfans Vollhonks Krawallmacher Rostocker, die vollmundig Spuk unterm Riesenrad angekündigt hatten, fielen eher durch schimmernde Armreifen auf und machten auch sonst einen eher erbarmungswürdigen Eindruck. Warum die Staatsgewalt mit geballter Macht vor dem Bahnhof Wandsbeker Chaussee stand wird mir aber ewig ein Rätsel bleiben. Vom Bahnhof Lübecker Straße aus hätte man unbemerkt eine Armada in Richtung Millerntor schicken können.
Allerdings nur ganz leise und in ziviler Kleidung, Blau war heute irgendwie verpönt hatte ich das Gefühl.

Viel wichtiger aber ist das 2:0 und die gleichzeitige Niederlage der Augsburger.  Platz 2.


Schreibmusik: Brooklyn Funk Essentials - Make Them Like It

Donnerstag, 25. März 2010

Mit Ständer in der Speicherstadt
















Der letzte nächtliche Spontanausflug in die Hamburger Speicherstadt muss ungefähr um Weihnachten 2008 gewesen sein. Leider hatten weder Freund xs4all noch ich ein anständiges Stativ dabei, was uns zu diversen Improvisationen zwang, dummerweise sind Mauervorsprünge, Brückengeländer und andere Hilfsmittel für Langzeitbelichtungen selten bis nie in der richtigen Höhe und sowieso nie an der richtigen Stelle. Glücklicherweise hat uns niemand bei den Aktionen beobachtet, es wäre mir äußerst peinlich gewesen das Herumhantieren mit fremden Mülltonnen erklären zu müssen. Die Ausbeute an brauchbaren Fotos war dann auch sehr begrenzt, es war also eine besser geplante Wiederholung nötig.  
Bevor die Tage jetzt wieder länger werden musste ich mich langsam mal aufraffen, denn die Erfahrung hat mich gelehrt dass ich mitternächtlichen Ausflügen mit der Kamera eher abgeneigt bin. Prokrastination ik hör dir trapsen. Also Stativ in den Kofferraum gepackt und auf einen günstigen Moment gewartet. Im Klartext heißt das, es müssen drei entscheidende Faktoren zusammentreffen. Feierabend möglichst vor 20 Uhr, gutes Wetter und ein Sieg über den inneren Schweinehund. Wobei gutes Wetter im Hamburger März eindeutig das geringste der Probleme ist.

Gestern hatte ich Glück, der Arbeitstag war entspannt genug, der Schweinehund hatte keine Chance und ich war um 21 Uhr in der Speicherstadt. Da gabs um diese Zeit sogar Parkplätze, und selbst Touristen kommen auf einem Mittwoch Abend im März nur vereinzelt vor.
Die beiden Mädels, die am Kehrwiederstieg neben mir standen und sich mit ihren Digitalknipsen gegenseitig die Augen verblitzten, kamen aber eindeutig aus dem tiefsten Süden. Österreich, vielleicht sogar Wien. Nachdem die Portraitfotos vor Hafenhintergrund im Kasten waren, wendeten sie sich meinem Motiv zu. Fleetfotografie mit Blitz, die ersten drei Fotos hatten sie mir damit schon versaut. Nur gut das ich so entspannt war. Natürlich war die Enttäuschung groß woa ma jo goanix sieht ofam Büld, was bei einer geschätzten Blitzreichweite von 3 Metern eigentlich jedem einleuchten sollte. Aber wenn irgendwo Automatik draufsteht, dann muss man sich ja mit nichts weiter mehr befassen. Da die Aktion drohte sich länger hinzuziehen, hab ich dann kurz versucht zu erklären warum das nichts werden kann. Ich bin allerdings nicht sicher ob man mich verstanden hat, denn sie hom gut redn, sie hom ja oach an Ständer war alles was man mir entgegnete.
Ich hab keine Ahnung ob die mein breites Grinsen richtig einordnen konnten oder mich einfach nur für total bescheuert hielten. Ich muss noch bei Google nachschlagen ob Ständer in Österreich wirklich ein gebräuchlicher Ausdruck für Stativ ist. Würde mich etwas beruhigen.

