Sonntag, 28. November 2010

Hexen hexen

















Isch will nen Roten soll Winfried Schäfer damals beim Karlsuher SC gesagt haben, als er Sergej Kirjakow verpflichtete. Rothaarige Menschen gelten ja allgemein als sehr temperamentvoll, nicht nur auf dem Fußballplatz. Dass sich das durchaus auch auf die Bühne übertragen lässt bewies Melissa Auf der Maur im Knust, wo sie ein zwar recht kurzes, aber eindrucksvoll fettes Brett hinlegte.
Wobei sich das letzte Adjektiv bei der extrem schlanken Dame natürlich nur auf die Musik beziehen kann.

Dass ich von den Songs nicht einmal die Hälfte kannte empfand ich dabei überhaupt nicht als störend, das neue Album musste ich sofort mitnehmen und jetzt, wo ich es gerade höre, würde ich es als noch eine ganze Ecke stärker einschätzen als ihre erste Platte, trotz Followed The Waves, was selbstverständlich gespielt wurde.
Da ich jemanden im Südwestfälischen Regenwald kenne, der gerne dabei gewesen wäre, aber leider verhindert war: es hätte Dir gefallen. Sehr sogar, bin ich sicher. Du hättest Dich wahrscheinlich sogar verliebt, ich war auch knapp davor.
Die Band stand jedenfalls eindeutig im Schatten der charismatischen Kanadierin, die nicht nur optisch ziemlich beeindruckend ist, sondern auch noch ungeheuer sympathisch rüberkam. Wieder mal eine Gelegenheit, bei der ich gerne meine Spiegelreflex dabei gehabt hätte, vielleicht sollte ich beim nächsten mal einfach versuchen das Ding mitzunehmen. Wenigstens macht die Ixus halbwegs anständige Filmchen, da die Setlist auf der Bühne gut sichtbar war hab ich Followed The Waves und Lead Horse komplett aufnehmen können, sogar der Ton ist annehmbar. Nur synchron ist er leider nicht mehr, wenn ich das dämliche Format der Kamera in DivX umwandeln will.

Der Popkasper der Hamburger Morgenpost empfahl das Konzert nicht wegen Melissa Auf der Maur, die er als knallhartes China-Püppchen (incl. Deppenbindestrich) mit dünner Stimme betitelte, ihm hatte es das Vorprogramm angetan. Der Sänger und Songwriter Troy von Balthazar, einst Kopf der L.A. Indierocker Chokebore, stellt sein neues Album vor. Na Wahnsinn, ich kenn zwar nichts von Chokebore, aber Songwriter machen mich grundsätzlich neugierig.
Mit Gitarre, Tapeloops, allerhand Effektgeräten und Cassettenrecorder sang Troy dann wenig aufregende Songs, u.a. über seinen Penis. Die Begeisterung des Publikums hielt sich in Grenzen, eine Zugabe wurde glücklichwerweise nicht gefordert. Ich fand die halbe Stunde auch anstrengend genug, das merkwürdig linkische Gehampel des Herrn von Balthazar erinnerte mich vielleicht auch zu sehr an Bernd Begemann, mit dem ich ähnlich wenig anfangen kann. Chokebore ist damit jedenfalls schon auf der Negativliste gelandet, ich glaub um die muss ich mich nicht mehr kümmern.
Melissa dagegen guck ich mir gerne nochmal an. Vielleicht nächstes mal mit dem Herrn aus dem Regenwald, wenn es sich ergibt.

