Eigentlich hab ich mich auf eine völlig ereignislose Woche eingestellt und mir deswegen ja vorsorglich neues Spielzeug bestellt. Der Postmann bzw. die Postmänner haben dann auch zweimal geklingelt heute, erst kam das neue Handy, am Abend dann auch noch der neue DVD Player, klappt ja alles wie am Schnürchen.
Kaum aber hab ich dem DHL Mann ein Autogramm gegeben, das Paket entgegengenommen und die Tür geschlossen, muss ich feststellen das sich jemand in diesem kurzen Augenblick unbemerkt Zutritt verschafft hat. Denn als ich mich umdrehe falle ich beinahe über eine fremde Katze, die im Flur hockt und mich mit großen Augen ansieht. Bevor ich mich von meiner Verblüffung erholen kann verschwindet sie flugs im Badezimmer und verkriecht sich im schmalen Spalt unter der Badewanne. Inzwischen hat auch mein ähnlich reaktionsschneller Kater gemerkt das Besuch gekommen ist und postiert sich vor der Wanne, denn durch den Spalt passt der schon lange nicht mehr.
Großartig, genau dazu hatte ich gerade Lust, fremde Katzen einfangen. Also zuerst mal alle anderen Türen verriegeln um eventuelle Fluchtwege einzuschränken. Meine Hoffnung, dass sich die Viecher irgendwie in der Zwischenzeit verständigen könnten, zerschlägt sich auch relativ schnell. Vor der Wanne maunzt der Kater, unter der Wanne wird zurückgefaucht. Aus diesem Grunde sehe ich auch lieber davon ab, einfach mal mit meinem Arm nach dem Tier zu greifen. Versuche mit allerlei dargebotenen Leckereien schlagen ebenfalls fehl, sie rührt sich nicht vom Fleck. Irgendwie zögere ich noch, rustikal den inzwischen bereitgestellten Besen einzusetzen, aber meine Geduld ist langsam erschöpft. Erstmal versuch ich es mit Lärmterror indem ich mit dem Besen in der Wanne rumklopfe, das einzige Ergebnis ist eine Menge Dreck, aber die Katze rührt sich nicht.
Das Problem löst sich dann, als ich beschließe erst einmal den Dreck wegzuspülen und die Dusche aufdrehe. In einem Affenzahn flitzt Kätzchen aus dem Bad und verkriecht sich in der Küche, womit sich das Kapitel Badezimmer wenigstens erledigt hat, die Tür ist jetzt zu. Dafür hockt sie jetzt unter dem Küchentisch und springt geschickt von einem Stuhl zum anderen, sobald man einen unter dem Tisch herauszieht sitzt sie schon auf dem nächsten. An anderen Tagen hätte ich mich darüber amüsiert, aber langsam ist Schluss mit Lustig. Als sie sich mal wieder fauchend meinem völlig überforderten Kater zuwendet, ergreife ich die Gelegenheit beim Schopf und die Katze ebenfalls.
Kaum hab ich sie im Hausflur ausgesetzt, die Tür geschlossen und mich ächzend in den Sessel fallen gelassen, klingelt es schon wieder. Bevor ich das Risiko eingehe wieder eine Katze in der Bude zu haben guck ich durch den Türspion, aber ich sehe niemanden. Katzen können nicht klingeln, auch die nicht, davon bin ich überzeugt, also greife ich zum Hörer der Sprechanlage, vielleicht lerne ich ja jetzt den Besitzer kennen.
Eine sonore männliche Stimme begrüßt mich: "Jaa schönen guten Abend Herr ------- , mein Name ist Gaworski, bei mir ist die Frau Soundsounverständlich, wir hätten ihnen gerne gezeigt was die Bibel doch für ein wunderschönes Buch ist und...." Die haben mir gerade noch gefehlt zu meinem Glück. "Nee" unterbreche ich ihn rüde, "auf Wanderprediger habe ich jetzt absolut keinen Bock, ich bin auch ohne Bibel schon sehr genervt momentan". Eine Antwort hab ich dann auch nicht erst abgewartet, das sollte deutlich genug gewesen sein.
Unglaublich was man hier alles durchmachen muss an einem normalen Wochentag. Es wird Zeit das die Medikamente anschlagen, ich muss unbedingt wieder zur Arbeit. Das ist hier alles viel zu stressig, das machen meine Nerven auf Dauer nicht mit.
Schreibmusik: The Pretenders - Learning To Crawl