Schreibmusik: Lee Clayton - Naked Child

Sonntag, 21. März 2010

Der Badelatschenhubschrauber
















Global Players - Spielzeug aus Afrika, so heißt eine Ausstellung die noch bis Ende Mai im Hamburger Museum für Völkerkunde zu sehen ist. Die ARD Korrespondentin Birgit Virnich hat auf ihren Reisen durch den afrikanischen Kontinent Spielzeug gesammelt, das die Kinder in Slums und Flüchtlingslagern aus Draht, Holz, Dosen und allen möglichen Abfällen zusammengebastelt haben. Darunter befinden sich Minimalspielzeuge, wie Fußbälle aus Stoffresten oder Autos aus Taschenrechnern und Kronkorken, aber auch wirklich erstaunliche Kunstwerke. Der Hubschrauber wurde von "General Scarborough", einem 15jährigen Kindersoldaten aus Monrovia, aus Resten alter Badelatschen zusammengebaut. Ich war in solchen Dingen immer eher ungeschickt, so etwas hätte ich vielleicht mit Aufbauanleitung und vorgefertigten Teilen zusammengestöpselt, aber aus Badelatschen?
Die Kinder zeigen eine unglaubliche Kreativität und Fantasie, komplett aus Draht gefertigte LKW Modelle werden mit liebevollen Details verziert, es fehlen nicht einmal die Instrumente, auch die Rückspiegel sind vorhanden. Innen natürlich ebenfalls. Auch wenn das in den Vitrinen sehr filigran und zerbrechlich aussieht, es ist durchaus alltagstaugliches Spielzeug wie man in einem Video sehen konnte. Reifen aus Tomatenmarkdosen sind nahezu unverwüstlich, selbst in schwerem Gelände.

Manchmal ist es auch mehr als Spielzeug, dann werden die kleinen Kunstwerke an Touristen verkauft und sichern so die Existenz, wenigstens für einen kurzen Zeitraum. Funktioniert natürlich nur an Orten, an denen es noch Touristen oder wohlhabendere Menschen gibt. Die Klapperschlangen aus Holz und Kronkorken würde ich sofort mitnehmen, oder diesen unglaublich coolen Drahtesel.

Ich hab mit dem blöden Metallbaukasten früher nicht annähernd so tolle Dinger zusammengebaut.
















Schreibmusik: The Neville Brothers - Yellow Moon & Brother's Keeper

Samstag, 20. März 2010

Eisvergnügen
















Originalton Enkeltochter (2): Wir können noch nicht nach Hause fahren, wir müssen erst das ganze Eis essen.
Gesagt, getan.

Freitag, 19. März 2010

Neue Reiter, alte Jacken

















Mehr als 60 Stunden Arbeit hat ein Freund von mir damals investiert, um das Logo der New Riders Of The Purple Sage auf meine Jeansjacke zu sticken. Ich weiß nicht mehr was ich ihm dafür gegeben habe, aber egal was es war, es war auf jeden Fall zu wenig, so etwas ist nahezu unbezahlbar. Ein Händler hat mir einmal lächerliche 100 DM und eine neue Jacke dafür geboten, was ich natürlich entrüstet abgelehnt habe. Heute würde ich nahezu jeden Preis zahlen, wenn nur die Jacke wieder auftauchen würde. Ich bin mir ziemlich sicher, dass irgendwann eines der weiblichen Mitglieder meines Haushaltes das zerschlissene Teil heimlich entsorgt hat. Frauen haben einfach kein Herz für antike Memorabilia, beweisen konnte ich es aber nie. Die Jacke war einfach irgendwann verschwunden, alles was blieb war dieses Foto.

Die New Riders waren eine meiner ersten Lieblingsbands, ein countryfizierter Ableger der Grateful Dead, lange nicht so weichgespült wie die Eagles oder Poco. Diese bekifften Cowboys kamen in meiner damals beginnenden Countryrockphase genau zum richtigen Zeitpunkt. Selbstverständlich steht heute noch jede NRPS Platte im Regal. Lieblingsbands erkennt man ja häufig daran, dass jede neue Platte ungehört angeschafft wird. Selbst wenn die letzten Scheiben objektiv nicht mehr überzeugend waren, man kann Lieblingsbands nicht einfach so abschaffen. Die New Riders haben sich dann in den 80ern selber abgeschafft, zu diesem Zeitpunkt war ich auch nicht mehr traurig darüber.

