Isch will nen Roten soll Winfried Schäfer damals beim Karlsuher SC gesagt haben, als er Sergej Kirjakow verpflichtete. Rothaarige Menschen gelten ja allgemein als sehr temperamentvoll, nicht nur auf dem Fußballplatz. Dass sich das durchaus auch auf die Bühne übertragen lässt bewies Melissa Auf der Maur im Knust, wo sie ein zwar recht kurzes, aber eindrucksvoll fettes Brett hinlegte.
Wobei sich das letzte Adjektiv bei der extrem schlanken Dame natürlich nur auf die Musik beziehen kann.
Dass ich von den Songs nicht einmal die Hälfte kannte empfand ich dabei überhaupt nicht als störend, das neue Album musste ich sofort mitnehmen und jetzt, wo ich es gerade höre, würde ich es als noch eine ganze Ecke stärker einschätzen als ihre erste Platte, trotz Followed The Waves, was selbstverständlich gespielt wurde.
Da ich jemanden im Südwestfälischen Regenwald kenne, der gerne dabei gewesen wäre, aber leider verhindert war: es hätte Dir gefallen. Sehr sogar, bin ich sicher. Du hättest Dich wahrscheinlich sogar verliebt, ich war auch knapp davor.
Die Band stand jedenfalls eindeutig im Schatten der charismatischen Kanadierin, die nicht nur optisch ziemlich beeindruckend ist, sondern auch noch ungeheuer sympathisch rüberkam. Wieder mal eine Gelegenheit, bei der ich gerne meine Spiegelreflex dabei gehabt hätte, vielleicht sollte ich beim nächsten mal einfach versuchen das Ding mitzunehmen. Wenigstens macht die Ixus halbwegs anständige Filmchen, da die Setlist auf der Bühne gut sichtbar war hab ich Followed The Waves und Lead Horse komplett aufnehmen können, sogar der Ton ist annehmbar. Nur synchron ist er leider nicht mehr, wenn ich das dämliche Format der Kamera in DivX umwandeln will.
Der Popkasper der Hamburger Morgenpost empfahl das Konzert nicht wegen Melissa Auf der Maur, die er als knallhartes China-Püppchen (incl. Deppenbindestrich) mit dünner Stimme betitelte, ihm hatte es das Vorprogramm angetan. Der Sänger und Songwriter Troy von Balthazar, einst Kopf der L.A. Indierocker Chokebore, stellt sein neues Album vor. Na Wahnsinn, ich kenn zwar nichts von Chokebore, aber Songwriter machen mich grundsätzlich neugierig.
Mit Gitarre, Tapeloops, allerhand Effektgeräten und Cassettenrecorder sang Troy dann wenig aufregende Songs, u.a. über seinen Penis. Die Begeisterung des Publikums hielt sich in Grenzen, eine Zugabe wurde glücklichwerweise nicht gefordert. Ich fand die halbe Stunde auch anstrengend genug, das merkwürdig linkische Gehampel des Herrn von Balthazar erinnerte mich vielleicht auch zu sehr an Bernd Begemann, mit dem ich ähnlich wenig anfangen kann. Chokebore ist damit jedenfalls schon auf der Negativliste gelandet, ich glaub um die muss ich mich nicht mehr kümmern.
Melissa dagegen guck ich mir gerne nochmal an. Vielleicht nächstes mal mit dem Herrn aus dem Regenwald, wenn es sich ergibt.
Schreibmusik: Melissa Auf der Maur - Out Of Our Minds