Montag, 24. November 2025

Frost und Frust liegen eng beeinander

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hurra, endlich ist wieder Daunenjacke angesagt, was hab ich die vermisst. Bei Temperaturen knapp oberhalb der Frostgrenze macht Fußball ja erst so richtig Spaß, den Spielern bestimmt auch. Weil das Heiligengeistfeld immer noch vom DOM beherrscht wird ist HVV angesagt, Buslinie 16 soll es wieder sein, scheitert aber an meiner Dusseligkeit. 

Bei der Einfahrt ins Parkhaus fällt mir auf, dass mein Portemonnaie immer noch in der Alltagsjacke steckt. Kein Geld, kein Fahrschein, keine Dauerkarte. Das fängt ja schon gut an heute. Kostet mich 20 Minuten und eine Entscheidung für P+R in Berne und die U1, das haut zeitlich noch so hin, dass ich eine Stunde vor Anpfiff im Stadion bin.

Schnell ein eiskaltes Bier Astra holen und zur Bezugsgruppe gesellen, die heute einzig aus dem Dartmeister besteht, weil der Rest noch unterwegs ist oder an gebrochenem Fuß leidet und Sky gucken muss darf. Ob der kalten Witterung oder dem aktuellen Mannschaftszustand geschuldet, es hat sich um den freien Platz niemand geprügelt, weshalb ich mal wieder bei den alten Kumpels Platz nehmen kann. 

Auf allen Plätzen finden sich rote Zettel, die wir zum Einlauf der Mannschaften hochhalten sollen. Zu verdanken haben wir das der Innenministerkonferenz, in der man sich aktuell überlegt, wie man Fußballfans noch mehr piesacken kann. Nun sind Innenminister eine Spezies, von der ich ohnehin noch nie eine besonders hohe Meinung hatte, weil's halt schon der Arschlochjob unter allen Ministerjobs ist und häufig den entsprechenden Typus Mensch anspricht. Wenn sich ganz viele davon treffen um etwas zu beschließen halte ich jeden roten Zettel hoch den man mir gibt.

Außer roten Zetteln gibt es zusätzlich ab Spielbeginn 12 Minuten Stimmungsboykott, in denen es allerdings eh keine Szenen zu bestaunen gibt, über die man sich lautstark hätte echauffieren können. Leider setzt sich das auch nach Ende des Boykotts fort, ein eklatanter Mangel an Chancen auf beiden Seiten sorgt für ein äußerst ereignisarmes Gedaddel, nicht gerade etwas an dem man sich erwärmen könnte.

Bei 43:25 guck ich auf die digitale Stadionuhr gegenüber und denke, immerhin die Null steht zur Pause, da klingelt es auch schon im Kasten und Union feiert. Ein typisches kurz-vor-der-Pause Kacktor, das nur fällt, weil Khedira gleich zwei Versuche bekommt und der zweite passt dann halt. Fuck dis.

Das wunderbare an alten Kumpels ist, dass sie einen in der Halbzeitpause so schön trösten können. Zumindest versuchen sie es, denn das war schon schlimm was wir in der ersten Halbzeit geboten haben. Offensiv richtig schlimm. Andererseits ist schlimm ja auch relativ, wenn man das schon seit gut 50 Jahren von der Seite aus betrachtet, dann hat man selbstverständlich schon viel Schlimmeres gesehen. Es besteht also noch Hoffnung.

Die lodert auf kleiner Flamme nach ungefähr einer guten Stunde Spielzeit, als sich neben der häufig spürbaren Verunsicherung noch so etwas wie Widerstand regt gegen die drohende Niederlage, wir auf einmal das aktivere Team sind und auch mal den einen oder anderen Abschluss versuchen, von denen einer von Pereira Lage sogar an den Pfosten klatscht. Für alles andere als überzeugende Berliner ist das dennoch zu wenig. Für die Liga höchstwahrscheinlich auch.

Andererseits haben wir in 50 Jahren nicht nur viel Schlimmeres gesehen, sondern auch höchst Wundersames. Nächsten Samstag wäre mal wieder die Zeit für so etwas.