Irgendwann in den letzten Jahren haben die sich doch tatsächlich wiedervereinigt, zwar nicht in der Originalbesetzung, aber die war eh immer sehr wechselhaft. Mit David Nelson und Buddy Cage sind immerhin zwei Urgesteine dabei und auch John "Marmaduke" Dawson wäre eingestiegen, leider hat der Magenkrebs ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Band hatte ich schon seit 30 Jahren nicht mehr auf dem Radar, da muss erst ein Radiokollege kommen und mich drauf aufmerksam machen dass die im letzten Jahr eine neue Platte gemacht haben.
   
Where I Come From heißt die CD und sie ist absolut Lieblingsbandwürdig. Unverwechselbar die Stimme von Nelson und die Pedal Steel von Cage, die Songs sind fast durch die Bank große Klasse, kein Vergleich zu den letzten blassen Werken aus den späten 70ern. Der Rockanteil überwiegt deutlich, dazu wird gejammt wie weiland bei den Deadheads, zwei Stücke liegen knapp unter 8, eins über 10 Minuten. Aber auch fürs Countryherz gibts nette Schunkler zwischendurch. River may, river may, river may roll, das wäre was zum mitsingen im Sonnenuntergang. Wenn ich die tatsächlich mal live sehen könnte, das wär schon was. Immerhin sind die New Riders die einzige Lieblingsband, die ich noch nie auf der Bühne gesehen hab. Stadtpark Open Air bitte.

Die verschwundene Jacke erschiene mir dann allerdings noch viel tragischer.

Schreibmusik: New Riders Of The Purple Sage - Where I Come From

Mittwoch, 17. März 2010

Wolke 9












Wolke 9 ist schon im September 2008 in den Kinos gelaufen, hat viel Kritikerlob und in Cannes den Preis der Jury bekommen. Besonders mutig fand man in der Presse, dass sich jemand dem Tabuthema „Sex im Alter“ angenommen hat, das ja in der heutigen Gesellschaft angeblich totgeschwiegen wird. Wahrscheinlich weil sich selten jemand vorstellen wollte dass Oma und Opa, respektive Mama und Papa, das Bett nicht nur für den Erholungsschlaf nutzen. Dabei muss man eigentlich nur zu später Stunde durch die Fernsehkanäle zappen um zu erfahren, dass es noch scharfe Omis gibt, die ganz hemmungslos 0900er Nummern schieben. Irgendwer wird da sicher auch anrufen.
Eine ganz andere Nummer ist natürlich der Film von Andreas Dresen über die fast 70jährige Inge, die sich nach 30 Jahren Ehe in den fast 10 Jahre älteren Karl verliebt und heimlich ein Verhältnis beginnt. Das ist zwar sehr unpeinlich gefilmt, aber nach den ersten dreißig Minuten hab ich gedacht, so langsam könnten sie mal aufhören Tabus zu brechen und anfangen eine Geschichte zu erzählen. Was sich danach entwickelt ist ein handfestes Ehedrama, ähnlich wie schon in Halbe Treppe, mit einem harten aber erwartbaren Ende. Faszinierend dabei fand ich weniger die Geschichte als die Herangehensweise des Regisseurs, der die Schauspieler wieder ohne festes Drehbuch frei improvisieren ließ. Das wirkte schon bei Halbe Treppe dermaßen authentisch, dass man das Gefühl hatte, die haben alle schon ihre ganz persönlichen Ehedramen erlebt. Natürlich ist das ganz grandios gespieltes Schauspielerkino, aber nach Ehedramen schlaf ich immer schlecht, selbst bei gespielten. Gut wenn man da noch eine lockere Komödie rumliegen hat. 

