Sonntag, 2. Februar 2025

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts

 










Spitzenspiel in der Fußball Bundesliga!  Der Tabellenerste (wir!) empfängt den Tabellenzweiten (Augsburg), wenn das mal kein Grund für zumindest mittelschwere Aufregung ist. Okay, die Rückrundentabelle wird nach nur zwei Spieltagen nicht besonders aussagekräftig sein, aber es wäre doch möglich, dass wir dabei sind eine Serie zu starten, nach zwei Siegen in Folge. Oder die Augsburger, natürlich.

Zudem gibt es anlässlich des 80. Jahrestages des Holocaust eine Gedenkchoreo im ganzen Stadion, die höchstwahrscheinlich auch ziemlich beeindruckend ist, von der man aber leider nicht viel sieht, wenn man selber ein Teil dieser Choreo wird. Auf jedem Platz liegt eine schwarze Folie und fleißige Menschen haben vor dem Spiel jede Menge Material vor unseren Plätzen verbastelt, aber leider keine Bedienungsanleitung hinterlassen. Gott sei Dank erscheinen die fleißigen Menschen rechtzeitig um das ganze Konstrukt zu entknoten und entwirren und schon steht man hinter dem winzigen Teil einer riesigen Gegengeradentapete. 

Auf Nachfrage bei den fleißigen Menschen erfahre ich auch, was da drauf geschrieben steht. "Wer gegen Nazis kämpft, kann sich auf den Staat nicht verlassen." Für das Zitat von Esther Bejarano in dieser Größe braucht man schon die ganze Länge der Gegengerade. Gut gewählt, könnte man in der heutigen Zeit auch schon fest installieren. Bin gespannt wie das auf den anderen Tribünen aussah.

Nach dem Verzicht auf die Hells Bells und einer Schweigeminute, in der immer jemand "Halt die Schnauze" rufen muss, weil immer jemand seine nicht halten kann, geht's dann auch irgendwann um Fußball. Das ist der Teil des Nachmittags, an dem man seine Schnauze dann nicht mehr halten muss. Support, you know?

Was uns da unten auf dem Rasen geboten wird ist nämlich durchaus erfreulich. Richtig schicker Fußball mit null Chancen für den Gegner, weil wir mit ordentlich Energie, Einsatz und Feuer zu Werke gehen. Ab und zu gibt's feine Ballstafetten zu bewundern und belohnt wird das verdientermaßen auch nach 17 Minuten durch ein Tor. 

Das 1:0 durch Philipp Treu, dem ich es wirklich gegönnt hätte damit in der Bundesligatorschützenliste zu erscheinen, weil der Treffer nur durch seinen hartnäckigen Einsatz entstehen konnte, aber ein Augsburger Hintern war dagegen. Gönnen würde ich es auch Jackson Irvine, das muss richtig scheppern wenn der am Millerntor endlich trifft. Gönnen würde ich es vor allem mir, denn egal wie gut wir die im Griff haben, ist ein 1:0 einfach ein noch gefährlicherer Spielstand als ein gefährliches 2:0, alte Fußballerweisheit. 

Mit etwas Pech und Chancenwucher geht's dann auch mit Einsnull in die Halbzeit, in der ich wichtige Informationen von meinen Nachbarn erhalte. Angeblich haben wir bei Morgan eine Kaufoption für feste 2.5 Millionen und wenn das stimmt würde ich dem natürlich auch gleich einen Treffer wünschen. Außerdem haben die Augsburger insgesamt angeblich doppelt so viele gelbe Karten und doppelt so viele rote Karten kassiert wie unsere Jungs. Das sind so Statistiken die ich überhaupt nicht verfolge, es klingt aber einigermaßen beunruhigend.

Der Augsburger Fanblock hält es bei der nebligen Wetterlage für eine gute Idee, die zweite Hälfte mit Pyro zu begrüßen. Wenn man schon mal am Millerntor ist, die finden das sicher kultig... nein, sieht halt beschissen aus und macht nur noch mehr Nebel.

Nachdem man wieder halbwegs etwas sehen kann geht's weiter, doch leider nicht mehr ganz so geschmeidig wie in der ersten Hälfte. Offensiv bekommt Augsburg weiterhin nichts gebacken, dafür langen sie defensiv aber mal so richtig zu. So wird die Halbzeitkartenstatistikinformation quasi zur selbsterfüllenden Prophezeiung, als erst Morgan und später auch Manos nach Fouls verletzt vom Platz müssen.

Und dann haben die nach 80 Minuten ihre erste Chance in dem ganzen verdammten Spiel und nur zwei Minuten später kriegen sie noch eine und die machen sie dann rein. Da kommt einem das Astra prompt wieder hoch und das ist wahrhaftig kein Vergnügen. Inklusive Nachspielzeit wären dann noch 17 Minuten geblieben um den alten Abstand herzustellen und wenn Elias in der 90. Minute den Ball noch erreicht hätte, das Dach wäre weggeflogen.

So fühlt sich das sehr nach zwei verschenkten Punkten an, aber die holen wir dann eben ganz überraschend nächstes Wochenende, ich bleib optimistisch.