Schreibmusik: Melissa Auf der Maur - Out Of Our Minds



























Freitag, 26. November 2010

Zehn auf einen Streich
















Sieht man amerikanische Filme und Fernsehserien, dann müsste Bowling dort drüben Volkssport Nummer 1 sein, jedenfalls von den noch selber betriebenen Sportarten. Diese Beliebtheit dürfte, ähnlich wie beim Darten, darauf zurückzuführen sein, dass man sich nebenbei gepflegt die Kante geben kann, wenigstens als Hobbysportler. Zumal ja beides ausgesprochene Indoorsportarten sind, man muss also nicht wie John Daly seine Flasche in einer Papiertüte herumtragen.
Besondere technische Fähigkeiten außer minimaler Körperbeherrschung werden auch nicht verlangt, selbst nach fast 15 Jahren sportlicher Abstinenz lassen sich, siehe Bild, ein paar kleinere Erfolgserlebnisse erzielen.
Leider hielten die nicht bis zum Ende der Runde an, was mich an der Wahl meines Getränkes zweifeln ließ.
Sollten wir beim nächsten Weihnachtsbetriebsausflug wieder auf einer Bowlingbahn landen, was nicht die schlechteste Idee wäre, werde ich das Bier weglassen und es mit White Russian versuchen.

Als gute Wahl entpuppte sich auch das El Pulpo, sowohl die Tapas als auch die Scampi Piri-Piri waren richtig gut, den Kraken werde ich öfter aufsuchen. Man muss also nicht unbedingt ins Portugiesenviertel fahren. Fehlt nur noch eine Pastelaria nebenan, ein paar Natas als späteres Dessert hätten gut gepasst.

Schreibmusik: Nick Cave & The Bad Seeds - We Call Upon The Author auf DBWG Radio

Donnerstag, 25. November 2010

Ein lieber Gruß an Erika
















Auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, dass Sie diese Zeilen jemals lesen, so ist es mir doch ein inneres Bedürfnis Ihnen alles Gute zu wünschen. Von ihrer Freundin Ellen (sie ist doch ihre Freundin?) weiß ich, dass Sie es nicht immer leicht hatten in diesen schweren Zeiten. Leider kenne ich Ihre Telefonnummer nicht und kann mich deshalb nicht persönlich von Ihrem Wohlergehen überzeugen. Bei Ellen konnte ich mich auch nicht erkundigen, ihre Rufnummer wurde nicht angezeigt.
Vielleicht haben Sie ja nach diesem aufregenden Tag wirklich ein Mittagsschläfchen gemacht, oder sind spazieren gegangen um die Gedanken ein wenig zu ordnen, wie Ellen vermutete. Vielleicht hätten Sie das Telefon auch dann nicht gehört, wenn es bei Ihnen geklingelt hätte. Geklingelt hat es aber bei mir, und es war nur mein Anrufbeantworter dran, dessen werksseitig eingestellte Ansagestimme einen äußerst vertrauenerweckenden Eindruck zu machen scheint. 
Ich kann Sie aber beruhigen, intime Details hat Ellen dem Ding nicht anvertraut, ich erinnere mich an einen besonders hartnäckigen Behördenmitarbeiter, der sich gleich drei mal verwählt hat. Datenschutz war für den ein Fremdwort.

Eventuell sollte ich dem Automaten wirklich mal eine persönliche Ansage spendieren, das kann so zwar sehr unterhaltsam sein, aber manche Dinge will ich, glaube ich, einfach nicht wissen.

Schreibmusik: Heartless Bastards - The Mountain

Sonntag, 21. November 2010

Ältere Rechte
















Was sich die Damen so zu erzählen haben, wenn sie gemeinsam aufs Örtchen gehen um sich die Nase zu pudern, das kennt Mann ja höchstens aus Filmen. Da schlugen die Gesprächsfetzen im Klocontainer des Millerntorstadions heute jede Hollywoodinszenierung, jedenfalls in der Kategorie Männergespräche. Dabei muss es sich keineswegs immer um Fußball handeln.
"..da sacht der zu mir Alder, ich hab ja wohl die älderen Rechte, da sach ich Alder, auch äldere Rechte ham hier Stadionverbot." Diskussionsgrund war wohl die drangvolle Enge auf der Gegengerade, ist jedenfalls meine Vermutung. Am Urinal abgelöst wurde ich von einem überzeugten Vegetarier, der seinem Nebenmann das auch schlüssig erklären konnte, "bin ich ja quasi, also wenichstens wenn ich was trink, nä. Wasser, Hopfen, Malz iss ja alles vegetorisch, nä. Desween habbich auch nie Probleme mitn Kreislauf, nä."