Schreibmusik: Black Rebel Motorcycle Club - Beat The Devil's Tattoo

Sonntag, 14. März 2010

Aliens zum Anfassen
















Wochenlang waren die besten Plätze immer schon weg, dann hatte ich endlich Zeit und Karten, musste die aber wegen einer blöden Bronchitis stornieren. Jetzt ist es Alice, die Avatar so langsam aus den 3D Kinos verdrängt. Was blieb war die Sonntagnachmittagsvorstellung, die allerdings immer noch ziemlich gut besucht war, ein paar Wochen könnte der so noch laufen. Wer den Film immer noch nicht gesehen hat, der hat also durchaus noch Chancen. Man könnte auch warten bis zum Herbst, dann kommt eventuell der Directors Cut in die Kinos, in der FSK 16 Version für die Killerspielespieler.
Ich bin kein Fan von übermäßigem Leinwandgemetzel, aber ich würde ihn mir im Herbst tatsächlich noch einmal ansehen, auch ohne Gemetzel, denn ich war begeistert. Großes Popcorn. Natürlich ist die Story dünn, das hat schon viel von Pocahontas im Weltall. Böse Cowboymarines gegen friedliche Eingeborene, die im Einklang mit ihrer Welt leben. Dann verliebt sich der Gunman in die schöne Häuptlingstochter, schlägt sich auf die Seite der Indianer Aliens und am Ende siegen die Guten. Endlich einmal, war ja bei John Wayne nicht immer so.
Aber völlig egal wie dünn die Story auch sein mag, ich war nach 20 Minuten auf Pandora gefangen und hab jede Minute genossen. Ich hab mich gefangen nehmen lassen, von fantastischen Landschaften, seltsamen Pflanzen, gigantischen Bäumen, fabelhaften Tieren, fliegenden Bergen und blauen Aliendianern, das ist wirklich unglaublich was der Cameron da geschaffen hat. So ein Planetendesign ist gar nicht so einfach, ich kenn da Leute vom Fach.
Ich kenn auch ein paar Jungs, die sich den aus dem Netz gesaugt haben und nicht sehr begeistert waren. Tja, ihr habt es euch versaut, ihr hattet nur die dünne Geschichte. Pandora muss man aber in 3D sehen, auf einer großen Leinwand. Es gibt Filme, die gehören einfach ins Kino.

Und ohne die dicke Brille gehts schon mal überhaupt nicht.   

Schreibmusik: Televison - Marquee Moon

Samstag, 13. März 2010

Rabatt an jeder Ecke
















Solange man nichts unterschreiben oder ausfüllen muss, habe ich gegen Rabatte ja nichts einzuwenden. So lass ich fleißig meine Brotkarte beim Bäcker abstempeln, denn wenn der mir jedes 13. Brot schenken will, dann nehme ich das Angebot dankend an. Heute hab ich es auch nach etlichen Monaten tatsächlich geschafft mal eine DVD für lau mitzunehmen, das Rabattheftchen meiner Videothek war endlich voll.
Kurz darauf gab es ein neues Heftchen, diesmal von unserem Stammchinesen Kwong. Seit mindestens 30 Jahren die erste Wahl im, sonst mit kulinarischen Höhepunkten nicht sonderlich gesegneten, Hamburger Osten. Das kleine Mädchen, das früher hinter dem Tresen spielte, ist schon lange die Chefin des Hauses und begrüßt uns persönlich. Dem Kellner fällt es auf wenn jemand fehlt, so wie er damals gemerkt hat das "der Papa" fehlt und sehr betroffen war als er hören musste, dass wir gerade von der Beerdigung kamen.

Es gibt in Hamburg bestimmt zwei oder drei Chinesen die das eine oder andere Gericht besser hinkriegen als Kwong, aber es gibt ein paar Gerichte in denen er nicht zu schlagen ist. Abgesehen von der herzlichen Atmosphäre in den über 30 Jahren, den heißen Handtüchern vor dem Essen und den sonstigen kleinen Aufmerksamkeiten.

Jetzt hat auch Kwong die Rabattheftchen entdeckt. Für 15 Stempel gibt es ein Essen kostenlos, die ersten 5 sind jetzt schon drin. Und irgendwie bin ich mir ziemlich sicher, dass dieses Heftchen schneller voll ist als die neue Karte meiner Videothek.

Schreibmusik: Frank Zappa - Apostrophe

Freitag, 12. März 2010

Haarige Holzköpfe
















In den guten alten Zeiten, als meine Erziehungsberechtigten mich noch mit Gewalt zum Putzbüdel schleifen mussten, fielen diese Läden nur durch ein karges "Friseur Meier" und ein paar Packungen Shampoo im Schaufenster auf. Zur Auswahl stand Façonschnitt und noch irgendwas viel Schrecklicheres. Bei Damenfriseuren standen ganze Batterien gigantischer Trockenhauben, da konnte man den Laden auch schon mal "Salon Westerwelle" taufen. Besonders attraktiv klang das alles nicht, ich bin dann auch irgendwann einfach nicht mehr hingegangen. Bevor ich Eric Clapton in der Haarlänge schlagen konnte kam leider der Bund und irgendwann kamen die gesellschaftlichen Zwänge. Man ist freiwillig gegangen. Mehr oder weniger. 