 

Was sonst noch gut war:

Die Choreo (nehme ich mal an)

"Alle zusammen gegen den Faschismus"  Sprechchöre. 

"Ganz Hamburg hasst die AfD" Sprechchöre. Wobei ich mich gefragt habe wie sich die AfDeppen unter uns (ich bin sicher es gibt auch hier welche) dabei fühlen (hoffentlich schlecht, geht weg)  

Comeback von Elias Saad 

Was nicht so gut war:

Verletzungen von Morgan und Manos sind wirklich das Allerletzte was wir jetzt brauchen können.

Was mich extrem genervt hat:

Wenn Du hinter einer großen Choreotapete stehst und zeterst, weil Du das Spielfeld nicht sehen kannst (auf dem noch kein Spiel läuft) dann bist Du mindestens auf der falschen Tribüne. Wenn Du dann weiter lamentierst, weil der Abbau der ganzen Geschichte etwas länger dauert und man dabei tatsächlich stehen muss, dann bist Du vielleicht sogar im falschen Stadion.


Fotos dazu: Gegengerade Millerntor, FC St.Pauli - FC Augsburg, Endstand 1:1

Tore dazu: Banks (ET, 17.) Kömür (83.)

Links dazu: perfect! almost... (Millernton)

Musik dazu: Charlotte de Witte - Apollo/Azura/Brussels/Power of thought/Overdrive/Trip

 









 

G
M
T
Y
Die Sound-Funktion ist auf 200 Zeichen begrenzt

Montag, 27. Januar 2025

Besser spät als nie

 










In diesem Leben krieg ich das nicht mehr gebacken mit den Anstoßzeiten, außer 15:30, was normal ist, außer meistens für uns, gibt es ja noch 20:30 und 18:30 und wie ich heute erfahren musste, auch 17:30, aber nur Sonntags, dabei hab ich vor kurzer Zeit noch geguckt und hätte schwören können...

Als einziger Mensch mit St.Pauli Klamotten in der U-Bahn, da hätte ich schon stutzig werden müssen, aber hey, die machen ja heute früher auf, da sind bestimmt auch alle früher hin, nach den letzten Erfahrungen. Aber die entsetzlich langen Schlangen vom Spiel gegen Frankfurt sind weg, es gibt überhaupt keine Schlange, nirgends. Alle drin außer mir und während ich die letzten steilen Stufen zum gähnend leeren Umlauf erklimme denk ich noch Aux Armes? WIESO DENN JETZT AUX ARMES? 

Und dann ist der Groschen gefallen. Spät, aber immerhin. 

Wenn es schon nirgends Warteschlangen gibt kann man sich auch noch ein Bier holen, auf die Minute kommt es auch nicht mehr an. Einigermaßen ärgerlich, dass ich die wahrscheinlich wichtigste Choreo des Jahres verpasst habe, aber davon wird es anderswo genug Bildmaterial geben und schließlich sind wir ja hauptsächlich hier um ein Fußballteam zu supporten.

Gegen diesen Stadtteilverein aus der Hauptstadt, den man aus irgendwelchen Gründen früher mal ganz sympathisch fand, der aus diversen anderen Gründen inzwischen aber hart nervt. So wie dieser Hollerbach, von dem ich mal gedacht habe der wäre trotz seines Namens ein Stürmer für uns, bis er den Mund aufgemacht hat.

Der nervt auch heute hart, ist aber bei unserer Defensive in stabilen Händen und dann ist da ja noch Niko als letzte Instanz, der mich heute wieder besonders erfreut. Wann hatten wir jemals so einen Stabilitätsfaktor in der Kiste? Nix gegen Skyman und Co., wir haben sie alle geliebt, aber das ist einfach ne Stufe obendrauf. Strahlt eine Bärenruhe aus, aber wenn's drauf ankommt ist er rechtzeitig unten.

Nach einer halben Stunde erhöhen wir den Druck und das wird prompt belohnt, nachdem Morgan erst einen Ball an die Latte setzt, jagt er die Pille nur Minuten später aus spitzem Winkel in die Maschen. Das haben wir im wahrsten Sinne des Wortes nicht kommen sehen und springen erst auf, als der Ball erkennbar im Netz herumflippert. Was für ein Strahl, so etwas geht oft genug drüber, aber der hat perfekt gesessen.

Fünf Minuten nach Wiederanpfiff veredelt Morgan seinen Auftritt durch das 2:0 und noch bevor ich in marmoushigen Dimensionen denken kann fällt mir ein, dass wir den ja auch nur ausgeliehen haben um ihn hier zum Torjäger zu machen. Das macht er nach anfänglichen Schwierigkeiten inzwischen so gut, dass ich ihn doch gerne länger hier sehen würde, was natürlich noch unrealistischer wird je öfter er trifft. Das Fandasein ist kompliziert, was soll man sich nur wünschen?   

Ich wünsch mir ein 3:0, weil man ja weiß dass 2:0 ein ganz gefährlicher Spielstand ist, allerdings bleibt Union auch in der zweiten Halbzeit relativ harmlos, brennt es tatsächlich mal kurz ist immer einer da um rechtzeitig zu löschen, Hauptbrandmeister Hauke ist da erste Wahl. Möge er von Verletzungen verschont bleiben, das ist schon einigermaßen beunruhigend wenn jemand so lange auf dem Rasen liegt.