Man sollte da versteckte Mikros aufhängen an Spieltagen, das schlägt jede RTL Comedy um Längen.

Weniger lustig war das Ergebnis, zwar hatte ich ein 1:1 getippt, wäre vor dem Spiel auch noch zufrieden gewesen damit, aber am Ende war es eine gefühlte Niederlage. Wer die gegnerische Mannschaft über fast den gesamten Spielverlauf im Sack hat, der muss ihn einfach auch mal zumachen. Und wie immer kommt auch noch Pech dazu, wenn man schon kein Glück hat. Wäre Ebbers einen Meter weiter vorne gewesen, als Benaglio den Hammer von Boll nicht festhalten konnte...hätte, wäre, wenn.

Und übrigens noch was, wenn man sich nach dem Spiel am Bierstand verabredet, dann logischerweise an dem Bierstand, an dem man sich vor dem Spiel schon getroffen hat, sonst wird das nie was.
So hab ich dann eine Bierlänge schlendernd die marode Atmosphäre der alten Gegengerade genossen und war beinahe ein bisschen traurig, dass es die nicht mehr sehr lange geben wird.

Aber man soll ja nach vorne blicken. Also Auswärtssieg in Bremen, was sonst. Und gegen Kaiserslautern einen Platz mit Bierversorgung sichern, obwohl, ging ganz gut diesmal mit den mobilen Versorgern.

Schreibmusik: Jackie Greene - American Myth

Samstag, 20. November 2010

Mer losse d'r Dom en Kölle
















Es ist mir bisher in Köln nie gelungen, mit einem Kölner zusammen den Turm des dortigen Domes zu erklimmen. Der Weg dort hinauf  ist so beschwerlich, dass sich bisher alle geweigert haben mich zu begleiten. In Hamburg benötigt man zum Glück keine gotische Kirche um sich die Stadt von oben anzusehen, das Riesenrad auf dem Hamburger Dom ist dank der überschaubaren Skyline völlig ausreichend, wie ich heute meinem Kölner Spezi Petesku beweisen konnte. Und es ist auf jeden Fall deutlich bequemer, wenn auch nicht ganz so hoch.

Noch nicht, muss man fast sagen, denn die Schausteller lassen sich beinahe jährlich etwas neues einfallen, um im schneller-weiter-höher Konkurrenzkampf bestehen zu können.
Wer da aus monetären Gründen nicht mithalten kann, der muss sich eben etwas anderes einfallen lassen. Die Geisterbahnen werben mit lebenden Geistern, ein Widerspruch der anscheinend niemandem aufgefallen ist, denn die Schlange an der Kasse war beachtlich. Exklusiv nur im Stardust wirbt man mit Autoscootern für Rollstuhlfahrer, es hätte mich durchaus interessiert, ob es dort eine Vorrichtung zur Verladung von Rollstühlen gibt, aber ich schätze mal die haben einfach nur ein paar Wagen mit Handgas.

Die wahrscheinlich billigste, wenn auch wenig erfolgversprechende Art der Werbung sind witzige Schilder. Noch besser sind sehr witzige Schilder.
Letzteres hätte ich gerne auf der Rückfahrt in der U3 hochgehalten, um dem Chor singender HSV Fans  stumm meine Meinung zu zeigen. Dafür konnte ich mit einem freundlich arglosen "Na, gewonnen heute?" noch ein wenig in der Wunde bohren.