In den letzten Jahren hat sich das mit den Frisurmöglichkeiten für Männer ja deutlich verbessert, jedenfalls theoretisch, denn Rasta kommt für mich Jahre zu spät. Leider hab ich die gesellschaftlichen Zwänge zur gleichen Zeit abgelegt wie den großen Teil meines Haupthaares. Pech.

In den letzten Jahren versuchen die Putzbüdel sich auch marketingtechnisch zu verbessern, indem sie möglichst witzige Namen verwenden für ihre Läden. Haar-Scharf. Muahahaha. Oder man macht aus dem Salon eine Salounge und dudelt ein wenig Raphael Marionneau durch Trockenhauben mit iPod Anschluss.

Manch einer haut aber auch kräftig daneben bei der Wahl des Namens. Nomen est omen. 

Schreibmusik: Tom Waits - Foreign Affairs

Mittwoch, 10. März 2010

Die Elf des Jahrhunderts
















Der FC St.Pauli wird ja dieses Jahr stolze 100 Jahre alt, ganz genau am 15.Mai, also in einem Monat, in dem ohnehin bei mir sehr viele Geburtstagsfeiern anstehen. Das fängt schon mit dem Hafengeburtstag an und endet irgendwann mit meinem. Wo ich das hier gerade schreibe fällt mir ein, dass es vielleicht keine verkehrte Idee wäre, im Mai meinen ersten Urlaub zu nehmen. Dieses Jahr könnte es nämlich ganz besonders hart werden mit der Feierei, denn mit etwas Glück, und wenn die Jungs sich in den letzten neun Spielen zusammenreißen, kommt vielleicht noch eine Aufstiegsfeier hinzu. Das wäre dann der 5. Anlauf in der Bundesliga Fuß zu fassen und eigentlich hab ich die Feier gedanklich schon eingeplant, schon weil es das einzige noch geburtstagsfreie Wochenende wäre. Also hurtig, come on you boys in brown. Wenn ihr das schafft, dann habt ihr die Chance beim nächsten großen Jubiläum in die Elf des Jahrhunderts gewählt zu werden, jedenfalls einige von euch.

Bei der aktuellen Wahl zur Elf des Jahrhunderts stehen nur die Helden der Vergangenheit zur Disposition, natürlich zählt das aktuelle Trainerduo Truller/Stani dazu. Der legendäre Kartenkönig Walter Frosch ebenso wie Thunder Zander. Schlangen-Franz Gerber und Sonny Wenzel, "Rille" Rietzke und Hafenstraßentorwart Volker Ippig. Alles Legenden die ich noch selber gesehen habe, Rille hab ich sogar mal einen gehaltenen Elfer prophezeit, dabei war der nicht grad als Elferkiller bekannt.
Dazu natürlich viele Namen, für die selbst ich noch viel zu jung bin, aber man kann ja nachlesen. Bis zum 16.3. kann man auch noch abstimmen und ich bin sehr gespannt auf das Ergebnis, denn so wie es aussieht sind von meiner Auswahl nur fünf Namen sicher drin, in der Elf der Jahrhunderts.

Hier gibt es das große Festprogramm im Überblick, das Geburtstagskonzert am 29.5 mit Panteón Rococó ist schon mal sicher in meiner Liste.Die verpass ich nicht nochmal.


