Sonntag, 26. November 2023

Emmas kleine Schwester

 









Statt wie üblich den Sonntag auf der Autobahn zu verbringen, lasse ich mich zu einem Ausflug nach Hüinghausen überreden. Dort ist Tag der offenen Tür bei der Sauerländer Kleinbahn, inklusive Ausflug mit Dampflok. Durch des Pappenheimers Fotoalbum weiß ich, dass man da einen ganzen Haufen rostigen Schrott fotografieren kann, aber eine fauchende und rauchende Dampflok wär natürlich um einiges reizvoller und sich für ein Foto auf die Schienen legen wollte ich schon immer mal. 

Ganz so dolle wie erhofft ist es mit dem Rauch dann nicht, denn der Märkische Museums-Eisenbahn e.V. hat natürlich kein Schlepptendermonstrum der Reihe 01 im Schuppen, sondern Emmas kleine Schwester. Genau genommen hätte in diesem Jahr überhaupt nichts geraucht, weil das vereinseigene Dampfross noch überholt wird, seit 2021 dampft dafür die "Spreewald", eine Leihgabe des Deutschen Eisenbahn-Vereins.

Die 1917 gebaute Lokomotive war ursprünglich in Ostpreußen und bis in die 50er Jahre noch im Spreewald im Einsatz, die damals erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h (20 bei Weichen) überschreiten wir auch heute sicher nicht, wodurch wir in den Genuss von zwanzig Minuten Nettofahrzeit kommen, in denen immerhin der Wald ein wenig eingenebelt wird.

So eine Schmalspurbahnfahrt in der Holzklasse ist eine ziemlich wackelige Angelegenheit, wer damals die 51 Kilometer von Lübben nach Cottbus zurücklegen musste hat das wahrscheinlich nicht ganz so amüsant gefunden wie wir. Und möglicherweise auch mehr bezahlt als einsfuffzig.


Fotos dazu: Saarländer Kleinbahn Hüinghausen - Nikon D7200

Musik dazu: Thea Gilmore - Avalanche














 

 

 

 

Donnerstag, 23. November 2023

Das Dorf in den Pilzen

 








"Das Pilzland ist ein seltenes Biom, das schwer zu finden ist" lautet der erste Satz im Minecraft Wiki. Da habe ich wohl Glück gehabt, relativ schnell zwei Pilzinseln im Eismeer zu finden, doch was anfangen damit? Man kann die seltsamen Kühe dort melken und erhält Pilzsuppe statt Milch, ansonsten wachsen dort halt viele Pilze und es spawnen keine Monster, weshalb man dort auch während der Nächte unbehelligt bleibt.

Das wäre natürlich ideal für ein eigenes Dorf und das existiert sogar schon irgendwo, denn Frau K. hat dem fahrenden Händler für sagenhafte 37 Smaragde eine Mushroom Village Map abgekauft, von der ich nicht einmal geahnt habe dass so etwas überhaupt existiert. Ein Dorf in den Pilzen? Sechser im Lotto!

Ganze sieben Tage marschieren wir in Richtung Norden, überqueren diverse Gewässer, schlagen uns durch Sümpfe und Mangrovenwälder, die noch viel anstrengender sind als der Dschungel, bis wir wieder an einer Eismeerküste landen. Noch fünf Minuten rudern und wir landen auf der größten Pilzinsel, die ich je gesehen habe. Wobei das allerdings auch erst die dritte überhaupt ist, aber sie hat ein Dorf, mit ziemlich vielen Bewohnern. Hauptsächlich Bauern, Priester und Gerber, also sehr ausbaufähig. 

Helfen könnte da eine Händlerflotte, die direkt neben einer kleinen Nachbarinsel ankert, eventuell können wir da noch ein paar Villager rekrutieren, falls das mit der Dorfbewohnervermehrung nicht auf natürliche Weise klappen sollte.