Schreibmusik: Cassandra Wilson - Silver Pony

Freitag, 19. November 2010

Heinrich Zilles Albtraum
















Meinen Appetit auf gegrillte Kalbsleber, oder ähnlichen Spezialitäten von der Karte des netten Griechen um die Ecke, konnte ich mir heute Abend gepflegt von der Backe wischen. Den Herren H. und L. stand der Sinn dieses mal eher nach deftiger deutscher Küche, so verschlug es unsere kleine Schmalspurphilosophenrunde ins Milljöh, in dem man die Wahl hat zwischen Bayern (Franziskaner), Hamburg (Duckstein) oder Dresden (Radeberger), nur Berliner Bier findet sich auf der Karte nicht wieder.
Was, nebenbei bemerkt, natürlich kein Fehler ist, denn die Berliner mögen fast alles haben und fast alles können, nur mit dem Bierbrauen können haben sie es bekanntlich nicht so.
Ärgerlich fand ich nur, dass es niemand für nötig hielt mich auf die Krone der friesischen Braukunst hinzuweisen, die dort anscheinend auch erhältlich ist und natürlich meine erste Wahl gewesen wäre.

So ertränkte ich mein Schnitzel Wiener Art in Radeberger Pilsner, was wahrscheinlich auch die Wahl des gebürtigen Dresdeners Zille gewesen wäre, wenn es denn schon kein echtes Berliner Bier in falschen Berliner Kneipen gibt.

Donnerstag, 18. November 2010

Immer noch nah genug für einen guten Namen

















Der Besitzer dieses heimelig anmutenden Etablissements bewies auf jeden Fall sehr viel Fantasie bei der Namensgebung, immerhin ist das Ahrensburger Schloss schon zwei Straßenkreuzungen und einige hundert Meter entfernt, aber "Tanzschule im Industriegebiet" hätte sich wohl nicht ganz so gut gemacht auf dem Schild.

Der Erfolg gibt ihm auf jeden Fall Recht, wenn ich nach der Arbeit als letzter meine Karre aus dem Morast des Aushilfsparkplatzes befreie, ist schräg gegenüber in diesem unscheinbaren Flachbau immer noch Halligalli.

Schreibmusik: Marianne Faithfull -Live At The BBC 1965

Dienstag, 16. November 2010

Helden der Straße
















Der neue deutsche Weltmeister verkörpert bestimmte anarchistische Werte der heutigen Jugend, das schreibt angeblich Le Figaro. Vettel, das ist ein besonderer Ausdruck von Freiheit.
Irgendwie beschleicht mich bei diesem Blödsinn das Gefühl, der Übersetzer hatte nicht seinen besten Tag. Da meine Französischkenntnisse nicht die allerbesten, eher gesagt überhaupt nicht vorhanden sind, könnte ich das nur per Babelfish verifizieren, aber das würde wohl ungefähr auf ähnlichen Stuss hinauslaufen.

Anarchistische Werte? Hab ich was verpasst? Sponsert Red Bull jetzt den schwarzen Block? Wohnt Vettel jetzt nicht mehr in der Schweiz, sondern wie weiland Volker Ippig in der Hafenstraße? Dabei dachte ich immer, die Franzosen, die kennen sich aus mit der Anarchie.

Entweder hab ich mich in den Franzosen getäuscht, oder in Sebastian Vettel. Wahrscheinlicher ist aber, dass Corny Littmann neulich Recht hatte, als er Sportjournalisten als die dümmsten ihrer Zunft bezeichnete.

Scheibmusik: Incredible String Band - Changing Horses

Sonntag, 14. November 2010

Nackte Männer braucht das Land
















Im Foyer des - wie immer urgemütlichen - Congress Centrums trafen die (von der Jahreshauptversammlung kommenden) Mitglieder des FC St.Pauli auf eine ganze Horde geballter Weiblichkeit. Ich dachte schon an ein Konzert von Howard Carpendale, es war dann nur ein ähnlich klingender Name, die Damen wollten zu den Chippendales, was die völlige Abwesenheit männlicher Wartender in der Schlange erklärte. 

Mir kam ganz kurz der Gedanke, dass die Erstligamannschaft des FC, die etwa eine Stunde vorher den Saal verließ, dort zu einem Nebenjob angetreten sein könnte. Hätte man das irgendwie kolportieren können, dann hätten sicher einige der weiblichen Vereinsmitglieder den Saal gewechselt. Die Jungs bekommen trotz der letzten Niederlagen immer noch stehende Ovationen. Und womit? Mit Recht!