Schreibmusik: Tom Waits - Swordfishtrombones

Montag, 8. März 2010

Fast unschlagbare Angebote
















Fast unschlagbare Angebote findet man nicht nur auf dem Kiez, wie z.B. in der Herbertstraße, man bekommt auch immer mehr per E-Mail. Dabei muss es sich nicht unbedingt immer um Penisverlängerungen, billige Potenzpillen oder willige Damen aus der Nachbarschaft handeln, manchmal geht es nicht einmal um Sex.
So bekam ich gerade das fast unschlagbare Angebot einer günstigen Kreditkarte. Nicht irgendeine Kreditkarte versteht sich, sondern eine europäische goldene Kreditkarte unserer Partnerbank OHNE Schufa-Auskunft OHNE Einkommensnachweise MIT Kreditrahmen von bis zu 10.000 Euro oder mehr!!  Was denn jetzt? Bis zu oder mehr? Egal, 10.000 sind ja auch nett. Dazu keine Jahresgebühren, keine Auslandsgebühren, genau genommen überhaupt keine Gebühren. Und noch viel besser: Die Vorteile dieser Karte sind so unschlagbar das mir trotz ausführlicher Marktrecherche keine Bank am internationalen Markt bekannt ist die dabei mithalten kann. Gelingt es dir eine Bank zu finden die mehr Vorteile bietet erhältst du von uns eine attraktive Geldprämie!
Dazu müsste ich natürlich erst einmal wissen um welche Bank es sich handelt, aber sicherlich kann ich der ausführlichen Marktrecherche trauen.
Zumal noch weitere unschlagbare Argumente folgen: Wenn du Einzahlungen nicht vom eigenen Konto machen willst kannst du dich per Post-Identverfahren legitimieren lassen und dann auch über Zahlungsdienstleister wie Western Union, Moneygram etc. Einzahlungen auf dein Kartenkonto leisten ohne Bankdatenspuren von deinen deutschen Konto zu hinterlassen was nicht immer erwünscht ist, denn viele unserer Kunden verdienen mehr Geld aber halt eben nicht "auf den Papier" sondern täglich Cash. Man hält mich also entweder für einen Drogendealer, Zuhälter oder Politiker, was ich wenigstens zum Teil als Beleidigung einordnen würde. Aber bei so einem Angebot?
Alles was noch zwischen mir und der goldenen Kreditkarte steht, sind 199 Euro Vermittlungsgebühr, die ich vorab doch an Daniel W. überweisen möchte. Dafür ruft er mich dann auch an und erfasst meine Antragsdaten, das gehört zum Full Service.

Für 199 Euro würde ich wohl auch in der Herbertstraße Full Service bekommen. Nicht, das es mich danach gelüsten würde, aber ich hätte da wenigstens eine ungefähre Vorstellung von der Gegenleistung.

Schreibmusik: Daniel Lanois - Acadie

Donnerstag, 4. März 2010

Der letzte Schneemann
















Scheint ein Verwandter von Störtebeker zu sein, hat zwar keinen Kopf mehr aber steht noch. In den schattigen Ecken läge hier zwar noch genug Schnee um den armen Kerl wieder zu vervollständigen, aber ich schätze selbst die Kinder haben inzwischen die Nase voll. Ich hätte auch gerne mehr Sonne und Wärme, heute war schon mal ein guter Anfang.