Vorerst aber gilt es das Gelände abzusichern, auch ohne Monster ist das Leben von Dorfbewohnern in steter Gefahr. Die tiefe Schlucht, die das Dorf in zwei Hälften schneidet, muss als erstes geschlossen werden. Schon um die Wege kurz zu halten, aber auch weil jeden Tag ein Trottel da reinfällt. Die Steilküste im Norden wird auf voller Länge mit Zäunen gesichert, damit die MLRG nicht täglich in die Boote muss und weil der Priester immer hektisch auf dem Kirchturm herumspringt, bekommt auch dieser eine absturzsichere Spitze, auf besonderen Wunsch sogar mit Kreuz.

Nachdem mehrere Tage niemand gestorben oder irgendwo ins Wasser gefallen ist, machen wir uns an den Ausbau des Dorfes. Mir steht der Sinn nach Bibliothekaren, bei denen ich schöne Zauberbücher kaufen könnte, Frau K. bevorzugt Maurermeister, weil sie ihre Quarzsteine lieber kauft, statt das Zeug im Nether abzubauen. Ein paar Fischer wären auch ganz gut, dann könnte man die vollen Kisten aus der Fischerhütte endlich gewinnbringend nutzen.

So kommt es, dass außer den vielen Bauern inzwischen auch jede Menge Bibliothekare und Maurer in Psilocybingen unterwegs sind und damit die ordentlich arbeiten, werden wir uns auch so eine kleine Pilzhütte zulegen, vielleicht etwas luxuriöser und geräumiger als die Bauernkaten. 

Das Baumaterial dafür schießt ja schließlich wie Pilze aus dem Boden.

Screenshots dazu: Minecraft 1.19.2

Musik dazu: Thea Gilmore - Songs From The Gutter







Sonntag, 19. November 2023

Biggestauseeelektroschifffahrtsgesellschaftskapitän

 









Die wahrscheinlich letzten sonnigen Herbsttage im südwestfälischen Regenwald, da sollte man etwas unternehmen in diesem "Draußen". Immerhin hab ich mich zu einem etwas längeren Wochenende überreden lassen, aber was macht man im Sauerland, außer Fritze Merzens Geburtshaus mit Farbbeuteln zu bewerfen?  

Bevor der Pappenheimer mit irgendwelchen anstrengenden Vorschlägen kommt schlage ich eine Bootsfahrt über den Biggestausee vor, da ist man auch draußen, kann seine Nase in die Sonne halten und kalte Getränke gibt's doch garantiert ebenfalls an Bord, ein Argument das bei ihm eigentlich immer zieht.  

Das könne sehr langweilig werden, weil die Bigge zwar bigger als die Alster wär, es aber außer Wald halt sonst nichts zu sehen gäbe. Das nehme ich in Kauf, denn wenn ich hier in den Bergen rumstolper seh ich auch nichts anderes, muss mich dabei aber wesentlich mehr anstrengen.

Die drei Decks sind gut besucht, neben uns feiert eine bunte Hochzeitsgesellschaft, mitsamt Rauschebartpriester und allem Pipapo, die für genügend Unterhaltung an Bord sorgt, es fehlt nur noch jemand mit einer Fiedel der zum Tanz aufspielt.

Mitgebracht haben sie eine riesige und ungeheuer bunte Torte, die schwer nach Lebensmittelvergiftung aussieht, möglicherweise aber doch besser geschmeckt hätte als das furztrockene Stück Käsekuchen, das ich mir unter Deck besorge und mit einem Cappucino hinunterspüle.

Die sehr langsam vorbeiziehende Landschaft ist, wie zu erwarten, nicht sonderlich abwechslungsreich, Wald besteht nun mal hauptsächlich aus vielen Bäumen. Viele Segelboote hätten das Bild etwas abrunden können, aber bis auf eine Handvoll Unentwegter nutzt leider niemand den sonnigen Samstag für den Segelsport, obwohl hier Material genug vorhanden ist.

Neunzig Minuten dauert die wilde Fahrt und die größte Attraktion dabei ist eine Brücke, auf der oben Autos fahren und unten die Eisenbahn. Sensationell. Natürlich fährt die Bahn nicht gerade jetzt, was aber egal ist, denn zur Attraktivitätssteigerung hätt's schon eine fette Dampflok sein müssen. 