Die beiden Mädels im superknappen kleinen Schwarzen, die sich in letzter Sekunde in meinen Fahrstuhl  drängten, waren ganz sicher für den anderen Saal gebucht. Die beiden hatten derart viel Parfum aufgetragen, als wollten sie noch in Reihe 15 unter allen Konkurrentinnen gewittert werden. 

Manchmal bin ich echt dankbar für das Rauchverbot, eine glimmende Kippe im Fahrstuhl hätte das halbe CCH in Schutt und Asche legen können. Im Kern der Explosion soll es wenigstens schnell gehen.

Scheibmusik: Ska Cubano - Ajiaco! The Remix Album

Freitag, 12. November 2010

Return of Zettelpupe






















Die Stadt Hamburg braucht dringend Geld, das merkt man meistens, wenn sie ihre Angestellten wieder vermehrt zur Akquise auf die Straßen schickt. Die erste Rechnung konnte ich heute morgen aus dem Briefkasten fischen, die zweite wird wahrscheinlich gerade geschrieben, die Ankündigung für Nummer drei fand sich dann am üblichen Ort. Macht summa summarum inzwischen 45 Euro, dabei ist der Monat noch nicht einmal zur Hälfte rum. Vielleicht sollte ich das Ar den städtischen Bediensteten nach Mengenrabatt fragen, wenn er mich schon als Stammkunden betrachtet.
Immerhin dürfte man für das Geld schon eine Garage mieten können, mindestens jedoch einen Stellplatz.

Natürlich ist es durchaus möglich, dass die Zettelpupe sich hier auskennt und genau weiß, dass sämtliche Garagen und Stellplätze vermietet sind. Die Regelmäßigkeit, mit der er hier auftaucht um Anwohner zu nerven, lässt jedenfalls darauf schließen.

Schreibmusik: Almamegretta - Vulgus

Mittwoch, 10. November 2010

Hauptsache Haustiere
















Heute stand mal wieder der monatliche Dosenkauf Katzenfutter an, im ansonsten gähnend leeren Futterhaus drückt sich ein Kind die Nase an der Glasscheibe von Karnickels Showroom platt, als die Mutter um die Ecke kommt, beladen mit etlichen Paketen Stroh und Streu.
Kind: "Mama ich will auch so einen Hasen."
Mutter: "Das heißt nicht ich will, das heißt ich möchte."
Oha, denk ich, endlich mal konsequente Erziehung, werde aber sofort eines Besseren belehrt.
"Mama ich möchte auch so einen Hasen."
"Das sind keine Hasen, das sind Kaninchen."
"Mama ich möchte auch so ein Kaninchen."
Der Tonfall wird langsam quengelig, ich warte gespannt, ob der leicht überfordert wirkenden Mutter noch das Zauberwort einfällt. Bisher ist sie argumentativ etwas schwach unterwegs.
"Du hast doch schon zwei Meerschweinchen, damit spielst du doch auch nicht."
"Ich will aber lieber einen Hasen."
Völlig egal wie die Viecher heißen. Der Tonfall steigert sich langsam von quengelig zu hysterisch und hat inzwischen die Aufmerksamkeit des Fachpersonals erregt. Dem Alter des Mädels nach zu schließen, des Fachpersonals in Ausbildung. Noch keine Erfahrung mit Müttern, noch weniger mit Kindern.
"Kaninchen verstehen sich sehr gut mit Meerschweinchen, wir halten die auch immer zusammen."
Ich schwör, ich hab gesehen wie kleine Rauchwolken aufstiegen, aus den Ohren der Mutter. Hundert Pro, keine Einbildung. Wenn das Kind nicht inzwischen gebrüllt hätte wie am Spieß, dann wäre vielleicht auch die Entgegnung bei mir angekommen, ich brauch unbedingt ein Hörgerät.