Meine Nachbarn und ich sind uns einig, dass Union heute kein Tor macht, auch wenn sie in den letzten Minuten noch was versuchen - und kaum hat man sich mit dem Ergebnis und den drei Punkten angefreundet spitzelt Morgan den Ball mit der Hacke zu Danel Sinani und der schraubt das Ergebnis in der Nachspielzeit noch auf ein wundervolles und verdientes 3:0. Besser spät als nie.

Jetzt frage ich mich, ob ich zum nächsten Spiel gegen Augsburg auch fünf Minuten später eintrudeln sollte, weil, das ist echt praktisch. Die U-Bahn ist nicht überfüllt, am Einlass keine Wartezeit, das Bier ist schon fertig und am Ende gewinnen wir 3:0, das wär doch was.

Andererseits sing ich das Herz von Sankt Pauli schon gerne mit..


Bilder dazu: Gegengerade Millerntor, FC St.Pauli - FC Union Berlin, Endstand 3:0

Tore dazu: Guilavogui (31./51.) Sinani (93.)

Links dazu: In der Bundesliga angekommen (Stefan Groenveld) Reife Leistung (Millernton)

Musik dazu: Ryan Adams - 1989













G
M
T
Y
Die Sound-Funktion ist auf 200 Zeichen begrenzt

Samstag, 11. Januar 2025

Nicht chancenlos

 










Wenn der Tabellendritte der Bundesliga mit seinem Ekitiké-Marmoush-Wundersturm und Weltmeistersiegtorschützegötze am Millerntor anrückt ist das vielleicht kein Grund zu übertriebener Hoffnung auf drei Punkte, andererseits haben wir gerade gegen die vermeintlichen Spitzenmannschaften ziemlich gut ausgesehen, streckenweise jedenfalls. Nie chancen- aber immer etwas glücklos, hauptsächlich vor der gegnerischen Kiste, da fehlt uns leider jemand wie...

Omar Marmoush. Solche Typen sieht man zwar hin und wieder auch beim FC St.Pauli, aber wenn dann meist nur als Leihgabe aus der Entwicklungsabteilung von Vielknetevereinen und wenn man sie dann später tatsächlich mal wiedersieht stehen sie beim Gegner auf der Gehaltsliste. 

Das ist heute besonders ärgerlich, wenn Manchester City die kolportierten 80 Millionen schon in der letzten Woche an Frankfurt überwiesen hätte, wäre wenigstes ein Unentschieden drin gewesen. So macht Omar halt wieder lauter marmoushige Sachen, was ich immer richtig geil fand als er für uns auf dem Platz stand, aber sehr gewöhnungsbedürftig auf der Gegnerseite.

Unsere Defensive hat jedenfalls sehr viel Arbeit mit ihm und seinem Partner und Ekitiké ist es auch, der den Ball als erster im Netz versenkt. Glücklicherweise ist das noch Abseits, bei Marmoush ist es zehn Minuten später das 0:1. Erinnert mich fatal an das 0:1 gegen Bayern, diese Wunderkindertore von Ausnahmespielern muss man einfach hinnehmen, so etwas passiert, da hilft es nur selber welche zu schießen.

Dummerweise bekommen wir das einfach nicht gebacken, sonst hätten wir sogar in Führung gehen können. Als Guilavogui es schafft, den Ball aus zwei Metern Entfernung noch über die Latte zu bugsieren hätte ich fast gerufen "den hätte meine Oma gemacht", aber dann kommt Marius Ebbers wieder aus irgend einer Ecke hervor und macht einen Wettbewerb daraus.

Die zweite Hälfte bekommt ein Like von der FDP. Offene Feldschlacht. Mit leichten Vorteilen auf unserer Seite, Alutreffern auf jeder Seite, Schiedsrichtergepöbel von meinem Nebenmann, nervtötender Zeitschinderei während der sechs Minuten Nachspielzeit und immer noch mit der Hoffnung auf einen Treffer in den letzten Sekunden, nur fällt der leider ncht mehr.

Wieder einmal waren wir nicht chancenlos, wieder einmal haben wir die leider nicht genutzt, die wir hatten - und gegen Frankfurt waren das nicht wenige. Nur gegen direkte Konkurrenten zu punkten wird höchstwahrscheinlich nicht ausreichen wenn wir die Klasse halten wollen.


Was sonst noch gut war:

Die Anreise mit PKW (aus Gründen)

Was (erwartbar) schlecht war:

Die Abreise mit PKW.

Frankfurter Ultras


Fotos dazu: Gegengerade Millerntor FC St.Pauli - Eintracht Frankfurt, Endstand 0:1

Links dazu: Unnötige Niederlage von Stefan Groenveld Mein(e) Oma(r) fährt am Millerntor Motorrad vom Übersteiger Nur ein Marmoush besser vom Millernton

Musik dazu: Herbie Hanccock - Maiden Voyage / Head Hunters