Mittwoch, 3. März 2010

Hartnäckige Besucher
















Eigentlich hab ich mich auf eine völlig ereignislose Woche eingestellt und mir deswegen ja vorsorglich neues Spielzeug bestellt. Der Postmann bzw. die Postmänner haben dann auch zweimal geklingelt heute, erst kam das neue Handy, am Abend dann auch noch der neue DVD Player, klappt ja alles wie am Schnürchen.
Kaum aber hab ich dem DHL Mann ein Autogramm gegeben, das Paket entgegengenommen und die Tür geschlossen, muss ich feststellen das sich jemand in diesem kurzen Augenblick unbemerkt  Zutritt verschafft hat. Denn als ich mich umdrehe falle ich beinahe über eine fremde Katze, die im Flur hockt und mich mit großen Augen ansieht. Bevor ich mich von meiner Verblüffung erholen kann verschwindet sie flugs im Badezimmer und verkriecht sich im schmalen Spalt unter der Badewanne. Inzwischen hat auch mein ähnlich reaktionsschneller Kater gemerkt das Besuch gekommen ist und postiert sich vor der Wanne, denn durch den Spalt passt der schon lange nicht mehr.
Großartig, genau dazu hatte ich gerade Lust, fremde Katzen einfangen. Also zuerst mal alle anderen Türen verriegeln um eventuelle Fluchtwege einzuschränken. Meine Hoffnung, dass sich die Viecher irgendwie in der Zwischenzeit verständigen könnten, zerschlägt sich auch relativ schnell. Vor der Wanne maunzt der Kater, unter der Wanne wird zurückgefaucht. Aus diesem Grunde sehe ich auch lieber davon ab, einfach mal mit meinem Arm nach dem Tier zu greifen. Versuche mit allerlei dargebotenen Leckereien schlagen ebenfalls fehl, sie rührt sich nicht vom Fleck. Irgendwie zögere ich noch, rustikal den inzwischen bereitgestellten Besen einzusetzen, aber meine Geduld ist langsam erschöpft. Erstmal versuch ich es mit Lärmterror indem ich mit dem Besen in der Wanne rumklopfe, das einzige Ergebnis ist eine Menge Dreck, aber die Katze rührt sich nicht.  
Das Problem löst sich dann, als ich beschließe erst einmal den Dreck wegzuspülen und die Dusche aufdrehe. In einem Affenzahn flitzt Kätzchen aus dem Bad und verkriecht sich in der Küche, womit sich das Kapitel Badezimmer wenigstens erledigt hat, die Tür ist jetzt zu. Dafür hockt sie jetzt unter dem Küchentisch und springt geschickt von einem Stuhl zum anderen, sobald man einen unter dem Tisch herauszieht sitzt sie schon auf dem nächsten. An anderen Tagen hätte ich mich darüber amüsiert, aber langsam ist Schluss mit Lustig. Als sie sich mal wieder fauchend meinem völlig überforderten Kater zuwendet, ergreife ich die Gelegenheit beim Schopf und die Katze ebenfalls.
Kaum hab ich sie im Hausflur ausgesetzt, die Tür geschlossen und mich ächzend in den Sessel fallen gelassen, klingelt es schon wieder. Bevor ich das Risiko eingehe wieder eine Katze in der Bude zu haben guck ich durch den Türspion, aber ich sehe niemanden. Katzen können nicht klingeln, auch die nicht, davon bin ich überzeugt, also greife ich zum Hörer der Sprechanlage, vielleicht lerne ich ja jetzt den Besitzer kennen.

Eine sonore männliche Stimme begrüßt mich: "Jaa schönen guten Abend Herr ------- , mein Name ist Gaworski, bei mir ist die Frau Soundsounverständlich, wir hätten ihnen gerne gezeigt was die Bibel doch für ein wunderschönes Buch ist und...."  Die haben mir gerade noch gefehlt zu meinem Glück. "Nee" unterbreche ich ihn rüde, "auf Wanderprediger habe ich jetzt absolut keinen Bock, ich bin auch ohne Bibel schon sehr genervt momentan".  Eine Antwort hab ich dann auch nicht erst abgewartet, das sollte deutlich genug gewesen sein.

Unglaublich was man hier alles durchmachen muss an einem normalen Wochentag. Es wird Zeit das die Medikamente anschlagen, ich muss unbedingt wieder zur Arbeit. Das ist hier alles viel zu stressig, das machen meine Nerven auf Dauer nicht mit.

Schreibmusik: The Pretenders - Learning To Crawl

Dienstag, 2. März 2010

Zeitreisen mit DHL









Wenn man schon gezwungen ist eine Woche im Hause zu bleiben, dann kann man das ja gleich für lange geplante Einkäufe nutzen. Immerhin ist so sichergestellt dass ich meine Bestellungen persönlich in Empfang nehmen kann, ergo keine Belästigung der Nachbarn und schon gar keine Abholzettel für die nächste Filiale der Post. Also hab ich am Montag gleich mal einen neuen DVD Player geordert bei Amazon, denn meine alte Gurke geht mir schon sehr lange auf die Nerven mit ihrem Geräuschpegel und etlichen anderen Macken.

Heute kam dann im Laufe des Tages auch die übliche Versandbestätigung von Amazon, incl. der Paketverfolgungsnummer.  Prima denk ich mir, guckste doch gleich mal wo das Ding jetzt ist und klicke auf den Amazon Link.  Und was erblicke ich da? Status: Zugestellt.  Mooooment. Ich war hier. Ich war nicht eine Sekunde weg, was soll das? Erster Gedanke, der Arsch hat hier nicht geklingelt. Zweiter Gedanke, so schnell war Amazon noch nie, ich hab das Ding gestern erst ziemlich spät geordert.  Irgendwann fällt mir dann auf, dass mit dem Datum der Auslieferung auch irgendwas nicht stimmen kann. 24. Dezember 2008? Anscheinend benutzen die hypermoderne Technik inzwischen, ich komm mir vor wie bei Perry Rhodan.