Das lernende Fachpersonal muss aber ganz sicher zwei Tage unters Solarium, bis die Gesichtsfarbe wieder stimmt. Es reicht nicht, einfach nur helfen zu wollen, man muss sich auch die richtige Seite aussuchen.

Schreibmusik: Kasey Chambers & Shane Nicholson - Rattlin' Bones (The Max Sessions)

Montag, 8. November 2010

Kein Platz an der Sonne
















Hätte ich gewusst, dass man für Heimspielkarten zwischen vier und fünf Stunden in dieser Schweinekälte anstehen muss, ich bin nicht sicher ob ich dann um 6 Uhr aus dem Bett gekommen wäre. Der innere Schweinehund ist ja meist dann besonders laut, wenn die Differenz zwischen Innen- und Außentemperatur ein erträgliches Maß überschreitet. Das war heute eindeutig der Fall, was schon ein kurzer Blick aus dem Schlafzimmer auf zugefrorene Autoscheiben zeigte. Dazu war ich auch noch hundemüde nach nur zweieinhalb gefühlten Stunden Schlaf, alles keine besonders guten Voraussetzungen für solche Aktionen.

Um 7 Uhr reichte die Schlange von den Kassen, an denen die ersten Fans schon seit 4 Uhr anstanden, über den Stadionvorplatz, bis zur Budapester Straße. Da gibts dann genau zwei Optionen, anstellen - oder sofort umkehren. Stellt man sich erst einmal an führt kein gangbarer Weg zurück, jedenfalls keiner ohne Gesichtsverlust. Denn nach einer halben Stunde Klönschnack mit den Nachbarn und dem ersten gemeinsamen Kaffee vor dem Stadion (wenigstens die mobile Kaffeeklappe hatte schon geöffnet) räumt niemand mehr das Feld.

Angesichts hunderter zäher Kämpfer im Alter zwischen (geschätzt) 2 Monaten und weit über 60 Jahren wäre das auch ein Offenbarungseid gewesen. Nach zwei Stunden fing ich allerdings langsam an den Säugling zu beneiden, der in seinem weißen Fellstrampler (Modell Knut) friedlich bei Muttern im Tragetuch döste. Nach drei Stunden klagte meine entzückende Kölner (!) Nachbarin über erste Ausfallerscheinungen, dünne Chucks sind bei Temperaturen um den Gefrierpunkt wirklich nicht die richtigen Schuhe. Immerhin traf sie bei der Oberbekleidung eine deutlich bessere Wahl als ich, so vereiste sie ganz langsam von unten her, ich von oben. Wenigstens war der Himmel traumhaft blau, fast wolkenlos, nur die Sonne war nicht zu sehen, denn die Schlange stand über die gesamte Länge im Schatten des dämlichen Telekombunkers, auch aus dieser Richtung war also nichts erwärmendes zu erwarten.
Nach vier Stunden und fünfzehn Minuten hatten wir endlich das ersehnte Ziel vor Augen, wir standen an den Kassen, nur noch wenige Minuten bis zur Erlösung, nur noch auf eine freie Kasse warten, nicht einmal die höchst überflüssige Diskussion des Herrn an Kasse 2, dem die Regeln des Ticketverkaufs wohl nicht geläufig waren, sorgte noch für Verstimmung. Auch die Mutter, die unbedingt ganz schnell in den Kindergarten musste, durfte noch dazwischenrutschen. Und dann, endlich - stürzt das Computersystem ab. Komplett.

Ganz ehrlich, solche miesen Gags traue ich nicht einmal Mario Barth zu. Das Leben schreibt manchmal wirklich enorm schlechte Bücher.

Die 15 Minuten Verlängerung haben wir aber auch noch durchgestanden. Der netten jungen Dame aus Köln schulde ich jetzt noch einen Kaffee, vielleicht kann ich mich bei einem der nächsten Heimspiele ja mit einem Bier revanchieren, falls man sich über den Weg läuft.  