Es soll Menschen geben, die schon bei der Elbquerung mit einer Fähre von der Seekrankheit befallen werden, für die wäre eine Schiffahrt auf der Bigge genau richtig. Hier bewegt sich nichts, keine Wellen, keine Strömung, nur der Blick ans Ufer verrät, dass man sich gemächlich vorwärts bewegt. 

Nicht einmal die Vibrationen eines tuckernden Schiffsdiesels stören die Idylle, denn unser Schiffchen fährt vollelektrisch. Wenn man an den Landungsbrücken mal tief Luft geholt hat, könnte man das für eine gute Idee halten.

Fotos dazu: MS Westfalen, Bigge Stausee - Samsung A33 (1,6) . Nikon D7200 (2-5)

Musik dazu: Fever Ray - Radical Romantics









 

 


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Samstag, 11. November 2023

Kein Lucky Punch. Nirgendwo.

 










Heimspiele gegen Gegner, die auf der persönlichen Beliebtheitsskala eher am unteren Ende stehen, verursachen bei mir immer ein unangenehmes Drücken in der Magengegend. So schön Siege gerade gegen solche Truppen auch sind, so unangenehm sind Punktverluste. Mit Niederlagen beschäftigen wir uns ja eh nicht mehr, auch wenn wir alle wissen, dass jede Serie einmal endet, aber bitte nicht ausgerechnet gegen Hannover.

Der Anhang macht schon vor dem Spiel auf sich aufmerksam und legt zeitweilig die U-Bahn lahm, weshalb es Verzögerungen bei der Anreise gibt, bei der ich mit viel Glück das richtige Zeitfenster erwische und nicht vom Baumwall aus zu Fuß latschen muss. Mein Zug hält mit Verspätung noch St.Pauli und dann steht nur noch der DOM zwischen mir und dem nächsten Heimsieg.

Die Hälfte der Rentnergang sitzt zu Hause und kuriert sich aus, weil immer noch ein Strich zu sehen ist auf dem Schnelltest, aber Ersatz ist immer schnell gefunden in diesen Zeiten und so ergibt sich noch ein Klönschnack vor dem Spiel. Ganz bescheiden erhofft man sich mindestens einen Punkt, weil Hannover ja ebenfalls Ambitionen hat, dazu den besten Sturm der zweiten Liga und Marcel Halstenberg. Wenn der mal freie Schussbahn hat.... ohauerha!

Doch kaum sitzt man auf seinem Platz und das Spiel wird angepfiffen, ist alles wie gewohnt: Nach spätestens zehn Minuten dominieren wir das Geschehen auf dem Platz nahezu vollständig, lassen hinten nichts zu, kombinieren uns durch das Feld wie ein heißes Messer durch die Butter und kreieren die eine oder andere Torchance, von denen aber nur eine von Jojo wirklich vielversprechend ist und eine von Elias zwar sitzt, aber wegen Abseits nicht gewertet wird. 

Die restlichen Versuche landen in den Armen von Zieler oder gehen daneben, noch nerviger ist das elende Foulspiel der 96er, die weder mit Dapo noch mit Elias fertig werden. Wenn sonst nix geht nehm' ich auch ein Tor nach Standard, das hat in Elversberg schließlich auch geholfen, aber leider sind wir da heute zu harmlos.

So geht es mit einem dem Spielverlauf nach eher unangenehmen Gefühl des verpassten Führungstreffers in die Pause. Natürlich weiß ich, dass wir auch in der 93. Minute noch ein Spiel gewinnen können, außerdem haben wir noch mindestens 45 Minuten dafür Zeit, aber für meine Nerven wäre JETZT der richtige Zeitpunkt dafür, vom Anstoßpunkt an nach vorne auf die Süd und *zack* rein das Ding. Das gäbe dem ohnehin schon guten Support noch mal einen Schub und ich müsste nicht mehr so unruhig auf meinem Sitz herumrutschen.

Passiert natürlich nicht, weil is ja kein Wunschkonzert hier, aber passiert auch in der nächsten halben Stunde nicht, obwohl wir den Druck immer mehr erhöhen, eine Ecke nach der anderen bekommen, die weder als lange noch als kurze Variante etwas einbringen, es ist mal wieder zum Haare raufen wenn man welche hätte.