 

Fotos dazu: Gegengerade Millerntor - FC St.Pauli - 1.FC Union Berlin, Endstand 0:1

Links dazu: Von allem zu wenig (Stefan Groenveld) Kleiner Schritt nach vorne, trotzdem verloren (Millernton)

Musik dazu: Florence + the Machine - Live @ Madison Square Garden 

 













 

 

   



Sonntag, 2. November 2025

Ein anderer Fußball ist nötig

 










Das ist so ungefähr das, was ich mir vor der Saison vorgestellt habe. Hinten stabil stehen, dem Gegner keine Räume lassen und dann explosives Umschaltspiel, für das wir ja in reichlich schnelle Beine investiert haben, Kontertore allez. 

Blöde is nur, wenn die anderen das besser beherrschen, heute: Borussia Mönchengladbach. Über 90 Minuten stabilere Defensive, eine Fünferkette, die sich bei unserem Ballbesitz in aller Ruhe formieren kann, weil wir zu langsam sind, in fast allen Belangen. Hauptsächlich im Kopf hab ich das Gefühl, aber da hängen die Beine ja leider mit dran.

Nach 15 Minuten gibt's ausgerechnet von Niko das 0:1 geschenkt, aber so ärgerlich das ist, es bleibt eigentlich noch genug Zeit das zu korrigieren, doch je länger ich den Jungs auf dem Rasen zusehe, desto mehr kommen die Zweifel. Der Pokalfight am Dienstag war zwar auch mehr ein emotionaler als fußballerischer Höhepunkt, aber das hier ist irgendwie keins von beiden. Die harmlosen Versuche, irgendwie mal in den 16er, oder überhaupt zu einem Abschluss zu kommen, kann man an einer Hand abzählen.

Einzig Haris Tabakovic sorgt noch für einen Höhepunkt, mit dem 0:2 kurz vor der Halbzeit. Zumindest im Gästeblock ist Stimmung. Zur zweiten Hälfte gibt's dann frisches Sturmpersonal vom Trainer, für Dapo, Danel und Mathias sollen es Abdoulie, Martijn und Andreas richten und für kurze Zeit flackert etwas wie Hoffnung auf, aber Gladbach verwaltet das ganz geschickt und ist immer wieder gefährlich bei Kontern, die dann letztlich auch unser Schicksal besiegeln.

Gladbach wechselt individuelle Qualität ein, Shuto Machino hätt ich ja auch gern bei uns gesehen, aber wer hat schon mal eben 8 Mille in der Tasche. Gladbach hatte und deswegen darf Machino das 0:3 machen und die Vorlage zum 0:4 geben. Ende Gelände.

Das 0:3 gegen Hoppseinheim in der Liga war schon schwer erträglich, heute grenzt das an Folter. Zu Hause vier Dinger gegen den Tabellenletzten kassieren ist schon ätzend genug, aber dieses harmlose, ideenlose und ungenaue Gebolze ist so grausam, dass mein Nachbar sich einen JoJo Eggestein herbeiwünscht, der zwar langsam war, aber Schnittstellenpässe mit der Hacke spielen konnte. Ja, früher war vielleicht nicht alles besser, aber manches manchmal schon..  

Es ist noch nicht so lange her, da waren alle voll des Lobes über die Mannschaft, die so bravourös um den Punkt gegen Dortmund gekämpft hat, das reifere Bundesligateam im Derby war, das Spiel gegen den FC Sandro Wagner gedreht hat, ich frag mich was aus denen geworden ist.

Von den Namen her sind es immer noch die gleichen Leute auf dem Platz und wenn es um die theoretische Möglichkeit geht, irgendwann in Berlin um so eine Vase zu spielen, merkt man es denen auch noch an, aber wenn wir in der ersten Liga bleiben wollen ist ein anderer Fußball nötig. Möglichst zeitnah.

 

Was sonst noch gut war:  

Dass es nur Gladbach war und nicht Bayern 

Keine Wartezeit an der Bushaltestelle, die 16 ist ne gute Alternative, auch wenn der Arsch nach einer Stunde Linienbus was anderes sagt.   

 

Fotos dazu: Gegengerade Millerntor, FC St.Pauli - Borussia Mönchengladbach, Endstand 0:4

Links dazu: Zu Tode betrübt (Stefan Groenveld) Alarmierend (Millernton)

Musik dazu: Wolf Alice - The Clearing