Schreibmusik: Ska-P - Incontrolable

Sonntag, 7. November 2010

Zu spät für Schamanengesang
















Ich sollte mir Eintrittskarten genauer ansehen und nicht nur einen flüchtigen Blick drauf werfen, dann wäre mir aufgegangen, dass es sich bei der fett gedruckten 21 um den Preis handelt, nicht um die Anfangszeit, die ohnehin untypisch gewesen wäre für die Fabrik.
So mussten Herr H. und ich nicht nur die vorher geplante Nahrungsaufnahme verschieben, wir kamen auch erst 15 Minuten nach Konzertbeginn dort an, um fortan mit knurrendem Magen der kleinen Samin mit der großen Stimme zu lauschen. Wenigstens kann man sich noch darauf verlassen, dass Künstler niemals pünktlich anfangen, wir hätten andernfalls das halbe Konzert verpasst. Dummheit ist schon härter bestraft worden, so kamen wir gerade noch rechtzeitig zu einer ungewohnt stampfenden und rockigen Version von Goaskinviellja.

Wie schon beim letzten Konzert von Mari Boine, war die Fabrik auch diesmal nur zu knapp einem Drittel gefüllt, die überbordende Begeisterung des spärlichen Publikums machte das aber mehr als wett. Sie hat eine kleine, aber sehr enthusiastische Fangemeinde in Hamburg, die Schamanin aus Lappland mit ihren seltsamen Gesängen. Dazu eine großartige Band, die einen geradezu erstaunlich dichten Sound aus ihren vier Instrumenten hervorzaubert.
Ein paar Brocken Deutsch hat sie inzwischen auch gelernt, Küstenschwalbäää hörte sich schon ganz gut an, noch deutlicher der stolze Hinweis Ich bin jetzt eine Oma.

Da man sich die Kraft für seine Enkelkinder sparen muss, war trotz des tosenden Publikums nach 90 Minuten - plus Zugabe - Feierabend. Am Ende gab es ein unfassbar schönes Lied, for you to come down and, more important, for me to come down, aus dem Soundtrack eines mir (noch) unbekannten Filmes, den ich gleich noch suchen muss. Der Name Pathfinder weckt zwar dumpfe Erinnerungen an miserable Kritiken, ich vermute aber mal sie meinte einen anderen.

Schreibmusik: Mari Boine - Cuovgga Áirras (Sterna Paradisea) - signierte Ausbeute des heutigen Abends.

Samstag, 6. November 2010

Die Schlange der Entsorger
















Hochbetrieb auf dem Recyclinghof in Volksdorf, knappe 30 Minuten vor Torschluss. Nach 15 Minuten Wartezeit habe ich schon befürchtet, eine weitere Woche meinen alten Computerschrott durch die Gegend kacheln zu müssen, in öffentlichen Einrichtungen ist man ja meist sehr penibel, was die Öffnungszeiten angeht. Stutzig wurde ich zwar, als mehrere Autos links an der Schlange vorbeizogen, aber den Grund dafür konnte ich nicht erkennen, auch aussteigen und gucken half da nichts. 
Jedenfalls bis die Schlange so kurz war, dass man endlich das  Schild erkennen konnte, welches die Entsorger in Richtung Recyclinghof  und Grünabfall trennte.
Grünabfall! Hätte man auch selber drauf kommen können im Herbst.

Freitag, 5. November 2010

Gefährliche Ecken
















Dass es durchaus mal negative Folgen für die Gesundheit haben kann, wenn man sich zu häufig auf dem Kiez herumtreibt, das ist ja nicht erst seit Jürgen Rolands St.Pauli Report bekannt.
Die Reeperbahn und ihre zahlreichen Seitenstraßen und Hinterhöfe, die Bars und Stripschuppen, selbst die Bahnhöfe werden fast wöchentlich erwähnt, wenn es mal wieder Tote oder Verletzte gegeben hat.