Wir brauchen nur den "Lucky Punch" sagt mein Nachbar und unangenehm an solchen Situationen ist ja, dass auch ein Gegner der 89 Minuten nichts macht, außer gegen den Ball zu arbeiten wie es so schön heißt, in einem unglücklichen Moment der Unachtsamkeit, diesen Lucky Punch ansetzen kann.

Diese unglücklichen Momente der Unachtsamkeit hätte es ab der 80. Minute durchaus geben können, in der eine Massenschlägerei im Gästeblock die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Da ich unbedingt eine neue Brille brauche erklärt mir mein Nachbar das Geschehen, anscheinend ist der schwarze Block da unten mit Darth Vader Helmen ausgestattet und prügelt sich mit Hannoveranern, die sich mit Hannoveranern geprügelt haben. Daraufhin bekommen alle Hannoveraner reichlich Pfeffer und Schlagstock zu spüren und wehren sich mit Latten und geworfenen Bierbechern gegen die Vaderarmee.

An Fußball ist hier nicht zu denken, wenn direkt hinter Nikola und Hauke das Chaos tobt, der Schiedsrichter sieht das ähnlich und unterbricht das Spiel. Als sich die Situation langsam beginnt zu beruhigen tritt die weiß behelmte Stormtroopergang auf, posiert sich in Reihe vor dem Gästeblock um noch mal ordentlich und wahllos ihr Gas zu verteilen, bevor sie geschlossen und in Reihe wieder abziehen. Das Dämleskalationsteam trägt weiße Helme, muss ich mir merken.

Viel mehr als die ohnehin schon dämliche Gesamtsituation nervt es, dass die Aktion von Teilen der Gegengerade auch noch beklatscht wird und irgend ein Vogel hinter mir die Cops sogar noch lautstark auffordert in den Block zu gehen. So manch einer hat auch bei uns den Schuss nicht gehört, muss man wieder einmal erschreckt feststellen.

Der Offensivschwung, den wir gerade noch anfingen auszubauen, ist jedenfalls hinüber und die 90. Minute schnell erreicht. Acht Minuten Nachspielzeit durch die Unterbrechung, in denen Zieler die gelbe Karte für Zeitspiel sieht, was eigentlich schon alles über diese acht Minuten aussagt. Für Hannover ein sehr schmeichelhafter Punktgewinn, ein höheres Ziel haben die sich wohl auch nicht gesetzt.

Das langweiligste Spiel aller Zeiten, bei dem ich auf der Tribüne beinahe eingeschlafen wäre, war ebenfalls ein 0:0 gegen Hannover. Heute ist glücklicherweise jedes 0:0 unserer Jungs eines dieser besseren torlosen Unentschieden, die eigentlich einen Sieg verdient gehabt hätten. 

Machen wir beim nächsten Heimspiel wieder besser.

 

Was sonst noch gut war:

Seenotrettung ist kein Verbrechen!

Was man in Erwägung ziehen sollte:

Fabi bitte in Rostock an die Bank fesseln, ein Alptraum wenn der im Derby auf die Tribüne müsste.

Was sonst noch schlecht war:

Nach dem Spiel wieder Chaos am Bahnsteig, Sperrung der U3 in alle Richtungen, wartende Menschenmengen, Wartezeiten von 30 bis 40 Minuten machen die Runde. Rüber zum Bus, auch hier Teilsperrungen einiger Linien, die 16 kommt in 20 Minuten, wenn sie kommt. Kurze Hoffnung als die Eingänge zum Bahnsteig wieder frei sind, aber die Bahnen fahren ohne Halt durch. Zurück zum Bus, den ich laut Anzeige verpasst habe, dank des Verkehrschaos aber doch bekomme.

Hannover ey, wenn ihr euch in Großstädten nicht vernünftig bewegen könnt, dann bleibt einfach in der Provinz.   

Fotos dazu: Gegengerade Millerntor, FC St.Pauli - Hannover 96, Endstand 0:0

Links dazu: Millernton: Wenn das Spiel nebensächlich wird Groeni: Bier gegen Pfefferspray Übersteiger: FC Spitzenreiter Magischer FC: Fußball wäre auch gewesen

Musik dazu: Eels - Hombre Lobo