Der nächste logische Schritt ist die DHL Seite, schließlich kann man da auch seine Paketverfolgungsnummer eingeben. Status: Es liegen keine eindeutigen nationalen Sendungen vor, bitte grenzen sie ihre Suche ein. Man will meine Postleitzahl wissen. Immerhin ist das wohl ausreichend um das Rätsel endgültig zu klären, denn ich habe am 24.12.2008 exakt die gleiche, immerhin 12-stellige, Paketverfolgungsnummer gehabt. 

Ich hab keine Ahnung welches System dahinter steckt bei DHL, ich will es auch gar nicht wissen. Aber ich wundere mich immer mehr das dieses System in den meisten Fällen wohl doch funktioniert. Andererseits kann ich mir jetzt auch vorstellen wo die Pakete landen, die niemals wieder auftauchen, ich sag nur eins: Zeitschleife. 

Schreibmusik: Rachid Taha - Diwan II

Montag, 1. März 2010

Fieberwahn


















Vor ziemlich genau zwei Jahren habe ich mit diesem Bild mal einen Fotowettbewerb zum Thema "Krank" gewonnen. Gestern musste ich nun feststellen, dass mein Fieberthermometer die Feuerzeug-Aktion damals anscheinend nicht überlebt hat. Weder heftiges herunterschütteln noch 10 Minuten im Tiefkühler haben irgend etwas an den angezeigten 42 Grad geändert, das Ding ist wohl hinüber. Wäre ich bei 42 Grad wohl auch, aber ganz so schlimm sieht es bei mir noch nicht aus. Trotzdem war an Arbeit nicht zu denken, wenn selbst einfachste Handlungen schon übelste Konditionsschwächen offenbaren. Da die selbstverordnete Vitamin-, Tee- und Schwitzkur am Wochenende nicht angeschlagen hat, musste ich mir heute doch professionelle Hilfe holen, dabei wollte ich genau das eigentlich vermeiden, denn es gibt fast nichts was ich so sehr hasse wie Wartezimmer.

Geschlagene 8 Jahre war ich jetzt nicht mehr beim Onkel Doktor, was vielleicht auch ein wenig zur Selbstüberschätzung geführt hat, schließlich hab ich in den 8 Jahren so manche familiäre Epidemie als Fels in der Brandung überstanden. Während andere im Fieberwahn röchelten lief mir allenfalls mal die Nase. In Zukunft werde ich jedenfalls deutlich vorsichtiger sein.

Mein alter Hausarzt ist in den letzten Jahren auch irgendwann in Rente gegangen und hat die Praxis seinen Nachfolgern überlassen, sonst hat sich allerdings so gut wie nichts verändert. Man muss - immer noch - eine Engelsgeduld haben am Telefon und darauf hoffen, irgendwann die freie Sekunde zwischen zwei anderen Terminsuchenden zu erwischen. Man bekommt - immer noch - nur am gleichen Tag einen Termin, wenn man glaubhaft machen kann das es einem wirklich äußerst dreckig geht und ein Termin am nächsten Tag die Sache wahrscheinlich unverhältnismäßig verschlechtern würde. Und das Wartezimmer ist - immer noch - zu 90% besetzt von den Bewohnern des nahen Altersheims, die einem die Wartezeit mit Weisheiten wie "Gesundheit ist ja alles was man sich noch wünschen kann" versüßen. Wenigstens hatte der späte Termin um 17:30 einen gewaltigen Vorteil, ich musste tatsächlich keine 5 Minuten warten. So blieb mir wenigstens die hoffnungslose Suche nach irgend etwas lesbarem zwischen Bunte und dem Goldenen Blatt erspart. Den Spiegel gab es da glaube ich noch nie.

Und jetzt pfeif ich mir 20 Tropfen Codeingedöns rein, spül den Geschmack mit nem halben Liter Apfelsaft runter und geh ins Bett, denn das ich gerade Fieber habe merk ich auch ohne funktionierendes Thermometer.


Schreibmusik: Leonard Cohen - The Future