Dabei kommt es eher selten vor, dass jemand vom Barhocker geschossen wird, der sich nicht vorher in irgend einer Weise unbeliebt gemacht hat. Die Gefahren lauern heute in ganz anderen Läden, in denen man den süßesten Verlockungen ausgesetzt wird, und das schon am helllichten Tag. Die Damen in diesen Etablissements reizen auch nicht mit verführerischem Lächeln, hohen Stiefeln und knappen Miniröcken, eher mit gigantischen Kalorienbomben aus eigener Herstellung. Alle versehen mit einem extrem hohen Suchtpotenzial, da ist das Messer im Bauch doch ein kleineres Problem, hier drohen auf lange Sicht schwerwiegendere Folgen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Empfänglich bin ich dabei nur für die Spitzenklasse der Backkunst, aber der kann man hier kaum noch ausweichen, ob es die Natas aus dem Transmontana sind, oder der beste American Cheesecake diesseits des Atlantik bei Stepha in der Paul-Roosen-Straße.

Durch meine täglichen Besuche auf der Rückseite der Reeperbahn (siehe Blogroll) bin ich jetzt auf einen dritten Gefahrenpunkt hingewiesen worden, das Cafe Latte in der Wohlwillstraße, in dem es unglaublich gute Brownies geben sollte, was ich nach meinem heutigen Besuch bestätigen kann. Un-glaub-lich. Wem es nach einer treffenden Beschreibung dieses Backwerks gelüstet, der möge im Blog vom Herrn Wagner nachlesen, ich könnte da sonst nur schamlos abschreiben. 

Unglaublich nett war auch die Dame, die mir gleich den größten der Brownies einpackte, mit dem entzückenden  Satz  "Sie sehen aus, als könnten Sie das vertragen." Sie lachte dabei aber so charmant, dass ich ihr nicht wirklich böse sein konnte.

Hab ich ein Glück, dass ich da nicht wohne. Es ist einfach zu gefährlich auf dem Kiez.

Schreibmusik: The Mick Fleetwood Blues Band - Blue Again

Montag, 1. November 2010

VIP - völlig idiotische Preise
















Der FC St.Pauli scheint Probleme mit dem Kartenverkauf im Kuchenblock zu haben, aktuell wird jedenfalls ein begrenztes Kontingent an VIP Karten für das Spiel gegen die Pillendreher für nur 99 Euro pro Stück an Mitglieder "verschleudert". Vielleicht ist es auch nur eine Werbeaktion, deren Sinn sich mir nur verschließt, weil ich nicht weiß welchen Personenkreis man damit erreichen will.
Hätte ich das heute bereits vor der Arbeit gelesen, wäre ich wahrscheinlich spontan zum Kartencenter gefahren und hätte mir eine Karte geholt, mittlerweile bin ich doch etwas ins grübeln gekommen.

Einerseits gibt es viele gute Gründe dafür, ich habe durch unglückliche Umstände leider keine Karte für das Spiel, und AFM Radio ist auf Dauer doch trockenes Brot. Man könnte sich mal ansehen was da so für Nasen sitzen auf den Business Seats, feststellen ob denen Schnittchen und Getränke tatsächlich wichtiger sind als das Spiel, oder einfach ein paar alberne Aktionen starten, allerdings fehlen mir dazu meistens die Ideen und, so ganz alleine, noch mehr die Traute. Der Preis selber dürfte eigentlich kein Diskussionsgrund sein, schließlich ist man ja auch mal bereit für ein Auswärtsspiel größere Summen zu zahlen, wenn man es sich gerade leisten kann.
Andererseits bin ich bei Heimspielen gewisse Freiheiten gewohnt, sowohl im Bewegungsdrang, als auch im Konsumverhalten. Es wäre sicher eine neue Erfahrung, könnte man dem Innensenator einen Zug aus der Sportzigarette anbieten, aber erstens ist der (hoffentlich) kein St. Pauli Fan und zweitens und drittens und viertens und überhaupt, Kuchenblock?

Hat jemand ne Stehplatzkarte und Bock zu tauschen? Dann hol ich so'n Ding.

Schreibmusik: Portishead - Dummy